938/AB XXII. GP

Eingelangt am 18.12.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur

 

Anfragebeantwortung

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 984/J-NR/2003 betreffend Tierversuche an der Vete-
rinärmedizinischen Universität Wien, die die Abgeordneten Mag. Brigid Weinzinger, Kolleginnen
und Kollegen am 23. Oktober 2003 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

In der Anfrage wird einleitend behauptet, die Hundehaltung am Institut für Ernährung finde fast
ausschließlich in kleinen Gitterkäfigen - ohne Auslauf- statt. Dazu ist Folgendes festzustellen:
Am Institut für Ernährung werden derzeit 24 Beagles und 2 Jagdhunde gehalten. Für die beiden
Jagdhunde werden derzeit Privatplätze gesucht (siehe Tiervergabe auf der Homepage der Veteri-
närmedizinischen Universität Wien). Die Haltung der Beagles erfolgt tagsüber in Gruppen, wobei je
10 Tiere gemeinsam einen Auslauf mit Sicht nach außen zur Verfügung haben. Tagsüber können
sich die Tiere frei bewegen, je nach Wetterlage wahlweise in den Innenräumen oder im Auslauf.
Nachts, wenn keine Aufsicht anwesend ist, werden die Tiere einzeln in den Stallungen unterge-
bracht, um unkontrollierte Aktionen innerhalb der Gruppe zu vermeiden und das Risiko für Verlet-
zung zu minimieren. Neben der täglichen Betreuung und Pflege der Hunde durch Tierpfleger/innen
werden die Hunde von Studierenden regelmäßig ausgeführt bzw. wird ihnen Gelegenheit zur Be-
schäftigung innerhalb der Freiläufe im Institut gegeben. Diese Betreuung wird von den Studieren-
den jedes Jahr selbst und in Absprache mit dem Institut organisiert. Derzeit sind ca. 29 Stu-
dent/innen mit der Betreuung der Hunde betraut.

Die Hunde bleiben bis zu einem Alter von 4 bis 6 Jahren am Institut, danach werden Privatplätze
gesucht und die Hunde abgegeben. Die Tiere gewöhnen sich nach dem Wechsel in Familien rasch
an die veränderten Lebensbedingungen und können problemlos in Wohnungen gehalten werden.


Das Institut für Ernährung hat fast ausschließlich positive Rückmeldungen, was insofern von Be-
deutung ist, als Hunde, die in ihrer Jugend nicht richtig gehalten werden, in der Regel auch ihren
späteren Besitzern Probleme verursachen. Insbesondere was die Sozialisierung und die artgerechte
Haltung betrifft, sind daher die positiven Erfahrungen späterer Besitzer sehr aussagekräftig. Ein
Problem, auf das die zukünftigen Besitzer/innen auch hingewiesen werden, ist, dass die Hunde nicht
alleine bleiben wollen. Dies haben die Hunde am Institut nicht gelernt, da ihnen die eher artgerechte
Gruppenhaltung ermöglicht wurde und ständig andere Hunde anwesend waren. Die Beagles sind
meist innerhalb kurzer Zeit gänzlich stubenrein, da sie bereits am Institut die Möglichkeit haben,
ihre Bedürfnisse im Auslauf zu verrichten.

Ad 1:

Zu dieser Frage ist zunächst festzuhalten, dass Studien an Tieren nicht in jedem Fall als Tierversu-
che im Sinne des Tierversuchsgesetzes (TVG, BGBl. Nr. 501/1989 i.d.F. BGBl. I Nr. 169/1999 und
BGBl. I Nr. 136/2001) gelten. Gemäß § 2 TVG sind Tierversuche alle für das Tier belastenden, ins-
besondere mit Angst, Schmerzen, Leiden oder dauerhaften Schäden verbundenen experimentellen
Eingriffe an oder Behandlungen von lebenden Wirbeltieren, die über die landwirtschaftliche Nut-
zung und veterinärmedizinische Betreuung hinausgehen und das Ziel haben, eine wissenschaftliche
Annahme zu prüfen, Informationen zu erlangen, einen Stoff zu gewinnen oder zu prüfen oder die
Wirkung einer bestimmten Maßnahme am Tier festzustellen. Am Institut für Ernährung wurden seit
2001 folgende Tests bzw. Studien an Hunden durchgeführt:

Mit der Firma Masterfoods wurden Fütterungstests an Hunden (nicht genehmigungspflichtig) in
Zusammenarbeit mit dem Institut für Ernährung durchgeführt. Diese Untersuchungen dienten der
Überprüfung der Akzeptanz sowie der Verdaulichkeit von Futtermitteln. Weiters wurde ein Fütte-
rungstest zur Überprüfung eines physiologischen Futter-Zusatzes (analog einem Joghurt-Produkt)
durchgeführt. Diese Tests waren, mit Ausnahme von Blutproben, nicht invasiv angelegt und wurden
als Tierversuch genehmigt.

