318/A(E) XXII. GP

Eingebracht am 28.01.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Mag. Hoscher, Erika Scharer

und GenossInnen

betreffend ein Maßnahmenpaket zur Rettung tausender Tourismusbetriebe in

Wintersportzentren

Der Klimawandel bedroht immer stärker den österreichischen Wintertourismus, insbesondere
in tieferen Lagen. Eine UN-Studie, die im Dezember 2003 beim Sportkongress in Turin
vorgestellt worden ist, belegt die Situation dramatisch. Demzufolge wird in Österreich die
Schneefallgrenze in den nächsten dreißig bis fünfzig Jahren um 200 bis 300 m steigen.
Dort, wo Schipisten noch in den 70er Jahren länger als vier Monate genutzt werden konnten,
wird ohne Beschneiungsanlage die Nutzungsdauer auf weniger als drei Monate im Jahre
fallen.

Die Folge für die Tourismusbetriebe in jenen betroffenen Gemeinden, die großteils unter
1000 m Seehöhe liegen, sind dramatisch. Die Bettenauslastung sinkt im jährlichen
Durchschnitt durch Saisonverkürzung, die finanzielle Ertragskraft der Betriebe verringert sich
systematisch. Paralell dazu kommt es auch zu einem Finanzierungsloch bei den
Liftbetreibergesellschaften, womit in Hinkunft zusätzliche Investitionen (z.B. Beschnei-
ungsanlagen) oder Maßnahmen zur Kapazitätssteigerung und damit zur Umsatzsteigerung in
der verbliebenen kürzer gewordenen Schneeperiode in Frage gestellt werden.

Die Situation ist somit dramatisch, und verlangt vor allem für tiefer gelegene Wintersportorte
ein langfristiges Konzept zur Verlagerung der Schwerpunkte im Tourismusangebot.

Andere Orte, die etwas höher gelegen sind, werden mit zusätzlichen Investitionen in
Beschneiungsanlagen zumindest in den nächsten Jahren auskommen. Dabei sind gemäß einer
Analyse des Studienganges "Infrastruktur Wirtschaft" der Fachhochschule Joaneum
Beschneiungsanlagen im Hinblick auf den Klimawandel unbedeutend. So tragen
Schneekanonen nur etwa ein Hundertstel zu den gesamten durch den Wintertourismus
verursachten CO2-Emissionen bei.


Die unterzeichneten Abgeordneten stellen in Sorge um die Zukunft tausender Betriebe und
Beschäftigter in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

1.      Die Bundesregierung wird aufgefordert, endlich einen mit den Ländern

aus verhandelten und ausfinanzierten Nationalen Klimaschutzplan dem Nationalrat
bis spätestens 30. 6. 2004 vorzulegen, welcher wirksame Maßnahmen zur
Beschränkung der klimawirksamen Emissionen (insbesondere Wärmedämm -
maßnahmen im Zuge einer Althaussanierung, Energiesparen und Förderung
erneuerbarer Energieträger sowie Steigerung der Attraktivität des öffentlichen
Verkehrs) beinhaltet und die Erreichung des Kyoto-Ziels in Österreich bis 2010
sicherstellt.

2.      Der Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten wird aufgefordert, ein
Maßnahmenpaket v.a. für all jene Gemeinden in Schigebieten in Österreich
ausarbeiten zu lassen, bei denen sich der Liftbetrieb im Gemeindegebiet in den
letzten fünf Jahren auf weniger als 100 Tage verkürzt hat. Dabei ist eine
Anpassungsmöglichkeit der Tourismuskonzeption der Gemeinden unter
Ausarbeitung spezifischer hochwertiger Tourismusprogramme im Zusammenhang
mit den jeweiligen Tourismusmanagern der Region sicherzustellen und im Anschluss
dessen die Umsetzung mit öffentlichen Förderungsmitteln zu unterstützen.

Als neue Schwerpunkte kommen unter anderem in Frage:

-    der Ausbau alternativer hochwertiger Sportmöglichkeiten wie Langlaufen,
Hundeschlittenfahren, Golf, Reitsport, Segelfliegen oder Tennis,

-    die Verwirklichung naturnaher Tourismuskonzepte und die Konzentration
auf Wander-, Mountainbike-, Kletter-, Jagd- und Fischereitourismus,

-     die Setzung geothermischer Bohrungen zum Ausbau von Wellness- und
Beautycentren im alpinen Raum, sofern aufgrund von entsprechenden
Markstudien für diesen Tourismuszweig noch ausreichende Chancen
bestehen,


-    der Aufbau von Kultur- und Gastronomieschwerpunkten samt

Veranstaltungen, philosophisch/esoterischen Zentren und Denkfabriken
unter Nutzung von Burgen, Klöstern und anderen historischen Gebäuden
der Region, um der zunehmenden Sehnsucht der Menschen nach
Individualität und Ruhe entgegenzukommen,

-    Abenteuerurlauben samt modischen Extremsportarten

-    die Nutzungsmöglichkeit von Unterkünften für Seniorenpflege und
Lebenshilfezentren.

Um neue derartige Tourismuskonzepte optimal zu fördern, ist eine eigene Anlaufstelle von
Seiten des Bundes zu schaffen.

3.      Der Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten wird aufgefordert, für
Schipisten unter 2000 m Seehöhe eine Förderungsaktion für Beschneiungsanlagen
durchzuführen, um die touristische Nutzung bei bestehenden teuren Liftanlagen zu
verlängern. Gleichzeitig ist in den Gemeinden die Möglichkeit zu geben, ausreichend
Wasser zu Beschneiungszwecken entweder aufzustauen oder notfalls aus
Privatgewässern unter Beachtung der ökologischen Funktionsfähigkeit zu entnehmen.

 

 

 

Zuweisungsvorschlag: Wirtschaftsausschuss