1530/AB XXII. GP
Eingelangt am 26.04.2004
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BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur
Anfragebeantwortung
GZ 10.000/65-III/4a/04
Herrn
Präsidenten des Nationalrates
Univ.- Prof. Dr. Andreas Khol
Parlament
1017 Wien
Wien, April 2004
Die schriftliche
parlamentarische Anfrage Nr. 1519/J-NR/2004 betreffend das „Europäische Jahr der Erziehung durch
Sport 2004“, welche die Abgeordneten Beate Schasching,
Kolleginnen und Kollegen am 26. Februar 2004 an mich richteten, wird wie folgt
beantwortet:
Mit dem Beschluss Nr. 291/2003/EG des
Europäischen Parlaments und des Rates vom
6. Februar 2003 wurde das
Europäische Jahr der Erziehung durch Sport 2004 vorgesehen.
Die Europäische Kommission regt in
diesem Zusammenhang unterschiedliche Maßnahmen an und vergibt Zuschüsse an
Initiativen von europäischem Interesse. Die Kommission gewährleistet die
Durchführung der Gemeinschaftsmaßnahmen im Rahmen dieses Beschlusses nach dem
Verfahren gemäß Artikel 5 Absatz 2 unter uneingeschränkter Beachtung des
Subsidiaritätsprinzips.
Die Kommission regt die Einrichtung
eines breiten nationalen Forums an, um die Bevölkerung stärker zu sensibilisieren
und zu mobilisieren und im Rahmen des Europäischen Jahres langfristige Beiträge
und Engagements zu erreichen: „Dieses Forum soll den Stand der Erziehung durch
Sport auf nationaler Ebene überprüfen, eine langfristige allgemeine politische
Erklärung aufstellen und strategische Ziele festlegen. Das Forum soll Vertreter
ausgewählter Ministerien, den nationalen Koordinierungsausschuss, Sport- und
Bildungseinrichtungen, Vertreter der Berufsverbände aus den Bereichen Bildung
und Sport, der Vereine, Gruppen von Bürgern und der Familien umfassen. Ferner
können sich Gesetzgeber, Unternehmensvertreter und europäische Agenturen oder
Organe beteiligen.“
Österreich hat – wie
auch alle anderen Mitgliedstaaten - die Zuständigkeit für seine Beteiligung am
Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport dem Österreichischen Nationalen
Netzwerk für Erziehung durch Sport (ÖNNES 2004) übertragen. Diese Einrichtung
sorgt dafür, dass die vorgesehenen Maßnahmen national koordiniert werden und
nimmt das Auswahlverfahren für Projektanträge an die Koordinationsstelle der
Europäischen Gemeinschaft für das "European Year of Education through
Sport" (EYES) wahr.
Im Rahmen des
österreichischen Aktionsplans werden darüber hinaus durch Projekte,
Veranstaltungen und andere Aktivitäten das Wissen und das Bewusstsein über die
erziehliche, gesundheitsfördernde, identitätsbildende und Völker verbindende
Dimension des Sports in der Öffentlichkeit gestärkt werden.
Die Partner für die
Gestaltung und die Umsetzung des österreichischen Aktionsprogramms sind:
·
das Bundesministerium für Bildung,
Wissenschaft und Kultur (z.B. für Schulen, Pädagogischen Akademien,
Institute für Sportwissenschaften und Universitätssport)
·
das Bundeskanzleramt / Staatssekretariat
für Sport
·
das Bundesministerium für Gesundheit und
Frauen und der Fond Gesundes Österreich
·
das Bundesministerium für soziale
Sicherheit und Generationen
Nach den derzeitigen
Informationen der Kommission stellt die EU insgesamt € 5,6 Mio. für
Projektanträge zur Verfügung, von denen nur maximal € 220.000 für
österreichische Projekte angesprochen werden können. Das Bundeskanzleramt, das
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, das Bundesministerium
für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz und das Bundesministerium
für Gesundheit und Frauen mit dem Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) haben daher
gemeinsam beim Österreichischen Nationalen Netzwerk für Erziehung durch Sport
(ÖNNES 2004) einen Finanzierungstopf eingerichtet, der es ermöglicht, auch
unabhängig von der EU im Jahr 2004 Maßnahmen zu setzen und österreichische
Projekte zu fördern bzw. durchzuführen.
