340/A(E) XXII. GP
Eingebracht am 10.02.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abgeordneten Erika Scharer, Lackner, Mag. Maier
und Genossinnen
betreffend fehlendem Schutz der Kinder- und
Babygesundheit vor gefährlichen Chemikalien
in Polycarbonat-Babyflaschen
Nach Ergebnissen aus „Öko-Test" 2003 wurden in
Babyflaschen aus Plastik bedenkliche
Mengen
Bisphenol A vorgefunden. Die untersuchten Kunststoffflaschen bestehen aus
Polycarbonat, welches sich beim Erhitzen spalten kann. Aus diesem Grund bildet
sich
Bisphenol A, ein im menschlichen Körper östrogen-ähnlich wirkendes Hormon, immer
neu.
Bei längerem Gebrauch wäscht es sich nicht aus, sondern kann unter gegebenen
Umständen
noch ansteigen. Besonders bei Säuglingen, bei denen das Hormonsystem noch nicht
ausgereift
ist, können dadurch negative Folgen auftreten. Die Wissenschafter im „Öko-Test"
sprechen in
diesem Zusammenhang von Unfruchtbarkeit, Fehlbildungen und verfrühter sexueller
Reife.
Bei den angegebenen Tests wurde einerseits geprüft, wie
viel Bisphenol A in einer neu
gekauften Flasche steckt. Andererseits wurde getestet, wie viel von der
Substanz in das
eingefüllte Tee- oder Milchgetränk übergeht, wenn dieses heiß in die Flasche
eingefüllt wird.
Da sich Polycarbonat wie schon erwähnt, beim Erhitzen spalten kann, wurde
getestet, wie
sich die Polycarbonat-Flasche im Alltag verändert, wenn sie beispielsweise in
einer
Spülmaschine gesäubert und innen zerkratzt wird. Im Test wurde Wasser
verwendet. Die
Testwerte lassen sich laut Überprüfung auch auf Milch übertragen, da diese
überwiegend aus
Wasser
besteht.
Entsprechend der Zubereitungsart traten bis zu 150
Mikrogramm/Liter aus der Flasche in die
Säuglingsnahrung
aus.
Im Testergebnis ungenügend stellten sich die Ergebnisse
bei der Zubereitung von
Babynahrung in der Mikrowelle dar. Trinkt demnach ein Säugling täglich das bei
dieser
Zubereitungsart sich lösende Bisphenol A, wird die Menge, die bislang als
ungefährlich galt,
überschritten.
„Mangelhaft" sind in dieser Testreihe drei
Zubereitungsarten: „ Wenn die Babyflasche direkt
nach dem Auskochen mit einem warmen Getränk befüllt wird, lösen sich geringe
Mengen
Bisphenol A. Ebenso besteht diese Gefahr bei einer zerkratzten Flasche. Und von
einer
Flasche, die früher in der Mikrowelle stand, gehen ebenfalls geringe Mengen in
ein warm
eingefülltes Getränk über. " (,,Öko-Test",
2003)
Ebenso wie das Auskochen von Flaschen
erwies sich auch das Säubern in der Spülmaschine
als
ungefährlich, auch wenn sich bei der ersten Methode 3,65 Mikrogramm/Liter in
das erste
eingegossene
heiße Wasser lösten.
Wenn die Flasche von innen beschädigt war, lösten sich
2,3 Mikrogramm/Liter ins Getränk.
Bei
Sterilisation in der Mikrowelle, löste sich wesentlich mehr des Hormongiftes:
Bis zu
114
Mikrogramm/Liter wurden nach dem ersten Auskochen festgestellt, bis zu
88 Mikrogramm/Liter beim zweiten Mal in der Mikrowelle und beim dritten Mal
ergab sich
ein
Wert von 157 Mikrogramm/Liter.
Wird Wasser in der Mikrowelle zum
Kochen gebracht, lösen sich diese extrem hohen Werte,
bei niedrigen Temperaturen werden bis zu 67 Mikrogramm/Liter Bisphenol A frei.
Zusätzlich besteht bei einer Flasche
die bereits in der Mikrowelle stand die Gefahr, dass sich
beim nächsten Mal Bisphenol A löst, wenn die Flasche nur mit einem heißen
Getränk befüllt
wird. In diesem Fall wurden von den
Wissenschaftern 2,5 Mikrogramm/Liter nachgewiesen.
Bislang galt ein Grenzwert von 0,01 Milligramm Bisphenol
der pro Kilogramm
Körpergewicht
an einem Tag nicht überschritten werden sollte. Laut der aktuell vorliegenden
Austestung
und den Ergebnissen scheint eine Korrektur dieses Wertes unabdingbar, obwohl
der
Abschluss diesbezüglicher Untersuchungen und deren Langzeitfolgen noch nicht
vor liegt.
Deshalb
wurde auch in Ländern wie Japan nach Entscheidung des dortigen
Gesundheitsministeriums auf Kunststoffflaschen aus Polycarbonat verzichtet. Im
europäischen
Raum ist in der Großzahl an Kunststoffflaschen Polycarbonat enthalten.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher
nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin
für Gesundheit und Frauen, sowie
der Bundesminister für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
wird
aufgefordert, bisher ausgebliebene flächendeckende Untersuchungen an Baby-
Kunststoffflaschen in Österreich zu veranlassen um bei Nachweis schädlicher
Substanzen,
insbesondere hormonähnlicher Stoffe wie Bisphenol A, deren Langzeitwirkung ohne
Kontrolle und Austestungen nicht abzuschätzen ist, entsprechende
marktwirtschaftliche
Schritte zu setzen sowie die Herstellung unbedenklicher Güter oder den Verkauf
von
Glasflaschen zu forcieren.
Zuweisungsvorschlag: Gesundheitsausschuss