Die Fa. Iams hat bislang keine Untersuchungen an Hunden des Instituts für Ernährung in Auftrag
gegeben. Die Kooperation mit lams und dem Institut bezieht sich auf Fragestellungen der klinischen
Ernährung von Hunden, zu diesem Zweck wurde im Jahre 2001 die Professur für klinische Tierer-
nährung (Prof. J. Zentek) an der VUW durch eine Stiftung ermöglicht. In diesem Zusammenhang


sollen die Möglichkeiten der diätetischen Behandlung von Tierpatienten in der Klinik (Hunde und
Katzen) verbessert werden. Ein für den klinischen Einsatz vorgesehenes Diätfutter wurde 10
Hunden im Institut aus eigenem Interesse verfüttert, um Akzeptanz und die Effekte auf Kotmenge
und -qualität vor einer Praxistestung zu prüfen. Es wird ausdrücklich festgestellt, dass diese Testfüt-
terung ausschließlich in eigenem Interesse (Prof. Zentek) und nicht im Auftrag oder in Absprache
von bzw. mit der Fa. lams erfolgte. In einem weiteren Forschungsprojekt wird in Kooperation mit
der Fa. lams ein Konzept zur Verbesserung der Lebenssituation von Hunden mit chronisch degene-
rativen Erkrankungen geprüft. Die im Institut gehaltenen Hunde waren in keiner Weise in diese
Untersuchungen involviert. Diese Studien werden im Rahmen der veterinärmedizinischen Betreu-
ung (übliche klinische Behandlungsstrategien) durchgeführt. Die Tierhalter/innen werden informiert
und nehmen freiwillig teil. Die Besitzer/innenzufriedenheit ist außerordentlich positiv.

In einem weiteren Forschungsprojekt (Kooperation mit Roche Vitamins) werden mögliche präbioti-
sche Effekte eines Futterzusatzstoffes auf die Darmflora bei Hunden untersucht. Diese Untersu-
chungen sind ebenfalls nicht invasiv, ausgenommen Blutproben, und wurden als Tierversuch ge-
nehmigt.

Zusammenfassend handelt es sich bei den im Bereich der Hundeernährung durchgeführten Studien
ausschließlich um nicht invasive Studien, in denen verdauungsphysiologische Parameter sowie Da-
ten zur Zusammensetzung der Darmflora erhoben werden. Blutproben werden entnommen und die-
nen der Untersuchung von möglichen Effekten der Ernährung auf einige immunologische Parame-
ter.

Ad 2.,3. und 5.:

Seit 2001 wurden dem Institut für Ernährung 19 Genehmigungen für Tierversuche erteilt, die alle
die Untersuchung der Auswirkungen von verschiedener Ernährung der Tiere zum Ziel hatten. Die
Genehmigungen wurden für die Verwendung von Kaninchen, Katzen, Hunden, Schweinen, Hüh-
nern und Puten erteilt; sie umfassten insgesamt 1.728 Tiere und waren jeweils auf ein Jahr befristet.

Ad  4.:

Die am Institut für Ernährung gehaltenen Hunde stammen aus eigener Zucht. Im Jahre 1998 wurden
2 Beagles aus einer Versuchstierzucht angekauft. Die zwischenzeitlich im Institut für Ernährung
gehaltenen Jagdhunde stammen aus dem Institut für Tierernährung der Tierärztlichen Hochschule


Hannover. Bei den weiteren Tieren handelte es sich um Tierpatienten bzw. um Nutztiere aus land-
wirtschaftlicher Tierhaltung.

Ad 6. und 7.:

Die Tierhaltung am Institut wird von der Tierversuchskommission gemäß § 12 TVG, wie gesetzlich
vorgesehen, mindestens einmal jährlich unangemeldet kontrolliert. Dabei werden auch alle Auf-
zeichnungen geprüft. Bislang haben sich hinsichtlich der Haltungsmöglichkeiten keinerlei Bean-
standungen ergeben.

Ad 8.:

Zu dieser Frage ist zunächst festzuhalten, dass die schmerzlose Tötung eines Tieres zum Zweck der
Gewinnung von Gewebe, Zellen oder Körperflüssigkeiten („Organentnahme") dann nicht unter die
Definition eines Tierversuches fällt, wenn das Tier keinem vorangehenden Eingriff unterzogen wird
(siehe Tierversuchsstatistik-Verordnung, BGBl.
II Nr. 199/2000, Anh II, Z 2.2.).

Bei den Untersuchungen an Hunden werden, ausgenommen Blutabnahmen, keine weiteren invasi-
ven Eingriffe vorgenommen.

Bei den Untersuchungen an Schweinen und Geflügel, die im Rahmen der Aktivitäten des Instituts
für Ernährung im Arbeitsbereich „Sicherung der Lebensmittelqualität" durchgeführt werden, wur-
den nach Versuchsabschluss Organuntersuchungen durchgeführt. Diese Untersuchungen erfolgten
ausschließlich an Tieren, deren Fleisch auch für die menschliche Ernährung verwendet wird. Die
Tötung erfolgt nach Betäubung. Es werden auch an diesen Tierarten keinerlei in vivo invasive oder
terminale experimentelle Untersuchungen durchgeführt.

Ad 9.:

Die Projekte werden ausschließlich über Drittmittel finanziert. Bei den Forschungsprojekten erfolgt
eine Abdeckung der Sachkosten sowie eine Unterstützung der im jeweiligen Bereich tätigen Disser-
tanten. Bei sonstigen Projekten werden Analysen- und Personalkosten je nach Aufwand in Rech-
nung gestellt.