398/A(E) XXII. GP
Eingebracht am 26.05.2004
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
des Abgeordneten Grünewald, Broukal
und FreundInnen
betreffend 100 Millionen Euro als Sofortmaßnahme
für die Grundlagenforschung in Österreich (die Universitäten und den Fonds zur
Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF))
Die Bundesregierung hat beim Reformdialog am 15.4.2004 eine
forschungspolitische Offensive angekündigt. Die Struktur der
Forschungsförderungslandschaft soll neu organisiert und ein eigenes „Haus der
Forschung“ eingerichtet werden. Vor allem im Bereich der Grundlagenforschung
scheinen dabei jedoch zentrale Bereiche wenig durchdacht. Außerdem besteht der
Verdacht einer politisch motivierten Einflussnahme in bestehende und
funktionierende Strukturen der Forschungsförderung. Die Kernprobleme der
Grundlagenforschung in Österreich, nämlich die nicht vorhandene
Planungssicherheit und die im internationalen Vergleich zu geringe Budgetierung
des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, werden durch diese
Offensive jedenfalls keineswegs gelöst.
Der unabhängige Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
(FWF) wird nun durch politisch besetze Aufsichtsräte in bewährter Proporzmanier
mit Gewährsleuten der Regierungsparteien besetzt. Das ist ein plumper Eingriff
in die Autonomie des FWF und sicher nicht das, was international üblicherweise
als Weltklasse bezeichnet wird. Unverständlich ist auch, dass der für
wirtschaftsnahe Forschung zuständige Minister Gorbach doppelt so viele Aufsichtsräte
bestellt wie die für die Grundlagenforschung zuständige Ministerin Gehrer.
Mit 100 Mio. Euro Jahresbudget ist der FWF im EU-Vergleich massiv
unterdotiert. Das finnische Pendant ist mit annähernd 200 Mio. Euro, der
Schweizerische Nationalfonds sogar mit 300 Mio. Euro budgetiert. Und die
Planbarkeit geht nach wie vor nicht über das Jahresbudget hinaus. Offenbar
fehlt der Bundesregierung jedes Verständnis für das Funktionieren und die
Bedeutung der Grundlagenforschung. Strukturreformen lösen jedenfalls keine
budgetären und strategischen Defizite.
Bei einem am 7. Mai 2004 im Parlament auf Initiative des
Wissenschaftssprechers der Grünen, Kurt Grünewald, gemeinsam mit dem
Wissenschaftssprecher der SPÖ, Josef Broukal, veranstalteten Runden Tisch zur
Forschungspolitik in Österreich kamen betroffene WissenschaftlerInnen und
RepräsentantInnen wissenschaftlicher Gesellschaften Österreichs zu Wort, um auf
die prekäre Situation der Grundlagenforschung in Österreich aufmerksam zu
machen. In fast allen wissenschaftlichen Disziplinen kommt es zu einer
verstärkten Abwanderung junger WissenschaftlerInnen ins Ausland, da die
Forschungslandschaft Österreichs keine ausreichenden Perspektiven bietet.
Trotz mehrfacher Hinweise von ExpertInnen, dass in vielen
Forschungsbereichen eine moderne Grundausstattung fehle, wurden keine
diesbezüglichen Maßnahmen getroffen, um die Infrastruktur auf internationales
Niveau zu heben. Der FWF soll ein eigenes, additives Budget für
Infrastrukturkosten, die im Rahmen konkreter Forschungsprojekte anfallen,
bekommen. Diese Aufgaben und zusätzliche Finanzierungen von
Schwerpunktprojekten dürfen jedenfalls nicht auf Kosten des ohnehin bereits
äußerst knappen Budgets des FWF gehen.
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur wird
aufgefordert, dem FWF und den Universitäten als Sofortmaßnahme im Jahr 2004
zusätzliche 100 Millionen Euro für die Grundlagenforschung in Österreich zur
Verfügung zu stellen.“
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuß für Wissenschaft und Forschung vorgeschlagen.