2113/AB XXII. GP

Eingelangt am 17.11.2004
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

BM für soziale Sicherheit Generationen und Konsumentenschutz

 

Anfragebeantwortung

Mag. Herbert Haupt

 

Herrn                                                                                              

Präsidenten des Nationalrates                                                    (5-fach)

Parlament                                                                                     

1010 Wien                                                                                    

                                                                                                       

                                                                                                       

                                                                                                       

GZ: BMSG-10001/0229-I/A/4/2004                                           Wien,

 

 

 

 

Sehr geehrter Herr Präsident!

 

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 2171/J der Abgeordneten Bettina Stadlbauer, Gabriele Heinisch-Hosek und GenossInnen wie folgt:

 

 

Frage 1:

 

Die Gesamtkosten für die „1. Europäische Väterkonferenz“ betragen 100.926,01 (exkl. USt).

 

Frage 2:

 

Die Kosten für die Anmietung des Palais Auersperg belaufen sich auf € 11.000,- (exkl. USt).

 

Frage 3:

 

Aus Gründen des Datenschutzes ist eine Auflistung der Namen samt dazugehörigem Honorar nicht möglich. Es kann jedoch die Pauschalsumme bekannt gegeben wer­den. Das Honorar für die Referenten beträgt insgesamt € 7.416,67 (exkl. USt).

 

Die Namen der Vortragenden sind der Beilage zu entnehmen.

 

Frage 4:

 

Die Gesamtkosten für die Agentur Zand Event Werbe Marketing betragen € 91.808,- (exkl. USt), wobei in diesem Betrag auch die Kosten für die Anmietung des Palais Auersperg enthalten sind.

 

Frage 5:

 

Die Vergabe der Organisation der „1. Europäischen Väterkonferenz“ wurde gemäß Bundesvergabegesetz 2002 im Amtsblatt der Wiener Zeitung ausgeschrieben.

 

Frage 6:

 

Auf Grund der Ausschreibung bewarben sich zehn Unternehmen um den Auftrag:

 

1.        ppc trainig OEG

2.        GPK – Gruber & Partner Kommunikation

3.        Monika Forsthuber

4.        ÖSB Consulting GmbH

5.        Communication Matters

6.        prove

7.        KWI Management Consultans & Auditors GmbH

8.        Business Circle Management Fortbildungs GmbH

9.        Zand Event Werbe Marketing

10.   DIE SCHWARZ

 

Frage 7:

 

Die Agentur Zand Event Werbe Marketing ging gemäß Bundesvergabegesetz 2002 als Bestbieter hervor.

 

Fragen 8, 13 und 14:

 

Experten aus ganz Europa beteiligten sich an der „1. Europäischen Väterkonferenz“ am 15. und 16. September 2004 im Palais Auersperg in Wien. Das große Interesse seitens der ausländischen Gäste gipfelte in dem Wunsch einer Fortsetzung dieser Veranstaltung. Staatssekretärin Ursula Haubner hat eine Familienkonferenz im Rah­men der EU-Präsidentschaft Österreichs in der ersten Hälfte 2006 mit dem Schwer­punktthema Vaterschaft zugesagt, da gerade im Sinne einer ganzheitlichen Sicht der Familien-, Geschlechter- und Generationenbeziehungen die Väterthematik noch nicht den Stellenwert im öffentlichen Bewusstsein erlangt hat, welche sie verdient.

 

Fortgesetzt werden auch die wissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema Vater­schaft. Im Anschluss an die Vätertagung erfolgte die Präsentation und der Start­schuss einer bewusstseinsbildenden Väterkampagne durch Staatssekretärin Ursula Haubner.

 

Die Themenschwerpunkte der „1. Europäischen Väterkonferenz“ waren:

 

·       Vaterschaft und männliche Identität

·       Triade Vater-Mutter-Kind

·       Vaterschaft und Vereinbarkeit von Familie und Beruf

 

Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nicht mehr nur ein Frauenthema, sondern ge­winnt zunehmend an Bedeutung für männliche Lebenswelten. Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch Männern zu ermöglichen, muss der Zusammenhang zwischen Vaterschaft und männlicher Identität berücksichtigt werden. Wichtig ist es daher, den Vater nicht als „zweite Mutter“ zu sehen, sondern in der Ergänzung von Vater und Mutter eine Bereicherung auch für die Entwicklung des Kindes zu begrei­fen. Insofern sind die ersten beiden Themenschwerpunkte der Konferenz der Verein­barkeitsthematik zu Grunde zu legen.

