311/A(E) XXII. GP
Eingebracht am 04.12.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Mag. Maier, Erika Scharer
und Genossinnen
betreffend den sofortigen Um- bzw. Ausbau des
Hauptbahnhofes Salzburg
Auf Basis von Expertengutachten und unter Einbindung von
Vertretern von Bund, Land und
Stadt Salzburg, ÖBB und anderer Verkehrsunternehmen sowie des Salzburger
Verkehrsverbundes
wurde am 19.9.1997 von der Salzburger Landesregierung das NAVIS -
Schieneninfrastrukturprogramm
beschlossen.
Die darin enthaltenen Ausbaupläne sollten aus dem
Salzburger Hauptbahnhof eine moderne
Drehscheibe
für den Schienennahverkehr für den Großraum Salzburg entstehen lassen. Mit
der
damals von den ÖBB begonnen Ankündigung einer großen
"Bahnhofsoffensive" ergaben
sich für den Salzburger Hauptbahnhof neue Perspektiven.
Mittlerweile ist von vielen innovativen Plänen nicht mehr
viel übrig geblieben:
Streichung
von Finanzmitteln, Redimensionierung von Projekten und Verschiebung von
Bauterminen
in weite Ferne ist mittlerweile die erkennbare Politik in vielen Fällen der
Verkehrspolitik
geworden.
Besonders das Bundesland Salzburg, scheint es, bleibt
dabei auf der Strecke. Vom baldigen
Ausbau
bzw. großen Umbau des Salzburger Hauptbahnhofes ist überhaupt keine Rede mehr,
die HL-Strecke auf der Westbahnstrecke wird ausgerechnet zwischen Salzburg und
Schwanenstadt zum Flaschenhals und der Ausbau der Tauernbahn soll erst im Jahr
2012
fortgesetzt
werden. Was derzeit erfolgt ist der Ausbau des Nahverkehrs im Großraum
Salzburg
(NAVIS). Die ersten Haltestellen wurden vor kurzem in Betrieb genommen (S-Bahn
Salzburg).
Die derzeitige Planung ist Stückwerk:
Die HL-AG plant den Westbahnausbau, die ÖBB nur den Umbau des
Salzburger
Hauptbahnhofes und die neuen Haltestellen Salzburg-Süd
(aufgrund des NAVIS -
Nahverkehrsinfrastrukturprogramm). Damit ist es aus!
Erst eine integrierte Planung Westbahnausbau,
Bahnhofsumbau Salzburg & Seekirchen
und die Zusammenführung der ÖBB- und Lokalbahngleise am
Salzburger
Hauptbahnhof ergeben ein sinnvolles Ganzes.
Auch der General
verkehrsplan (GVP) bringt dazu bedauerlicherweise keine Klarheit.
Es bleibt auf alle Fälle die Tatsache, dass der
Hauptbahnhof Salzburg sowohl funktionell als
auch in der sonstigen Infrastruktur dringend verändert und durchgehend erneuert
werden
müsste.
Der Salzburger Hauptbahnhof zählt zu den drei wichtigsten
und aufkommensstärksten
Bundesländerbahnhöfen in Österreich - die Bundeshauptstadt Wien einmal
ausgenommen. Er
befindet sich in einem baulich sehr unbefriedigendem Zustand. Mit seinen rund
66.000
Umsteigern (vergleiche die Studie von H. Koch aus dem Jahr 1996) kommt er in
der Reihung
der wichtigsten Bundesländerbahnhöfe gleich nach Linz und Graz und liegt noch
vor
Innsbruck und weit vor Klagenfurt.
Der EU-Beitritt Österreichs und die Aufhebung der
Binnengrenzen innerhalb der EU haben
seine
Funktion nachhaltig verändert. Bisher ist die bauliche Infrastruktur vor allem
von seiner
Aufgabe
als Österreichs wichtigster Grenzbahnhof geprägt: eine Reihe von
Kopfbahnsteigen
und sonstige bauliche Gegebenheiten zur Kontrolle der über die Landesgrenzen
reisenden
Fahrgäste
haben dem Rechnung getragen.
Die Verkehrssituation für den Salzburger Hauptbahnhof
stellt sich jedoch mittlerweile
völlig anders dar.
Zum einen seine Rolle als zentrales Einfallstor für den
Personenverkehr auf der
Schiene von Westeuropa nach Österreich und in die
Balkanländer. Zum Zweiten
seine Funktion als zentrale Drehscheibe für den
Nahverkehr im Großraum Salzburg und in der
Europaregion Salzburg/Berchtesgadener Land.
Für diese neue Aufgabe ist der Salzburger Hauptbahnhof
baulich rasch zu adaptieren. Dafür
ist seine grundlegende bauliche und funktionelle
Umgestaltung notwendig. Die vielen
bisherigen Kopfbahnsteigen müssen zu einer größeren Zahl
zu durchgehenden Bahnsteigen
umgebaut werden. Nur so kann ein verstärkter
Regionalverkehr auf der Schiene von Golling
bzw. Straßwalchen nach Taxham/Freilassing und in den angrenzenden
bayerischen Raum, für
den Salzburg immer mehr in die Rolle eines Oberzentrums
hineinwächst, effizient und
fahrgastfreundlich abgewickelt werden (NAVIS).
