325/AB XXII. GP

Eingelangt am 11.06.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Bundesministerium für Bildung,

Wissenschaft und Kultur

 

Anfragebeantwortung

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 315/J-NR/2003 betreffend Kürzungen des kreativen
Bildungsangebotes, die die Abgeordneten Mag. Christine Muttonen, Kolleginnen und Kollegen am
14. April 2003 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

Ad 1.:

Die musisch-kreativen Unterrichtsangebote wurden insgesamt nur geringfügig gekürzt.
Einschlägige Studien haben nachgewiesen, dass die Arbeitsbelastung von Schülerinnen und
Schülern zum Teil über dem Ausmaß berufstätiger Erwachsener liegt. Renommierte österreichische
Wissenschafter fordern daher seit Jahren eine Entlastung der Schülerinnen und Schüler, um ihnen
auch in der Freizeit die Möglichkeit zu geben, von vielfältigen kulturellen Angeboten Gebrauch zu
machen und kreativ tätig zu sein.

Ad 2. und 3.:

In den Stundentafeln für autonome Schwerpunktsetzung ist die Untergrenze bei allen
Pflichtgegenständen fix festgelegt. In keinem Fachbereich wurde der bereits jetzt verordnete
autonome Rahmen unterschritten. Somit kann das Bildungsziel des Lehrplanes jedenfalls erreicht
werden. Die Verordnung findet sich in vollem Umfang auf der Homepage des Bundesministeriums
für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Ad 4.:

Im Lehrplan der Haupt schule und der AHS-Unterstufe wurde der autonome Gestaltungsspielraum

erweitert.   Fachübergreifende   Querverbindungen   sind   weniger   eine    Ressourcen-   als   eine

Planungsfrage.


Ad 5.:

Fächerübergreifender Unterricht ermöglicht eine Konzentration der Bildung und die bessere Erar-
beitung von Zusammenhängen. Im musisch-kreativen Bereich können einzelne Unterrichtsthemen
aufgegriffen und mit künstlerischen Mitteln unterstützt und verarbeitet werden.

Ad 6.:

Eine Kontrolle, ob Bildungsziele erreicht wurden, erfolgt über die Leistungsfeststellung und die
Leistungsbeurteilung. An den vielen Projekten der Schulen im musisch-kreativen Bereich zeigt sich
die Vielfalt und die Qualität der schulischen Arbeit.

Ad 7. und 8.:

Über autonome Lehrplanentscheidungen liegen keine statistischen Angaben vor, und liegen in der

Kompetenz der Schulpartner, die von Jahr zu Jahr abgeändert werden.

Ad 9. und 10.:

Der musisch-kreative Bereich ist nicht nur in den Pflichtgegenständen repräsentiert, sondern auch in
einer Vielzahl von zusätzlichen Schwerpunktsetzungen und Projektaktivitäten, die ständig erweitert
werden. Auf die in der Anlage exemplarisch angeführten Aktivitäten und Schwerpunktsetzungen
wird verwiesen (Beilage 1). Sie belegen eine beeindruckende Vielfalt der musikalisch-
künstlerischen Erziehung im österreichischen Bildungssystem, wobei hunderte Musikschulen in
Österreich, die nicht dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur unterstehen,
noch zusätzlich angeführt werden können.

Ad 11. und 12.:

Das Projekt „Schule neu denken", das wichtige Zielsetzungen für die weitere Entwicklung des
Schulwesens enthält, wurde bereits dem Ministerrat in seiner Sitzung am l. April 2003 zur Kenntnis
gebracht. Dort ist auch die Zielsetzung „Zeitgemäße Lernkultur an den Schulen" enthalten, die ein
fächerübergreifendes und projektorientiertes Lernen vorsieht. Es wird Aufgabe der Zukunftskom-
mission sein, Vorschläge für die konkrete Umsetzung zu unterbreiten.


Schuljahr 2001/02

Schulen mit musikalischen Angeboten

 

 

Schulen

 

Klassen

 

Schüler/innen

 

 

 

HS

 

95

 

428

 

10567

 

 

 

Gymnasien

 

5

 

39

 

1093

 

 

 

Realgymn.

 

6

 

54

 

1319

 

 

 

HIB

 

2

 

22

 

1543

 

 

 

Gym.Stud. Musik

 

1

 

9

 

198

 

 

 

ORG-lnstr.

