2211/AB XXII. GP
Eingelangt am 21.12.2004
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
BM für
Verkehr, Innovation und Technologie
Anfragebeantwortung
GZ.
BMVIT-12.000/0010-I/CS3/2004 DVR:0000175
An den
Präsidenten des Nationalrates
Dr.
Andreas Khol
Parlament
1017 Wien
Wien, . 2004
Sehr geehrter Herr Präsident!
Die schriftliche
parlamentarische Anfrage Nr. 2268J-NR/2004 betreffend Konsequenzen aus der
REFLEX-Studie (Ergebnis: genotoxische Effekte durch elektromagnetische Felder
z.B. des Mobilfunks) und Arbeitsergebnisse des Wissenschaftlichen Beirates Funk
des BMVIT zu "Mobilfunk und Gesundheit", die die Abgeordneten Dr.
Gabriela Moser, Freundinnen und Freunde am 9. November 2004 an mich gerichtet
haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:
Fragen 1 und 2:
Sind dem Ministerium die REFLEX-Studie und ihre
Ergebnisse bekannt?
Sind dem Ministerium die TNO-Studie und ihre
Ergebnisse bekannt?
Antwort:
Die Arbeiten für diese Studien sind mir bekannt.
Frage 3:
Gibt es eine Stelle im BMVIT selbst, die die neuen Forschungsergebnisse
auf dem Gebiet der Wirkung von elektromagnetischen Feldern auf den Menschen
ständig verfolgt, evaluiert und erforderliche Maßnahmen ergreift?
Wenn ja, welche finanziellen und personellen
Ressourcen stehen dieser Stelle zur Verfügung?
Wenn nein, warum gibt es keine derartige Stelle?
Antwort:
Im BMVIT selbst ist keine derartige Stelle
eingerichtet, aus diesem Grund habe ich den wissenschaftlichen Beirat ins Leben
gerufen, damit dieser mit unabhängigen Wissenschaftern besetzte Beirat die
aktuelle wissenschaftliche Forschung evaluiert und für die Politik die
entsprechenden Entscheidungsgrundlagen liefert.
Frage 4:
Wurden die Ergebnisse der REFLEX-Studie in die
Arbeit des Wissenschaftlichen Beirats Funk (WBF) zum Thema "Mobilfunk und
Gesundheit" integriert?
Wenn nein, warum nicht?
Wenn ja, warum findet sich darüber in den am
4.11.2004 präsentierten Ergebnissen des WBF keinerlei Aussage oder Information?
Antwort:
Grundlage der Arbeit des wissenschaftlichen
Beirates war ein ausschließlich wissenschaftlicher Zugang zu den ihm gestellten
Aufgaben. Dies war daher auch zentrales Auswahlkriterium für die
heranzuziehenden Studien. Durch das Selbstergänzungsrecht des Beirates war auch
eine Unabhängigkeit von jeglichen industriellen Interessen sichergestellt. Die
Arbeiten der Reflex-Studie wurden nicht in die vom WBF präsentierten
Erkenntnisse einbezogen, weil der Endbericht für diese Studie zum Zeitpunkt des
Abschlusses seiner Arbeiten (Konsensusmeeting) noch nicht vorlag und die Studie
auch noch nicht approbiert war.
Darüber hinaus war ein Mitglied des WBF auch an der
Ausarbeitung der Reflex-Studie beteiligt. Ein Mitautor der Reflex-Studie, Herr
Prof. Rüdiger, hat überdies zu den Ergebnissen der Studie in einem TV-Interview
wörtlich festgestellt: „Ich kann auch nicht auf wissenschaftlich seriöser Weise
diese Befunde, die ja in geringen Kulturen gemacht worden sind, jetzt in ein
Risiko für den Menschen übersetzen, das wäre wissenschaftlich nicht seriös.“
Alle diese Überlegungen haben dazu geführt, die
Reflex-Studie noch nicht zu berücksichtigen, was ich aus wissenschaftlicher
Sicht auch für richtig halte. Aus diesem Grund wäre es auch falsch, ohne
entsprechende Analyse der Reflex-Studie Folgehandlungen zu setzen. Ich werde
jedoch bei den weiteren Arbeiten des WBF auch auf eine Auseinandersetzung mit
der Reflex-Studie achten um auch auf entsprechend aktualisierte
Entscheidungsgrundlagen zurückgreifen zu können.
