2399/AB XXII. GP

Eingelangt am 09.02.2005
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BM für Verkehr, Innovation und Technologie

 

Anfragebeantwortung

 

GZ. BMVIT-12.000/0021-I/CS3/2004     DVR:0000175

 

An den

Präsidenten des Nationalrates

Dr. Andreas Khol

Parlament

1017  Wien

 

Wien, am 09. Februar 2005

 

 

Sehr geehrter Herr Präsident!

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 2427/J-NR/2004 betreffend Post AG - Dienstleistungsunternehmen mit Infrastrukturauftrag oder Transportunternehmen mit Gewinnmaximierung, die die Abgeordneten Erika Scharer und GenossInnen am  10. Dezember 2004 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:

 

Fragen 1 bis 7:

In welche Richtung soll sich die Post AG in Zukunft entwickeln?

 

In welcher Funktion sehen Sie die Bundesregierung in Bezug auf die Österreichische Post AG?

 

Wer ist im Bereich der Bundesregierung verantwortlich für die Vorgaben, die Österreichische Post AG betreffend?

 

Sind von den einzelnen Vorstandsmitgliedern der Post AG Konsequenzen zu tragen, wenn die Vorgaben der Regierung als Eigentümervertreter nicht eingehalten werden?

a. Wenn ja, welche?

b. Wenn nein, warum nicht?

 

Wird sich Ihrer Ansicht nach die Post AG in das von der ÖVP forcierte Transportunternehmen mit Gewinnorientierung weiterentwickeln?

 

a.    Wenn ja, wie hoch sind die finanziellen Mittel, die diese Strukturänderung nach sich zieht?

       Wie werden sie finanziert?

     b.    Wenn ja, wie viele MitarbeiterInnen der Post AG werden im Zuge der Umstrukturierung in

                 Pension gehen? Wie viele MitarbeiterInnen werden durch die Strukturreform ihren Arbeitsplatz verlieren?

     c.    Wenn ja, wie lauten die Konzepte, für die Zukunft der MitarbeiterInnen, deren Arbeitsplätze

            durch die Umstrukturierungsvorgänge gefährdet werden?

d.    Wenn ja, wie viele MitarbeiterInnen werden im Zuge der Umstrukturierung zu einem     gewinnorientierten Unternehmen neu eingestellt werden müssen?

e.    Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die Umstrukturierung der Post AG zu einem gewinnorientierten Transportunternehmen für die ländlichen Regionen auswirken?

 

Entwickelt sich die Post AG Ihrer Ansicht nach in das von der FPÖ forcierte Dienstleistungsunternehmen mit Infrastrukturauftrag?

a.  Wenn ja, sind hier Kosten zu erwarten?

b. Wenn ja, gehört dann nicht die Post AG aus der ÖIAG ausgegliedert und direkt dem Insfrastrukturministerium unterstellt?

c. Wie lautet die Prognose der Wirtschaftlichkeitsrechnung für die Post AG als Unternehmen mit Infrastrukturauftrag für die nächsten 5 Jahre?

 

Sind die Gewinne der Post AG höher als die Kosten, die der Republik Österreich durch Arbeitsplatzverluste und Frühpensionierungen entstanden sind?

 

Antwort:

Die Eigentumsanteile an der Österreichischen Post AG werden vom Bundesminister für Finanzen im Rahmen der Österreichischen Industrieholding Aktiengesellschaft (ÖIAG) verwaltet.

 

Frage 8:

Warum gibt es neuerliche Schließungen, obwohl der Vorstand vor 2 Jahren von einer einmaligen Schließungswelle gesprochen hat?

 

Antwort:

Im Filialnetz der Österreichischen Post AG finden laufend Wirtschaftlichkeitsüberprüfungen von Postämtern in allen Bundesländern statt. Dabei handelt es sich um eine Maßnahme, die das Unternehmen eigenverantwortlich trifft und auf die ich als Bundesminister keinen unmittelbaren Einfluss nehmen kann. Die Österreichische Post AG hat mir berichtet, dass die nunmehr abgeschlossene Überprüfung ergeben hat, dass bundesweit mehr als 350 Postämter nicht kostendeckend geführt werden können.

 

Wie dies in der Post-Universaldienstverordnung vorgesehen ist, wird die Österreichische Post AG nun die betroffenen Gemeinden informieren und mit ihnen in Verhandlung treten. Ziel dieser Verhandlungen ist es, in erster Linie den Standort zu erhalten. Falls dies nicht möglich ist, muss eine geeignete Ersatzlösung (Post-Partner, mobiles Postamt, Post-Servicestelle) gefunden werden.

 

Frage 9:

Decken sich die Schließungen von Postämtern in den Regionen mit dem Bekenntnis der Bundesregierung zur Infrastuktur im ländlichen Raum?

 

Antwort:

Die Versorgung der Bevölkerung mit Postdienstleistungen und die Erhaltung der Infrastruktur im ländlichen Raum sind mir ein großes Anliegen. Andererseits verkenne ich auch nicht die wirtschaftlichen Vorgaben des Unternehmens Österreichische Post AG. Es ist selbstverständlich, dass sich alle Maßnahmen der Österreichischen Post AG jedenfalls an den Vorschriften der Post-Universaldienstverordnung zu orientieren haben. Ich werde darauf achten, dass diese Vorschriften eingehalten werden.

 

Darüber hinaus habe ich eine Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz von Herrn Staatssekretär Mainoni eingerichtet. In dieser Arbeitsgruppe sind die Österreichische Post AG, der Gemeindebund, der Städtebund, die Wirtschaftskammer, die Arbeiterkammer und die Industriellenvereinigung vertreten. Sie soll den Kommunikationsprozess zwischen den Betroffenen verbessern, Entscheidungsgrundlagen diskutieren und Lösungsmöglichkeiten beraten.

 

Außerdem soll wieder wie 2002 eine sogenannte „Postämterkommission“ eingesetzt werden. An diese Kommission werden sich BürgerInnen, insbesondere BürgermeisterInnen und EinwohnerInnen der betroffenen Gemeinden wenden können. Sie wird jeden Einzelfall überprüfen und entsprechende Vorschläge vorlegen. Ich bin zuversichtlich, dass es auf diese Weise gelingen wird, Interessen der betroffenen Bevölkerung bestmöglich zu sichern.

 

Fragen 10 und 11:

Wann wird die Bundesregierung die Entscheidung über den künftigen Weg der Post AG treffen?

 

Wann wird Ihrer Meinung nach die Bundesregierung als Vertreter der Republik Österreich Ihre Funktion als Eigentümervertreterin der Post AG wahrnehmen und dem Vorstand Ihre Entscheidung über die Zukunft der Post AG mitteilen und somit die Richtung vorgeben?

 

Antwort:

Gemäß dem Ministerratsvortrag vom 1. April 2003 wird für die Österreichische Post AG ein strategischer Partner gesucht und damit ein erster Privatisierungsschritt unter der Voraussetzung der flächen­deckenden Erhaltung der Servicequalität und Verbesserung der Unter­nehmensstruktur im Interesse der Steuerzahler und Konsumenten vorge­nommen.

Die Funktion des Eigentümervertreters wird durch die ÖIAG wahrgenommen.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

Hubert Gorbach