370/AB XXII. GP

Eingelangt am 27.06.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfragebeantwortung

 

BM für soziale Sicherheit Generationen und Konsumentenschutz

 

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische Anfrage der Ab-
geordneten Lapp und GenossInnen betreffend Pilotprojekt zur Sicherung der
Pflegequalität, Nr. 448/J, wie folgt:

Fragen 1, 2 und 6:

Mit der Novelle zum Bundespflegegeldgesetz, BGBI. l Nr. 69/2001, wurde durch
§ 33a eine gesetzliche Grundlage für Maßnahmen zur Qualitätssicherung im Bereich
der Pflegevorsorge geschaffen. Vor diesem Hintergrund wurde von der ehemaligen
Pensionsversicherungsanstalt der Angestellten und der Sozialversicherungsanstalt
der Bauern im Zeitraum von Juli bis Dezember 2001 ein Pilotprojekt durchgeführt, in
dessen Rahmen diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen bei rund 950
Pflegegeldbeziehern der Stufen 3 bis 7 Hausbesuche durchführten und die konkrete
Pflegesituation mittels eines standardisierten Fragebogens erfassten. Ziel des Pro-
jektes war es, anhand einer Stichprobe die Qualität der Pflege im häuslichen Bereich
zu erheben und damit Anhaltspunkte für eventuell erforderliche qualitätssichernde
Maßnahmen zu gewinnen. Die Evaluierung und die Erstellung des Endberichtes, der
im Juli 2002 publiziert wurde, erfolgte durch das österreichische Bundesinstitut für
Gesundheitswesen.

Frage 3:

Die Hausbesuche erfolgten in den Bundesländern Burgenland, Niederösterreich,
Oberösterreich, Salzburg und Wien, wobei auf eine Ausgewogenheit zwischen länd-
lichem und städtischem Bereich geachtet wurde.


Fragen 4 und 5:

Mit der Durchführung des Pilotprojektes wurden mittels Werkverträge insgesamt 9
diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen beauftragt, die laut Auskunft
der Pensionsversicherungsanstalt und der Sozialversicherungsanstalt der Bauern bei
keinen Organisationen, sondern freiberuflich tätig waren.

Frage 7:

Die Gesamtkosten für dieses Pilotprojekt betrugen € 70.779,92.

Frage 8:

Bereits während des Projektes konnten die Projektbeauftragten durch Information
und Beratung zur Verbesserung der Pflegesituation beitragen. Ein wesentliches Er-
gebnis des Pilotprojektes war nämlich, dass bei Pflegegeldbeziehern und deren pfle-
genden Angehörigen ein eklatantes Informationsdefizit, vor allem in den Bereichen
Prophylaxe, Auswahl und Beschaffung von Hilfsmitteln, Angebot von Kurzzeitpflege
und professionellen Diensten besteht. Oft konnten die diplomierten Gesundheits-
und Krankenpflegepersonen den Beratungs- und Informationsbedarf insbesondere in
ihren eigenen Fachbereichen (z.B. Ernährung, Lagerung, Angebot von sozialen
Diensten, Kurzzeitpflege), aber auch in Bezug auf das Pflegegeld bereits vor Ort ab-
decken und wichtige Tipps oder Auskünfte hinsichtlich spezieller Hilfsmittel geben.

Vielfach erlangten Pflegegeldbezieher und ihre pflegenden Angehörigen erst durch
die Informationen der Projektbeauftragten Kenntnis über rechtliche Ansprüche und
vorhandene Angebote und wurden damit in die Lage versetzt, diese Möglichkeiten zu
nützen. Durch die Inanspruchnahme der Unterstützungsmöglichkeiten kann die Pfle-
gesituation verbessert und ein wesentlicher Beitrag zur Qualitätssicherung geleistet
werden.

Das Pilotprojekt zeigte auch, dass pflegende Angehörige durch die Betreuungsarbeit
oft nur sehr eingeschränkt soziale Kontakte pflegen und daher weniger Möglichkei-
ten der Aussprache und emotionalen Unterstützung bestehen. Fast alle befragten
Personen - vor allem allein lebende Pflegegeldbezieher, aber auch die privaten
Hauptpflegepersonen - waren froh über den Besuch der Pflegefachkraft und die da-
mit verbundene Aussprachemöglichkeit. In vielen Fällen wurden sowohl mit der pri-
vaten Hauptpflegeperson als auch mit dem pflegebedürftigen Menschen selbst ent-
lastende Gespräche und vereinzelt auch Gespräche zur Trauerbewältigung geführt.


Frage 9:

Die Angehörigen der pflegebedürftigen Menschen wurden im Rahmen der Hausbe-
suche in das Pilotprojekt und die Gespräche einbezogen, da selbstverständlich auch
die Situation der pflegenden Angehörigen von großem Interesse war. Dabei hat sich
einmal mehr gezeigt, dass die Betreuungsarbeit mit großer Hingabe und Aufopfe-
rung erfolgt, allerdings mit starken körperlichen und psychischen Belastungen ver-
bunden ist.

Frage 10:

Auf Grund der Ergebnisse des Pilotprojektes und der positiven Resonanz der Betei-
ligten wird das Projekt in größerem Umfang weitergeführt, wobei der Schwerpunkt -
als Reaktion auf das im Endbericht festgestellte eklatante Informationsdefizit - auf
die Information der Pflegegeldbezieher und ihrer pflegenden Angehörigen gelegt
wird. Dies wird sowohl durch umfassende Beratungsgespräche als auch durch die
Weitergabe von schriftlichem Informationsmaterial und die Weiterverweisung auf
andere Institutionen bzw. Hilfsmöglichkeiten, wie etwa das in meinem Ressort einge-
richtete „Pflegetelefon - Beratung für Pflegende", das österreichweit gebührenfrei in
Anspruch genommen werden kann, erfolgen.

Bei 2000 pflegebedürftigen Menschen, die ein Pflegegeld in Höhe der Stufen 3 bis 7
seitens der Pensionsversicherungsanstalt, der Sozialversicherungsanstalt der Bau-
ern, der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft, der Versicherungs-
anstalt der österreichischen Eisenbahnen oder der Versicherungsanstalt des öster-
reichischen Bergbaues beziehen und zu Hause gepflegt werden, werden von diplo-
mierten Gesundheits- und Krankenpflegefachkräften Hausbesuche durchgeführt. Für
die Koordination und Durchführung dieses Folgeprojektes wurde in der Sozialversi-
cherungsanstalt der Bauern ein eigenes Kompetenzzentrum eingerichtet. Das Pro-
jekt wurde bereits im März 2003 gestartet und soll voraussichtlich bis Ende dieses
Jahres abgeschlossen sein.

Frage11:

Die Kosten für dieses Projekt sind im Budget unter VA-Ansatz 1/15347 veranschlagt.