1845/AB XXII. GP
Eingelangt am 28.07.2004
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möglich.
BM für Land- Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Anfragebeantwortung
Auf die schriftliche
Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen vom
17. Juni 2004, Nr. 1916/J, betreffend Allokationsplan für den
Emissionshandel zur Reduktion
von Kohlendioxid,
beehre ich mich Folgendes mitzuteilen:
Zu den
Fragen 1 und 2:
Der nationale Allokationsplan Österreichs
für den Emissionshandel während der ersten Perio-
de 2005-2007 berücksichtigt die voraussichtliche
künftige Entwicklung der CO2-Emissionen in
den betroffenen Branchen bis 2007 („Business-as-usual"), das
technische Potential zur Emis-
sionsreduktion sowie den notwendigen Beitrag der Sektoren Energieaufbringung
und Industrie
gemäß der Klimastrategie der Bundesregierung und der Länder vom 18. Juni 2002.
Die
Business-as-usual-Szenarien wurden vom Österreichischen Institut für
Wirtschaftsfor-
schung (WIFO)
gemeinsam mit der im Bereich des Klimaschutzes erfahrenen Beratungsfirma
KWI auf Grundlage letzt verfügbarer Daten im
Zeitraum zwischen Herbst 2003 und Frühjahr
2004 errechnet. Diese stellen den zu erwartenden Bedarf an CO2-Zertifikaten
im Zeitraum
2005-2007 anhand modellgestützter Analyse
von Zeitreihen und unter Berücksichtigung struk-
tureller Faktoren dar.
Die prognostizierte
Emissionsentwicklung in der ersten Zuteilungsperiode 2005-2007 ist insbe-
sondere
zurückzuführen auf
-
die genehmigte maßgebliche Erweiterung der
Stahlproduktion der voestalpine am Standort
Linz,
-
den relativ starken Anstieg der Emissionen aus dem Bereich
der Elektrizitätswirtschaft in
Folge der gesteigerten Auslastung vorhandener Kraftwerkskapazitäten nach
anfänglichen
Produktionseinbrüchen
in den ersten Jahren der Liberalisierung (1999, 2000),
-
die infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs wieder
deutlich steigende Produktion einzel-
ner Industriebranchen (z.B. Papier, Zement, Ziegel).
Ausgehend von den
erwarteten Emissionen der einzelnen Branchen wurde das technische
Potential zur
Emissionsreduktion, durchschnittlich -3,6%, sowie ein weiterer
Erfüllungsfaktor,
durchschnittlich 2,3%, - in Summe somit
knapp 5% - zum Abzug gebracht. Der Erfüllungsfak-
tor korrigiert die Zuteilung im notwendigen Ausmaß, um das Erreichen der
sektoralen Emissi-
onsziele zu garantieren.
Die vermeintliche Steigerung der CO2-Emissionen
der österreichischen Industrie um 18% bis
2012 gegenüber 1990 kann aus dem Allokationsplan in keiner Weise abgeleitet
werden.
Fest steht und dass ist aus dem
Allokationsplan ersichtlich, dass die Emissionen des größten
industriellen Einzelverursachers Österreichs, die voestalpine, aufgrund der
besonderen Erwei-
terungssituation ansteigen werden, aber auch in diesem Fall liegen die zugeteilten
Emissions-
rechte unter dem prognostizierten Bedarf.
Weiters liegt beispielsweise etwa im Bereich der
Kraftwerke und Fernwärme-Heizwerke die Zuteilung an Emissionsrechten für
die Jahre 2005-
2007 unter den Emissionen von 1990.
Wie oben dargestellt,
werden die vom Emissionshandel betroffenen Sektoren einen Beitrag
zur Erreichung des Kyoto-Ziels gemäß der nationalen Klimastrategie
leisten. In der österreichi-
schen Klimastrategie wurde das Reduktionspotential der Sektoren
Industrie und Energieauf-
bringung von Trendwert 2010 errechnet. Bei der Erstellung des
Allokationsplans wurden für
den Emissionshandelssektor die aktuellen
Trendwerte von WIFO und KWI für die Jahre 2005
bis 2007 errechnet.
Grundsätzlich kann
festgestellt werden, dass im Bereich der Industrie in den vergangenen
Jahrzehnten bereits eine deutliche Entkoppelung von Produktion und
Energieeinsatz erzielt
werden konnte.
