1380/AB XXII. GP

Eingelangt am 26.03.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie

 

Anfragebeantwortung

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1391/J-NR/2004 betreffend Weiterbau der
Güterzugumfahrung St. Pölten, die die Abgeordneten Heinzl und GenossInnen am 29. Jänner 2004
an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:

Fragen 1 und 2:

Welche Maßzahlen verwenden die für die Finanzierung der Schieneninfrastruktur zuständigen
Stellen bei ÖBB, HL-AG, SCHIG und BMVIT zur Feststellung eines „Kapazitätsengpasses" beim
Personenverkehr im Abschnitt Knoten Rohr-Bahnhof St. Pölten?

Welche Maßzahlen verwenden die für die Finanzierung zuständigen Stellen bei ÖBB und BMVIT
zur Feststellung eines „Kapazitätsengpasses" beim Güterverkehr im Abschnitt Knoten Rohr-
Bahnhof St. Pölten?

Antwort:

Als Grundlage für die Planung und Dimensionierung von Infrastrukturanlagen werden üblicherwei-
se Leistungsfähigkeitsberechnungen zur Feststellung von Kapazitätsengpässen auf Strecken und
Knoten durchgeführt. Diese Berechnung basiert auf computerunterstützten Tools, die auch interna-
tional angewendet werden. Eine Beurteilung getrennt nach Personen- und Güterverkehr ist nicht
möglich. Das Ergebnis dieser Berechnungen sind Kapazitätswerte, die in Zugzahlen ausgedrückt
werden. Zwischen Kapazität und Qualität besteht eine Wechselwirkung. Die Kapazitätswerte kön-
nen im praktischen Betriebsablauf überschritten werden, dadurch sinkt jedoch die Qualität.

Frage 3:

Wie hoch sind die Werte dieser Maßzahlen derzeit?

Antwort:

Die errechnete Kapazität der derzeitigen Anlage liegt bei: 260 Züge

Tatsächlich gefahrene Züge 2003 im Tagesdurchschnitt: 290 Züge

Das ergibt eine geringfügige Überschreitung der Kapazität um:         30 Züge


Frage 4:

Wie hoch sind die Schwellenwerte dieser Maßzahlen für Personenverkehr und Güterverkehr, die
einem „Kapazitätsengpass" entsprechen?

Antwort:

Die Beurteilung der Kapazität einer Eisenbahninfrastrukturanlage hängt maßgeblich vom Mi-
schungsverhältnis Reisezug / Güterzug und deren unterschiedliche Geschwindigkeiten ab und
kann daher nicht getrennt betrachtet werden.

Frage 5:

Wie war der Trend dieser Maßzahlen für den entsprechenden Abschnitt der bestehenden West-
bahn über die letzten zehn Jahre?

Antwort:

Entwicklung der Zugzahlen (werktäglicher Durchschnitt) in diesem Bereich:

1991 - 230 Züge

1992 - 255 Züge

1997 - 270 Züge

1999 - 260 Züge

2001 - 280 Züge

2003 - 290 Züge

Prognose 2016: 380 Züge

Fragen 6 und 7:

Wann ist aus heutiger Sicht mit der frühesten Überschreitung des Schwellenwertes für eine dieser
Maßzahlen zu rechnen und weiche Maßzahl ist dies voraussichtlich?

Wann ist aus heutiger Sicht mit einer Überschreitung der Schwellenwerte aller dieser Maßzahlen
zu rechnen?

Antwort:

Die rechnerische Kapazität ist bereits heute leicht überschritten. Dies kann sich auf die Qualität der
Betriebsführung (zusätzliche Verspätungen) insbesondere im Güterverkehr auswirken.

Frage 8:

Ist in diesen Prognosen der Anstieg des Verkehrs durch die Osterweiterung der EU (die einen Sys-
tembruch verglichen mit der historischen Entwicklung der Verkehrsbelastung auf der Westbahn
darstellt) berücksichtigt?

Antwort:

In den Prognosezahlen für den Zeithorizont 2016 ist der Anstieg des Verkehrs durch die Osterwei-
terung der EU berücksichtigt.

Frage 9:

Wie lange ist aus heutiger Sicht die Zeitspanne zwischen Bauübertragung der GZU an ÖBB oder
HL-AG und der Übergabe der fertigen Güterzugumfahrung für den Verkehr?


Antwort:

Bei einer Wiederaufnahme (Weiterführung) des Baues der Güterzugumfahrung könnte diese ca.
6 Jahre später verkehrswirksam werden.

Frage 10:

Basierend auf diesen Informationen und Prognosen: wann ist unter der Annahme der Vermeidung
eines tatsächlichen Kapazitätsengpasses mit dem Baubeginn für die 2. Stufe der Güterzugumfah-
rung zu rechnen?

Antwort:

Der Umbau des Bahnhofes St. Pölten Hbf. sowie die Güterzugumfahrung sind Bestandteile des
viergleisigen Ausbaues der Westbahn. Für die Beurteilung und Entwicklung möglicher Ausbaupha-
sen wurde im Jahr 2000 durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
ein externes Gutachten in Auftrag gegeben. Gemäß diesem wurde auch eine spätere Realisierung
der Güterzugumfahrung als möglich bewertet, wobei jedoch flankierende Maßnahmen, wie eine
viergleisige Einfahrt aus Richtung Pottenbrunn, der Umbau des Bf St. Pölten Hbf mit seitenrichti-
gen Überholgleisen und die dreigleisige Einfahrt aus Richtung Prinzersdorf empfohlen wurden,
wodurch die Kapazität entsprechend gesteigert werden kann und damit betriebliche Qualitätsein-
bußen weitgehend vermieden werden können. Bei Umsetzung dieser Maßnahmen und unter
Zugrundelegung des Prognosewertes für 2016 ist die Güterzugumfahrung voraussichtlich erst in
10 bis 15 Jahren erforderlich.

Frage 11:

Wie soll gemäß den Planungen der zuständigen Stellen in ÖBB, HL-AG, SCHIG und/oder BMVIT
die 4-gleisige Westbahn mittelfristig ohne GZU funktionieren, ohne die Leistunsfähigkeit der ge-
samten Westbahnstrecke zwischen Wien und Linz einzuschränken? Bitte geben sie einen tabella-
rischen Überblick über die an den neuralgischen Stellen in den kommenden zehn Jahren vorhan-
denen Kapazitäten, den zu erwartenden Verkehrsbelastungen, der geplanten Maßnahmen und
des jährlich notwendigen Investitionsvolumens für Schieneninfrastruktur?

Antwort:

Nach Fertigstellung der oben angeführten Maßnahmen im Bf. St. Pölten und der neuen zweigleisi-
gen Westbahn zwischen Wien und St. Pölten verbleibt auf der Westbahn zwischen Wien und Linz
ein kapazitiver Engpass im Bereich Ybbs - Amstetten in dem der viergleisige Ausbau erst im Paket
1 b des GVP-Ö vorgesehen ist.