2967/AB XXII. GP
Eingelangt am 08.07.2005
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BM für
Verkehr, Innovation und Technologie
Anfragebeantwortung
GZ. BMVIT-10.000/0026-I/CS3/2005 DVR:0000175
Präsidenten des Nationalrates
Dr. Andreas Khol
Parlament
1017
W i e n
Sehr geehrter Herr Präsident!
Die schriftliche
parlamentarische Anfrage Nr. 3041/J-NR/2005 betreffend Förderungen für die
Entwicklung lärmarmer Eisenbahnschienen und Schienensystemen, die die
Abgeordneten Keck und GenossInnen am 12. Mai 2005 an mich gerichtet haben,
beehre ich mich wie folgt zu beantworten:
Frage 1:
Welche und wie viele Fördermittel werden Sie
heuer und in den kommenden Jahren jeweils für die Entwicklung lärmarmer
Eisenbahnschienen und Schienensysteme zur Verfügung stellen?
Antwort:
Nach umfangreicher Förderung von
Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten im Bereich des Schienenverkehrslärms
seit Beginn der 90er Jahre (ab 1992 Umbrellaprojekt) „Neue Bahn- technologien
/ Lärmarme Bahn“: Generierung von 20 Projekten mit einem Projektvolumen von 16
Mio. €; 2002 – 2004 Impulsprogramm „ISB – Innovatives System Bahn“ mit
Schwerpunkt Bahnlärm: Förderung von 13 Projekten mit einem Gesamtprojektumfang
von 6,7 Mio. € (davon 3,4 Mio. € Förderung) im Bereich der Reduktion des
Bahnlärms (nähere Details finden Sie in der Beantwortung zu Frage 5) steht nun
die Implementierung von Innovationen im Bereich lärmarmer Schienensysteme im
Vordergrund.
Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie hat das Jahr 2004 als Jahr der „Lärmschutzoffensive“ ausgerufen: Im Rahmen der Fachtagung „Weniger Verkehrslärm – eine Initiative des bmvit“ am 01./02. Dezember 2004 vertraten sämtliche Experten die Philosophie von kombinierten Maßnahmen zur Lärmreduktion im Bahnbereich (fahrzeug- und fahrwegseitige Ansätze, Innovationen sozio-ökonomischer Natur, Legislative), für primären oder sekundären Lärmschutz – diese Maßnahmenvorschläge verfolgen einen systemischen Ansatz und beziehen sich großteils auf schon vorhandene Technologien, betriebliche Abläufe o.ä. (z.B. Umrüstung der vorhandenen Eisenbahnfahrzeuge auf lärmarme Bremstechnologie, Schaffung von Anreizen für die Verwendung leiserer Schienenfahrzeuge z.B. durch lärmemissionsabhängiges Infrastrukturbenützungsentgelt, Einführung von neuen Geräuschgrenzwerten, Verwendung neuer, lärmarmer Gleiskonstruktionen sowie stärkere Berücksichtigung der Belange der Lärmemissionen im Zuge des Schienenschleifens zur Instandhaltung, etc.).
Trotzdem wird das bmvit der Forschung und
Entwicklung im Bereich Schienenverkehrslärm auch in Zukunft eine hohe
Priorität einräumen: Durch Mittel, die durch die Basisprogramme der FFG zur
Verfügung stehen (durchschnittlich ca. 3 Mio. €/Jahr als Zuschüsse und
Darlehen), und deren Aufstockung durch Offensivmittel (bottom-up) für
ISB-Begleitmaß-nahmen (1,5 Mio. €/Jahr) für die Forschungsförderung im
Schienenverkehr, stehen umfangreiche Fördermittel für innovative Lösungen für
das System Bahn, wie z.B. auch der Weiterentwicklung lärmarmer
Eisenbahnschienen und Schienensysteme, zur Verfügung. Durch diese kombinierte
Förderung durch FFG und bmvit sind F&E-Projekte mit einem Projektumfang von
zumindest 6 Mio. € und Projekte der wirtschaftsbezogenen Grundlagen-forschung
mit einem Projektumfang von zumindest 2 Mio. €, jeweils für 2005 und 2006,
gesichert.
Frage 2:
Welche Unternehmen wurden
bzw. werden bei der Entwicklung lärmarmer Eisenbahnschienen und
Schienensystemen von welchen Mitteln Ihres Verantwortungsbereiches in welchem
jeweiligen Umfang unterstützt?