Das Bundeskanzleramt,
das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur und das
Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen beteiligen sich mit
je € 100.000 und das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen und der Fonds
Gesundes Österreich mit je € 50.000 an diesem Topf und dokumentieren damit die
gesellschaftliche und politische Bedeutung des Europäischen Jahres der Erziehung
durch Sport 2004.
Ad 1.a.:
Eine Gruppe von Experten/innen der
Sportpädagogik hat entsprechende nationale Leitlinien ausgearbeitet, deren
Inhalt die Vermittlung der Werte des Sports ist, d.h. Fairness, Gleichheit,
Toleranz, Respekt, Regelakzeptanz und -befolgung, Selbstkontrolle, Ablehnung
von Doping und Drogenmissbrauch sowie Zusammenhalt in der Gruppe, Freundschaft
und Solidarität.
Der Aktionsplan umfasst fünf Bereiche:
·
Veranstaltungen zu den Zielen des
„Europäischen Jahres der Erziehung durch Sport“
·
Unterstützung lokaler, regionaler,
nationaler und transnationaler Projekte in Österreich, insbe- sondere mit dem Ziel „Erziehung
durch Sport“ auch mit „Erziehung zum Sport“ zu begründen.
·
Wettbewerbe und Preisverleihungen zum
Thema Werte(erziehung) im Sport
·
Gemeinsame Fachveranstaltungen von
Schulen, Universitäten und Sportakademien
·
Erhebungen und Studien zu den Themenkreisen.
Das Bundesministerium für Bildung,
Wissenschaft und Kultur hat federführend (über die Geschäftsstelle) die
nachstehenden Maßnahmen gemeinsam mit den Partnern entwickelt und durchgeführt,
bzw. die Durchführung vorbereitet.
Aus diesem
Grund erhielten alle Teilnehmer am KICKOFF, die Medien und in weiterer Folge
alle österreichischen Schulen und Vereine unentgeltlich den Kalender 2004, der
jeden Monat einen berühmten österreichischen Sportler zeigt, der zum Thema des
Monats Stellung bezieht.
Die
Wettbewerbe werden von den Medien (ORF, Jugendmagazin 25 und Ö3) beworben und
die entsprechenden Informationen und Teilnahmebedingungen sind auch im Internet
(www.y2004.at) abzurufen. Die Prämierung der Gewinner findet im Rahmen
einer Kulturveranstaltung zum Jahr der Erziehung durch Sport 2004,
voraussichtlich am 22. Juni 2004 statt.
·
Tag der Erziehung durch Sport „Jugend
am Ball“, 24. September 2004. Das Europäische Jahr der
Erziehung durch Sport 2004 wurde zum Anlass genommen, den traditionellen „Tag
des Sports“ um einen Schüler/Schülerinnen-Tag zu erweitern. Das Aktiv-Programm
für Schüler/innen und Lehrer/innen beinhaltet Bewegung und Erlebnis, Bewegung
und Gesundheit, Wettkämpfe, Präsentation von Schulen mit Schwerpunkten,
Präsentation von Ballsportarten, Fairplay-Fußballspiel, Sicherheit bei Bewegung
und Sport, Aktives Vorstellen der Projekte, die eine Förderung durch die
Europäische Kommission erhalten haben, Unterhaltungsprogramm etc.
·
Young
Researcher Seminar Innsbruck 2004: 24. bis 26. September
2004. Internationale junge Wissenschafter/innen
präsentieren ihre wissenschaftlichen Arbeiten zu den Themen Karrieremanagement
von Sportler/innen, Werte des Sports in der Erziehung im internationalen
Vergleich. Diese Veranstaltung wird im Zusammenhang mit der Veranstaltung der
Winteruniversiade Innsbruck-Seefeld 2005 durchgeführt.
