616/A(E) XXII. GP
Eingebracht am 12.05.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Bettina Stadlbauer, Mag. Walter Posch
und GenossInnen
betreffend „Maßnahmen gegen den Psychoterror radikaler Abtreibungsgegner gegenüber
Frauen, die Hilfe bei ungewollter Schwangerschaft suchen“
Seit 30 Jahren ist es in Österreich
für Frauen möglich, straffrei und unter medizinisch sicheren
Bedingungen
eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Trotzdem üben seit einigen Jahren
radikale
Abtreibungsgegner tagtäglich vor Krankenhäusern und Abtreibungskliniken in
Wien,
Graz, Linz,
Salzburg und anderen österreichischen Städten Psychoterror gegenüber Frauen,
die Hilfe und Unterstützung bei ungewollter Schwangerschaft suchen, aus. Die
mehr als
fragwürdigen
Methoden der selbsternannten „Lebensschützer“ sind: Einschüchterung,
bewusste Falschinformation,
Belagerung, Gerichtsverfahren gegen VerteidigerInnen des
Schwangerschaftsabbruches bis hin zu Morddrohungen gegen ÄrztInnen, die
Abtreibungen
vornehmen.
Konkret sind von diesem Terror Patientinnen und Personal
vor den Krankenhäusern in Linz
und Salzburg betroffen. Die Abtreibungsgegner stehen regelmäßig vor den
Spitälern und
belästigen die Frauen. Weiters ist die Praxis
eines Arztes in Graz betroffen, der im
niedergelassenen Bereich Abbrüche durchführt. Die radikalen Gegner haben
sich in einer
Wohnung über der Praxis eingemietet, schmieren das Stiegenhaus voll und
terrorisieren die
Patientinnen und das Personal täglich. In Wien ist das Ambulatorium am Fleischmarkt
sowie
die Lucina Klinik im 2. Wiener Gemeinde
Bezirk betroffen. Die Klinik Lucina musste wegen
andauerndem Terror sogar geschlossen werden.
Vor der Klinik am Wiener Fleischmarkt
ist tagtäglich ein Aktivist von Human Life
International
(HLI) postiert, betend mit einem Rosenkranz in der Hand. Andere Mitarbeiter
von HLI sind
in einigen Metern Entfernung der Klinik aufgestellt und belästigen alle Frauen,
die an der
Klinik vorbeigehen, egal, ob sie auf dem Weg in die Klinik sind, oder nicht. Es
werden Plastikföten
verteilt und Folder mit abstoßenden, blutigen Bildern. Die
Abtreibungsgegner
versuchen die Frauen zu überreden, in ihr „Lebenszentrum"
mitzukommen,
das gleich um die Ecke der Klinik liegt
Im Juni des Vorjahres musste die
Klinik Lucina, vormals Mairo, in der Sperlgassse im 2.
Wiener
Gemeindebezirk geschlossen werden, nachdem HLI-Österreich-Chef Dietmar Fischer
das Haus gekauft hatte, in dem die
Klinik untergebracht war. Mit ständigem Terror und
Repressalien gegenüber Personal und Patientinnen erreichte HLI und sein
Österreich-Chef
Dietmar Fischer, dass die Betreiberin der
Klinik schließlich zum Aufgeben gezwungen war
und schließen musste.
Der Zugang zu Gesundheitseinrichtungen im allgemeinen ist
ein sensibler Bereich und muss
besonders geschützt werden. Dass die
Aktivitäten der radikalen Abtreibungsgegner als
Psychoterror zu bezeichnen ist, wurde
in Österreich sogar gerichtlich in zweiter Instanz
bestätigt. Frauen, die ungewollt schwanger werden, befinden sich in einer
Krisensituation
unterschiedlichen Ausmaßes und bedürfen daher eines geschützten Rahmens, wie
unsere
Gesellschaft sie anderen Menschen in Krisensituationen auch zugesteht. Wenn
eine Frau die
Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch
getroffen hat, gebührt ihr Schutz, damit sie
diese rechtmäßige Entscheidung auch ohne psychische und physische
Gefährdung durch
selbsternannte „Lebensschützer" auch
umsetzen kann. Der ausgeübte Psychoterror hat bei den
betroffenen Frauen deutliche negative psychische und körperliche
Auswirkungen, es gibt im
angloamerikanischen Raum bereits Studien,
die dies belegen.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag:
Die Bundesregierung wird aufgefordert, einen Bericht über die in der
Begründung dargestellte
Situation
rund um Abtreibungskliniken zu erstellen und dem Nationalrat zuzuleiten. Dieser
Bericht soll auch die Sachverhalte
und die Reaktionen der Sicherheitsexekutive darauf
darstellen. Gleichzeitig soll eine Änderung
des Sicherheitspolizeigesetzes zur Errichtung von
„Schutzzonen“ rund um Abtreibungskliniken geprüft und die Ergebnisse dem
Nationalrat
vorgelegt werden.
Weiters wird die Bundesministerin für Inneres aufgefordert, so rasch
wie möglich ein
ExpertInnenhearing durchzuführen, um eine bestmögliche gesetzliche Regelung zu
finden,
mit der der
Psychoterror von radikalen Abtreibungsgegnern gegenüber Frauen, die Hilfe und
Unterstützung
bei ungewollter Schwangerschaft suchen, abgestellt werden kann.
Zuweisungsvorschlag: Menschenrechtsausschuss