Diese Entwicklung soll durch den Allokationsplan weiter forciert werden.
Zu den
Fragen 3 und 4:
Eine an Österreich
gerichtete „Rüge" der Umweltkommissarin hat es nicht gegeben. Frau
Wallström hat die
Mitgliedstaaten generell aufgefordert, die Zuteilungspläne derart zu gestal-
ten, dass die Kyoto-Zielerreichung der EU nicht gefährdet wird. Ich habe der
Umweltkommis-
sarin in einem persönlichen Schreiben die
Ursachen für die aktuelle CO2-Emissions-
entwicklung in Österreich erläutert.
Diese Tatsachen wurden von der Kommission unwider-
sprochen zur Kenntnis genommen.
Mit der Entscheidung
der Kommission vom 7. Juli 2004 wurde der österreichische Allokations-
plan von der Europäischen Kommission genehmigt, eine Korrektur der
Zuteilung im Bereich
der Eisen- und Stahlindustrie, die ca. 0,3 % der Gesamtzertifikatsmenge
beträgt, wurde von
Österreich zugesagt. Diese Entscheidung beweist, dass der Plan auf
soliden Datengrundlagen
und Annahmen
aufbaut und nicht im Widerspruch zum Kyoto-Ziel Österreichs steht. Die Kom-
patibilität mit einem realistischen Zielpfad
zur Erreichung des Kyoto-Ziels stellt nach der EU-
Emissionshandels-Richtlinie ein
zwingendes Erfordernis für die Erstellung der Zuteilungspläne
durch die Mitgliedstaaten und die Genehmigung durch die Europäische
Kommission dar.
Zu den
Fragen 5 bis 7:
Das Kyoto-Ziel soll
nicht in Etappen erreicht werden, sondern durch eine kontinuierliche Um-
setzung der
notwendigen Maßnahmen in sämtlichen betroffenen Bereichen. Dabei sind Bund,
Länder und Gemeinden gleichermaßen
aufgerufen, die Maßnahmen der Klimastrategie, wie
von der Bundesregierung und von der
Landeshauptmännerkonferenz 2002 beschlossen, rasch
umzusetzen. Eine
umfassende Evaluierung der Klimastrategie im Jahr 2005 wird zeigen, ob
eine Anpassung der
Strategie zur Erreichung des Kyoto-Ziels notwendig sein wird.
Auf Seiten des Bundes sind jedenfalls die
bereits mit einigen Erfolgen eingeleiteten Maßnah-
men weiterzuführen. Dazu zählen beispielsweise die
-
Erhöhung
des Anteils erneuerbarer Energieträger zur Stromerzeugung,
-
Reduktion
des Einsatzes von so genannten „Industriegasen" im Bereich des
Chemikalien-
rechts (H-FKW, FKW und SF6),
-
Erhöhung
des Anteils von Biotreibstoffen sowie die
-
Umsetzung
der Deponieverordnung (und damit einhergehender drastischer Reduktion der
Methanemissionen).
Weiters sind
gemeinsam mit den Ländern die Anstrengungen zur Reduzierung der Emissionen
aus der Raumwärmenutzung mit Hilfe der baurechtlichen Anforderungen und
der Wohnbau-
förderung zu
verstärken. Zudem müssen selbstverständlich wirkungsvolle Maßnahmen zur
Eindämmung der CO2-Emissionen aus dem Verkehr gesetzt werden.
Diesbezüglich arbeitet
mein Ressort und das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
gegenwär-
tig an einem wirkungsvollen Maßnahmenpaket.
Einen erheblichen
Beitrag zur Kyoto-Zielerreichung erwarte ich zudem aus dem erfolgreich
angelaufenen
österreichischen JI/CDM-Programm. Für diesen Zweck stehen heuer 12 Mio. €
(davon 1 Mio. € auf 2003 vorgezogen), 2005
24 Mio. € und ab 2006 jährlich 36 Mio. € zur Ver-
fügung.
Im
Regierungsprogramm ist festgehalten, dass entsprechend der Klimastrategie in
den Jahren
2004 bis 2006 die
Budgetmittel für den Klimaschutz um je 30 Mio. € aufgestockt werden (+90
Mio. € im Jahr 2006).