 

Wenn wir uns mehr Zeit und Engagement von Vätern in der Kindererziehung wün­schen und das im Rahmen der Väterkonferenz diskutieren sowie ins Zentrum einer Bewusstseinsbildungskampagne stellen, muss das prinzipiell für alle Lebenslagen Gültigkeit haben. Auch für Väter nach Scheidung und Trennung. Daher war zum Bei­spiel ein Vortrag im Rahmen der Väterkonferenz diesem Thema gewidmet.

 

Generell wurde festgehalten: Familien- und Geschlechterpolitik muss die Väterbe­teiligung an Kindererziehung und Familienarbeit stärker ins Blickfeld rücken. Die Männerpolitische Grundsatzabteilung meines Ministeriums hat bereits einen For­schungsauftrag zum Thema „Lebenswelten Vater-Kind, positive Väterlichkeit und männliche Identität“ vergeben, um die Kriterien für das Gelingen von Vater-Kindbe­ziehungen herauszuarbeiten. Erste Ergebnisse wurden ebenfalls auf der Väterkon­ferenz präsentiert.

 

Männerpolitik entwickelt sich zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil der Geschlechter- und Familienpolitik. Österreich ist eines der ersten Länder mit institu­tioneller Verankerung von Männerpolitik auf Ministeriumsebene. Mit der „1. Europä­ischen Väterkonferenz“ hat Österreich eine Plattform für die europaweite wissen­schaftliche und gesellschaftliche Diskussion zur Verfügung gestellt. Erstmals trafen sich Vertreter der Ministerien, der NGO’s und Wissenschaftler aus dem familien- und geschlechterpolitischen Bereich aus 15 Ländern, um verschiedene Modelle und Denkansätze rund um das Thema Vaterschaft zu diskutieren.

 

Nach Abschluss der Konferenz wurde die Bewusstseinsbildungskampagne in den Medien gestartet. Um die Ergebnisse der Väterkonferenz einer breiteren Öffentlich­keit bekannt zu machen, beabsichtigt die Männerpolitische Grundsatzabteilung mei­nes Ministeriums einen Tagungsband herauszugeben und die Vorträge und Diskus­sionen auch im Internet zugänglich zu machen.

 

Generell kann gesagt werden, dass diese Konferenz allen Interessierten offen stand und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich über die Ziele und Ergebnisse der Konferenz vor Ort ein Bild machen konnten.

 

Frage 9:

 

Die Vortragenden wurden auf Grund ihrer fachlichen Kompetenz ausgewählt.

Das Programm zur „1. Europäischen Väterkonferenz“, das in der Beilage übermittelt wird, enthält Namen, Referatsthemen sowie Kurzbiographien der Referenten.

 

Fragen 10, 11 und 12:

 

Das verstärkte Engagement der Väter bei der Familienarbeit und Kindererziehung als ein Ziel dieser Väterkonferenz ist auch im Sinne einer Entlastung der Mütter, insbesondere hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zu verstehen. Insofern ist diese „1. Europäische Väterkonferenz“ eine Maßnahme, die nicht nur Kindern und Vätern, sondern selbstverständlich auch Müttern zugute kommt.

 

Darüber hinaus wurde unter einem der Schwerpunktthemen, nämlich „Triade Vater-Mutter-Kind“ ausdrücklich die wichtige Rolle der Mutter angesprochen. Insbesondere die im Rahmen der Konferenz erstmalig präsentierte Studie „Jugendliche Familien­fähigkeit“ hat die Voraussetzungen partnerschaftlicher Familienbildung zum Gegen­stand. Der gewählte Titel der Konferenz hat einerseits die Internationalität sowie andererseits das Schwerpunktthema reflektiert.

 

Im Rahmen der EU-Präsidentschaft Österreichs im ersten Halbjahr 2006 wird die Thematik der Väterkonferenz im Sinne der Partner- und Elternschaft im Rahmen einer weiteren Konferenz vertieft werden.

 

Frage 15:

 

Für die Ausstrahlung der TV-Spots im ORF fielen an Kosten gesamt € 87.408,- (exkl. USt) an.

 

Frage 16:

 

Der TV-Spot wurde nicht im Kino geschalten.

 

Frage 17:

 

Der Spot wurde in den Österreich-Fenstern der Sender RTL und Vox geschalten.

Die Kosten für die Schaltungen betrugen bei RTL € 43.788,13 (exkl. USt) und bei Vox € 6.885,50 (exkl. USt).

