1059/AB XXII. GP
Eingelangt am 09.01.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
BM für
Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Anfragebeantwortung
Auf die schriftliche Anfrage der
Abgeordneten Heinzl, Kolleginnen und Kollegen vom
12. November 2003, Nr. 1066/J, betreffend ungerechte Aufteilung der
Milchquoten, beehre
ich mich Folgendes mitzuteilen:
Einleitend ist klarzustellen, dass derzeit kein
Zuteilungsverfahren bei der D-Quote stattfindet.
Die angesprochenen 150.000 t wurden im Sonderzuteilungsverfahren 1999/2000 als
Anliefe-
rungsquote (A-Quote) zugeteilt; diese Zuteilung erfolgte aufgrund eines
Beschlusses des
Agrarministerrats im Rahmen der Agenda 2000-Verhandlungen (Erhöhung der Gesamt-
menge für Anlieferungen um 150.000 t bei analoger Verringerung der Gesamtmenge
für
Direktverkäufe). Die damals zur Verfügung stehende Quote wurde an alle
Milchlieferanten
verteilt.
Zu den Fragen 1 bis 3:
Da mit der verfügbaren nationalen Reserve
von 36.000 t Anlieferungs-Referenzmenge nur
eine relativ geringe Menge zur Zuteilung vorhanden war, mussten schon aus
diesem Grunde
Kriterien für die Zuteilung getroffen werden. Die Erfahrungen mit dem
Zuteilungsverfahren
1999 haben gezeigt, dass eine generelle Zuteilung nicht zielführend ist. Ein
großer Teil der
jetzt für die Zuteilung zur Verfügung stehenden Menge besteht nämlich aus 1999
zugeteilten
Quoten, die infolge
Referenzmengenübertragungen wieder der nationalen Reserve
zugeschlagen wurden.
Der Verfassungsgerichtshof anerkennt in
seiner Rechtsprechung den rechtspolitischen
Gestaltungsspielraum. Regelungen, die einfach und leicht handhabbar und mit
Rücksicht auf
die Verwaltungsökonomie leicht vollziehbar sind, sind zulässig.
Die Gemeinschaftsrechtsvorschriften (Art.
5 der Verordnung (EWG) Nr. 3950/92) schreiben
vor, dass für die Zuteilung objektive Kriterien festzulegen sind. Die
„Vorselektierung" der
zuteilungsberechtigten Betriebe ist daher nach europäischem Recht geboten. Die
Anerkennung von Quotenkauf und Leasing stellt in diesem Sinne ein objektives
Kriterium
dar.
Zu Frage 4:
Es sind rund 13.000 Anträge eingelangt,
davon werden rund 12.500 positiv erledigt werden.
184 Landwirte haben keinen Antrag gestellt, obwohl sie ein Formular erhalten
haben, 179
Milcherzeuger waren antragsberechtigt, aufgrund der ermittelten Mengen unter
360 kg
erfolgt jedoch keine Zuteilung und 137 Landwirte haben einen Antrag gestellt,
obwohl sie
nicht antragsberechtigt sind (Quelle: Agrarmarkt Austria, Stand 1. Dezember
2003).
Zu den Fragen 5 und 6:
Zur
Frage nach den Perzentilen 25, 50 und 75 der einzelbetrieblichen Anlieferungsmengen
darf folgende Übersicht nach Größenklassen gegeben werden:
Größenklasse A-Quote |
Anzahl der Milcherzeuger |
Menge (Tonnen) |
0 - 29.999 kg |
29.740 |
501 .673 |
30.000 - 60.000 kg |
46.347 |
1 .222.062 |
60.000 - 90.000 kg |
54.142 |
1.781.134 |
> 90.000 kg |
60.539 |
2.594.518 |
Quelle: Agrarmarkt Austria (Stand IM/2002)
A-Quoten-Zuteilungen aus der Nationalen Reserve gab es 1996 und
1999:
|
Durchschnittliche
Zuteilung |
Milcherzeuger |
1996* |
1 .600 kg |
2.027 |
1999* |
2.500 kg |
61.255 |
* 1996 waren Milcherzeuger
antragsberechtigt, deren mitgeteilter repräsentativer Fettgehalt
mindestens 0,3 Prozentpunkte unter dem einzelbetrieblichen Fettgehalt 1994 lag
bzw. von
deren Almen aufgrund besonderer Umstände 1992 und 1993 keine Anlieferung
erfolgt ist.