Frage 5:
Wurden die Ergebnisse der TNO-Studie in die Arbeit
des Wissenschaftlichen Beirats Funk (WBF) zum Thema "Mobilfunk und
Gesundheit" integriert?
Wenn nein, warum nicht?
Wenn ja, warum findet sich darüber in den am
4.11.2004 präsentierten Ergebnissen des WBF keinerlei Aussage oder Information?
Antwort:
Grundsätzlich verweise ich auf meine Einleitung der
Antwort zu Fragepunkt 4. Die Autoren der TNO Studie selbst betonen im
Originaltext der TNO-Verlautbarung vom 12. November 2003, dass diese Studie
repliziert werden muss. Erst wenn diese Effekte neuerlich festgestellt werden,
können sie laut Autoren der TNO-Studie wissenschaftlich akzeptiert werden.
Diese Erfordernis sei unerlässlich. Derzeit laufen Replikationen des
UMTS-Teiles der TNO-Studie in Dänemark sowie in England und in der Schweiz.
Ergebnisse sind in der zweiten Hälfte des Jahres 2005 zu erwarten, mit denen
sich der WBF auch beschäftigen wird.
Frage 6:
In welcher Form wurden Erkenntnisse über
Chromosomenstrangbrüche infolge elektromagnetischer Strahlung in die am
4.11.2004 präsentierten Ergebnisse des WBF aufgenommen?
Antwort:
Dieses Kriterium wurde aus Auswahlkriterium für
Studien herangezogen, es fanden sich jedoch keine Studien zu diesem Thema, die
mit den Mindestauswahlkriterien für die wissenschaftliche Analyse vereinbar
waren.
Frage 7:
Wie kam die Auswahl der Mitglieder des
Wissenschaftlichen Beirats Funk (WBF) zustande, angesichts der Tatsache, dass
gerade zu den sensiblen Bereichen der Forschung zu Mobilfunk und Gesundheit
keines der Beiratsmitglieder auf Veröffentlichungen in anerkannten
wissenschaftlichen Medien verweisen kann?
Antwort:
Der Vorsitzende des WBF ist als national und
international anerkannter Experte für Strahlenschutz und nichtionisierende
Strahlen ohne jeden Zweifel hervorragend für diese Funktion qualifiziert. Die
übrigen Mitglieder des WBF wurden aus den weiteren wissenschaftlichen
Fachgebieten, die durch Auswirkungen nichtionisierender Strahlen berührt sein
können, ausgewählt. Dabei wurde auch die Meinung des Obersten Sanitätsrates
eingeholt sowie die Ärztekammer eingeladen, entsprechende Experten zu
nominieren.
Frage 8:
Wie ist die Vergabe der Koordinationsfunktion der
Arbeiten des "Wissenschaftlichen Beirats Funk" an ARCS im einzelnen
erfolgt, und wie ist dies dotiert?
Antwort:
Das ARCS hat im Rahmen seiner normalen Tätigkeit
die Arbeit des WBF besorgt.
Frage 9:
Wer hat an der Konsenskonferenz des
Wissenschaftlichen Beirats Funk (WBF) zu Mobilfunk und Gesundheit im einzelnen
teilgenommen?
Antwort:
An der Konsenskonferenz haben teilgenommen:
Teilnehmer mit Stimmrecht:
- DDr. Alfred Barth,
Univ.-Ass. Für Bereich
Arbeitswissenschaft und Organisation am Institut für Managementwissenschaften,
TU Wien
- Ao.
Univ.-Prof. Dr. Oswald Jahn, Klinische Abteilung
Arbeitsmedizin, Medizinische Universität Wien
- Doz.
Dr. Michael Kundi, Institut für Umwelthygiene der Universität Wien
- Univ.-Doz. Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Mosgöller, Institut für
Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien
- Prim.