 

Frage 18:

 

Die Erstellung des TV-Spots war Teil der Gesamtleistung Väterkampagne zum Kin­derbetreuungsgeld, die gemeinschaftsrechtskonform und in Entsprechung des Bun­desvergabegesetzes EU-weit ausgeschrieben wurde.

 

Frage 19:

 

Der Zuschlag über die gesamte Leistung erging an den Bestbieter, die Firma. Aha Puttner Red Cell.

 

Frage 20:

 

Für die Produktion des TV-Spots fielen an Kosten (inkl. aller Rechte) € 141.000,- (exkl. USt) an.

 

Frage 21:

 

Es wurden keine Broschüren eigens für die Kampagne beauftragt. Die im Zuge der Kampagne verwendeten Broschüren sind Informationsbroschüren, die in meinem Ressorts hergestellt wurden.

 

Frage 22:

 

Für die gesamte Kampagne werden gesamt € 1,200.000,-- (exkl. USt) vergütet.

 

Frage 23:

 

Seitens meines Ressorts werden verschiedene Maßnahmen zur besseren Verein­barkeit von Familie und Beruf angeboten, wobei sich alle Maßnahmen gleicher­maßen an Mütter und Väter richten:

 

 

Audit FAMILIE & BERUF

 

Mit dem „Audit FAMILIE & BERUF“ wird der Wirtschaft ein qualifiziertes und ausge­reiftes Instrument angeboten, mit dessen Hilfe Unternehmen aller Branchen und Betriebsgrößen familienfreundliche Maßnahmen definieren, umsetzen und von den Ergebnissen profitieren können.

 

Das Audit FAMILIE & BERUF führt das Unternehmen in einen internen Prozess, in dem Ziele und Maßnahmen einer familienbewussten Personalpolitik definiert und umgesetzt werden. Auf Basis eines betriebsintern erarbeiteten IST-Werts werden Defizite identifiziert, Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt und Entwicklungs- und Ver­änderungsstrategien bestimmt – SOLL-Wert.

 

Nach Durchführung des unternehmensinternen Auditierungsprozesses erfolgt eine Überprüfung von einem/einer eigens ausgebildeten und zugelassenen Audit-Gut­achterIn, der/die nach positiver Begutachtung das Unternehmen zur Grundzertifikats­verleihung vorschlägt, die von mir vorgenommen wird.

 

Bundeswettbewerb „Frauen- und familienfreundlichster Betrieb“

 

Schon seit Mitte der 90er Jahre führen mehrere österreichische Bundesländer Wett­bewerbe zur Auszeichnung der frauen- und familienfreundlichsten Betriebe des je­weiligen Landes durch. Seit 1999 wird von meinem Ressort jährlich ein bundesweiter Wettbewerb ausgeschrieben. Dabei werden von einer Expertenjury aus den Ge­winnerInnen der Landeswettbewerbe die BundessiegerInnen ausgewählt und ausge­zeichnet.

 

Die Kriterien des Bundeswettbewerbs „Frauen- und familienfreundlichster Betrieb“ beziehen sich auf die zentralen Handlungsfelder der Unternehmenspolitik, in denen Frauen und MitarbeiterInnen mit Kindern durch spezielle Angebote und Leistungen gezielt unterstützt werden können. Je mehr dieser Bereiche von einem Unternehmen abgedeckt werden und je intensiver die Unterstützung ist, desto frauen- und familien­freundlicher ist der Betrieb einzuschätzen.

 

Familienkompetenzen

 

In einer sich rasch verändernden Arbeitswelt spielen die so genannten „Schlüssel­qualifikationen“ wie beispielsweise: Kommunikationsfähigkeit, Organisationsfähigkeit, Flexibilität, Belastbarkeit / Stressresistenz, Konfliktlösungsfähigkeit, Teamfähigkeit uvm. eine immer wichtigere Rolle. Unternehmen geben heute mehr Geld denn je dafür aus, die sozialen, kommunikativen oder organisatorischen Fähigkeiten ihrer MitarbeiterInnen durch entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen zu verbessern.

 

Mit dem Projekt „Familienkompetenzen – Schlüssel für mehr Erfolg im Beruf“ wird der Blick bewusst auf die Tatsache gelenkt, dass derartige Kompetenzen innerhalb der Familie intensiv und praxisnah während der Kinderbetreuungsphase trainiert werden. Das Projekt bietet Frauen und Männern mit Kindern die Möglichkeit, sich fit für den Wiedereinstieg zu machen.

