871/AB XXII. GP
Eingelangt am 05.12.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur
Anfragebeantwortung
Die schriftliche parlamentarische
Anfrage Nr. 981/J-NR/2003 betreffend teure Microsoft Lizenzen
statt
Linux und Freeware an österreichischen Schulen, die die Abgeordneten Dieter
Brosz, Kolle-
ginnen
und Kollegen am 23. Oktober 2003 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
Durch die
Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und
Kultur
und
der Firma Microsoft (MS-ACH) wird ein Beitrag zur Aufgabe der österreichischen
Schule (sie-
he
§ 2 des Schulorganisationsgesetzes: „die Jugend mit dem für das Leben und den
künftigen Beruf
erforderlichen
Wissen und Können auszustatten") geleistet. Denn diese Vereinbarung
sichert für
drei
Jahre den berechtigten Schulen, Schüler/innen und Lehrenden die Nutzung der
jeweils neuesten
Softwareprodukte
zu kostengünstigen Preisen, darüber hinaus vermittelt das Abkommen auch eine
Stützstruktur
für die Produktdistribution, die Software-Installation und für einen Support.
Die
Breitenwirksamkeit dieser Vereinbarung ergibt sich aus der Realität: Mehr als
90 % mit MS-
Produkten
ausgestattete Computer an österreichischen Schulen (ca. 140.000) waren der
Anlass für
das
Bundesministerium, mit MS in Verhandlungen wegen einer Kostenminimierung
einzutreten.
Außerdem
sind nach einer jüngsten IDC-Studie weltweit an mehr als 80 % aller PCs
MS-Produkte
installiert.
Das Bundesministerium für Bildung,
Wissenschaft und Kultur hat aber auch mit anderen Hard- und
Softwareprovidern
(z.B. ORACLE, TA, UTA, Sony, Maromedia ect.) Vereinbarungen zugunsten
von
Schulen getroffen. Das Ressort vertritt keine Einproduktstrategie. Daher ist zu
hoffen, dass
durch
dieses Agreement nunmehr auch andere Keyplayer im IT-Bereich (z.B. SUN, Novell,
IBM,
Apple)
einen Anreiz erhalten, sich im Bildungsbereich stärker zu engagieren.
Ad l.:
Alle weiterführenden
Schulen und deren Lehrende; die Auslieferung wurde an die Tätigkeit des IT-
Kustos
geknüpft, der mit diesen Produkten hantiert. Alle berechtigten Schulen sind auf
der Website
des
Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur publiziert.
Ad 2.:
Die Schulerhalter der Pflichtschulen
sind Länder, Gemeinden oder Gemeindeverbände. Daher kön-
nen
diese Schulen nicht vom Abkommen mit dem Bund, vertreten durch das
Bundesministerium für
Bildung,
Wissenschaft und Kultur, profitieren. MS-ACH enthält jedoch die Vereinbarung,
dass die
Konditionen
auch in Vereinbarungen mit Pflichtschulerhaltern übernommen werden können.
Ad 3.:
Nach 3 Jahren wird Bilanz gezogen und
dann über die weitere Vorgangsweise entschieden werden.
Maßgebend
wird die Situation an den Schulen, in der Wirtschaft, in der IT-Entwicklung
generell
und
bei den IT-Unternehmen sein.
Ad:4.:
Die Kosten belaufen
sich auf € 2,5 Mio pro Jahr (inkl. MWSt) für 50.000 Schularbeitsplätze. Dies
entspricht
einer jährlichen Kosteneinsparung von 35% gegenüber den bisherigen edu-select
Verträ-
gen
für Schulen.
Ad 5.:
Die Softwareprodukte sind Standard (Windows-XP,
Office-XP u.a.). Die Produktpalette ist auf der
Website
des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur publiziert. Die
Produkt-
zusammenstellung
wurde speziell für den Bedarf in weiterführenden Schulen ausgerichtet (alle
Ser-
verprodukte sind inkludiert, die Encarta zusätzlich beigeschlossen).