Univ.-Prof. Dr. Heinz Ludwig (verhindert, jedoch schriftlicher Beitrag), Vorstand der
I. Medizinischen Abteilung (Onkologie), Wilhelminenspital Wien
- DI Dr. Georg Neubauer, ARC
Seibersdorf GesmbH, Business Area of Mobile Communications Safety
- Univ.-Prof.
DI Dr. Norbert Vana, Universitätsprofessor für Dosimetrie und
technischer Strahlenschutz, TU Wien, Atominstitut der österreichischen
Universitäten
- Univ.-Prof. Dr. Christian
Wolf, StV.
Leiter der klinischen Abteilung für
Arbeitsmedizin, Medizinuniversität Wien
- Univ.-Prof.
DDr. Josef Zeitlhofer, Leiter der Schlafambulanz, Universitätsklinik für
Neurologie, Medizinuniversität Wien
Teilnehmer ohne Stimmrecht:
- Dr.
Brigitte Kraus, BMGF
- HR
DI Franz Prull, BKA/KommAustria
- Dr.
Cornelia Sauter, Universitätsklinik für Neurologie, Medizinuniversität Wien
- MR Dr. Christian Singer,
BMVIT
- Dr.
Katharina Stangl, BMLFUW
Frage 10:
Welche Studien wurden in den Ergebnissen der Arbeit
des Wissenschaftlichen Beirats Funk (WBF) zum Thema "Mobilfunk und
Gesundheit" konkret berücksichtigt?
Antwort:
Dazu möchte ich vorausschicken, dass nicht jeder
Effekt automatisch als gesundheitsgefährdender Effekt anzusehen ist. Ein
Bericht über Effekte darf daher ohne wissenschaftliche Analyse nicht als Beweis
für die Schädlichkeit dieser Effekte herangezogen werden. Weiters ist nicht
jeder Bericht über Effekte als wissenschaftliche Studie zu werten. Die Auswahl
der Studien erfolgte über wissenschaftliche Suchmaschinen mittels festgelegter
Keywords, wobei diese von allen Teilnehmern am Expertenmeeting unter
Einbeziehung auch kritischer Stimmen einvernehmlich festgelegt wurden. Es
wurden mehrere hundert Studien gesichtet, aber letztlich nur jene Studien, die
die geforderten wissenschaftlichen Mindestanforderungen (siehe auch meine Beantwortung
zu Fragepunkt 4) erfüllten, herangezogen.
Es wurden überdies ausschließlich Studien ab dem Jahr 1995 gesucht und
bewertet, dies deshalb, da sich die jüngeren Studien auf ältere Studien
mitbeziehen. Daher sind die Ergebnisse der älteren Studien bereits in den
jüngeren involviert. Diese sind – neben mehreren Überblicksstudien, die die
Forschung zusammenfassen - insbesondere:
- Röösli
& Hug: Gesundheitsrisiko der Mobilfunkstrahlung (REVIEW), 2004
- Hossmann &
Hermann: effects of electromagnetic radiation of mobile phones in the central
nervous system, 2003
- C. M. Krause et al.:
effects of electromagnetic field emmitted by cellular phones on the EEG during
a memory task, 2000
- Huber et al.:
electromagnetic fields, such as those from mobile phones, alter regional
cerebral blood flow and sleep and waking EEG, 2002
- C. M. Krause et al.:
effects of electromagnetic fields emitted by cellular phones on the EEG during
an auditory memory task: a double blind replication study, 2004
- Freude et al.: microwaves
emitted by cellular telephones effect human slow brain potentials, 2000
- K. Mann & J. Röschke:
Sleep under exposure to high frequency electromagnetic fields (REVIEW), 2004
- K. Mann & J. Röschke:
effects of pulsed high-frequency electromagnetic fields on human sleep, 1996
- Wagner et al.: human sleep
unter the influence of pulsed radio frequency electromagnetic fields: a
polysomnographic study using standardized conditions, 1998
- Wagner et al: human sleep
EEG under the influence of pulsed radio frequency electromagnetic fields.
