2360/AB XXII. GP
Eingelangt am 03.02.2005
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möglich.
BM für
auswärtige Angelegenheiten
Anfragebeantwortung
Die Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Hans Langreiter,
Kolleginnen und Kollegen haben
am 10. Dezember 2004
unter der Nr. 2419/J-NR/2004 an mich eine schriftliche
parlamentarische Anfrage betreffend Moldawien, Freilassung eines mutmaßlichen
Kinderschänders gestellt. Diese Anfrage
beantworte ich wie folgt:
Zu den Fragen 1 und 2:
Der
Sonderberater des Präsidenten der Republik Moldau und die Direktorin der für
Europa
zuständigen Abteilung im moldauischen Außenministerium teilten dem Vertreter
der
zuständigen Österreichischen Botschaft
Bukarest mit, dass der moldauische Staatsangehörige
Andrei MOISEI am 3.9.2003 aufgrund eines Inlandshaftbefehls in der
Republik Moldau
verhaftet und am 5.2.2004 wegen in seiner
Heimat begangener Diebstähle in erster Instanz zu
12 Jahren Haft verurteilt wurde, wogegen er Berufung einlegte. Mit Urteil vom
6.5.2004
erfolgte in zweiter Instanz eine Reduktion des Strafausmaßes, worauf A.
MOISEI aus der
Haft entlassen wurde und untertauchte. Am 9.11.2004 annullierte der moldauische
Oberste
Gerichtshof dieses Urteil und stellte das
ursprüngliche Strafausmaß von 12 Jahren wieder her.
Derzeit wird MOISEI aufgrund eines internationalen Haftbefehles gesucht.
Seitens des Vertreters der
Österreichischen Botschaft wurde nachdrücklich auf die Schwere
des Falles und die Sensibilisierung der österreichischen Öffentlichkeit
aufmerksam gemacht.
Die Frage der Glaubwürdigkeit der moldauischen Justiz im Kontext mit dem
Interesse dieses
Landes an einer Annäherung an die europäischen Strukturen wurde ausdrücklich
gestellt. Von
moldauischer Seite wurde zugesichert, sich des Falles besonders anzunehmen.
Zu Frage 3:
Das
Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit (PKA) zwischen den Europäischen
Gemeinschaften und ihren Mitgliedsstaaten und der Republik Moldau, das am 28.
November
1994 unterzeichnet wurde und am 1. Juli 1998
in Kraft trat, sieht einen politischen Dialog vor,
in dessen Rahmen das Strafverfahren gegen Andrei MOISEI angesprochen
werden könnte,
zumal die Vertragsparteien in der Präambel des PKA die „überragende Bedeutung,
die der
Rechtstaatlichkeit und der Achtung der Menschenrechte zukommt"
hervorheben.
Ein im Dezember 2004 beschlossener Aktionsplan zwischen
der Europäischen Union und der
Republik Moldau soll
im Rahmen der Europäischen Nachbarschaftspolitik unter anderem
auch zu einer Verbesserung rechtstaatlicher
Strukturen in der Republik Moldau beitragen.
Die moldauische Regierung arbeitet derzeit an einem
Maßnahmenpaket zur Implementierung
des Aktionsplans. Die
Ende Jänner in diesem Zusammenhang angekündigte umfassende
Reform des Justizwesens durch den moldauischen Präsidenten steht im
Zusammenhang mit
den Bemühungen des Landes, eine
EU-Beitrittsperspektive zu erhalten.