1467/AB XXII. GP
Eingelangt am 13.04.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
BM für Verkehr, Innovation und Technologie
Anfragebeantwortung
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr.
1543/J-NR/2004 betreffend zunehmender
Schwerverkehr auf Nebenstraßen seit Einführung der LKW-Maut, die die
Abgeordneten Gabriele
Binder
und GenossInnen am 26. Februar 2004 an mich gerichtet haben, beehre ich mich
wie folgt zu
beantworten:
Frage 1:
Wie viele solche Fälle in Österreich sind
Ihnen bekannt?
Antwort:
Es ist bekannt, dass ein Teil der Verkehrsteilnehmer
versucht, Verkehrskontrollen, in welcher Form
und Intensität auch
immer, auszuweichen. Dies trifft in verstärkter Form auch bei allen Verkehrs-
kontrollplätzen zu. Verkehrskontrollplätze dienen nur am Rande auch der
Mautkontrolle, sie er-
möglichen aber vor allem der Exekutive und den Landesdienststellen ein gefahrloses
Ausleiten
des Schwerverkehrs auf dem hochrangigen Straßennetz zur Kontrolle der Fahrzeuge
und tragen
somit wesentlich zur Steigerung der Verkehrssicherheit bei. Das mit dem Betrieb
von Kontroll-
plätzen einhergehende Ausweichen auf Landesstraßen ist den beteiligten
Organisationen (Exeku-
tive, Landes- und Bundesprüfstellen, ASFINAG) aus ersten Erfahrungen bekannt
und es wurden
im Rahmen der Koordinationsplattform
bereits Maßnahmen gesetzt (zusätzliche Kontrollen auf den
parallel führenden Landesstraßen). Die Koordinationsplattform wird von
Vertretern des Bundes,
der Länder und der Exekutive besetzt.
Derzeit
sind in Österreich fünf Verkehrskontrollplätze in Betrieb und weitere vier in
Planung. Mög-
lichkeiten den Kontrollen auf dem Landesstraßennetz auszuweichen sind für jeden
Verkehrs-
kontrollplatz unterschiedlich vorhanden und attraktiv. Teils existieren keine
parallel führenden
Straßen, teils sind diese aufgrund von
Gewichtsbeschränkungen nur eingeschränkt nutzbar. Merk-
bare Mengen an Umfahrungsverkehr sind bislang bei den
Verkehrskontrollplätzen Haag auf der A
1 Westautobahn und dem
Verkehrskontrollplatz Hoher Göll auf der A 10 Tauern Autobahn bekannt
geworden.
Frage 2:
Gibt es Berechnungen, wie viele Menschen insgesamt in
Österreich von diesem Problem betroffen
sind?
Antwort:
Zählungen, wie viele
Menschen an potentiellen Umfahrungsrouten betroffen sind, liegen nicht vor,
auch ist eine nur grobe Abschätzung aufgrund noch fehlender Langzeitdaten,
Abgrenzungen und
Erfahrungswerte nicht möglich.
Fragen 3 und 4:
Gibt es
Berechnungen, wie viele Schwerfahrzeuge täglich den Weg über eine Nebenstraße
wäh-
len, um der LKW-Maut
zu entkommen?
Wenn ja, wie viel an Mauteinnahmen geht dadurch
verloren?
Antwort:
Mit
Konzeption und Einführung der LKW-Maut wurde im Jahr 2002 eine Prognose zu den
mög-
lichen Verkehrsverlagerungen erstellt. In
Summe könnte eine Verlagerung pauschal bis zu maxi-
mal ca. 2 % der Gesamtfahrleistung eintreten. Diese Größenordnung liegt im
Bereich der Mess-
genauigkeit von Verkehrszählungen und variiert außerdem stark entsprechend der
örtlichen Ge-
gebenheiten. Sie unterscheidet auch noch nicht, ob Verlagerungen zu anderen
Verkehrsmitteln
oder auf großräumige Ausweichrouten erfolgen.
Bei dem prognostizierten Verlagerungsverkehr könnte ein
Verlust an Mauteinnahmen theoretisch
errechnet werden.
Mangels aussagekräftiger stabiler Ergebnisse hinsichtlich des tatsächlichen
Umgehungsverkehrs ist eine Angabe von Betragswerten derzeit aber noch nicht
seriös möglich.
Fragen 5 bis 12:
Welche
Maßnahmen haben Sie bisher zur Beseitigung dieses Problems gesetzt?
Welche gesetzlichen Möglichkeiten stehen
derzeit zur Verfügung, um das Problem des zu-
nehmenden Schwerverkehrs auf den Nebenstraßen in Österreich einzudämmen?
Welche weiteren Maßnahmen diesbezüglich sind seitens Ihres Ministeriums
geplant?
Ab wann werden diese Maßnahmen greifen?
Welche
weiteren Maßnahmen sind seitens der Bundesländer in dieser Sache geplant?
Welche Maßnahmen empfehlen Sie den BürgermeisterInnen der betroffenen Gemeinden
zu
setzen, um den Schwerverkehr auf den Nebenstraßen einzudämmen?
Welche Maßnahmen schlagen Sie den Bezirkshauptmannschaften vor?
Welche Maßnahmen empfehlen Sie der
Gendarmerie in diesen Regionen zu ergreifen?
Antwort:
Da
diesbezügliche Erfahrungswerte nur weniger Wochen und konkrete Ergebnisse zu
diesem
Problem noch nicht mit erforderlicher
Genauigkeit vorliegen um einen längerfristigen Trend daraus
ableiten zu können, wären endgültige Maßnahmen zum jetzigen Zeitpunkt noch
nicht ausreichend
begründet.
Die ASFINAG hat jedoch bereits mit Einführung des
Mautsystems ab 1.1.2004 schwerpunktmäßig
neuralgische Stellen,
die Umfahrungsverkehr vermuten lassen, untersucht. Die Untersuchungen
werden im Auftrag meines Ressorts auf das gesamte Mautnetz samt Begleitstraßen
ausgedehnt.
Eine seriöse
Darstellung des maut- oder kontrollbedingten Umfahrungsverkehrs ist jedoch erst
nach
einem etwas längeren Beobachtungszeitraum möglich. Anhand dann vorliegender Er-
gebnisse besteht die
Möglichkeit, Maßnahmen zu setzen.
Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass die Kompetenz
für allfällige Maßnahmen (z.B. Fahr- und
Gewichtsbeschränkungen gemäß StVO auf dem Begleitnetz) beim jeweiligen
Bundesland liegt. Im
Rahmen der eingangs
angesprochenen Koordinationsplattform sind die Länder sowie auch die
Exekutive (im Kompetenzbereich des BMI) in den weiteren Entscheidungsprozess
miteinge-
bunden.
Fragen 13 und 14:
Sind Sie bereit eine Diskussion mit
den betroffenen Menschen und Behörden vor Ort im Most-
viertel über die
Situation zu führen ?
Wenn ja - wann werden
diese Gespräche stattfinden?
Antwort:
Grundsätzlich
besteht in meinem Ressort jederzeit Gesprächsbereitschaft. Aufgrund der schon
dargestellten Kompetenz des Landes und der
Bezirksverwaltungsbehörden sowie der noch nicht
vorliegenden aussagekräftigen Ergebnisse der laufenden Untersuchungen erscheint
dies jedoch
noch verfrüht.