Results of polysomnographies using submaximal high power flux densities, 2000
- Borbely et al.: pulsed
high frequency electromagnetic field effects human sleep and sleep
electroencephalogram, 1999
- Huber et al.: exposure to
pulsed high frequency electromagnetic field during waking effects human sleep
EEG, 2000
- Lebedeva et
al.: investigation of brain potentials in sleeping hmans exposed to the
electromagnetic field of mobile phones, 2001
- Mann et al.: No effects of
pulsed highfrequency electromagnetic fields on heart rate variability during
human sleep, 1998
- Huber et al.: radio
frequency electromagnetic field exposure in humans: estimation of SAR
distribution in the brain, effects on sleep and heart rate, 2003
- Mann et al.: effects of
pulsed high frequency electromagnetic fields on the neurendocrine system, 1998
- G. Schmid, C. Sauter, R.
Stepansky, I. S. Lobentanz & J. Zeitlhofer: no influence on selected
parameters of human visual perception during 1,970 MHz UMTS-like exposure (in
Druck)
- M. Unterlechner, C.
Sauter, G. Schmid & J. Zeitlhofer: no effect of a 1.970 GHz electromagnetic
field (UMTS) on a human attention and reaction (in Begutachtung)
- Oftedal et al.: Symptoms
experienced in connection with mobile phone use, 2000
- Hocking: Preliminary
report: symptoms associated with mobile phone use, 1998
- Hietanen et al. :
Hypersensitivity symptoms associated with exposure to cellular telephones: no
causal links, 2002
- Koivisto et al.: GSM phone
signal does not produce subjective symptoms, 2001
- Edelstyn et al. : The
acute effects of exposure to the electromagnetic field emitted by mobile phones
on human attention, 2002
- Haarala et al. :
Effect of a 902 MHz electromagnetic field emitted by mobile phones on human
cognitive function: a replication study, 2003
- Haarala et al. : 902
MHz Mobile phone does not affect short term memory in humans, 2004
- Koivisto et al.: The
effects of electromagnetic field emitted by GSM phones on working memory; 2000
- Koivisto et al.: Effects
of 902 MHz electromagnetic field emitted by cellular telephones on response
times in humans, 2000
- Lee et al.: The effect of
the duration of exposure to the electromagnetic field emitted by mobile phones
on human attention, 2003
- Lee et al.: Effect on
human attention of exposure to the electromagnetic field emitted by mobile
phones, 2001
- Preece et al.: Effect of a
915-MHz. Simulated mobile phone signal on cognitive function in man, 1999
- Smythe and Costall: Mobile
phone use faciliates memory in male but not in female, 2003
Rothman et
al.: Assessment of cellular telephone and other radio frequency exposure for
epidemiologic research, 1996
- Dreyer et al.:
Cause-specific mortality in cellular telephone users, 1999
- Hardell et al.: Use of
cellular telephones and the risk for brain tumors: A case-control study, 1999
- Hardell et al.:
Case-control study on radiology work, medical x-ray investigations, and use of
cellular telephones as risk factors for brain tumors, 2000
- Hardell et al.: Ionizing
radiation, cellular telephones and the risk for brain tumours, 2001
- Muscat et al.: Handheld
cellular telephone use and risk of brain cancer, 2000
- Inskip et al.:
Cellular-telephone use and brain tumors, 2001
- Stang et al.: The possible
role of radiofrequency radiation in the development of uveal melanoma, 2001
- Johansen et
al.: Cellular telephones and cancer—A nationwide cohort study in Denmark, 2001
- Auvinen et al.: Brain
tumors and salivary gland cancers among cellular telephone users, 2002
- Muscat et al.: Handheld
cellular telephones and the risk of acoustic neuroma, 2002
- Hardell et al.: Cellular
and cordless telephones and the risk for brain tumours, 2002
- Hardell et al.: 2002b. Case-control study on
the use of cellular and cordless phones and the risk for malignant brain
tumours, 2002
Frage 11:
Wieviel Zeit (in Menschmonaten) wurde für
Beschaffung, Sichtung und Screening der nach Angaben der leitenden
Repräsentanten des WBF "mehreren zehntausend" Studien investiert, aus
denen die Auswahl der letztlich berücksichtigten maximal 46 "guten"
(Zitat WBF) Studien erfolgte?