 

Die TeilnehmerInnen absolvieren ein mehrstufiges Programm. Kernstück des Pro­gramms ist eine Potenzialanalyse, die - in der Familienarbeit trainierte – Schlüssel­kompetenzen der TeilnehmerInnen nachweist. Das Ergebnis wird durch ein Zertifikat bestätigt. Damit wird einerseits das Selbstbewusstsein der WiedereinsteigerInnen gestärkt und ein wichtiger Wettbewerbsvorteil bei Bewerbungen bzw. beim Wieder­einstieg ermöglicht.

 

Fragen 24, 25, 26 und 27:

 

Basierend auf den derzeit vorliegenden wissenschaftlichen Studien (etwa „Vaterent­behrung“, BMSG 2003) kommt dem Vater im Rahmen der Dreiecksbeziehung Vater – Mutter – Kind eine wesentliche Rolle zu. Der Vater wird als männliche Identifika­tionsperson für die Kinder eine notwendige Stütze für die Entwicklung ihrer psycho­sexuellen Identität. Der Vater hilft dem Kind sich aus dem Symbioseverhältnis mit der Mutter herauszulösen. Das Kind wird auf diese Weise im Unabhängigkeitsbe­streben bzw auf dem Weg in die Selbständigkeit unterstützt. Es geht daher beim Thema Vaterschaft auch um das Thema geschlechtsspezifischer Vorbildwirkung und Erziehung.

 

Zahlreiche Studien belegen, dass die Kinder ihr Sozialisationsverhalten vor allem nach den Vorbildern der Eltern richten (Partnerschaft, Erziehung etc.).

 

Es ist in der Wissenschaft mittlerweile unbestritten, dass der Vater eine zur Rolle der Mutter wichtige komplementäre Funktion innerhalb der Familie einnimmt.

 

Die ersten Monate im Leben eines Kindes dienen in erster Linie der unmittelbaren Befriedigung der Grundbedürfnisse des Kindes, die in der Regel rein faktisch die Mutter am Besten erfüllen kann. Die Loslösung des Kindes aus dem Symbiosever­hältnis mit der Mutter, d.h. die Bedeutung des Vaters, wird mit fortschreitendem Alter des Kindes wichtiger. Die Bindung des Vaters zum Kind lediglich daran zu bemes­sen, wie viel Zeit der Vater unmittelbar nach der Geburt des Kindes investiert hat, verkürzt die Wichtigkeit dieses Themas. Wichtiger erscheint es, dass eine Bewusst­seinsbildung dahingehend erfolgt, dass ein „Lebensvater“ bzw. „Lebenspapa“ vorhanden ist (kein Monatspapa!).

 

Bei entsprechender Bewusstseinsbildung kann eine prozentmäßige Erhöhung der Inanspruchnahme der Väterkarenz erwartet werden. Entsprechende Maßnahmen sind bereits gesetzt worden. Auch sollen Väter, die keine Väterkarenz in Anspruch nehmen, nicht ausgegrenzt werden bzw. kann diesen nicht von vornherein Mangel am Verantwortungsgefühl unterstellt werden. Väterliche Verantwortung spiegelt sich in vielfältiger Weise. Verantwortungsvolle Familienpolitik will alle Väter erreichen.

 

Wesentlich im Interesse des Kindes liegt die Kontinuität in der Begleitung durch Vater und Mutter entsprechend den Phasen der kindlichen Entwicklung.

 

Auch für Männer ist die Entwicklung väterlichen Bewusstseins und Verantwortungs­gefühls nicht auf eine punktuelle Maßnahme beschränkt, sondern beginnt eigentlich schon in der Zeit vor der Geburt des Kindes. Ziel muss es daher sein, die Bedeutung der Vaterschaft für die Entwicklung des Kindes hinsichtlich verschiedener Phasen dieser Entwicklung sowie für den Fortbestand und die Entwicklung der Partnerschaft zu erkennen und das Bewusstsein beider Elternteile dafür zu stärken. Schon auf Grund der demographischen Entwicklung und dem Erfordernis der Stärkung des Familienbewusstseins ist daher die Väterkampagne gestartet worden.

 

Beilage

 

Mit freundlichen Grüßen

Der Bundesminister:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anmerkung der Parlamentsdirektion:

 

Die vom Bundesministerium übermittelten Anlagen stehen nur als Image zur Verfügung.