 

72

 

319

 

6834

 

 

 

ORG

 

13

 

66

 

1538

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Musikhauptschulen
Schulen:


 


B

 

K

 

NO

 

 

S

 

St

 

T

 

V

 

W

 

gesamt

 

3

 

7

 

15

 

25

 

9

 

15

 

10

 

5

 

6

 

95

 

Schulerinnen und Schüler:

Geschlecht

 

B

 

K

 

 

 

S

 

St

 

T

 

V

 

W

 

gesamt

 

1 - männlich

 

110

 

217

 

487

 

682

 

195

 

530

 

387

 

220

 

364

 

3192

 

2 - weiblich

 

200

 

587

 

1099

 

1903

 

675

 

1117

 

748

 

493

 

553

 

7375

 

Zusammen

 

310

 

804

 

1586

 

2585

 

870

 

1647

 

1135

 

713

 

917

 

10567

 

MusikAHS

öffentlich/privat     Burgenland    Kärnten   Niederösterr.    Oberösterr.    Salzburg    Steiermark    Tirol     Vorarlberg     Wien
Gesamt 85                              58                       8                  10                 8                  17           7                    7        15

Wien:

 

 

Schulen

 

Klassen

 

VS mit "vermehrtem musikalischem Angebot"

 

 

 

230

 

Musikhauptschulen

 

4

 

 

 

ORG mit Instrumentalunterricht

 

10

 

 

 

musische Sonderformen

 

3

 

 

 

Musikgymnasium

 

1

 

 

 

Musikprojekte

"ÖKS. Moment! Musik"

Gesamt

 

 

St

 

W

 

S

 

B

 

 

T

 

K

 

15 Schulen

 

2

 

2

 

1

 

1

 

1

 

1

 

3

 

4

 

437 Schülerinnen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


ÖKS, Dialogveranstaltungen, Sparte Musik

Gesamt

 

 

St

 

W

 

s

 

B

 

 

T

 

K

 

V

 

Betrag in €
65.361,00

 

11.186,-

 

5.748,-

 

15.731,-

 

12.479,-

 

922,-

 

14.757,-

 

630,-

 

1.212,-

 

2.696,-

 

Schulkulturbudget des Bundes SKB 2002 (Abwicklung ÖKS) wurden in
der Sparte Musik 179 Projekte bewilligt und die maximale Fördersumme von
92.998,-- Euro zugewiesen.

PRIMA LA MUSICA 2002

Teilnehmerinnen an den Landeswettbewerben

Bundesland

 

Solisten

 

Jugendliche
Begleiter

 

Ensembles

 

Wertungen
gesamt

 

Teilnehmer
gesamt

 

Wertungen

 

Teilnehmer

 

Burgenland

 

61

 

1

 

15

 

38

 

76

 

100

 

Kärnten

 

104

 

15

 

48

 

166

 

152

 

285

 

Niederösterreich

 

319

 

5

 

84

 

303

 

403

 

627

 

Oberösterreich

 

268

 

16

 

86

 

312

 

354

 

596

 

Salzburg

 

148

 

1

 

40

 

131

 

188

 

280

 

Steiermark

 

191

 

16

 

54

 

196

 

245

 

403

 

Tirol/Südtirol

 

276

 

9

 

94

 

319

 

370

 

604

 

Vorarlberg

 

113

 

1

 

39

 

148

 

152

 

262

 

Wien

 

168

 

8

 

11

 

38

 

179

 

214

 

gesamt

 

1.648

 

72

 

471

 

1.651

 

2.119

 

3.371

 

KLANGgänge/hörNETZE, Institut für Musikpädagogik

Gesamt

 

NO

 

St

 

W

 

OO

 

6 Schulen

 

1

 

1

 

3

 

1

 

146 Schülerinnen

 

30

 

34

 

71

 

11

 

Projekt "Mit allen Sinnen"

Österreichweit: 68509 Schülerinnen und 3946 Lehrerinnen
129O Referenten Innen bzw. Ensembles

"Kinder musizieren für Kinder"

in Wien werden 360 Konzerte von Kindern für ca.21.000 Volksschulkinder veranstaltet
Angaben für die anderen Bundesländer nicht eingelangt.


Projekt

Schule neu denken

Zukunft der Schule - Schule der Zukunft

Bildung als Schlüssel für die Zukunft

Die Welt ist durch raschen Wandel, zunehmende Globalisierung und immer komplexere wirt-
schaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Beziehungen gekennzeichnet. Die Geschwindig-
keit, mit der sich dieser Wandel vollzieht, spiegelt sich in dem Kontext wieder, von dem alle
Überlegungen über die zukünftigen Ziele der Systeme der allgemeinen und beruflichen Bil-
dung auszugehen haben: Information, Bildung und Wissen sind zunehmend die Antriebskräfte
der neuen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen, Qualifikation und Kompetenz
der Bürger und Bürgerinnen werden damit zum zentralen „Rohstoff, zu den ausschlaggeben-
den Faktoren im internationalen Wettbewerb - sie sind der Schlüssel für die Zukunft unseres
Landes.

Im Spannungsfeld zunehmender Globalisierung und dem merkbar gestiegenen Anspruch auf
persönliche Individualität hat Bildung aber auch die wichtige Aufgabe, die humanitären
Werte der Gesellschaft zu fördern und die bestmögliche Entwicklung und Entfaltung des Ein-
zelnen zu gewährleisten. Nur die verlässliche Sicherung und qualitative Weiterentwicklung
eines hochwertigen und vielfältigen Bildungsangebots schafft daher eine chancenreiche Basis
der Lebens- und Arbeitswelt der Österreicher und Österreicherinnen.

Herausforderung für unser Schulsystem

Unser Schulsystem muss vorausschauend und mit Augenmaß diese enorme Herausforderung
annehmen und für die sichere Grundlage des Erfolgs unseres Landes in einem wettbewerbsfä-
higen, dynamischen und vorwiegend wissensbasierten Wirtschaftsraum sorgen.