·
Erziehung zum Sport - Erziehung durch
Sport: Tagung der österreichischen
Sportwissenschaftlichen Gesellschaft, 17. bis 19. November 2004 in Pichl bei
Schladming. Die Österreichische Sportwissenschaftliche Gesellschaft hat das
Europäische Jahr der Erziehung durch Sport 2004 als Themenschwerpunkt ihrer
Tagung gestellt. Das Programm beinhaltet Podiumsdiskussionen, Vorträge,
Workshops. Es werden vor allem junge Wissenschafter/innen und Lehrer/innen
angesprochen, sich aktiv an der Veranstaltung zu beteiligen.
Ad 1.b:
Das Bundesministerium
für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat über die Bundesanstalten für
Leibeserziehung im Rahmen der Teilrechtsfähigkeit eine Ausbildung
Sportmanagement eingerichtet. Diese Ausbildung setzt auf der Basisausbildung
der österreichischen Bundes-Sportorganisation (BSO) auf und vermittelt die
Kompetenz für eine zeitgemäße ehrenamtliche Tätigkeit in Sporteinrichtungen. Ein
besonderes Schwergewicht wurde auf die Einrichtung eines eigenen Lehrganges für
junge Menschen in Zusammenarbeit mit der Sportjugend der BSO gelegt.
Ad 1.c und d:
Erziehung durch Sport darf sich nicht nur in
Leistungskriterien erschöpfen, sondern muss sich ebenso an der Breitenwirkung
des Sports als Anregung zu einem aktiven und gesunden Leben orientieren.
Im Rahmen des
österreichischen Aktionsplanes des Österreichischen Nationalen Netzwerkes für
Erziehung durch Sport sind seitens des Bundesministeriums für Bildung,
Wissenschaft und Kultur folgende Aktivitäten vorgesehen:
·
Herstellung und Verbreitung von
Materialien zur Olympischen Idee (Werte im Sport) im Vorlauf zu den Olympischen
Sommerspielen Athen 2004.
·
Herstellung und Verbreitung von
Informations- und Angebotspaketen: Sport im Kindergarten; Sport in der
Volksschule; Sport in der Mittelstufe; Lebensbegleitender Sport und
Erwachsenenbildung gemeinsam mit der BSO.
·
„Sport ist mehr“ – Kalender 2004 mit den Leitlinien und Monatsthemen
der EU-Kampagne und damit den Testimonials.
·
„Wettbewerbe zum „Olympischen Gedanken“
im Zusammenhang mit Athen 2004 gemeinsam mit dem ÖOC.
·
Durchführung von Schwerpunktseminaren
„Erziehung durch Sport“ für Trainer/innen und
Lehrer/innen.
·
„Klug & Fit“ - Durchführung der
Studie in der 6. und 7. Schulstufe.
Die Sensibilisierung
der Bevölkerung für die Anliegen behinderter Menschen und die Integration in
allen Bereichen wird auch nach dem "Europäischen Jahr der Menschen mit
Behinderung 2003" vorangetrieben. Besonderes Augenmerk wird auf
integrative Projekte von Schüler/innen gelegt. Der Schüler/innenaustausch z.B.
im Bereich der Sportwettkämpfe in den Schulen fördert zudem die Kontakte mit
Kindern und Jugendlichen nichtdeutscher Muttersprache und verhilft zu
multikultureller Einsicht.
Ad 1.e:
Siehe Antwort zu 1.c
und d.
Österreich hat gerade
im Bereich der Sekundarstufe I europaweit beispielgebend viele
Unterrichtsstunden für Bewegung und Sport. Bewegung und Sport als Mittel zur
Steigerung der Konzentrationsfähigkeit und Verbesserung der Lernleistungen in
den Schulen ist aber nicht ausschließlich eine Angelegenheit eines
Unterrichtsgegenstandes, sondern betrifft das Zusammenwirken möglichst vieler
Fächer als Beitrag zur gesamthaften Entwicklung der Persönlichkeit.
Ebenso müssen die
Sportvereine einbezogen werden, die mit ihren ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen
ebenfalls Kinder und Jugendliche zu vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten
anleiten.