1999
standen insgesamt 149.604 Tonnen zur Verfügung; antragsberechtigt waren alle
Milcherzeuger, die in den beiden vorangegangenen Jahren weder ihre gesamte
A-Quote
verleast hatten noch durch Quotenverkauf ihre A-Quote verringert hatten.
Quelle: Agrarmarkt Austria
Zu den Fragen 7 bis 10:
Gemäß Art. 9 lit. h der Verordnung (EWG) Nr. 3950/92 ist
Direktverkauf von Milch oder
Milchäquivalent die unentgeltliche Überlassung oder Verkauf von Milch oder in
Milchäquivalent umgerechneten Milcherzeugnissen an den Verbraucher ohne
Einschaltung
eines behandelnden oder verarbeitenden Unternehmens.
Art. 5 lit. g der Verordnung (EG) Nr. 1788/2003, die ab 1.
April 2004 anstelle der Verordnung
(EWG) Nr. 3950/92 Anwendung finden wird, definiert Direktverkauf als jeden
Verkauf bzw.
jede Abgabe von Milch von einem Erzeuger direkt an den Verbraucher sowie jeden
Verkauf
bzw. jede Abgabe von Milcherzeugnissen durch einen Erzeuger. Die Kommission
kann nach
dem in Art. 23 Abs. 2 genannten Verfahren unter Beachtung der
Begriffsbestimmung für
Lieferung gemäß Buchstabe f des zitierten Artikels die Begriffsbestimmung für
Direktverkauf
anpassen, um insbesondere sicherzustellen, dass keinerlei vermarktete Menge
Milch oder
andere Milcherzeugnisse aus der Abgabenregelung ausgeschlossen bleiben.
Da die Definition des Direktverkaufs im
Gemeinschaftsrecht vorgesehen ist, existiert keine
eigene österreichische Begriffsbestimmung.
Im Zwölfmonatszeitraum 2002/03 gab es 22.695
Direktvermarkter.
Zu Frage 11:
Die durchschnittlich zugeteilte D-Quote (gerundet) per
positiv erledigten Antragsfall betrug:
1995/96 5.200
kg (Erstzuteilung aufgrund des bestehenden Direktverkaufs 1993 bzw.
1994 und
1. Aufstockung Ende 1995)
1996/97 8.000kg
1997/98
9.200kg
1998/99
10.700kg
1999/00
10.400kg
2000/01
4.100kg
Quelle:
Agrarmarkt Austria
Ab
2001/02 erfolgte keine Zuteilung von D-Quoten mehr.
Zu Frage 12:
Zur Frage
nach den Perzentilen 25, 50 und 75 der individuellen Zuteilungsmengen in den
Jahren seit dem EU-Beitritt darf folgende Übersicht nach Größenklassen gegeben
werden:
Größenklasse D-Quote |
Anzahl der Milcherzeuger |
Menge (Tonnen) |
0 - 29.999 kg |
24.598 |
71 .705 |
30.000 - 60.000 kg |
331 |
13.499 |
60.000 - 90.000 kg |
95 |
6.940 |
> 90.000 kg |
74 |
13.654 |
Quelle: Agrarmarkt Austria
Zu Frage 13:
Für Direktverkaufs-Referenzmengen ist
derzeit kein Sonderzuteilungsverfahren vorgesehen.
Das Sonderzuteilungsverfahren gemäß §§ 21f bis 21 i
Milch-Garantiemengen-Verordnung
1999 betrifft ausschließlich Anlieferungs-Referenzmengen.
Zu Frage 14:
Die Kriterien des
Sonderzuteilungsverfahrens für den Zwölfmonatszeitraum 2003/04 wurden
der Europäischen Kommission notifiziert. Eine Bestätigung durch die Europäische
Kommission erfolgt jedoch nicht, da eine allfällige Prüfung erst im Rahmen
einer
gegebenenfalls erfolgenden EAGFL-Prüfung vorgenommen wird.