Wir brauchen dazu das Bekenntnis zu unverzichtbaren Grundkompetenzen und zu einem so-
liden Bildungsfundament, welches in einer sich rapide verändernden Welt die notwendigen
Orientierungsmarken setzt und zum kritisch-konstruktiven Umgang mit ihr erst befähigt.

Wer jetzt in die Schule kommt, wird mehr noch als frühere Generationen sein ganzes Leben
lang weiter lernen müssen. Es ist deshalb eine der wichtigsten Aufgaben, auf das lebenslange
Lernen als Herausforderung für jeden Einzelnen vorzubereiten. Dies erfordert auch eine
nachdrückliche Straffung der Ausbildungs- und Studienzeiten und der damit verbundenen
Bildungsinhalte, eine kritische Durchsicht aller Lehrpläne sowohl im Hinblick auf die Zu-
kunftsfähigkeit des Lernstoffes als auch im Hinblick auf mehr Verbindlichkeit hinsichtlich
der Grundkompetenzen. Nur auf der Basis verlässlicher fachlicher Kernkompetenzen lassen
sich die für das lebenslange Lernen und die berufliche und individuelle Entwicklung so be-
deutenden dynamischen Fähigkeiten, die fächerübergreifenden Kenntnisse entwickeln und
ausbauen. Dabei muss immer stärker auf die sinnvolle didaktische Verknüpfung der Bil-


dungsinhalte mit den neuen, auf e-learning basierenden Lehr- und Lernmethoden geachtet
werden.

Es erfordert aber auch engagierte und kompetente Lehrkräfte, die diese schwierige Bildungs-
und Erziehungsaufgabe dann gut umsetzen, wenn unsere Gesellschaft sich hinter sie stellt und
ihre Autorität stärkt. Und letztlich sind es die Verbindlichkeit und Vergleichbarkeit von
Leistungsanforderungen und Bildungsabschlüssen, die bundesweit die Voraussetzung für
schulische Qualität und faire Bildungschancen sicherstellen.

Schule neu denken

Diese und zahlreiche weitere Entwicklungen und Überlegungen legen es nahe, das gesamte
Schulsystem von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand zu stellen, in internationalen Vergleichen und
nationalen Evaluationen auf allen Altersstufen und in verschiedensten Fachbereichen nach
unseren Stärken und Schwächen zu suchen, um aus ihnen zu lernen und zielgerichtete Ent-
wicklungs- und Reformarbeit betreiben zu können.

Bei der kommenden Innovations- und Reforminitiative geht es auch darum, ein grundsätzli-
ches Umdenken in der Steuerungsphilosophie des Schulsystems herbeizuführen: Von der res-
sourcenorientierten INPUT-Steuerung zur ergebnisorientierten OUTPUT-Steuerung, die
gleichzeitig einen langfristigen Kultur- und Paradigmenwechsel im Umgang der Bildungs-
partner mit sich bringt: Von einer Anordnungskultur zu einer Vereinbarungskultur, mit mehr
pädagogischen, wirtschaftlichen und administrativen Handlungs- und Entscheidungsspiel-
räumen für Schulen, die aber auch eine größere Verantwortungsübernahme vor Ort erfordert.
Eine Deregulierung und Dezentralisierung mit Augenmaß ist notwendig, mit dem Ziel einer
schlanken Verwaltung - ohne aber die staatliche Verantwortung für die Qualität und Vielfalt
des Systems abzugeben.

Gute Ausgangsbasis - hohe Bildungsqualität

Internationale Vergleiche, z.B. die PISA 2000 Studie, die Befragung von Spitzenmanagern
aus 80 Ländern im Rahmen des World Economic Forums (Herbst 2002) oder internationale
Lehrlingsolympiaden spiegeln das hohe österreichische Bildungs- und Ausbildungsniveau
wider. Dieses hohe Niveau kann nur und muss langfristig abgesichert werden, indem auf den
gesellschaftlichen Wandel und die wirtschaftlichen und technischen Herausforderungen an-
gemessen reagiert wird.

In den kommenden Jahren wird das gesamte Schulsystem umfassend auf Notwendigkeiten
und Möglichkeiten für Erneuerung und Reform sorgfältig geprüft. Mehr Effektivität und Ver-
einfachung der Verwaltung, eine konkrete Ausgestaltung der Schulautonomie, die Behebung
vorhandener pädagogischer Problemfelder, ein effektives Qualitätsmanagement und die Pla-
nung langfristiger, zukunftsorientierter Innovationen sollen in koordinierter Weise und mit
gebündelten und aufeinander abgestimmten Reformen in dieser Legislaturperiode auf den
Weg gebracht werden.


