802/A(E) XXII. GP

Eingebracht am 02.03.2006
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Lunacek, Brosz, Freundinnen und Freunde
betreffend „Frauenförderungsbericht zum Spitzensport"

Zu den heurigen olympischen Winterspielen entsendete Österreich 82 Sportlerinnen:
Nur 19 davon sind Frauen. 2002 waren es genauso viele, nämlich 19 von 97. Da war
aber auch die 25-köpfige Eishockey-Mannschaft dabei. Es stellt sich die Frage,
warum der Geschlechtervergleich in Österreich so schlecht für die Frauen ausfällt,
obwohl gerade beim Alpin-Schi-Team zu sehen ist, welche Erfolge das sicherlich
nicht schwache Geschlecht erzielen kann. Im deutschen Team ist das Verhältnis der
Teilnehmerinnen auch nicht 50:50, aber immerhin stehen 97 Männer 65 Frauen
gegenüber.

Nun gibt es seit Beginn dieser Legislaturperiode verstärkte Bemühungen (z.B.
Novellierungen des Bundssportförderungsgesetzes), den Frauensport zu fördern.
Interessante Studien zur Motivation von Mädchen und Frauen im (Spitzen)Sport hat
es ebenso gegeben. Steter Tropfen höhlt den Stein. Doch was muss noch
geschehen, damit die Vertretung und Teilnahme von Frauen im Spitzensport
tatsächlich ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung, nämlich mindestens 50%,
entspricht ?

Die Gründe für die geringe Präsenz der Frauen im österreichischen Spitzensport
sind vielfältig. Die Plattform „Frauen im Sport" hat zahlreiche Vorschläge in die
Diskussion gebracht, um auf die Ursachen dieses Ungleichgewichts unwirksam zu
machen. So fordert die Plattform seit vielen Jahren gleiche Zugangschancen für
Mädchen und Frauen zu allen Sportarten und Disziplinen, ein ausgewogenes
Verhältnis von Frauen und Männern in allen Gremien vor allem in den
Entscheidungsgremien des Sports, die Einrichtung von Frauenreferaten in den
Dach- und Fachverbänden, Erarbeitung von Konzepten zur Förderung von Mädchen
und Frauen im Sport (Schule, Verein, Freizeit, Spitzensport, ...), frauenspezifische
sportwissenschaftliche Forschung und Ausbildung, soziale Absicherung von
Spitzensportlerinnen und einheitliche Preisgelder für Athletinnen und Athleten.

In anderen Staaten, allen voran in den nordischen Ländern Europas sind schon vor
Jahren umfassende Förderprogramme lanciert worden, deren Erfolg sich im
ausbalancierten Geschlechterverhältnis bei internationalen Wettbewerben
widerspiegelt. Der Verbandssport in Deutschland hat dies längst zu seinem Thema
gemacht. So leistet der Bundesausschuss Frauen im Sport des Deutschen
Sportbundes bereits seit den 1950er Jahren Aufbauarbeit, um die Beteiligung der
Frauen auch im Spitzensport zu fördern.

Neben der demokratiepolitischen Notwendigkeit der Gleichbehandlung von Frauen
und Männern im Sport, ist es auch für das Bild Österreichs auf internationalen
Terrain wichtig, - nicht zuletzt auch im Hinblick für Bewerbungen als
Austragungsland für Großsportveranstaltungen - kein antiquiertes, sondern ein


modernes Bild einer Sportlandschaft abzugeben. Es ist höchste Zeit, die
Zugangsmöglichkeiten für Mädchen und Frauen zum Leistungssport umfassend zu
öffnen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:

Der Nationalrat wolle beschließen:

Der Bundeskanzler wird aufgefordert, dem Nationalrat bis 30. Juni 2006 einen
„Frauenförderungsbericht zum Spitzensport" vorzulegen. In diesem sollen die
Ursachen für die mangelnde Präsenz von österreichischen Sportlerinnen bei
internationalen Wettbewerben umfassend analysiert und die Gründe dafür
aufgezeigt werden. Aufbauend auf den Ergebnissen soll ein Maßnahmenkatalog
vorgelegt werden, der im Rahmen eines umfassenden Programms konkrete Schritte
auf den verschiedenen organisatorischen Ebenen und in allen Bereichen des Sports
formuliert. Die daraus entstehenden Kosten sollen im Rahmen des
Bundeshaushaltes abgedeckt werden.

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuss für Sportangelegenheiten
vorgeschlagen.