Antwort:
Im Rahmen des Umbrellaprojektes „Neue
Bahntechnologien / Lärmarme Bahn“ (1992 – 1995) (ITF-Mittel):
- Projektgruppe Bautechnik: 6
Projekte mit einem Gesamtvolumen von 3,68 Mio. €:
· „Schienenprofil“: VA Schiene GmbH, ÖBB, AVL List GmbH, TU-Graz
· „Hochabsorbierende Lärmschutzwand“: Porr, Porr Umwelttechnik, ÖBB, TU-Innsbruck
· „Lärmschutzkassette aus Stahl/Spannbeton“: Universale AG, ÖBB
· „Schalldämpfung am Oberbau“: Porr, Semperit - technische Produkte, ÖBB
· „Schienenabschirmung“: Jenbacher Transportsysteme
· „Kronen-Element f. Lärmschutzwand“: Rieder GmbH, ÖBB
- Projektgruppe Fahrmechanik:
11 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 8,72 Mio. €:
· „Rollgeräusch Minderung“: Jenbacher Transportsysteme, Getzner Chemie, Univ. Innsbruck
· „Luftschall-Abstrahlung“: Jenbacher Transportsysteme, SGP Verkehrstechnik, AVL List GmbH
· „Polygonbildung“: SGP Verkehrstechnik, ÖBB
· „Akustikoptimierung Reisezugwagen“: SGP V.-technik, Tech. Z. Steyr, VA Stahl GmbH, ÖBB
· „Straßensimulator“: Technologie Zentrum Steyr
· „Alu-Traverse f. Drehgestell“: SGP Verkehrstechnik, AMAG
· „LCC-Minimierung“: SGP V.-technik, Knorr Bremse, Systec, Univ.Wien, Univ.Innsbruck, ÖBB
· „Körperschall in Drehgestellsystemen“: SGP Verkehrstechnik, Knorr Bremse, TU-Graz, ÖBB
· „Radabschirmung“: Jenbacher Transportsysteme
· „Gleisfreundliche Triebdrehgestell“: SGP Verkehrstechnik, ÖBB
- Projektgruppe Fahrelektrik:
3 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 2,00 Mio. €:
· „Antrieb-Getriebe von Lokomotiven“: ABB Verkehrstechnik, Elin Antriebstechnik, Siemens, ÖBB
· „Kühlung, Lüftung“: Elin Antriebstechnik, Alex. Friedmann, ABB Verkehrstechnik, Siemens, SGP Verkehrstechnik, Jenbacher Transportsysteme, ÖBB
· „Energieversorgung in Reisezugwagen“: Alex. Friedmann, SGP Verkehrstechnik, ÖBB
Folgeprojekt „Low Noise Train“ (ab 2000)
der ARGE LNT (ÖBB, DB, SBB, FS)
Im Rahmen des Impulsprogramms „ISB –
Innovatives System Bahn“ (F&E-Offensivmittel):
- 1. Ausschreibung (2002): 4
Projekte im Bereich der Reduktion des Bahnlärms:
·
„Versuchseinrichtung zur Prüfung von
schwingungs- und schalldämpfenden Fahrzeugbauteilen“: TU Wien,
Schweißtechnische Zentralanstalt (SZA)
àFördervolumen 156.000 €, Projektvolumen 240.000 €
·
„Niedrige Lärmabschirmung für
Bahnstrecken“: Orange Architekten, Dr. Peter Mandl, Ingenieurkonsulent für
Bauwesen, Mag. Erich Meisterhofer, Technisches Büro f. Physik, PARA-Chemie
GmbH, Lignatur AG, Finnforest Österreich
àFördervolumen 176.250 €, Projektvolumen 235.000 €
·
„ROSE - Rahmenschwellen - Optimierung des
Schall- und Erschütterungsverhaltens“: Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH,
ÖBB - Fahrweg, TU-Graz, Getzner Werkstoffe GmbH, Semperit Technische Produkte
GmbH & Co KG, SSL Stahlbetonschwellenwerk Linz, Hollitzer Baustoffwerke
Graz, psiA Consult, DI Dr. Herbert Hasslinger
àFördervolumen 443.800 €, Projektvolumen 1.268.000 €
·
„Bahnlärm-Monitoring und Management“:
psiA Consult GmbH, TU Wien (Prof. Ostermann)
àFinanzierungsvolumen 270.000 €
- 2. Ausschreibung (2004): 3
Projekte im Bereich der Reduktion des Bahnlärms:
·
„Prognose der Erschütterungsausbreitung
entlang von Bahn- und Tunnelstrecken“:
AW
àFinanzierungsvolumen 119.000 €
·
