1378/AB XXII. GP
Eingelangt am 26.03.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
Anfragebeantwortung
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr.
1371/J-NR/2004 betreffend den Staatsbesuch von
Bundespräsident Dr. Thomas Klestil im Iran, die die Abgeordneten Puswald und
GenossInnen am
28. Jänner 2004 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu
beantworten:
Zu Ihren Fragen 1 bis 7:
Wann haben Sie erstmals davon erfahren, dass
Bundespräsident Dr. Thomas Klestil mit einer
hochrangigen
und umfangreichen Wirtschaftsdelegation in der Zeit von 24. bis 27. Jänner 2004
dem
Iran
einen Staatsbesuch abstatten wird?
Warum haben Sie Dr.
Thomas Klestil und die Wirtschaftsdelegation nicht in den Iran begleitet?
Welche Termine im Interesse der Republik haben Sie in
der Zeit des Staatsbesuches
wahrgenommen
bzw. welche Initiativen haben Sie gesetzt, um die aufgetretenen
Terminkollisionen
mit
dem Staatsbesuch zu vermeiden?
Falls es andere Termine gegeben hat, warum waren diese
Termine wichtiger als die Unterstützung
einer hochkarätigen heimischen Wirtschaftsdelegation bei ihren Bemühungen um
neue und äußerst
lukrative Aufträge?
Können Sie ausschließen, dass durch Ihre Abwesenheit beim
Staatsbesuch im Iran der
österreichischen
Wirtschaft Schaden durch entgangene Aufträge erwachsen ist?
Können Sie ausschließen, dass Ihre Abwesenheit beim
Staatsbesuch im Iran die Schaffung von
weiteren
neuen Arbeitsplätzen in Österreich verhindert hat?
Können Sie ausschließen, dass Ihre Nichtteilnahme an
dieser Iran-Reise der Außenpolitik und der
internationalen
Reputation Österreichs Schaden zugefügt hat?
Antwort:
Im November 2003 lud mich Herr Bundespräsident Dr.
Thomas Klestil ein, ihn auf seiner Reise in
den Iran zu
begleiten. Die Zusage meinerseits erfolgte mündlich.
Zu
diesem Zeitpunkt konnte mir noch nicht bekannt sein, dass der Reisetermin des
Herrn
Bundespräsidenten in den Iran mit der Vorbereitung, der Präsentation und dem
Beschluss der
Steuerreform im Ministerrat kollidieren würde. Dieser Termin war der einzig
mögliche, da in der
darauffolgenden Woche kein Ministerrat stattfand. Hierzu möchte ich auch
festhalten, dass ich auf
Grund dieser Tatsache gemeinsam mit dem Bundeskanzler versucht habe, den
Ministerrat vom
27. Jänner 2004 auf den 28. Jänner 2004 zu verschieben. Dies war jedoch, auf
Grund der am 28.
Jänner 2004 stattfindenden Plenartagung des
Parlaments, nicht möglich. Diese Beschlussfassung
war wichtig, um den Ministerratsbeschluss am nächsten Tag im Nationalrat
anlässlich der
Plenarsitzung einzubringen.
Die Tatsache, dass ich in die intensiven Verhandlungen
bezüglich der Steuerreform involviert war,
machte eine Absage
der Teilnahme an der Delegation des Herrn Bundespräsidenten in den Iran
bedauerlicherweise notwendig.
Herr Bundespräsident Dr. Thomas Klestil wurde in einem
persönlichen telefonischen Gespräch am
22. Jänner 2004 über
die Absage und meine Beweggründe informiert. Ich habe mir die
Entscheidung der Absage nicht leicht gemacht, aber am Ende entschieden, dem
Beschluss der
Steuerreform im Ministerrat den Vorzug zu geben, da ich davon überzeugt bin,
dass diese für die
heimische Wirtschaft einen wichtigen Standortvorteil bringt und insgesamt von
großer Bedeutung
für Österreich ist.
Darüber
hinaus möchte ich betonen, dass mir der Stellenwert und das Ausmaß des
iranischen
Marktes für die österreichische Außenwirtschaft sehr wohl bewusst sind und mir
eine intensive
Zusammenarbeit mit den iranischen
Vertretern immer ein großes Anliegen war und ist. Daher habe
ich auch im Vorfeld der Reise in den Iran gezielte Aktivitäten gesetzt,
um die geplanten Vertrags-
abschlüsse vorzubereiten. Als Beispiel darf ich mein Zusammentreffen mit der
Delegation des
iranischen Industrieministers, Herrn Eshaq Jahangiri, am 4. Dezember 2003 in
Wien anführen, bei
dem die bilateralen Beziehungen vertieft werden konnten und insbesondere
wirtschaftliche
Themen wie Eisenbahninfrastruktur, österreichisches Know-how im
Eisenbahnbereich und eine
mögliche Kooperation in der Weltraum- und
Luftfahrttechnologie besprochen wurden. Des weiteren
wurde über die Ausschreibung der Mobilfunklizenzen in Teheran und die
Bewerbung durch die
Telekom Austria, sowie über Kooperationsmöglichkeiten im Forschungsbereich
diskutiert.
Mit der österreichischen Botschaft in Teheran wurde bereits bezüglich eines
bilateralen Besuches
in die Islamische Republik Iran in Begleitung einer Wirtschaftsdelegation noch
vor dem Sommer
2004, Kontakt aufgenommen.
Darüber
hinaus halte ich fest, dass Herr Bundesminister Mag. Herbert Haupt meinerseits
mit
sämtlichen Vertretungsbefugnissen für die bilateralen Termine mit meinen
iranischen
Ressortkollegen ausgestattet wurde. Herr Staatssekretär Dr. Reinhart Waneck
verlängerte in
meinem Auftrag ein Gesundheitskooperationsabkommen zwischen dem Iran und
Österreich.
Selbstverständlich haben mir meine
offiziellen Vertreter- Bundesminister Haupt und
Staatssekretär Waneck - von dem erfolgreichen Staatsbesuch des Herrn
Bundespräsidenten in
den Iran berichtet.
Ich bin überzeugt
davon, dass in Anbetracht der zahlreichen unterzeichneten bilateralen
Abkommen in den Bereichen Soziales,
Gesundheit, Doppelbesteuerung, Investitionsschutz und
den erfolgreichen Abschlüssen von Wirtschaftsaufträgen mit einem Volumen von
insgesamt 330
Mio. Euro, von einem finanziellen Schaden für die Republik Österreich nicht
gesprochen werden
kann. Die Bedenken der Antragssteiler in Bezug auf einen erfolgten
Schaden für die
österreichische Wirtschaft kann ich auf
Grund der tatsächlichen Erfolge des Staatsbesuches des
Herrn Bundespräsidenten in den Iran nicht nachvollziehen.