589/A(E) XXII. GP
Eingebracht am 07.04.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Entschließungsantrag
des Abgeordneten Brosz, Freundinnen und Freunde
betreffend Kassasturz im
Schulbereich.
Die Angaben des
Unterrichtsministeriums bezüglich der öffentlichen
Bildungsausgaben
beziehen sich auf die von der OECD erstellten Studie „Bildung
auf einen
Blick", die Aufschluss über die Bildungsbudgets im internationalen
Vergleich
gibt. Bezugnehmend auf diese Daten, wird von Seiten der Regierung
betont, dass Österreich
vergleichsweise viel Geld für Bildung ausgibt.
Bei genauerem Hinsehen ergeben sich allerdings
methodische Probleme, die die
Aussagekraft der OECD-Bildungsdaten
enorm einschränken. Eine seriöse
internationale Vergleichbarkeit ist aus zwei Gründen nicht gegeben:
1.
Die OECD berücksichtigt in ihrer Rechnungsweise Bildungsausgaben, die
wenig bzw. gar nichts über die tatsächliche Qualität des Bildungssystems
aussagen. So
werden etwa die fiktiven Kosten für die zukünftigen Pensionen
der
LehrerInnen und Ausgaben für SchülerInnenfreifahrten mit einbezogen.
2.
Die Angaben beruhen auf den von den unterschiedlichen Ländern
ermittelten
und an die OECD übermittelten Daten. Die jeweiligen Berechnungsmethoden
der nationalen
Bildungsausgaben werden von der OECD vorgegeben, sind
teilweise aber
relativ frei auslegbar. Aufgrund
der erheblichen Unterschiede
innerhalb der Systeme ergeben sich
enorme Widersprüchlichkeiten.
So rechnet die OECD beispielsweise
Pensionsbeitragszahlungen für aktiv
tätige
LehrerInnen zu den Bildungsausgaben. Je nach Pensionssystem
werden diese
Daten auf unterschiedlichem Weg ermittelt. In Ländern mit
beitragsorientierten
Pensionssystemen wie Österreich werden die fiktiven
Pensionsbeträge
geschätzt und zu den Bildungsausgaben hinzugerechnet.
Hier wird ein
Satz von 30% der Bruttobezüge angenommen. Das heißt, es
werden die geleisteten
ArbeitgeberInnenbeiträge von rund 12% und zusätzlich
30% fiktive Pensionsanteile zu den Bildungsausgaben hinzugerechnet.
In Finnland hingegen werden zusätzlich zu
4,5% ArbeitnehmerInnenbeiträgen,
nur die Arbeitgeberlnnenbeiträge die
in den Pensionsfonds eingezahlt
werden, berücksichtigt. Das sind etwa 16% des Bruttogehalts.
Österreich gibt also Kosten für zukünftige
Pensionszahlungen von 42% der
Aktivbezüge - Finnland von etwa 20% an.
Die OECD gibt zwar auch hier die Meßmethode
vor - besonders für Länder
mit einem
beitragsorientierten Pensionssystem ist diese aber relativ frei
auslegbar. Es gibt eigentlich keine
standardisierte Meßmethode für diejenigen
Länder, die fiktive Pensionen mit einbeziehen.
Aufgrund der mangelnden Aussagekraft
der OECD-Daten ist es daher fahrlässig
davon zu sprechen, dass Österreich
mehr als andere Länder für das Bildungssystem
ausgibt. Die Bildungsausgaben liegen weit
unter der Inflationsrate. So sind die
Ausgaben für Bildung und Kultur im
Budget des Bundes von 2001 bis 2006 in
absoluten Zahlen von 5,733 auf 6,012
Milliarden Euro gestiegen, was eine
Steigerung von nur 4,8%, also weniger
als 1% pro Jahr ergibt. Die prognostizierte
Entwicklung des BIPs weist für denselben Zeitraum eine Steigerung von 17,9%
auf.
Das BIP steigt also um fast das Vierfache der Bildungsausgaben. Das
Argument der
Budgetsanierung hält ebenfalls nur bedingt,
da die Gesamtausgaben des Bundes
von 2001 bis 2006 von 60,4 auf 66,2 Milliarden Euro, also um 9,6%
gestiegen sind.
In Finnland sind die Gesamtausgaben des
Bundes von 2003 bis 2005
vergleichsweise um 1,93% gestiegen.
Die Bildungsausgaben sind im selben
Zeitraum um 6,2% gestiegen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:
Der Nationalrat wolle beschließen:
Die Bundesministerin für Bildung,
Wissenschaft und Kultur wird aufgefordert einen
Kassasturz einzuleiten, der die tatsächlichen Bildungsausgaben transparent
macht.
Ziel ist die
Klarstellung darüber, wie viel tatsächlich für das Bildungssystem
ausgegeben
wird.
Ein detaillierter Vergleich der
Bildungsausgaben von Österreich mit dem PISA-
Siegerland
Finnland soll aufzeigen, wo es Probleme der Vergleichbarkeit gibt und
welche Ausgaben die Qualität des
Bildungssystems tatsächlich erhöhen können. Die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft
und Kultur wird aufgefordert, Initiativen
auf europäischer Ebene sowie bei der OECD zu setzen, damit die veröffentlichten
Bildungsausgaben tatsächlich
vergleichbar sind und wirklich bildungsrelevante
Aussagen zulassen.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Unterrichtsausschuß vorgeschlagen.