Eine zusätzliche
Maßnahme des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur ist der GutDrauf-Gesundheitspreis
2004 des Österreichischen Jugendrotkreuzes. Er wurde anlässlich des
Europäischen Jahres der Erziehung durch Sport 2004 unter das Thema „Fit und
gesund durch Bewegung, Sport und Ernährung“ gestellt. Pädagog/innen aller
Schularten in ganz Österreich, die ein innovatives Projekt zur schulischen
Gesundheitsförderung durchführen, wurden zur Projektentwicklung eingeladen. Die
Prämierung der Gewinner/innen findet in den einzelnen Bundesländern zwischen
Mai und Juni 2004 statt.
Ad 1.f:
In Österreich
bestehen derzeit 15 Schulen für Leistungsportler/innen: Oberstufenrealgymnasien
und Handelsschulen für Leistungssportler/innen wurden als Schulversuche
eingerichtet, um jugendlichen Spitzensportler/innen die Möglichkeit zu einem
Schulabschluss bzw. zur Ablegung einer Reifeprüfung zu erschließen. Derzeit
besuchen 1018 Schüler/innen aus 47 Sportarten die 11 Oberstufenrealgymnasien
und 376 Schüler/innen aus 27 Sportarten die 4 Handelsschulen für Leistungssportler/innen
in Österreich.
Durch ein
zusätzliches Schuljahr und flexible Schulorganisation wird ermöglicht,
gleichzeitig intensivem Training und schulischer Belastung gerecht zu werden.
Das Training wird durch Trainingszentren und/oder die jeweiligen Fachverbände
organisiert und finanziert. Die Unterrichtszeiten sind durch Koordination von
Schule und Sport auf die Trainingserfordernisse abgestimmt. Die durch Training,
Wettkämpfe oder Trainingslager bedingte Abwesenheit einzelner Sportler/innen
wird durch ein Angebot an Förderstunden und Lernpaketen ausgeglichen. Der
Theoriegegenstand Sportkunde ist Pflichtgegenstand und Teil der Reifeprüfung.
Das
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat, um der Zielsetzung
des Europäischen Jahres der Erziehung durch Sport 2004 gerecht zu werden, an
den Schulstandorten Wien 1160 (Maroltingergasse) und Wien 1200
(Unterbergergasse, Karajangasse) Schulversuche „LeistungssportlerInnen für die
Sekundarstufe I“ eingerichtet.
Ad 1.g:
Das Bundesministerium
für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat eine Reihe von Lehrplänen neu
verordnet, die für die Lehrwarte(Instruktor/innen)ausbildung bzw.
Trainer/innenausbildung gelten. Darin wird insbesondere mehr Gewicht auf die
Vermittlung der wissenschaftlichen Grundlagen zum Kinder- und Jugendsport bzw.
eine Erweiterung der Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Interventions-
und Kommunikationsbereich gelegt.
Ad 1.h und i:
Die Frage nach den
beschäftigungspolitischen und sozioökonomischen Aspekten des Sports reichen
weit über den Kompetenzbereich des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft
und Kultur hinaus und können deshalb nicht beantwortet werden.
Ad 2. und 3.:
Das Bundesministerium
für Bildung, Wissenschaft und Kultur sieht eine grundsätzliche
Kostenbeteiligung von € 100.000 vor. Es werden nur jene Projekte gefördert, aus
deren Projektdarstellung eine gewisse Nachhaltigkeit der Inhalte erkennbar ist.
Darüber hinaus wird zu jeder Aktivität eine Evaluierungsmaßnahme gesetzt, so
dass die Erfahrungen mit der Umsetzung für weitere Aktionen genutzt werden
können.
Daneben
werden im Rahmen der zur Verfügung stehenden Budgetmittel für Bewegung und
Sport jene Ausgaben abgedeckt, die einerseits zur Bewältigung der Aufgaben der
Geschäftsstelle von ÖNNES 2004 und andererseits zur Planung und Durchführung
eigenständiger Projekte des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und
Kultur notwendig sind. Eine Aufstellung der gesamten Mittel, die im Bereich des
BMBWK zur Umsetzung der Ziele des Jahres der Erziehung durch Sport anfallen,
ist aus verwaltungsökonomischen Gründen nicht möglich, weil in diese
Aufstellung auch die anfallenden Lehrerpersonalkosten für die
Schwerpunktsetzungen an den einzelnen Schulstandorten einzurechnen wären.
Die Bundesministerin: