483/A(E) XXII. GP
Eingebracht am 09.12.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Bettina Stadlbauer
und GenossInnen
betreffend „Schutzzonen rund um Abtreibungskliniken"
Seit 1975, also beinahe 30 Jahre, ist
es in Österreich für Frauen möglich, straffrei
und unter
medizinisch sicheren Bedingungen eine Abtreibung vornehmen zu lassen.
Trotzdem üben
seit einigen Jahren radikale Abtreibungsgegner tagtäglich vor den
Abtreibungskliniken in Wien und anderen österreichischen Städten Psychoterror
gegenüber Frauen, die Hilfe und Unterstützung bei ungewollter Schwangerschaft
suchen, aus.
Die mehr als fragwürdigen Methoden der selbsternannten
„Lebensschützer"
sind: Einschüchterung, bewusste Falschinformation, Belagerung,
Gerichtsverfahren gegen VerteidigerInnen des Schwangerschaftsabbruches bis hin
zu Morddrohungen gegen ÄrztInnen,
die Abtreibungen vornehmen.
Konkret sind diesem Terror
PatientInnen und Personal im Ambulatorium am Wiener
Fleischmarkt
sowie der Lucina Klinik im 2. Wiener Gemeinde Bezirk betroffen. Die
Klinik Lucina musste wegen
andauerndem Terror sogar geschlossen werden.
Vor der Klinik am Wiener Fleischmarkt
ist tagtäglich ein Aktivist von Human Life
International (HLI) postiert, betend mit einem Rosenkranz in der Hand. Andere
Mitarbeiter von HLI sind in einigen Metern Entfernung der Klinik aufgestellt
und
belästigen alle Frauen, die an der Klinik vorbeigehen, egal, ob sie auf dem Weg
in
die Klinik
sind, oder nicht. Es werden Plastikföten verteilt und Folder mit
abstoßenden,
blutigen Bildern. Die Abtreibungsgegner versuchen die Frauen zu
überreden, in ihr
„Lebenszentrum" mitzukommen, das gleich um die Ecke der Klinik
Hegt
Im Juni dieses Jahres musste die Klinik
Lucina, vormals Mairo, in der Sperlgassse im
2.
Wiener Gemeindebezirk geschlossen werden, nachdem HLI-Österreich-Chef
Dietmar Fischer das Haus gekauft hatte, in dem die Klinik untergebracht
war. Mit
ständigem Terror und Repressalien
gegenüber Personal und PatientInnen erreichte
HLI und sein
Österreich-Chef Dietmar Fischer, dass die Betreiberin der Klinik
schließlich zum Aufgeben gezwungen
war und schließen musste.
Frauen, die ungewollt schwanger werden,
befinden sich in einer Krisensituation
unterschiedlichen Ausmaßes und bedürfen daher eines geschützten Rahmens, wie
unsere
Gesellschaft sie anderen Menschen in Krisensituationen auch zugesteht.
Wenn eine Frau die Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch getroffen hat,
gebührt ihr Schutz, damit sie diese
rechtmäßige Entscheidung auch ohne psychische
und physische Gefährdung durch selbsternannte
„Lebensschützer" auch umsetzen
kann.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag:
Der Bundesminister für Inneres wird ersucht, so rasch wie
möglich einen Bericht über
die in der Begründung dargestellte Situation rund um Abtreibungskliniken zu
erstellen
und dem Nationalrat zuzuleiten. Dieser
Bericht soll die dem BMI bekannten
Sachverhalte und die Reaktionen der Sicherheitsexekutive darauf
darstellen.
Gleichzeitig sollen in diesem Bericht
Vorschläge dem Nationalrat zugeleitet werden,
wie man diese untragbare Situation
bestmöglich abstellen kann, insbesondere ob die
Errichtung von „Schutzzonen" um
Abtreibungskliniken aus sicherheitspolizeilichen
Überlegungen sinnvoll erscheint.
Zuweisungsvorschlag: Ausschuss für Innere Angelegenheiten