757/AB XXII. GP

Eingelangt am 10.10.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Bundesministerium für Gesundheit und Frauen

 

Anfragebeantwortung

 

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische Anfrage Nr.
761/J der Abgeordneten Weinzinger, Freundinnen und Freunde,
wie

folgt:

Frage 1:

Die PISA- Studie hat erfreulicherweise gezeigt, dass die österreichischen
Schülerinnen und Schüler bei der Lesekompetenz die besten im Vergleich der
deutschsprachigen Länder sind und auch in den Gebieten Mathematik und
Naturwissenschaften im internationalen Vergleich auf guten Rängen liegen. Die
Umsetzung der konkreten Ergebnisse der PISA-Studie fällt in die
Ressortzuständigkeit von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, die aus dieser
Studie bereits Schlüsse gezogen und mit Initiativen wie LESEFIT und
naturwissenschaftlichen und mathematischen Schwerpunkten wichtige
bildungspolitische Akzente gesetzt hat, die auch dem Abbau von
geschlechtsspezifischen Ungleichheiten dienen.

Frage 2:

Ich habe mich bereits auf verschiedenen Ebenen dafür eingesetzt, dass
Mädchen im Bildungsbereich bestehende Defizite aufholen bzw. Chancen
nützen. Ich werde die bereits bestehenden Initiativen und Kooperationen, wie
sie im Rahmen der gemeinsam mit dem Bildungsministerium aktualisierten
Broschüre „Mädchen können mehr" oder im Rahmen des
Frauentechnologieprojektes mit dem Bundesministerium für Verkehr,
Innovation und Technologie erfolgt sind, fortsetzen und vor allem Mädchen und
jungen Frauen Mut machen, sich verstärkt für technische Berufe zu
entscheiden.

Frage 3:

Im Sinne der Gender Mainstreaming Strategie, deren Implementierung und
Umsetzung auf Bundesebene federführend in meinem Ressort angesiedelt ist,


verfolge ich das Ziel, Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen ein positives
Klima zur Realisierung der Chancengleichheit am Arbeitsmarkt entsteht.
Besonders mit jenen Ressorts, in denen Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik,
Wirtschaftspolitik, Bildungspolitik oder Personalpolitik gestaltet wird, erarbeite ich
im Rahmen der Interministeriellen Arbeitsgruppe für Gender Mainstreaming
regelmäßig Maßnahmen und Aktionspläne zur Verbesserung der Situation von
Frauen in der Berufswelt.

Da ich als wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung des
Gender Mainstreaming Ansatzes das Vorliegen geschlechtsspezifisch
aufgeschlüsselter Daten in allen Politikbereichen erachte, habe ich meine
Regierungskolleg/innen sowie die Sozialpartner aufgefordert, zu veranlassen,
dass alle Daten, die in ihrem Wirkungsbereich erhoben werden, in Hinkunft nach
Geschlechtern getrennt ausgewiesen werden.

Eine jüngst im Rahmen des Frauentechnologieprojektes, das ich derzeit in
Kooperation mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und
Technologie durchführe, erfolgte Analyse hat gezeigt, dass vor allem die Situation
der Lehrberufe eine starke Segmentation am Arbeitsmarkt aufweist: rund die
Hälfte der Mädchen entscheidet sich für die Lehrberufe Einzelhandelskauffrau,
Friseurin oder Bürokauffrau. Die Gründe für den niedrigen Frauenanteil in
männerdominierten Lehrberufen liegen vor allem im Image der Berufe, in
Informationsdefiziten und in den Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz.

Die Berufssituation für Frauen zeigt, dass ein Ausbildungserfolg keinen
Arbeitsplatz garantiert, die Übernahme nach dem Lehrabschluss für Frauen
schwieriger ist und nur ein Teil der Frauen ausbildungsadäquat eingesetzt wird.
Zudem gibt es Benachteiligungen von Frauen bei innerbetrieblicher Weiterbildung
und zu wenig Frauen in Führungspositionen.

Durch gezielte Maßnahmen in Partner/innen/unternehmen habe ich mit dem
Frauentechnologieprojekt das Ziel verfolgt, diesem Trend entgegenzusteuern und
Anreize zu schaffen, mehr Mädchen und junge Frauen in anspruchsvollen
Technologieberufen einzustellen und ihnen in diesen Berufen Aufstiegschancen zu
ermöglichen.

Qualifizierungsmaßnahmen in der Berufseinstiegs- und Weiterbildungsphase
sowie Mentoringprogramme in Zusammenarbeit mit Universitäten und
Fachhochschulen sollen diese Maßnahmen unterstützen.
Auch bewusstseinsbildende Maßnahmen wie die Neuauflage der Broschüre
„Mädchen können mehr" sowie der dazu herausgegebenen Informationsfolder,
die für die Zielgruppe der 12 bis 15jährigen Mädchen (Lehre, mittlere und höhere
Schulen) und der 15 bis 18jährigen Mädchen (Hochschulbereich) zu Fragen der
Berufsorientierung eine Fülle an Tipps und einschlägigen Beratungseinrichtungen
enthält, ebenso wie regelmäßige Informationen z.B. zum „Girls day" sollen dazu
beitragen, die Segregation am Arbeitsmarkt zu verringern.