Antwort:
Eine Aufstellung über den zeitlichen Aufwand liegt
nicht vor, wäre aber auch nicht aussagekräftig: die ausgewiesenen Experten und
Expertinnen des WBF wurden auch unter dem Gesichtspunkt ausgewählt, dass sie
reiche Erfahrung in ihren Tätigkeitsgebieten haben.
Frage 12:
Welche Kosten waren mit der (verzerrten)
Verbreitung der Ergebnisse der Arbeit des Wissenschaftlichen Beirats Funk (WBF)
zum Thema "Mobilfunk und Gesundheit" durch entgeltliche Beilagen,
Einschaltungen u. dgl. verbunden?
Antwort:
Die Publikation der Ergebnisse der
Konsensuskonferenz in einer angesehenen österreichischen Tageszeitung ist keine
verzerrte Verbreitung, sondern entspricht vielmehr auch zahlreichen Forderungen
nach Information der Öffentlichkeit. Die Anzeigentarife für Beilagen in
Tageszeitungen sind öffentlich zugänglich.
Frage 13:
Wurden Teile der Kosten a) der Arbeit des WBF
insgesamt, b) der Arbeit des WBF zu "Mobilfunk und Gesundheit", c)
der (verzerrten) Verbreitung der Ergebnisse der Arbeit des WBF zu
"Mobilfunk und Gesundheit" durch entgeltliche Beilagen, Einschaltungen
u. dgl. direkt oder indirekt durch Dritte (also: weder durch den Beirat selbst
noch das BMVIT selbst, sondern z.B. durch das BMVIT aus Mitteln von
Unternehmen, Interessenvertretungen o.ä.) gedeckt? Wenn ja, bitte um Nennung
dieser Finanziers und ihrer Beiträge.
Antwort:
Unabhängig von der Finanzierung der Kosten des WBF
habe ich bei der Auswahl und der Gestaltung der Arbeit des WBF auf dessen
vollständige Unabhängigkeit von jeglichen Interessengruppen geachtet. Deshalb
enthalten die Statuten des WBF auch das Recht auf ausschließliche
Selbstergänzung, damit ist jeglicher Fremdeinfluss ausgeschlossen. Die Kosten
der Arbeit des WBF wurden einerseits durch ARCS im Rahmen der Bereitstellung
der Infrastruktur getragen, andererseits habe ich den regelmäßigen Forderungen
insbesondere von Abgeordneten der Grünen (vgl. zuletzt den Antrag 299/A/(E) der
Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend eines
Forschungsprogramms über Auswirkungen von GSM/UMTS Emissionen) auf finanzielle
Beiträge der Mobilfunkbetreiber für die wissenschaftliche Forschung in diesem
Bereich entsprochen und die Industrie eingeladen, sich an den Unkosten des WBF,
dessen Mitglieder, die ihr Amt ehrenamtlich ausüben, zu beteiligen.
Informationen über einzelne Finanziers und deren Beiträge unterliegen der
Amtsverschwiegenheit.
Frage 14:
Sind UmweltmedizinerInnen Mitglieder des
Wissenschaftlichen Beirats Funk, und wie hat das Fachwissen von
UmweltmedizinerInnen darüber hinaus Eingang in die Arbeiten des WBF zum Thema
"Mobilfunk und Gesundheit" gefunden?
Antwort:
Ja, hierbei wären die Mitglieder des WBF Dr. Oswald
Jahn, Doz. Dr. Michael Kundi und Univ.-Prof. Dr. Christian Wolf zu nennen.
Frage 15:
In welcher Form hat das Vorsorgeprinzip Eingang in
die Arbeiten des WBF zum Thema "Mobilfunk und Gesundheit" gefunden,
und wie bildet sich dies im einzelnen in den am 4.11.2004 präsentierten
Ergebnissen ab?