„NOIDESc: Deskriptoren zur Bewertung von
Lärmsignalen (Noise Description)“: ÖAW, Versuchsanstalt TGM
àFinanzierungsvolumen 233.000 €
·
„Untersuchung und Reduktion des
aeroakustischen Lärms eines Stromabnehmers“: FH Joanneum, Schunk Bahntechnik
GmbH, Siemens AG Österreich
àFördervolumen 190.400 €, Projektvolumen 253.900 €
·
„Proaktiver Lärmschutz - "Active
Mastering Of Sound"”: m2 Master Management GmbH, arsenal research
àFördervolumen 125.000 €, Projektvolumen 278.000 €
·
“Untersuchung lärmreduzierender
Komponenten an Flachgüterwagons“: ARGE LNT, AMC Management Consulting GmbH, ÖBB
àFördervolumen 40.000 €, Projektvolumen 116.000 €
·
„Aktive Schwingungsreduktion durch
Regelung elastischer Fahrzeug-strukturen“: TU Wien, Siemens Transportation
Systems GmbH&Co KG
àFördervolumen 147.600 €, Projektvolumen 197.000 €
·
„SIN - Safety-Instability-Noise“:
Hottinger-Baldwin Messtechnik, psia- Consult GmbH
àFördervolumen 247.000 €, Projektvolumen 550.000 €
·
„Entwicklung und Erprobung eines
Fahrwerkkonzeptes mit Direktantrieb“: Siemens Transportation Systems GmbH &
Co KG, SKF Österreich
àFördervolumen 574.000 €, Projektvolumen 1.642.000 €
·
„Effizienter, wartungs- und
umweltfreundlicher Traktionsgenerator“: Traktionssysteme Austria GmbH, arsenal
research
àFördervolumen 303.000 €, Projektvolumen 674.000 €
Weitere Forschungsprojekte im Bereich der
lärmarmen Schiene gefördert durch den
FFF – Forschungsförderungsfonds der gewerblichen Wirtschaft (bis 08/2004) bzw.
der
FFG – Forschungsförderungsgesellschaft mbH (ab 09/2004).
Fragen 3 und 4:
Mit welchen Firmen haben
Sie bereits wann wie und mit welchem Ergebnis Kontakt aufgenommen?
Mit welchen Firmen werden
Sie wann Kontakt aufnehmen?
Antwort:
Alle relevanten Akteure in der
Schienenverkehrstechnik (periodisch aktualisierter Adressverteiler mit ca. 1200
Adressaten) werden regelmäßig über neue Ausschreibungen und sonstige Aktivitäten
im Rahmen des Impulsprogramms ISB – Innovatives System Bahn informiert. Zudem
besteht eine enge Kooperation mit dem RTCA – Rail Technology Cluster Austria
und dessen Mitgliedern.
Frage 5:
Welche konkreten
Maßnahmen haben Sie sonst bisher gesetzt, um die Entwicklung lärmarmer
Eisenbahnschienen und Schienensystemen zu fördern?
Antwort:
Durch das im Jahr 1992 implementierte Umbrellaprojekt „Neue Bahntechnologien / Lärm-arme Bahn“, in dessen Rahmen 20 Projekte mit einem Projektvolumen von 16 Mio. € (durch Förderungen von rund 3,1 Mio. €) generiert wurden, wurde neben einer Lärmreduktion bei den geförderten Projekten zwischen 2 und 16 dB(A) eine nationale Clusterbildung und die Förderung der nationalen Kompetenzbildung erreicht. In diesem Zusammenhang wurde die Entwicklung in diesem Bereich durch Schwerpunktförderung und engeren Kontakt zu Anwender und Mitbewerbern beschleunigt.
Zudem wurden die Grundlagen des Projektes „Low Noise Train“ der ÖBB, DB und FS geschaffen. Diesbezüglich ist zu erwähnen, dass die Frage der Lärmreduktion im Schienenverkehr nur durch konzertierte internationale Anstrengungen erfolgreich bewältigt werden kann.
Im Rahmen des Strategieprogramms „Intelligente Verkehrssysteme und Services – IV2S“ startete das bmvit im Jahr 2002 mehrere Programmlinien für technologische Innovationen für verschiedene Verkehrsträger.
