377/AB XXII. GP

Eingelangt am 01.07.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfragebeantwortung

 

BM für Verkehr, Innovation und Technologie

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 370/J-NR/2003 betreffend der Umsetzung der "Gender
Mainstreaming" - Anliegen, wie sie im Regierungsprogramm formuliert sind, die die Abgeordneten Bayr
und GenossInnen am 2. Mai 2003 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:

Fragen 1 und 2:

Welche konkreten Rahmenbedingungen und Strukturen des öffentlichen Bereiches werden von
Ihnen direkt mit Projekten zu Gender Mainstreaming bedient?

Welche konkreten Maßnahmen setzt Ihr Ministerium zur Umsetzung von solchen Projekten zu
Gender Mainstreaming?

Antwort:

In meinem Ressort sind wie im seinerzeitigen Regierungsbeschluss vorgesehen zwei Gender
Mainstreaming Beauftragte bestellt. Bisher wurden folgende Gender Mainstreaming Projekte
durchgeführt:

FEMTECH

Femtech zielt auf eine langfristige Erhöhung der Karrierechancen von Frauen in Forschung und
Technologie ab. Österreich bildet neben Deutschland europaweit das Schlusslicht hinsichtlich der
Frauenquote, vor allem in der industriellen Forschung. Angesichts dessen adressieren die Maß-
nahmen vor allem die Sektoren außeruniversitäre, marktorientierte Forschung, Wirtschaft und
Industrie, sowie die sensible Schnittstelle zwischen Ausbildungsende und Eintritt ins Berufsleben.
Vernetzung, Bewusstseinsbildung und die Schaffung einer interdisziplinären Plattform sind wesent-
liche Bestandteile des Programms. Frauen sollen motiviert werden, stärker in technische Berufe
einzusteigen und es soll die Möglichkeit geschaffen werden, im Forschungsbereich Karrieremög-
lichkeiten zu entwickeln.

Frauen-Umweltpreis im Rahmen der ÖGUT

Einrichtung einer speziellen Kategorie für Frauen im Rahmen des jährlich stattfindenden ÖGUT-
Preises, der vor allem technische Maßnahmen im Umweltbereich prämiert. Die Auszeichnung
unterstützt die Sichtbarmachung erfolgreicher Frauen im Bereich Umwelttechnik. Durch das Auf-
zeigen hoher technischer Leistungen von Frauen im Arbeitsleben sollen andere Frauen motiviert
werden.


FIT Frauen in die Technik (Gemeinsam mit BMBWK): Dabei handelt es sich um ein Projekt, in dem
durch gezielte Information Frauen motiviert werden sollen, technische Studienrichtungen zu wäh-
len. Weiters werden die Studentinnen im Laufe des Studiums betreut. In diesem Zusammenhang
werden die Studentinnen auch bei der Durchführung von einschlägigen Praktika in der Wirtschaft
bzw. in Forschungseinrichtungen unterstützt.

Österreichisches Frauen-Technologieprojekt (Gemeinsam mit Frauenministerium): Eine weitere
Maßnahme zur Förderung von Frauen im technologischen Bereich stellt das österreichische
Frauen-Technologie-Projekt im Auftrag des Bundesministeriums für Soziale Sicherheit und Gene-
rationen und des bmvit dar: Dessen zentrale Zielsetzung ist die Erarbeitung und Umsetzung eines
Arbeitsprogramms zur Steigerung des Frauenanteils im Technologiebereich. Dies umfasst Förder-
konzepte in Technologieunternehmen, Mentoring-Netzwerke, gezielte Aktivitäten in der Berufs-
orientierung und Qualifizierung sowie die Errichtung einer Internetplattform zum Thema Frauen
und Technologie. Für die Durchführung des Projektes wurden bisher 3 Partnerunternehmen aus-
gewählt: INFINEON Technologies Austria AG, VOEST ALPINE MECHATRONICS GMBH und
KTW Software & Consulting.