Frage 4:

Während der Anteil der Frauen unter den Studienanfänger/innen und ihr Anteil
an den Abschlüssen noch einen hohen Stand aufweist, spiegelt sich dieser
Frauenanteil in den beruflichen Karriereschritten an den Universitäten nicht
wider. Frauen sind, sowohl was ihre Anzahl im wissenschaftlich-technischen


Bereich als auch ihre Karriereverläufe und ihre Entlohnung betrifft,
unterrepräsentiert.

Die primäre Zuständigkeit zur Verbesserung dieser für Frauen unbefriedigenden
Situation liegt im Bildungsressort. Mit verschiedenen Initiativen, teilweise in
Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und
Technologie, wurden dort bereits Maßnahmen zur Verbesserung der Situation der
Frauen in Wissenschaft und Forschung gesetzt - ich denke hier z.B. an die
Initiative FORTE (Frauen in Forschung und Technologie), die Frauen während
aller Phasen des Bildungsweges fördert und Karrierehindernisse während der
beruflichen Laufbahn abbauen möchte. Auch der von FBM Gehrer ins Leben
gerufene frauenpolitische Beirat für Universitäten ist ein wichtiger Schritt in diese
Richtung, da er die Bildungsministerin in Fragen der Frauenförderung an
Universitäten beraten und aufgrund der Umsetzungspraxis des
Universitätsgesetzes 2002 Vorschläge zur Verbesserung der Frauenförderung
einbringen soll.

Im Sinne des Gender Mainstreaming Ansatzes werde ich dafür Sorge tragen,
dass diese Initiativen Verbreitung finden und mich im Rahmen der bereits
bestehenden Kooperationsstrukturen mit Frau Bundesministerin Gehrer für die
Fortführung aller Maßnahmen einsetzen, die zu einer Geschlechtergerechtigkeit
im universitären Bereich führen.

Frage 5:

Die bisher im Rahmen von Projekten, Arbeitskreisen und Interministeriellen
Arbeitsgruppen bestehenden guten Kooperationsstrukturen werde ich
selbstverständlich aufrechterhalten und bei Bedarf ausbauen.

Frage 6:

Ich sehr hier jedenfalls Handlungsbedarf, da nach wie vor 50% aller weiblichen
Lehrlinge aus einem Spektrum von drei Lehrberufen (Bürokauffrau,
Einzelhandelskauffrau, Friseurin) auswählen.

Ich werde daher neben einer umfassenden Informations- und
Sensibilisierungstätigkeit durch gezielte Mädchen- und Frauenfördermaßnahmen
wie das Frauentechnologieprojekt, das jungen Frauen Berufe im Bereich der
neuen Technologien eröffnen soll, und Mentoringprogramme zur
Karriereförderung konkrete Schritte setzen, um dieser Entwicklung
gegenzusteuern. Im übrigen verweise ich auf meine Antwort zu Frage 3.

Frage 7:

Neben den oben bereits beschriebenen Initiativen werde ich in Gesprächen mit
dem ressortzuständigen Bundesminister Bartenstein und der Wirtschaft dieser
Zielsetzung entsprechenden Nachdruck verleihen

Frage 8:

Ich verweise in diesem Zusammenhang auf meine Antworten zu den Fragen 3
und 6.

Frage 9:

Ich möchte Frauen darin bestärken und unterstützen, die Verantwortung für ihre
Ausbildung selbständig zu übernehmen. Ich bin auch davon überzeugt, dass sie


ihr Studium nach Einführung der Studiengebühr besonders gezielt, effizient und
abschlussorientiert absolvieren werden.

Frage 10:

Derzeit gibt es ein derartiges Modellprojekt - das bereits mehrfach
angesprochene Frauentechnologieprojekt - das unter der Homepage
http://www.frauen-technologie.at/dynapaqe.php ausführlich beschrieben und
abrufbar ist (über die dort angegebenen Links gelangt man zu den
Auftragnehmerinnen BAB GmbH und L&R OEG). Die Finanzierung des mit €
133.715,
-- dotierten Projektes erfolgt mit 29.069,-- seitens des BMVIT und mit
104.646 € seitens des BMSG bzw. nunmehr seitens des BMGF. Die
Projektlaufzeit beträgt zwei Jahre und endet mit 30. 11. 2003 (Projektbeginn war
der 1. 12. 2001). Eine Weiterführung der oben genannten Website ist geplant.
Hauptziel des Projektes ist die Ausarbeitung und Umsetzung von Maßnahmen zur
Steigerung des Frauenanteils im Bereich der neuen Technologien (
IT-Bereich) in
Form von Pilotprojekten in Kooperation mit ausgewählten Unternehmen. Ziel
dieser Maßnahmen ist es, Frauen die Chancen, welche der
IT-Bereich in Bezug
auf Einkommen, Aufstiegschancen und Gestaltungsmöglichkeiten bietet, zu
eröffnen.