In der 1. Ausschreibung des Impulsprogramms „ISB – Innovatives System Bahn“ (2002), dem Programm zur Förderung von F&E-Kooperationen in strategisch wichtigen Technologiefeldern des „Systems Bahn“, konnten 4 lärmrelevante Projekte im Schienenverkehrsbereich gefördert werden. In der 2. Ausschreibung (2004), bei der die Reduktion des Bahnlärms als primäres Forschungsgebiet ausgeschrieben wurde, wurden von 12 eingereichten Projekt-anträgen im Themengebiet „Lärm“ 5 Projekte durch eine internationale Expertenjury positiv evaluiert. Zudem werden weitere 4 lärmrelevante Projekte anderer Themengebiete gefördert werden. Im Bereich der Reduktion des Bahnlärms konnten durch ISB folglich insgesamt 13 Projekte mit einem Gesamtprojektumfang von 6,7 Mio. € (davon 3,4 Mio. € Förderung) initiiert werden. Diese Projekte verfolgen sowohl fahrzeug- und fahrwegseitige Ansätze wie auch Innovationen sozio-ökonomischer Natur, die primären oder sekundären Lärmschutz verbessern sollen.
Im Bereich Innovation und Technologie widmet sich das bmvit der wichtigen Thematik der Verringerung des Verkehrslärms neben umfassender nationaler Forschungsförderung auch auf EU-Ebene als österreichische Vertretung in den Programmkomitees der EU-Rahmenprogramme und den europäischen Technologieplattformen.
Siehe dazu auch meine Ausführungen zu den
Fragen 1 und 2.
Frage 6:
Welche konkreten
Maßnahmen werden Sie in Zukunft noch setzen, um die Entwicklung lärmarmer
Eisenbahnschienen und Schienensystemen zu fördern?
Antwort:
Wie eingangs beschrieben steht nach
umfangreicher Förderung von Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten im Bereich
des Schienenverkehrslärms seit über 10 Jahren nun die Implementierung von Innovationen
im Bereich lärmarmer Schienensysteme im Vordergrund.
Die Forschungsförderung innovativer
Verkehrstechnologien, die auch Neuentwicklungen zur Reduktion von
Schienenverkehrslärm beinhalten, genießt aber weiterhin hohe Priorität.
Nach zwei Ausschreibungen des speziell auf
den Schienenverkehr ausgerichteten Impulsprogramms „ISB - Innovatives System
Bahn“ wird zwar die Forschungsförderung für innovative Bahntechnologien in eine
antragsorientierte Förderung durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft
(FFG) - Basisprogramme übergeführt. Im Rahmen von ISB werden weiterhin
Sondermittel für Begleitmaßnahmen für die Jahre 2005 und 2006 von je 1,5 Mio. €
zur Verfügung gestellt.
Im Rahmen der ISB-Begleitmaßnahmen werden
in den Jahren 2005 und 2006 folgende Aktivitäten durchgeführt:
·
Technologie-
& Komponentenentwicklung: Erhöhte Barwerte bei der Förderung von
(kooperativen) F&E-Projekten mit wirtschaftlichem Potenzial und Relevanz
für das System Bahn im Rahmen des FFG-Basisprogramms
à zusammen
mit den Mitteln aus der FFG-Basisförderung wird eine Förderung von Projekten
mit einem Volumen von zumindest 6 Mio €, jeweils für die Jahre 2005 und 2006 in
Aussicht gestellt (Förderquoten 25 – 45%)
·
Wirtschaftsbezogene
Grundlagenforschung: Erhöhte Förderung von kooperativen Projekten mit
wissenschaftlichem Grundcharakter, welche Fragestellungen mit hoher Relevanz
für das System Bahn behandeln, im Rahmen des FFG-Basisprogramms
à zusammen
mit den Mitteln aus der FFG-Basisförderung wird eine Förderung von Projekten
mit einem Volumen von zumindest 2 Mio €, jeweils für die Jahre 2005 und 2006 in
Aussicht gestellt (Förderquoten 60 - 75%)
·
Grundlagen-
& Machbarkeitsstudien: Finanzierung von Grundlagen- und Machbarkeitsstudien
zu festgelegten, für das System Bahn strategisch wichtigen Themenstellungen
nach Ausschreibungsprinzip
·
ISB -
Plattform: Informationsveranstaltungen zu nationalen und internationalen
Themenschwerpunkten, Vernetzungsaktivitäten
Nachdem die Reduktion der negativen
Umwelteinflüsse, vor allem der Lärmemissionen zur Erhöhung der Akzeptanz des
Gesamtsystems Schiene nach wie vor eine technologische Herausforderung
darstellt, sind auch in Zukunft die Voraussetzungen für eine Förderung der
Entwicklung innovativer Bahntechnologien wie z.B. lärmarmer Eisenbahnschienen
und Schienensystemen durch die nationale Forschungsförderung gegeben.
Mit freundlichen Grüßen