393/AB XXII. GP
Eingelangt am 03.07.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfragebeantwortung
Bundesministerium für Inneres
Die Abgeordneten zum Nationalrat Parnigoni
und GenossInnen haben am 07. Mai 2003
unter der Nr. 384/J an mich eine schriftliche parlamentarische Anfrage
betreffend
„Fortschritte beim Projekt ADONIS" gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich nach den mir vorliegenden Informationen wie folgt::
Zu Frage 1:
Das BMI hatte einen Vertrag mit
master-talk abgeschlossen, der eine Fertigstellung des
bundesweiten Behördenfunknetzes ADONIS bis März 2005 vorsah. Aufgrund massiver
Probleme in der Projektabwicklung und -realisierung, umfangreicher technischer
Gründe,
dem Verzug bei der Erfüllung wesentlicher zu erbringender Leistungen und der
von master-
talk bis zuletzt nicht sichergestellten Finanzierung wurde - nach mehrmaligem
Hinweis auf
diese Mängel und dem mehrmaligen Setzen von Nachfristen - dieser Vertrag jedoch
am 26.
Juni 2003 aufgelöst.
Zu Frage 2:
Ja, es wurde bereits ein Testbetrieb in
den im Vertrag als Phase 0 definierten Gebieten
(Bezirke Gänserndorf, Korneuburg, Mödling, Baden, Stadt Schwechat, Leibnitz,
Radkersburg, Innsbruck und Innsbruck Land) aufgenommen. Dieser hätte seit
1.April 2003
funktionieren sollen, es konnte jedoch trotz Mitteilung über eine
Abnahmebereitschaft
master-talks aufgrund technischer Mängel keine Abnahme des Systems erzielt
werden.
Zu Frage 3:
Es wurden keine Nutzungsverträge abgeschlossen.
Zu Frage 4:
Seitens des BMI wurden keine Nutzerverträge abgeschlossen.
Es war die Aufgabe des
Netzbetreibers weitere Kunden zu akquirieren. Das BM.I hat den Netzbetreiber in
allen
Phasen im notwendigen Ausmaß unterstützt, um hier positive Abschlüsse zu
ermöglichen.
Zu Frage 5:
Ein reibungsloser bundesweiter Betrieb von ADONIS war nicht
an eine bestimmte Zahl von
Nutzern gebunden. Wesentliches Projektziel war aber, für alle
Blaulichtorganisationen eine
gemeinsame Kommunikationsplattform zu schaffen. Die Versorgung aller
Rettungsorganisationen mit ADONIS sollte vor allem bei
organisationsübergreifenden
Einsätzen - wie insbesondere bei großen Unglücksfällen und Katastrophen - die
sichere
Kommunikation und damit die einsatztaktischen Abstimmung zwischen den
Hilfskräften zur
Sicherstellung der bestmöglichen Hilfeleistung für die österreichische
Bevölkerung
gewährleisten.
Zu Frage 6:
Das
Bundesministerium für Inneres hat derzeit etwa 22.000 Funkgeräte im Einsatz.
Diese
würden sukzessive ersetzt, je nach Hersteller und Type des Endgeräts fallen
hier
unterschiedliche Kosten an.
Zu Frage 7:
Aufgrund der Auflösung des Vertrags stellt sich die Frage nicht mehr.
Zu Frage 8:
Aufgrund der Auflösung des Vertrags stellt sich die Frage nicht mehr.
Zu Frage 9:
Das BMI hat mit den Ländern keine Verträge abgeschlossen, die diese zur Teilnahme am
Projekt ADONIS verpflichten, da es die Aufgabe des Netzbetreibers war, weitere Kunden zu
akquirieren. Die potentiellen Kunden master-talks waren jedoch die „Blaulichtorganisationen"
und nicht die Länder.
Das BMI hat unabhängig davon im Vorfeld der Ausschreibung mit Vertretern aller Länder
eine Vielzahl von Gesprächen mit dem Ziel geführt, die Länder bzw. deren Rettungs- und
Hilfsorganisationen von der Wichtigkeit und Notwendigkeit des Projekts zu überzeugen.
Zu Frage 10:
Im Projekt ADONIS war vorgesehen, einen österreichweit
harmonisierten Funkdienst in
digitaler, abhörsicherer und überlastungsresistenter Bündelfunktechnik mit
rascher und
gleichzeitiger Übertragung von Sprache, Bild und Daten zu bieten.
Schon auf dem
Gebiet der „herkömmlichen Funkkommunikation" gehen die geplanten
Funktionalitäten über die bisher üblichen analogen Funknetze hinaus.
Beispiele hiefür sind:
• Rascher Rufaufbau
• Beste Sprachqualität
• Höchste Verfügbarkeit
• Flexibelste Gruppenkommunikation auch mit Late-Entry Funktion
• Abhörsicherheit
• Erweiterung des Versorgungsbereiches durch Direct Mode Operation (DMO)
Weitere Möglichkeiten sind u.a.
• Zusätzliche Verschlüsselung zur ohnehin vorhandenen (End to End)
• Datenfunkfähigkeit (z. B. Abhörsichere
EKlS-Abfragen, Übertragung von Plänen ins
Fahrzeug, Übermittlung von Patientendaten vom Notarztfahrzeug in das
Krankenhaus)
• SDS - Short Data Services - z.B. für
Koordinatenübertragung zur genauen
Standorterfassung im Notfall
• Integration von Telefonfunktionen bzw. Schnittstellen
zu anderen
Kommunikationsnetzwerken
• Verbindung unterschiedlicher BÖS mit- und
untereinander (z.B. Rettung und
Feuerwehr)
• Grundlage für grenzüberschreitende Kommunikation
Zu Frage 11:
Der Vertrag mit dem Netzbetreiber master-talk bot eine
breite Palette von
Absicherungsmaßnahmen für das BMI, beginnend mit Ziehen einer
Erfüllungsgarantie,
Vertragsstrafen (Pönale), Gutschriften bei Leistungsminderung (Minderung der
Tarife) und
Übernahme- und Eintrittsrechte bis zur letzten Konsequenz der Auflösung des
Vertrages, zu
der es am 26.6.2003 gekommen ist.
Zu Frage 12:
Aus dem Vertrag mit master-talk sind dem BMI bisher noch
keine Kosten erwachsen. Es
wurden jedoch für die projektbegleitende Consulting-Leistung der Fa.
Austroconsult rd. € 1,3
Mio. investiert. Die daraus resultierenden Erfahrungen werden aber für die
weitere Arbeit
genutzt werden können.