Antwort:
Da das Vorsorgeprinzip kein wissenschaftliches
Kriterium darstellt, sondern auf der Grundlage der wissenschaftlichen
Erkenntnisse als politische Entscheidungsgrundlage von Bedeutung ist, hat das
Vorsorgeprinzip im Rahmen einer rein wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit
dieser Materie unberücksichtigt zu bleiben. Die Frage der Vorsorge ist von der
Politik auf der Basis der wissenschaftlichen Fakten zu beantworten.
Frage 16:
Wie begründen Sie die bei der Präsentation der
Arbeiten des WBF zum Thema "Mobilfunk und Gesundheit" von
Staatssekretär Mainoni aufgestellte Behauptung, dass "die immer wieder
behaupteten Gesundheitsgefahren (...) keine realen sind", angesichts der
Tatsache, dass der Beirat bei ebenderselben Präsentation explizit feststellte,
dass die Ära des intensiven Handy-Telefonierens noch zu kurz sei, um Schäden
seriös auszuschließen, und angesichts der mehr als zurückhaltenden Aussagen des
Beirats insbesondere zum Thema Mobilfunk und Krebs ("Derzeit kein
eindeutiger Zusammenhang zwischen Mobilfunk und erhöhter Tumorhäufigkeit zu
erkennen. Endgültige Beurteilung erst nach Vorliegen der Ergebnisse laufender
Studien möglich. Ein möglicher Zusammenhang ist allerdings (...) auch nicht
auszuschließen)?
Antwort:
Da nach derzeitigem Stand des Wissens keine
Gefährdung besteht, erübrigt sich eine nähere Kommentierung der bereits
getätigten Aussagen zu den Ergebnissen des WBF. Der WBF wird im übrigen seine
Arbeit fortsetzen, sodass auch in Zukunft neue Studien einer neuerlichen
Evaluierung durch den WBF unterliegen.
Frage 17:
Halten Sie eine Gegenrechnung von "durch das
Handy geretteten Menschenleben" mit den auch entsprechend den Ausführungen
des WBF nicht auszuschließenden Gesundheitsrisiken des Mobilfunks für a)
seriös, b) wissenschaftlich und c) unterstützen Sie eine solche Aufrechnung?
Antwort:
Eine Gegenrechnung von Menschenleben findet in der
vorliegenden Diskussion, soweit ich daran beteiligt bin, nicht statt. Es wird
neben der Kritik am Mobilfunk lediglich auch auf die Vorteile dieser
Technologie hingewiesen.
Frage 18:
Welche Maßnahmen werden Sie bis wann im einzelnen
setzen, um die erschreckende Zahl an Toten und Verletzten, die infolge
Mobiltelefonie am Steuer im Straßenverkehr zu beklagen sind, zu reduzieren?
Antwort:
Das Telefonieren während der Fahrt ohne
Benutzung einer Freisprecheinrichtung ist in Österreich schon seit Juli 1999
verboten. Seinerzeit wurde vom Gesetzgeber für eine solche Übertretung eine
Organstrafverfügung in der Höhe von 300.- Schilling festgelegt und im Zuge der
Euro-Umstellung auf 21 Euro geändert.
Mit der 25. KFG-Novelle, die derzeit
gerade in parlamentarischer Behandlung ist, wird dieser Betrag auf 25 Euro
angehoben.
Die Vollziehung und somit auch die Kontrolle der
Einhaltung dieser kraftfahrrechtlichen Bestimmung fällt in den Bereich der
Länder (mittelbare Bundesverwaltung).
Frage 19:
Stehen Sie zur Aussage "der Wissenschaftliche
Beirat Funk verkörpert die medizinisch-technische Kompetenz rund um das Thema
Funkanwendungen", d.h. dass es außerhalb des Beirats keine medizinische
oder technische Kompetenz zu diesem Thema (in Österreich) gibt?
Antwort:
Durch das angeführte Zitat wird nicht ausgesagt,
dass es außerhalb des WBF keine weitere Kompetenz gibt. Die Kompetenz des WBF
ist jedoch die Summe des Wissens seiner Mitglieder aus den verschiedenen wissenschaftlichen
Bereichen und daher als Gesamtkompetenz von besonderer Bedeutung. Ein
Umkehrschluss auf fehlende Kompetenzen anderer nicht im WBF vertretener
Wissenschafter ist nicht zulässig.