Pilotproiekt „Gmoabus" Pötsching

Bei diesem Projekt ging es um die Analyse des verkehrlichen Phänomens von sogenannten „Be-
gleitverkehren" (Schulweg) und Sozialverkehren (ältere Personen zum Arzt, Einkaufen etc.) sowie
die Umsetzung konkreter Maßnahmen infolge der Analyseergebnisse. Es ist ein wissenschaftli-
ches Faktum, dass derartige „Begleit- und Sozialverkehre" im überwiegenden Ausmaß von Frauen
durchgeführt werden. Das Projekt hat gezeigt, dass die erwarteten Effekte (verkehrliche wie sozia-
le) voll eingetreten sind: nämlich, dass sich durch entsprechende Maßnahmen (Erhöhung der
Attraktivität des ÖPNV in Form der Anpassung des ÖPNV-Angebotes an die Bedürfnisse der
Hauptbetroffenen Usergruppe) nicht nur der Anteil des ÖPNV steigern lässt (somit die Realisierung
eines verkehrspolitischen Zieles), sondern auch die Mobilitätsqualität von Frauen und hierdurch die
Möglichkeit Beruf und Familie besser zu vereinen. Dieses Pilotprojekt ist ein wesentliches Beispiel
für die Interdependenzen zwischen - in dem Fall - Verkehrspolitik und Frauenpolitik im Sinne der
Realisierung von Chancengleichheit und somit auch ein Beispiel für die konkrete Anwendung von
Gender Mainstreaming. Nicht zuletzt deshalb wurde dieses Pilotprojekt auch mit zwei Preisen
prämiert (österreichischer Umweltpreis und Mobilitätspreis 2002). Es hat sich weiters gezeigt,
dass dieses Projekt eine hohe Sozialakzeptanz bei allen sozialen Gruppen der Gemeinde hatte.
Darüber hinaus ist das Projekt auch ein Beispiel für Nachhaltigkeit, da es vom Pilotprojekt in einen
Normalbetrieb übergeleitet wurde und unbefristet fortgeführt wird.

Pilotproiekt „Car Free Dav"

Dieses Projekt wurde im Rahmen eines europäischen Projektes durchgeführt, gemeinsam mit drei
österreichischen "Modellgemeinden" (Baden, Feldkirch und Pötsching). Ziel war u.a. die Analyse
der Bedürfnisse an eine „frauenfreundliche" Stadt.

Frauenfachbeirat (FFB)

Ziel des FFB ist es, den Bedürfnissen von Frauen auch in der Verkehrspolitik im größeren Ausmaß
gerecht zu werden. In diesem Sinne unterstützt der Beirat den/die Bundesministerin durch die Er-
arbeitung wissenschaftlicher Grundlagen, die Durchführung spezifischer Pilotprojekte, um insbe-
sondere die Chancengleichheit beim Zugang zum Verkehrssystem (iwS) zu fördern und zu ge-
währleisten. Es geht darum, Frauenbedürfnisse sichtbar zu machen, Anregungen und konkrete
Vorschläge von Frauenseite auch bei allen verkehrsrelevanten Vorhaben zu berücksichtigen.


Darüberhinaus soll die Thematik der notwendigen Berücksichtigung von Frauenanliegen in den
verschiedensten Politikbereichen als Voraussetzung gelten, um diese der Öffentlichkeit näher zu
bringen und das Bewusstsein hierfür zu schärfen. Insofern hat das ho. Ressort mit dem FFB im
Hinblick auf Gender Mainstreaming bereits eine Vorreiterrolle eingenommen.

Förderung eines Frauenprojektes des Verkehrsverbundes Salzburg

Hier unterstützt das bmvit einen Gender Mainstreaming-Workshop des Verkehrsverbundes Salz-
burg.

Frage 3:

In welcher Form wird von Ihrem Ministerium die Daten-Erfassung zu einer Analyse des Ist-
Zustandes hinsichtlich „Gender Mainstreaming" zu Wege gebracht?

Antwort:

Es existiert im bmvit derzeit keine geschlechtsspezifische Datenerfassung zur weiteren Verwen-
dung im Info- bzw. Analysenbereich.

Frage 4:

Durch wen erfolgt die Analyse solcher Daten?

Antwort:

Die Analyse erfolgt jeweils im Rahmen der durchgeführten Projekte und Studien in der Regel durch
die Projektbeauftragten.

Frage 5:

Wie erfolgt die Zusammenarbeit Ihres Ministeriums mit anderen Ressorts zur Analyse und Beseiti-
gung von Ungleichstrukturen in ressortübergreifenden Bereichen?

Antwort:

Die Koordination von Maßnahmen und die Zusammenarbeit der Ressorts erfolgt im Rahmen der
IMAG Gender Mainstreaming.

Fragen 6, 7, 8 und 9:

Welche Pläne liegen zu einer langfristigen Beseitigung von Ungleichstrukturen im Zuständigkeits-
bereich Ihres Ministeriums vor?

Welche Maßnahmen setzen Sie zu einem kurzfristigen Ausgleich dieser Ungleichheitsstrukturen?

Wie hoch belaufen sich die Kosten dieser Maßnahmen?

Wie stellen Sie die Finanzierung dieser Maßnahmen innerhalb ihres ministeriellen Budgets sicher?

Antwort:

Die Strategie des Gender Mainstreaming, zu deren Umsetzung sich alle Ministerien verpflichtet
haben, zielt auf eine langfristige Beseitigung von Ungleichstrukturen und damit auf eine nach-
haltige Veränderung der Gesellschaft zu Gunsten einer fairen Verteilung der Rollen zwischen
Männern und Frauen ab. Kurzfristige Maßnahmen zum Abbau von Benachteiligungen von Frauen
bringen rasche und zielgerichtete Lösungen für spezifische Problemstellungen, eine langfristige
Beseitigung von Ungleichstrukturen kann jedoch nur durch eine dauerhafte Berücksichtigung der


Besonderheiten, Interessen und Wertvorstellungen beider Geschlechter bei allen politischen Ent-
scheidungen, Aktivitäten und Maßnahmen bewirkt werden.

Zur Frage des kurzfristigen Ausgleichs von Ungleichheitsstrukturen im bmvit wäre grundsätzlich
anzumerken, dass dies primär eine Aufgabe der Arbeitsgruppe für Gleichbehandlungsfragen ge-
mäß dem Bundesgleichbehandlungsgesetz darstellt und sich einerseits auf ein Gleichbehand-
lungsgebot insbesondere in den Bereichen Dienst und Ausbildungsverhältnisse, Sozialleistungen,
berufliche Fortbildung und sonstige Arbeitsbedingungen bezieht sowie andererseits auf die
Erreichung eines zumindest fünfzigprozentigen Frauenanteils bei der Betrauung von Frauen in
Führungspositionen und allen Verwendungsgruppen. Gender Mainstreaming hingegen ist vor-
wiegend extern ausgerichtet, d. h. in einem Top-down Ansatz sollen über den internen Ressortbe-
reich hinausgehend Gender Mainstreaming Aspekte (somit geschlechtsspezifische Disparitäten in
allen Lebens- und Politikbereichen und somit auch im Verkehrs- Forschungs- und Technologiebe-
reich) berücksichtigt werden und auf diese Weise eine Chancengleichheit für Frauen und Männer
hergestellt werden.

In diesem Lichte haben die Gender Mainstreaming Beauftragten meines Ressorts die eingangs
aufgezählten Projekte ausgewählt und durchgeführt. Auch der im bmvit eingerichtete Frauenfach-
beirat verfolgt diese Zielsetzung, wobei ich, wie schon in der Anfrage Nr. 322/J-NR/2003 bedauer-
licherweise festhalten musste, dieser derzeit in Folge mangelnder Personalressourcen nicht seine
umfassende Aufgabe wahrnehmen kann. Ich bin aber bemüht, hier eine Lösung zu finden.

Die bisher durchgeführten Gender Mainstreaming Projekte umfassten ein Investitionsvolumen von
ca. 874.120,00 Euro und wurden aus dem generellen Ressortbudget bedeckt.