1619/AB XXII. GP

Eingelangt am 28.05.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur

 

Anfragebeantwortung

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1641/J-NR/2004 betreffend versteckte kommerzielle
Werbung auf der in Kooperation mit dem Bildungsministerium betriebenen Homepage
www.schule.at, die die Abgeordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen am 1. April 2004 an
mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

Ad 1. und 2.:

Schule.at ist ein Nachfolgeprojekt des Projektes Blackboard. Blackboard war ein Diskussionsforum
für Lehrerinnen und Lehrer und wurde in Wien betrieben. Im Jahr 2000 wurde Blackboard umpro-
grammiert und im Mai 2001 an den Education Highway Oberösterreich (EDUHI) übertragen, der
aus dem Diskussionsforum ein Bildungsportal mit dem Namen Schule.at entwickelt hat. Für die
ersten drei Jahre (2001 bis 2003) erhielt der EDUHI gemäß einer Vereinbarung vom Bundesminis-
terium für Bildung, Wissenschaft und Kultur für die Fortführung von Schule.at folgende Beträge:
2001: ATS 500.000,--
2002: € 36.336,--
2003: € 36.336,-
Ab 2004 erfolgen keine Zahlungen mehr.

An nic.at bezahlte das Ressort für die Registrierung des Namens Schule.at folgende Beträge:

29.07.2001  - 28.07.2002: ATS 500,--

29.07.2002  - 28.07.2003: € 36,-

29.07.2003  - 28.07.2004: € 36,-


Die Registrierungskosten werden auch weiterhin vom Bundesministerium für Bildung, Wissen-
schaft und Kultur bezahlt.

Ad 3.:

Die Homepage Schule, at wird vom EDUCATION HIGHWAY Innovationszentrum für Schule und
Neue Technologie GmbH, einer mehrheitlich im Besitz der Oberösterreichischen Landesregierung
befindlichen gemeinnützigen Institution betrieben. Ziel ist die Förderung der Integration von Infor-
mationstechnik in Schulen und Bildungseinrichtungen.

Ad 4.:

Da es sich beim Betreiber um keine Dienststelle im Kompetenzbereich des BMBWK handelt, kann

diese Frage nicht beantwortet werden.

Ad 5. bis 11.:

Grundsätzlich ist Werbung in der Schule nicht verboten, solange sie § 2 des SCHOG nicht wider-
spricht. Die in der Anfrage angesprochenen Inhalte wurden laut Mitteilung von EDUHI, das für die
Auswahl der Links verantwortlich ist, vom Zentrum für Innovative Pädagogik an der Pädagogi-
schen Akademie der Diözese Linz erstellt. Eine Stellungnahme der Pädagogischen Akademie zu
den angesprochenen Fragen ist in der Anlage angeschlossen (Beilage).

Ad 12.:

Die E-Learning Module sind im Internet abrufbar. Über ein Sponsoring für die Verwendung im

Unterricht liegen keine Hinweise vor.

 

 

 

 

Beilage

 



Stellungnahme zur Anfrage
des Abg. z. NR Brosz

Die in der Anfrage angesprochenen Materialien wurden vom Zentrum für Innovative
Pädagogik (ZIP) an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz erstellt. Das ZIP ist eine
nicht auf Gewinn hin orientierte Institution im Verbund der Akademie, die die Unterstützung
der Integration von IT und digitalen Medien an Schulen fördern soll. Ein gewisser
Schwerpunkt der Tätigkeit liegt im Bereich von Geographie und Wirtschaftskunde.

Die beiden Materialien „Web-Finance" und „L.O.S. - Leben ohne Sorgen" sollen
Schülerinnen und Schüler über die Bank- und Versicherungswirtschaft informieren und zu
einer kritischen Auseinandersetzung mit diesem Thema anregen. Dazu wird von
Fallbeispielen ausgegangen, die aus der Lebenswelt von jungen Menschen stammen. Nur so
ist sichergestellt, dass Lernen sich nicht in theoretischer Lehrstoffvermittlung erschöpft. In
jedem Fall werden, mehrere Optionen aufgezeigt und immer auch die Konsequenzen
ausführlich behandelt.

Der Vorwurf einer Werbung für Kreditfinanzierung ist insofern nicht nachzuvollziehen, als
deutlich klargelegt wird, was Zinsen und Zinsenzinsen für den Betroffenen bedeuten können,
und dass die aufzuwendende Summe dadurch beträchtlich höher ist. Gerade weil Jugendliche
oft unüberlegt Kredite zur Finanzierung von Konsumgütern aufnehmen, ist eine
entsprechende Information unerlässlich. Eine Tabuisierung dieses Themas ist daher nicht im
Sinn der Schülerinnen und Schüler. Dasselbe gilt für den Teil über Versicherungswirtschaft.

Aus gutem Grund sind beide Themen auch im Lehrplan enthalten. So wird im Lehrplan für
Mathematik AHS 6. Klasse dezitiert die Behandlung „von Themen aus dem Bereichen
Geldwesen und Wirtschaft" „mit persönlicher, lebenspraktischer Bezugsmöglichkeit"
gefördert. Auch in den Lehrplänen für Geographie und Wirtschaftskunde finden sich diese
Themen immer wieder.

Über den Verein der oö. Schulsponsoren haben die Hypo Bank und die OÖ. Versicherung die
Erstellung der Materialien sowohl durch Expertenwissen wie auch durch finanzielle
Zuwendungen unterstützt. Da wir keinen Grund sehen, dies zu verheimlichen, sind die
Sponsoren durch ihr Logo gekennzeichnet. Dies entspricht den Regeln, die für Werbung in
der Schule gelten, in vollem Umfang.

Die redaktionelle Verantwortung lag ausschließlich bei den Kolleginnen und Kollegen des
Redaktionsteams. Von den Sponsoren wurde kein Druck ausgeübt, gewisse Produkte zu
platzieren oder spezielle Lösungen zu betonen. Die Intention des Redaktionsteam war
ausschließlich, lehrplankonforme Materialien für einen lebenspraktischen Unterricht zur
Verfügung zu stellen. Dabei gehen wir davon aus, dass diese Materialien im Kontext eines zu
kritischer Reflexion anregenden Unterrichts präsentiert und verwendet werden.

Auf die Tatsache, dass diese Materialien über Links auf verschiedenen Servern zugänglich
sind, haben wir keinen Einfluss, Es freut uns aber, da wir die Informationen vielen
Jugendlichen zugänglich machen wollen.

Wir haben uns angesichts der parlamentarischen Anfrage noch einmal mit den von uns
erstellten Lernmaterialien auseinandergesetzt. Auch, weil wir gerade in der Schule strenge


Maßstäbe betreffend einer Kommerzialisierung des Unterrichts anlegen müssen und wollen,
weisen wir den Vorwurf einer „getarnten Vermittlung von Werbebotschaften" zurück. Nicht jede Erwähnung von Unternehmen und Situationen aus der Wirtschaft behindert aber pädagogisch verantwortbares Handeln.

Wir bitten daher die Abgeordneten zum NR die Lernmodule noch einmal in Licht der oa.
Informationen zu betrachten.