Zu den Fragen 15 bis 18:
Die Agrarmarkt Austria als zuständige Stelle ist für die
Abwicklung des Quotensystems und
damit auch für die Überprüfung verantwortlich. Die erforderlichen Kontrollen
sind in der
Durchführungsverordnung zur Zusatzabgabenregelung Milch (EG) Nr. 1392/2001 in den
Artikeln 11 und 12 geregelt. Nach diesen Rechtsvorschriften müssen für jeden
Zwölfmonatszeitraum mindestens 40 % der für den betreffenden Zeitraum
angelieferten
Milchmenge durch die Kontrolle der Abnehmer erfasst werden sowie 5 % der
Direktverkäufer
kontrolliert werden. Im Zuge dieser Kontrolle wird auch die Einhaltung der
rechtlichen
Bestimmungen über die Zuteilung der Direktverkaufsquoten kontrolliert. Bei der
Kontrolle der
Abnehmer werden die Abrechnungen oder Aufstellungen des abgelaufenen
Zwölfmonatszeitraumes über die Gesamtmenge der angelieferten Milch, des
durchschnittlichen Fettgehalts, die Zuverlässigkeit der Bestandsbuchführung und
der
Lieferungen im Hinblick auf die Geschäfts- und sonstigen Unterlagen, aus denen
die
Verwendung der Anlieferungen von Milch und Milchäquivalent hervorgeht, geprüft.
Bei der
Kontrolle der Direktverkäufer wird die Zuverlässigkeit der Aufstellung des
jährlichen
Direktverkaufes und die Bestandsbuchführung geprüft.
Darüber hinaus wurde bei den - zuletzt im
Zwölfmonatszeitraum 2000/01 - zugeteilten D-
Quoten nach zwei Jahren bei allen Milcherzeugern, denen eine D-Quote zugeteilt
wurde,
eine genaue Prüfung des Vermarktungsverhaltens (100%ige Verwaltungskontrolle)
durchgeführt. Im Rahmen einer Risikoanalyse wurden 5 % der Milcherzeuger
ausgewählt
und einer Vor-Ort-Kontrolle unterzogen. Erst nach diesen Überprüfungen konnte
eine
endgültige Zuteilung erfolgen.
Zudem wurde für die Zwölfmonatszeiträume 1999/2000 und
2000/2001 eine Prüfung der
Zusatzabgabeneinhebung bei der AMA von der Abteilung für EU-Finanzkontrolle und
interne
Revision des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasser-
wirtschaft durchgeführt.
Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt- und Wasserwirtschaft ist als
übergeordnete Behörde für Berufungen zuständig und prüft im Falle von
Berufungsverfahren
ebenfalls die Einhaltung der Rechtsnormen.
Zu den Fragen 19 und 20:
Die Verwaltung des Milch-Referenzmengensystems in
Österreich wurde bereits mehrmals
durch den EAGFL geprüft (1995, 1996 und 2000). Die letzte Überprüfung fand vom
15. bis
19. Mai 2000 durch die Europäische Kommission statt. Dabei wurden insbesondere
die
Richtigkeit der Abrechnung und die ordnungsgemäße Kontrolle der Abnehmer und
Direktverkäufer geprüft. Im Wesentlichen wurden einzelne Kontrollen im
Abnehmerbereich
bzw. eine Verbesserung der Kontrollberichte für den Direktverkauf angeregt.
Diesen
Anregungen wurde nachgekommen.
Das Ergebnis der Überprüfung war zufriedenstellend.
Aufgrund der Befolgung der
angesprochenen Empfehlungen der EU-Dienststellen wurde gemäß dem Schreiben der
Europäischen Kommission vom 30.6.2003 der Beschluss gefasst, dass keine
finanziellen
Berichtigungen aufgrund der oben genannten Untersuchung vorgeschlagen werden.
Die
Prüfberichte werden vom EAGFL nicht veröffentlicht, liegen jedoch sowohl bei
der
Europäischen Kommission als auch bei den zuständigen Dienststellen der
Mitgliedstaaten
auf.
Der Bundesminister: