1623/AB XXII. GP
Eingelangt am 02.06.2004
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BM für
Bildung, Wissenschaft und Kultur
Anfragebeantwortung
GZ
10.000/90-III/4a/04
Herrn
Präsidenten des Nationalrates
Univ.- Prof. Dr. Andreas Khol
Parlament
1017 Wien
Wien, Juni 2004
Die schriftliche
parlamentarische Anfrage Nr. 1644/J-NR/2004 betreffend Vorkehrungen gegen einen künftigen Mangel an
Lehrerinnen und Lehrern, die die Abgeordneten DDr. Erwin
Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen am 2. April 2004 an mich richteten, wird
wie folgt beantwortet:
Die Leistungen der Lehrerinnen und Lehrer sind ein zentraler Beitrag
zur hohen Qualität des österreichischen Bildungssystems. Die österreichischen
Lehrerinnen und Lehrer leisten damit einen wichtigen Beitrag zur
Leistungsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft, vor allem aber geben sie
durch ihre Arbeit den Kindern und Jugendlichen wichtige Voraussetzungen für
deren weiteren Lebens- und Berufsweg.
Ad 1. und 2.:
Es ist richtig, dass
OECD-weit in den kommenden Jahren mit einem Lehrer/innenmangel zu rechnen sein
wird. Ebenso ist aber festzustellen, dass die Situation in den verschiedenen
Ländern stark unterschiedlich sein kann. Beispielsweise ist Deutschland eines
jener Länder, das zukünftig mit einem Mangel an Lehrkräften zu rechnen haben
wird. Für Österreich
wurde in einer aktuellen OECD-Untersuchung, die übrigens von Phillip McKenzie
geleitet wurde, festgestellt: „Taking together the main factors determining the
demand for new teachers and likely trends in teacher supply, a general shortage
in Austria is unlikely in the next 5-10 years“.
Mit einem Mangel an
Lehrerinnen und Lehrern ist daher mittelfristig in Österreich nicht zu rechnen.
In einzelnen Gegenständen vor allem im Bereich des berufsbildenden Schulwesens,
sind die Lehrerinnen und Lehrer bereit, Überstunden zu leisten, um zusätzliche
Klassen führen zu können. Diese
Situation ergibt sich
vor allem aufgrund der starken Ausweitung der Ausbildungskapazitäten in den
berufsbildenden mittleren und höheren Schulen.
Ad 3. und 4.:
Der Übertritt einer
Lehrerin bzw. eines Lehrers in den Ruhestand ist grundsätzlich eine persönliche
Entscheidung, die von der Situation des Einzelnen abhängt und stark von den
rechtlichen Rahmenbedingungen beeinflusst wird. Prognosen für einen langen
Zeitraum sind daher naturgemäß mit starken Unsicherheiten behaftet. Die Daten
der vergangenen Jahre zeigen allerdings, dass im langjährigen Durchschnitt
zwischen 500 und 1000 Bundeslehrer/innen und zwischen 900 und 1.300
Pflichtschullehrer/innen in den Ruhestand treten.
ad 5.:
Nein.
Ad. 6.:
Im Wintersemester 2003 haben insgesamt 15.530 Personen zumindest ein
Lehramtsstudium belegt. Eine Analyse der Anzahl der Lehramtsstudien zeigt die
Beilage.
Ad. 7. bis 9.:
Die
Weiterentwicklungen der Aus- und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer ist
Gegenstand der Arbeiten der Planungs- und Evaluierungskommission aufgrund des
Akademienstudiengesetzes, über deren Arbeit dem Nationalrat regelmäßig
berichtet wird. In diesem Zusammenhang sind alle Diskussionen sowohl über die
Ausbildung der Lehrer/innen als auch eines neuen Lehrer/innengehaltsschemas,
wie es das Arbeitsprogramm der Bundesregierung vorsieht zu sehen. Diese
Weiterentwicklungen müssen nicht nur als Gesamtheit, sondern auch in Verbindung
mit dem derzeitigen Diskussionsprozess im Österreich – Konvent gesehen werden,
ebenso wie in Verbindung mit anderen Gehaltsschemata im öffentlichen Dienst. Es
sind daher zunächst die Ergebnisse dieser laufenden Diskussionsprozesse unter
Einbindung aller Partner/innen, insbesondere der Vertreter/innen der
österreichischen Lehrerschaft, abzuwarten.
Ad. 10.:
Hierzu verweise ich
auf die umfangreiche Studie „Lehrer 2000“, in der diese Frage behandelt wurde.
Ad. 11. und 12.:
Lehrerinnen und
Lehrer haben in Österreich im internationalen Vergleich sehr gute
Arbeitsbedingungen, was zur Folge hat, dass die Abwanderung in andere
Berufsfelder im Vergleich zur Privatwirtschaft sehr gering ausfällt. Die
Entscheidung über den Berufsweg sind persönliche Lebensentscheidungen jedes
Einzelnen.
Das Ausscheiden aus
dem Lehrberuf hat unterschiedliche Gründe, wobei ich darauf hinweise, dass eine
Erfassung der aus dem Lehrberuf Ausscheidenden nach Ursachen nicht möglich ist.
In diesem Zusammenhang kommt der Weiterentwicklung der Ausbildung der
Lehrerinnen und Lehrer besondere Bedeutung zu, wie beispielsweise die
Erfahrungen mit der neuen Struktur der Lehramtsstudien an der Universität
Innsbruck zeigen. Ein erheblicher Teil der Lehramtsstudent/innen nimmt nach den
ersten Semestern und den ersten Erfahrungen in der Praxis vom Lehrberuf
Abstand, weil sie feststellen, dass das Berufsbild nicht ihren Vorstellungen
entspricht. Damit kann eine falsche Entscheidung, die für alle Beteiligten
nachteilig wäre, verhindert werden. Es muss daher bei allen Weiterentwicklungen
darauf Wert gelegt werden, dass Lehrerausbildung praxisnah und berufsorientiert
erfolgt, um sicher zu stellen, dass Österreich auch weiterhin bestqualifizierte
und motivierte Lehrerinnen und Lehrer hat, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen
Beitrag für die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen leisten.
Die
Bundesministerin:
Beilage
Beilage
Lehramtsstudien
an Österreichischen Universitäten
Wintersemester 2003
RICHTUNG |
Erstfach |
Zweitfach |
Bildnerische
Erziehung |
490 |
109 |
Biologie und
Umweltkunde |
647 |
246 |
Biologie und
Warenlehre |
21 |
|
Bosnisch/Kroatisch/Serbisch |
21 |
30 |
Chemie |
241 |
221 |
Darstellende
Geometrie |
52 |
39 |
Deutsch |
1062 |
820 |
Englisch |
1406 |
1005 |
Evangelische
Religion |
19 |
3 |
Französisch |
543 |
602 |
Geographie und
Wirtschaftskunde |
474 |
845 |
Geschichte,
Sozialkunde, Polit.Bildg. |
1045 |
1046 |
Griechisch |
11 |
11 |
Haushaltsökonomie
und Ernährung |
40 |
63 |
Informatik und
Informatikmanagement |
234 |
297 |
Instrumentalmusikerziehung
|
|
144 |
Italienisch |
364 |
550 |
Katholische
Religion |
311 |
222 |
Katholische
Religionspädagogik |
532 |
|
Latein |
91 |
92 |
Leibeserziehung
|
773 |
226 |
Mathematik |
945 |
819 |
Musikerziehung |
531 |
32 |
Physik |
266 |
400 |
Psychologie und
Philosophie |
470 |
1226 |
Russisch |
58 |
113 |
Slowenisch |
13 |
22 |
Spanisch |
319 |
608 |
Textiles
Gestalten |
137 |
177 |
Tschechisch |
10 |
12 |
Ungarisch |
22 |
14 |
Werkerziehung |
103 |
254 |
Wirtschaftspädagogik |
4652 |
|