Frage 20:
Wie passt das Fazit der Arbeiten des
Wissenschaftlichen Beirats Funk zum Thema "Mobilfunk und Gesundheit",
wonach es "keinen Nachweis für eine Gefährdung der Gesundheit durch
Mobilfunk" gäbe, zu den Ergebnissen a) der REFLEX-Studie, b) der
TNO-Studie?
Antwort:
Ich möchte auf meine Beantwortung zu den Fragepunkten
4 und 5 verweisen.
Fragen 21 bis 23 und 25:
Durch die Ergebnisse der REFLEX-Studie wird
offensichtlich eine Gefahr für die Gesundheit breiter Bevölkerungsschichten
aufgezeigt. Welche Maßnahmen a) wurden bereits, b) werden von nun an ergriffen,
um diese Gefahr abzuwehren?
Die bisherigen Grenzwerte werden nur durch eine
6-minütige Bestrahlung an Kopfmodellen ermittelt, wobei auch nur die Erwärmung
als Effekt gemessen wird. Die Effekte, die in der REFLEX-Studie nachgewiesen
wurden, verstärken sich aber mit der Dauer der Einwirkung, wobei z.B. Maxima
der Wirkung nach 24 Stunden oder in gewissen Fällen bei intermittierender
Bestrahlung gemessen wurden.
Offensichtlich sind die von der ICNIRP empfohlenen
Grenzwerte völlig ungeeignet, um vor Wirkungen auf den menschlichen Körper zu
schützen, da sie auf völlig falschen Grundannahmen beruhen.
Wieso wird immer noch an diesen Grenzwerten
festgehalten? Wir ersuchen Sie um Begründung im einzelnen.
Die ICNIRP-Grenzwerte gehen auch von einer linearen
Beziehung zwischen Energie der Strahlung und der Wirkung aus. Die REFLEX-Studie
zeigt eindeutig einen nichtlinearen Zusammenhang zwischen SAR-Wert und Wirkung.
Es treten z.B. Maxima der Wirkung bei 1,3 W/kg auf, die Wirkungen bei 1,0 und
1,6 W/kg sind jeweils geringer.
Wieso wird am linearen Wirkungsmodell festgehalten?
Wir ersuchen Sie um Begründung im einzelnen.
Die Erkenntnise der REFLEX-Studie sind als
wissenschaftlich mindestens so gesichert wie die Arbeiten zu humanmedizinischen
Konsequenzen von BSE zu betrachten.
Wieso wird beim Mobilfunk nicht mit derselben
Vorsicht vorgegangen wie im Fall BSE, im Sinne nicht zuletzt des
verfassungsmäßig garantierten Grundrechts auf Gesundheit?
Gilt das Vorsorgeprinzip im Fall Mobilfunk nicht?
Antwort:
Ich darf auf meine Beantwortung zu Fragepunkt 4
verweisen.
Frage 24:
Wie stellen Sie sicher, dass die Parameter
Expositionszeit, Frequenz, Modulation (z.B. Pulsung), Überlagerung von Feldern
verschiedener Quellen und andere beim Schutz der Bevölkerung vor den Wirkungen
elektromagnetischer Felder in Zukunft berücksichtigt werden?
Antwort:
Diese Parameter sind bereits bei den angewendeten
Normen berücksichtigt.
Frage 26:
Werden Sie die Bevölkerung a) über die Ergebnisse
der REFLEX-Studie, b) über die Ergebnisse der TNO-Studie informieren? Wenn ja,
wann, an welchen Orten, und welche fianziellen Mittel sollen dafür eingesetzt
werden? Wenn nein, warum nicht?
Antwort:
Nach Vorliegen der wissenschaftlich anzuerkennenden
Ergebnisse nach Abschluss der Studien (siehe auch meine Beantwortung zu den
Fragen 4 und 5) wird der WBF sich mit diesen Studien befassen und über die
Ergebnisse dieser Evaluierung die Öffentlichkeit informieren.
Mit
freundlichen Grüße