Kurz-, mittel- und langfristige strategische Entscheidungen und Maßnahmen

Die Strategie für den notwendigen Wandel und mehr Effizienz im Schulsystem zerfällt dabei
in

(a) sofortige, kurzfristig wirksame Komponenten und administrative Maßnahmen (wie
die Verminderung der Schülerarbeitszeit),

(b) einen mittelfristigen Umbau bestimmter wichtiger pädagogischer Bereiche (z.B. der Ein-
führung von Standards, einem System der Qualitätssicherung, der neuen Lehrerbildung) und

(c) das langfristige Anstreben von Qualitätsverbesserungen in allen Bereichen des Unter-
richts (Qualitätsoffensive).

Für die Planung und die Erarbeitung von Umsetzungs- und konkreten Maßnahmenplänen in
den mittel- und langfristigen pädagogischen Strategiefeldern wird eine unabhängige Exper-
tengruppe eingesetzt, die unter dem Titel „Zukunftskommission: Schule neu denken" arbeiten
wird und ein zusammenhängendes Konzept nachhaltiger Reformschritte vorlegen soll.

Verminderung der Schülerarbeitszeit als entlastende Sofortmaßnahme

Eine Entlastung der Schülerinnen und Schüler ist eine langjährige Forderung. Bereits in der
Vergangenheit sprachen sich die Schüler- und Elternvertretungen, erfahrene Psychologen
sowie Politiker aller Parteien für eine Verkürzung der Arbeitszeit für Schüler und Schülerin-
nen aus.

Dafür gibt es einige gute Gründe:

    Studien zeigen: Schülerinnen und Schüler arbeiten derzeit mehr als Erwachsene

Eine 2002 veröffentlichte Studie der Psychologinnen Christiane Spiel und Petra Wagner
des Instituts für Psychologie der Universität Wien an 450 Jugendlichen von der 5. bis zur
11. Schulstufe zeigt, dass die Hälfte von ihnen über 40 Stunden pro Woche für die Schule
arbeitet, im Extremfall sogar mehr als 75 Stunden. Mit einer durchschnittlichen Wochen-
arbeitszeit von 39,5 Stunden (Zum Vergleich: Angestellte arbeiten 38 Wochenstunden) ar-
beiten viele Schülerinnen und Schüler länger als ihre Eltern. Studien aus 1999 und 1995
kamen zu ähnlichen Ergebnissen.

  Internationale Vergleiche zeigen: Quantität bedeutet nicht Qualität

Österreichs Kinder und Jugendliche haben im europäischen Vergleich die längste Unter-
richtszeit (über 1100 Stunden). In der OECD gibt es mit Ausnahme Mexikos kein Land, in
dem Schülerinnen und Schüler zwischen 12 und 14 Jahren mehr Zeit im Unterricht
verbringen. Wie die PISA-Ergebnisse zeigen, ist ein guter Unterrichtserfolg aber nicht
notwendig mit einer hohen Stundenzahl gekoppelt. Viele Länder (wie Finnland, Irland
oder Schweden) zeigen ähnliche oder sogar bessere Schulleistungen bei deutlich geringe-
rem Stundenaufwand (um die 800 Stunden). PISA 2000 legt nahe, dass die zu erzielende
Schülerleistung vor allem von der Unterrichtsqualität, also der Auswahl der richtigen In-


halte und der optimalen Vermittlung des Lernstoffes abhängt und nicht so sehr von der
Quantität der Stunden.

   Weniger psychischer Druck durch Konzentration auf Kerninhalte

Schulärzte und Psychologen raten, die inhaltliche Belastung der Schüler zu reduzieren,
gemeint ist damit eine Streichung einer Fülle von unnötigen fachlichen Details, die den
Kindern zumeist nur kurzfristigen Aneignung aufgebürdet werden. Dieser Druck muss von
den Schülern genommen werden. Bei den Lehrplänen der AHS-Unterstufe und der Haupt-
schule (LP 99) wurde dieses Modell bereits umgesetzt, das als wesentlicher Beitrag zur
Entlastung der Kinder und Jugendlichen angesehen werden kann.

·        Zeitliche Entlastung schafft Freiräume für kulturelle, sportliche und soziale Aktivitä-
ten

Die Entwicklung der Persönlichkeit findet nicht nur in der Schule statt. Kulturelle, sportli-
che, musische und soziale Aktivitäten in der Freizeit sollen eine wichtige Ergänzung zur
Bildung in der Schule sein. Vor allem für Schüler mit einer 5-Tage-Woche, die das Schul-
gebäude meistens erst spätnachmittags verlassen können und dann noch Hausübungen und
Vorbereitungsarbeiten machen müssen, bedeutet eine moderate Stundenreduktion eine
erste wichtige Entlastung.

Änderung der Stundentafeln im Lehrplan

Damit Bildung auch von den Schülerinnen und Schülern in größerem Maß als interessantes
Angebot und persönliche Chance und nicht als Belastung erlebt werden kann, wird die Anzahl
der Pflichtstunden an der Oberstufe der Gymnasien und an den berufsbildenden höheren
Schulen um 2 Wochenstunden pro Schuljahr reduziert.

Zum Beispiel:

Schulform

 

Entlastung

 

von .... auf ... Wochenstunden

 

in Schuljahren

 

HTL

 

10 Wochenstunden

 

von 195 auf 185

 

5

 

HLW

 

10 Wochenstunden

 

von 185 auf 175

 

5

 

HAK

 

10 Wochenstunden

 

von 168 auf 158

 

5

 

HASch

 

6 Wochenstunden

 

von 99 auf  93

 

3

 

AHS-Oberstufe

 

8 Wochenstunden

 

von 138 auf 130

 

4

 

In der Unterstufe des Gymnasiums wird die Unterrichtszeit von derzeit 126 verpflichtenden
Wochenstunden auf 120 reduziert, in den 4 Klassen der Hauptschule von derzeit 127 auf 120.
Erfolgreiche Modelle dieser Art gibt es bereits in vielen Hauptschulen in Tirol, Niederöster-
reich und der Steiermark. Freifächer und unverbindliche Übungen, welche die Jugendlichen
individuell wählen können, werden weiterhin wie bisher angeboten.


Die Schulpartner können entscheiden, ob der Unterricht nach einer vorgegebenen Stundenta-
fel stattfinden soll oder ob sie eine schulautonome Stundentafel mit eigenen Schwerpunkten
beschließen. Bei den schulautonomen Stundentafeln stellt eine Mindeststundenanzahl für je-
des Fach die breite Allgemeinbildung und die Sicherung des Kernstoffes sicher.

Die Qualität der Bildungsabschlüsse und die damit verbundenen Berechtigungen sind weiter-
hin gewährleistet.

Erhaltung der Lehrerarbeitsplätze

Die Reduktion von Pflichtstunden und Flexibilisierung in den Stundentafeln ist ein entschei-
dender Beitrag, die Kostenentwicklung der nächsten Jahre im Lehrerbereich zu bewältigen.
Die Anzahl der Lehrerarbeitsplätze richtet sich in den Pflichtschulen nach den im Finanzaus-
gleich vereinbarten Maßzahlen, so wird 2003/04 z.B. für 9,8 Hauptschüler oder für 14,5
Volksschüler vom Bund ein Lehrerarbeitsplatz bezahlt. Mit der Stundenreduktion ist es mög-
lich, auch kleine Hauptschul- und Volksschulstandorte zu sichern. Im Bundesschulbereich
wird großer Wert darauf gelegt, dass keine Kündigungen notwendig werden. Im Landesleh-
rerbereich werden erfahrungsgemäß mindestens 1.500 Lehrerinnen und Lehrer, im Bundes-
schulbereich 900 Lehrerinnen und Lehrer in Pension gehen. Durch Nicht-Nachbesetzungen
können Kündigungen vermieden werden.

Weiterentwicklungen der Schulqualität

Neben der rein physischen Entlastung der Schüler sollen die anerkannten Kriterien guten und
bedeutsamen Unterrichts bzw. die Merkmale von Schulqualität in den Mittelpunkt von Re-
formüberlegungen gestellt und durch ein Bündel von Maßnahmen (Qualitätsoffensive) deren
Verbesserung vorangetrieben werden. Dabei sind internationale Vergleichsuntersuchungen,
Entwicklungen und Erfahrungen regelmäßig einzubeziehen. Durch Experten, die in ihrer In-
teressenslage nicht nur im Schulwesen eingebunden sind, sollen zeitgemäße „außerschuli-
sche" Perspektiven einbezogen werden.

Zukunftskommission „Schule neu denken"

Anmerkungen zur Ausgangslage

Die objektive Betrachtung und Auswertung von Untersuchungen zur Schulqualität zeigen
verschiedene Potentiale für eine gezielte Schulentwicklung:

       Schul- bzw. Unterrichtsqualität hängt von einem Bündel von Faktoren ab

Guter Unterricht ist ein von Lehrern/Lehrerinnen organisiertes Lernen, das relevante,
bedeutsame Themen behandelt, das sich konsequent am Schüler orientiert, das in einem
positiven sozialen Klima und einer konstruktiven Atmosphäre stattfindet, mit verständ-
licher Darstellung oder Erarbeitung der Inhalte, das ergebnisorientiert ist und nachhaltig
wirkt. Die Potentiale in diesem Bereich sind noch nicht ausgeschöpft, das zeigen vor
allem internationale Vergleichsuntersuchungen wie PISA oder TIMSS.


       Lehrplanreformen alleine verändern die Unterrichtspraxis nur bedingt

Der klassische Fächerkanon im Lehrplan, gestützt durch Fachausbildung und Fachbü-
cher bewirkt Fachunterricht, der Fachinteressen in den Vordergrund stellt und „Fachler-
nen" praktiziert. Dabei kommt es erwiesenermaßen oft nicht zu der angezielten Integra-
tion und Vernetzung der Wissensbereiche. Zunehmend sind auch neben einem gesi-
cherten Grundwissen verstärkt fachübergreifende und dynamische Fähigkeiten gefragt.
Das Ziel ist eine Vernetzung von Wissensbereichen anstelle von Fachegoismus.

       Die Wissensgesellschaft verlangt neue Kompetenzen

Sachkompetenz braucht Erweiterung und Ergänzung durch Selbst- und Sozialkompe-
tenz. Eigenständigkeit, Teamfähigkeit, Präsentationsfähigkeit und Verlässlichkeit sind
für den Erfolg im Berufsleben maßgeblich und werden derzeit gegenüber der Anhäu-
fung fachspezifischen Wissens zuwenig berücksichtigt.

       Lebensbegleitendes Lernen

Das Denken in Bildungsabschlüssen muss durch die Prinzipien des lebenslangen Ler-
nens
ergänzt werden. Neben Wissen müssen auch die Motivation und die Kompetenzen
für einen selbstständigen Bildungserwerb und eine überdauernde Lernbereitschaft auf-
gebaut werden.

       Lernen findet in einer Mediengesellschaft im zunehmenden Ausmaß auch außerhalb des
Unterrichts statt

Moderner Unterricht muss Lernanlässe aufgreifen und schülerzentrierte Lernformen wie
Projektunterricht oder Arbeiten im Team beinhalten.

       Bedeutsamere Unterrichtsinhalte und verbesserter Unterricht können die Effizienz der
eingesetzten Ressourcen bei gleichzeitiger Entlastung der Schüler steigern. Dazu ist al-
lerdings ein klares Bekenntnis zu unverzichtbaren Grundkompetenzen notwendig, zu
einem soliden Bildungsfundament, welches in einer sich rapide verändernden Welt die
notwendigen Orientierungsmarken setzt und zum kritisch-konstruktiven Umgang mit
ihr erst befähigt (Grundkompetenzen, Kernstoff, Standards).

       Moderne Output-Steuerung des Systems: Ob und inwieweit das gesamte System die
angestrebten Ziele erreicht, muss durch ein umfassendes Qualitätsprüfungs- und Siche-
rungssystem regelmäßig untersucht werden. Nur die sorgfältige Analyse der Ergebnisse
unserer pädagogischen Bemühungen und der zeitliche und internationale Vergleich der
Leistungen stellt sicher, dass wir wissen, ob wir uns in die gewünschte Richtung bewe-
gen. Für eine kontinuierliche Arbeit in diesem Bereich werden wir die Einrichtung einer
nationalen Evaluierung benötigen, dafür gibt es Vorbilder in anderen EU-Staaten.

Zur strategischen Planung und für die Erstellung von Umsetzungs- bzw. konkreten Maßnah-
menplänen wird eine Zukunftskommission „Schule neu denken" eingerichtet. Diese unab-
hängige Expertengruppe aus Bildungswissenschaftlern, Schulpädagogen, Psychologen, Bil-
dungspolitikern, Bildungsökonomen und Verwaltungsfachleuten wird diese umfassende Sys-


tem-Prüfung im Schulwesen vornehmen, dabei die Sichtweisen von Eltern, Lehrern und
Schülern einbeziehen, möglichst rasch ein zusammenhängendes und langfristiges Konzept
nachhaltiger Reformschritte vorlegen, sowie Pläne zu einer Verwirklichung erarbeiten und
konkrete Maßnahmen vorschlagen. Dabei wird es auch darauf ankommen, Bewährtes zu er-
kennen und zu erhalten sowie vorhandene eigene Stärken der österreichischen Schule zu pfle-
gen und auszubauen.

Die Zukunftskommission „Schule neu denken" soll von einer Steuerungsgruppe aus straff
gemanagt werden und ergebnisorientierte Arbeit sowohl im strategischen wie im Umset-
zungsbereich leisten. Frau BM Gehrer hat Herrn Prof. DDr. Günter Halder, Bildungsforscher
und Leiter des OECD-PISA Zentrums Österreich an der Universität Salzburg zum Vorsitzen-
den dieser Kommission bestellt.

Die Kommission soll unabhängig und objektiv Stärken und Erhaltenswertes im Schulsystem
identifizieren, aber auch Schwächen und nötige Reformen benennen und bestmögliche Emp-
fehlungen zur Verbesserung geben. Sie soll

(a) in einer ersten Phase möglichst rasch ein umfassendes und langfristiges strategisches Kon-
zept zur Begründung, Koordination und Umsetzung nachhaltiger Reformschritte und Maß-
nahmen vorlegen. Dabei soll sie zügig und konsequent vorgehen (angestrebter Zeitpunkt der
ersten Vorlage September 2003). Sie kann sich dabei auf mehrere exzellente Expertisen, Be-
richte und Publikationen renommierter Bildungsforscher zum Thema Schulquali-
tät/Schulentwicklung und die umfangreichen Ergebnisse der internationalen Vergleichsstu-
dien der OECD (Bildungsindikatoren, PISA) stützen.

(b) in einer zweiten Phase wird vom BMBWK die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen
bzw. die konkreten Maßnahmenpläne in Auftrag gegeben.

(c) in einer dritten Phase die Umsetzung beratend und evaluierend begleiten.

Wichtige Handlungs- und Entscheidungsfelder für „Schule neu denken"

Die Aufgaben der Zukunftskommission richten sich entsprechend den Zielsetzungen im Ar-
beitsprogramm der Bundesregierung auf die Sicherung der Bildungsqualität in Österreich.

Leistungsstandards - Vergleichbarkeit - Rechenschaftspflicht

Vordringlich ist die Formulierung von konkreten Leistungsstandards in Verhaltensbegriffen,
die verständlich aufzeigen, was die Schülerinnen und Schüler am Ende eines vierjährigen
Schulzyklus (Schnittstellen 4., 8., 12. Stufe) gefestigt und nachhaltig wissen und können sol-
len (mit Formulierung von entsprechenden Kompetenz-/Fähigkeitsstufen). Die derzeitigen
österreichischen Lehrpläne lassen einen zu weiten Spielraum für die Festlegung von Anforde-
rungen. Transparenz, Fairness und Vergleichbarkeit kann daher nur über vorgegebene Nor-
men wie Standards erreicht werden. Die bisher vorgelegten Entwürfe für die 4. und 8. Schul-


stufe sind zu systematisieren, mit den jeweiligen angemessenen Kompetenzstufen zu ergän-
zen und durch konkrete, anschauliche Prüfaufgaben zu operationalisieren.

Dabei ist auf ein Maximum an Verständlichkeit und Klarheit zu achten, so dass Schüler, El-
tern und Lehrern die Anforderungen auch verstehen. Auch auf eine Erläuterung der mit den
Standards verbundenen gesetzlichen Grundlagen, sowie der Rechte und Pflichten der Schüler,
Eltern und Lehrer ist zu sorgen, sodass die Rahmenbedingungen, unter denen sie angewendet
werden sollen, allen verständlich ist. Empirische Prüfungen sollen zeigen, dass die Passung
dieser Standards angemessen ist.

In der Folge sind Standards auch für die Oberstufe zu erarbeiten - zur Sicherung vergleichba-
rer Chancen aller höheren Schüler und als Grundlage für eine künftige Matura. Dies ent-
spricht internationalen Entwicklungen und den Empfehlungen wichtiger Schulforscher.

Durchforstung der Lehrpläne

Die Erstellung klarer Standards trägt zur Fixierung bzw. Auswahl des Kernstoffs wesentlich
bei und soll eine „Verschlankung" des gesamten Curriculums in diesen Fächern nach sich
ziehen. Die mit dem Lehrplan 99 begonnene neue Architektur der Lehrpläne mit der Gliede-
rung in Kern- und Erweiterungsbereiche soll verstärkt fortgeführt werden. Besondere Bedeu-
tung kommt der Überprüfung auf überflüssig detaillierte oder nicht mehr zeitgemäße Lehrin-
halte und der Konzentration auf nachhaltige Vermittlung der Kerninhalte zu. Gutachter aus
den verschiedensten Berufsbereichen (Wirtschaftsexpert/innen, Eltern, Schüler/innen etc.)
und internationale Vergleiche sollen den fachsystematischen Aspekt ergänzen. Diese Maß-
nahmen müssen sich auf eine entsprechende Anpassung der Schulbücher auswirken.

Zeitgemäße Lernkultur an den Schulen

Eine zeitgemäße Lernkultur umfasst beispielsweise stärker individualisierten Unterricht ge-
nauso wie fächerübergreifenden und projektorientierten Unterricht, Vermitteln von Informati-
onsbeschaffungs- und -Verarbeitungskompetenzen, Einsatz von Computern etc. Die techni-
schen Rahmenbedingungen dafür wurden geschaffen und eine große Zahl von Lehrerinnen
und Lehrern hat in den vergangenen Jahren wichtige pädagogische Entwicklungsarbeit ge-
leistet. Im nächsten Schritt gilt es einerseits die vorhandenen Initiativen zu vernetzten, die
Erfahrungen und Erkenntnisse für einen noch weiteren Kreis von Lehrerinnen und Lehrer
verfügbar und nutzbar zu machen, laufende neue Entwicklungen einfließen zu lassen und die
Weiterentwicklungen verstärkt in die Ausbildung und Weiterbildung der Lehrerinnen und
Lehrer einfließen zu lassen.

Nationales Qualitätsmanagementsystem

Die Aufgabe der Kommission ist es, ein in sich stimmiges Qualitätsmanagement für das
Schulsystem zu entwerfen. Das Konzept soll sowohl lokale/standort- bzw. auf die Einzel-
schule bezogene, regionale (auf Regionen/Bezirke/Länder), als auch auf das System bezogene
(nationale) Aufgabenfelder und Verantwortlichkeiten definieren. Dabei kann auf bestehende
Konzepte (Q.I.S., QN, PISA, etc.) aufgebaut und laufende Projekte und Initiativen zurückge-
griffen werden - diese sollen aber in einen koordinierten Gesamtzusammenhang gestellt und


aufeinander bezogen werden. Nur ein koordiniertes und vernetztes Vorgehen auf allen Ebenen
kann eine nachhaltige Qualitätsentwicklung der österreichischen Schule unterstützen. Im Fol-
genden sollen mögliche Entwicklungsfelder auf drei wichtigen Ebenen dargestellt werden:

- Qualitätsentwicklung an Schulen

Die standortbezogene Qualitätssicherung soll in Zukunft verpflichtend umfassen:

(a)  die eigene inhaltliche Gestaltung der autonomen Spielräume der Schule in Form von
Schulprofilen und Schulprogrammen, die Schule als lebenden und lernenden Organismus
begreift, als auch

(b) die regelmäßige Selbstevaluation und den Vergleich des erreichten Lernergebnisses so-
wie schuleigene pädagogische Entwicklungsvorschläge;

Schulen können sich außerdem freiwillig

-   benchmarken lassen (sich freiwillig selbst evaluieren mit Hilfe von Tests und Referenzda-
ten),

- zertifizieren lassen (sich nach umfassender Prüfung ein Prüfsiegel „Qualitätszertifizierte
Schule" ausstellen lassen).Schulen/ Lehrer mit Qualitätsproblemen werden durch regionale
Zentren unterstützt und beraten (hier erwachsen neue Aufgaben für die Schulaufsicht);

Eine große Zahl von Schulen hat bereits engagiert den Weg der Entwicklung von Instrumen-
ten zur Qualitätssicherung und zu Qualitätsentwicklung beschritten. Hier gilt es die gesetzli-
che Basis zu verbreitern und erfolgreiche Initiativen, z.B. Qualität in Schulen (Q.I.S), stärker
zu vernetzen, aufeinander abzustimmen und Erfahrungen und Erkenntnisse für einen noch
weiteren Kreis von Lehrerinnen und Lehrern und Schulen nutzbar zu machen.

Dies kann und darf sich nicht auf den kognitiven Bereich beschränken, sondern Studien zei-
gen, dass das schulische Umfeld, das Lernklima, die Ernsthaftigkeit, das disziplinäre Klima
und verschiedene andere Faktoren dabei eine zentrale Rolle spielen.

- Einführung regelmäßiger externer Evaluation - Qualitätsmanagement auf Systemebene

Die Kommission soll sich mit der Planung eines umfassenden nationalen Qualitätssicherungs-
systems befassen, dessen Kernpunkte sind:

SYSTEMATISCHE QUALITÄTSPRÜFUNG

(a) regelmäßige, stichprobenartige nationale Assessments an den Schnittpunkten der Schul-
laufbahnen (4/8/12) auf der Grundlage der Standards und zu ihrer Weiterentwicklung;
diese liefern dann die Grundlage zur Beurteilung der Leistungssituation bei den Schülern
und deren Entwicklung sowie den Ausgangspunkt für Referenzdaten zum Benchmarking
und zur umfassenderen Zertifizierung, z.B. von Schwerpunktschulen im höheren Schul-
wesen.

(b) Österreich soll nach Möglichkeit regelmäßig an international vergleichenden Assessments
in den angezielten „Standard"-Altersstufen teilnehmen (3./4., 8., 12. Stufe), z.B. an O-
ECD-PISA oder den Studien der IEA. Dadurch gewinnt man außerordentlich wichtige In-


formationen über den Stand unserer Bemühungen im Vergleich zum europäischen und
weltweiten Standard (EU, OECD).

SYSTEMATISCHE QUALITÄTSENTWICKLUNG

Mit dem Zentrum für Schulentwicklung (ZSE) existiert innerhalb des BMBWK eine von der
Zielsetzung passende Einrichtung des Ressorts zur Unterstützung der Qualitätssicherung
(Qualitätsstandards weiterentwickeln, fokussierte Studien vornehmen, Ergebnisse in die Ent-
wicklung von Schulen und Lehrbildung transferieren, u.a.). Durch Kooperation mit den Ein-
richtungen der Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung soll die Evaluierungs- und For-
schungskompetenz erweitert und gebündelt werden, um erforderliche vorgeschlagene Maß-
nahmen und Projekte auch umsetzen zu können.

Externe Evaluierung und neue Aufgaben der Schulaufsicht

Die österreichische Schulaufsicht kann einen wichtigen Beitrag zur umfassenden Sicherung
der Bildungsqualität an Schulen leisten. Zielsetzung ist der Aufbau eines regionalen Bil-
dungsmanagements mit Controllingfunktion und Mitwirkung bei der Lehrerpersonal-
verwaltung - aber auch mit Beratungskompetenz und Fähigkeiten im Qualitäts- und Krisen-
management.

Aus- und Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer

Neuerungen in der Lehreraus- und -Weiterbildung müssen im Rahmen der Weiterentwicklung
der pädagogischen Akademien zu pädagogischen Hochschulen in die inhaltlichen und organi-
satorischen Konzepte einfließen. Zielsetzung einer zeitgemäßen Lernkultur wie fächerüber-
greifender Unterricht, projektbezogenes Lernen und die Verwendung moderner Unterrichts-
mittel sollen dabei besonders beachtet werden.

Die Zukunftskommission „Schule neu denken" soll die Basis dafür legen,
dass unser Schulsystem auch in Zukunft hohe Qualität hat, den Schülern
und Schülerinnen die notwendigen Kompetenzen vermittelt, im internatio-

••

nalen Wettbewerb Spitzenplätze belegt und den Wirtschaftsstandort Oster-
reich durch ein insgesamt hohes Bildungsniveau der Bürgerinnen und Bür-
ger sichert.

10