Dies alles wird unterstrichen durch die Ergebnisse der
letzten Volkszählung. Die Gemeinden
um die Stadt Salzburg haben einen starken Zuwachs an
Wohnbevölkerung erfahren. So
beträgt bspw. der Zuwachs der Bevölkerung im Bezirk
Salzburg Umgebung rund 15 Prozent.
Die Auswirkungen durch den zunehmenden Straßenverkehr
(insbes. dem Pendlerverkehr)
sind bereits täglich zu sehen. Neben den rein
funktionellen Umbauten im Gleisbereich ist
auch eine bauliche Generalsanierung dringend angesagt.
Diese ist ebenfalls für ein gut
funktionierendes Nahverkehrszentrum notwendig.
Der derzeitige bauliche Zustand des Hauptbahnhofes
Salzburg stellt außerdem kein
Renommee, sondern eher eine Schande für die
Festspielstadt Salzburg dar. Es darf daran
erinnert werden, dass der Bahnhof in der Festspielstadt
Bregenz bereits vor einigen Jahren
neu gebaut wurde. Zur Zeit wurden bzw. werden zahlreiche
Bahnhöfe in Österreich erneuert,
nur nicht der der Landeshauptstadt Salzburg.
Die Situation am Arbeitsmarkt in Österreich entwickelt
sich äußerst unerfreulich. Dies gilt
besonders für die Baubranche. Aus- bzw. Umbauprojekte
von Bahnhöfen würden für diese
notleidende Branche wichtige Impulse bedeuten. Auch aus
diesem Grunde sollten die
vorgenommen Kürzungen der Gelder für die
"Bahnhofsoffensive" neu überdacht und
rückgängig gemacht werden.
Absolut abzulehnen ist in diesem Zusammenhang auch die
vorgesehene ÖBB-Finanzierung
2003 - 2008.
Skurril und betriebswirtschaftlich bedenklich ist die
ÖBB-Reform bzw. die Zweiteilung der
Bahn-Infrastruktur in eine Neubau-AG und eine
Betriebs-AG.
Laut Bundesregierung ist eine Neustrukturierung der Bahn
nötig, um den enormen
Zuschussbedarf- derzeit angeblich 4,4 Mrd. Euro - zu
senken. Hinter jedem erhaltenen
Zuschuss steckt allerdings eine Leistung in Form des
Infrastrukturerhaltes und Ausbaus (über
2,3 Mrd. Euro) bzw. in Form von gemeinwirtschaftlichen
Leistungen (rollende Landstraße,
ermäßigte Tarife für Jugendliche, Pendler und Senioren -
insgesamt über 600 Mio. Euro) -
zusammen mehr als 2,9 Mrd. Euro.
Durch das nun vorliegende Bundesbahnstrukturgesetz
werden die notwendigen Investitionen
für den Bahnhofsausbau in keiner Weise gesichert. Das
Wort Bahnhofsoffensive findet sich in
keinen Unterlagen der Bundesregierung zur ÖBB-Reform. Zu
befürchten ist daher, dass der
Um- bzw. Ausbau des Hauptbahnhofes Salzburg wieder
einmal auf die lange Bank geschoben
wird, in Anbetracht der nächsten Großereignisse in
Salzburg (z.B.
Fußballeuropameisterschaft, Radweltmeisterschaft) ein unhaltbarer
Zustand.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
Die Bundesministerin
für Verkehr, Technik und Innovation wird aufgefordert:
1. Finanzielle
Mittel aus dem Titel Bahnhofsoffensive für den sofortigen Aus- und Umbau
des Salzburger Hauptbahnhofes zur Verfügung zu stellen, damit dieser seiner
Funktion
als
zentrale Drehscheibe v.a. für den ÖPNV im Großraum Salzburg gerecht wird.
2. Sich innerhalb der Bundesregierung
einzusetzen, dass entsprechende Mitteln für einen
Aus-
und Umbau des Salzburger Hauptbahnhofes garantiert werden.
3. Innerhalb der Bundesregierung
sicherzustellen, dass arbeitsmarktpolitische Maßnahmen
und konjunkturfördernde Bundesmittel zur Belebung der Bauindustrie für den Aus-
und
Umbau
des Salzburger Hauptbahnhofes herangezogen werden.
4. Bei den
zuständigen Stellen der EU entsprechende finanzielle Mittel zu lukrieren, damit
notwendige
Infrastrukturmaßnahmen (bspw. den Um- und Ausbau des Hauptbahnhofes
Salzburg)
im Bahnbereich für die Euregio (Salzburg, Berchtesgader Land, Traunstein)
durchgeführt
werden können.
Zuweisungsvorschlag: Verkehrsausschuss