Ad 6.:
Es handelt sich beim MS-ACH um ein
Angebot an Schulen, Lehrende sowie Schülerinnen und
Schüler
in Notebookklassen. Die Entscheidung, welche Software im pädagogischen Bereich
der
Schulen
tatsächlich eingesetzt wird, trifft jede Schule selbst.
Ad 7.:
Es wird darauf verwiesen, dass 95 %
der Schulcomputer bereits vor Inkrafttreten des Microsoft-
Agreements mit MS-Produkten betrieben wurden. Es gibt daher keine
„Umstellung" im engeren
Sinne, da die
MS-Softwareprodukte eine MS-Basis (zumindest ein MS-Betriebssystem) voraus-
setzen
und somit eigentlich Upgradeversionen sind. Installationsunterstützung,
Handbücher und
Hotline
sind im Abkommen enthalten.
Ad 8.:
Es sind keine zusätzlichen Mittel
erforderlich. Die im Rahmen der IT-Strategie des Bundesministe-
riums
für Bildung, Wissenschaft und Kultur „eFit-Austria" vorgesehenen
Trainingsmaßnahmen
decken
die erforderlichen Fertigkeiten ab.
Ad 9.:
Nein. Die Bezahlung des
MS-ACH-Agreements erfolgt durch Umschichtung von Zentralkrediten,
d.h.
aus den Budgetmitteln des Ressorts (Zentralstelle). Für die Vertragslaufzeit
gehören demnach
die zu bezahlenden finanziellen Mittel zu den laufenden Verpflichtungen des
Bundesministeriums
für
Bildung, Wissenschaft und Kultur und werden damit die Schulbudgets nicht
belasten.
Anzumerken
ist, dass die vom Bund bereitzustellenden Schulbudgets 2002 und 2003 durch Auf-
lösung von Rücklagen sowohl bei den Anlagen als auch bei den Aufwendungen
gleich geblieben
sind.
Die Schulbudgets wurden durch das MS-ACH-Abkommen somit beträchtlich entlastet.
Ad 10.:
Für
die Durchführung des MS-ACH gab es eine Ausschreibung durch die
Bundesbeschaffungs
GmbH, welche die Firma ACP gewonnen hat.
Ad 11.:
Im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
wurde im Rahmen der IT-Strategie
„eFit-Austria" bereits im Dezember 2002, also deutlich vor dem Abschluss
des MS-ACH, die
„Austrian Open Source Initiative" ins
Leben gerufen. Die Initiative umfasst Kurse für den Erwerb
eines Linux-Zertifikates, den Einsatz von Star-Office und anderer Open
Source-Software, ECDL-
Kurse mit Open Source-Software sowie eine den Einsatz von Open Source an
Schulen unter-
stützende Betreuung. Installationsworkshops
und Veranstaltungen finden regelmäßig statt und wer-
den dazu führen, dass sich der Open Source-Anteil sukzessive erhöhen wird. Im
Bereich der Server
an Schulen ist dies schon signifikant
feststellbar.
Ad 12.:
Die Einsparungsmöglichkeiten sind „virtuell", da die Experten an
den Schulen, die Anwender und
die Schüler MS-Produkte wegen der Praxiserfordernisse einfordern. Da Open Source-Software in
der Wirtschaft und auf den PC-Arbeitsplätzen zu Hause
nach wie vor wenig verbreitet ist, muss das
Bildungsangebot
an den Schulen diesem Umstand Rechnung tragen. Ein weiteres Faktum ist, dass
im
Bildungsbereich vor allem qualifizierte MS-Fachexperten vorhanden sind, für den
Open-Source-
Bereich
solche jedoch erst flächendeckend ausgebildet werden müssten, womit jedenfalls
hohe
Schulungskosten
verbunden wären.