3729/AB XXII. GP
Eingelangt am 10.03.2006
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BM für Gesundheit und Frauen
Anfragebeantwortung
Herrn
Präsidenten
des Nationalrates
Dr.
Andreas Khol
Parlament
1017
Wien
Wien, am
9.März 2006
GZ: BMGF-11001/0001-I/3/2006
Sehr geehrter Herr Präsident!
Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische
Anfrage Nr. 3770/J der Abgeordneten Mag. Maier und GenossInnen wie folgt:
Frage 1:
Meinem
Ressort sind zahlreiche wissenschaftliche Studien zum Thema clostridium
difficile bekannt.
Der
Einleitungstext gibt jedoch populärwissenschaftlich gefärbte Aussagen des
deutschen Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ wieder, das nicht zu jenen
Publikationen gehört, aus denen mein Ressort Evidenz für gesundheitspolitischen
Handlungsbedarf abzuleiten hat.
Entgegen der
zitierten populärwissenschaftlichen Darstellung bleiben zB die in Rede
stehenden Krankheitserreger nach einer Mutation regelmäßig ansteckend, ohne
dadurch „ansteckender“ zu werden.
Fragen 2
und 3:
Es ist seit
längerem bekannt, dass rund 3 % der Bevölkerung Träger des von Ihnen genannten
Keimes sind. Bei Kleinkindern unter 2 Jahren beträgt die Anzahl der Träger rund
50 %, ohne dass es hier zu Erkrankungen kommt.
Es ist auch
seit längerer Zeit bekannt, dass bei intensiven längeren Antibiotikatherapien,
insbesondere bei multimorbider Patientenschaft, eine Überwucherung der normalen
Darmflora mit Clostridium difficile erfolgen kann. Wo toxinbildende Spezies
vorherrschen, kann es zu lebensbedrohlichen Erkrankungen kommen.
FachärztInnen
ist dieses Phänomen jedoch wohl bekannt und es werden in Risikofällen adäquate
adjuvante Therapien zur Antibiotikatherapie durchgeführt.
Die
derzeitige Situation bringt jedoch keinerlei nationalen Handlungsbedarf mit
sich.
Fragen 4
bis 6:
Die von
Ihnen zitierten wissenschaftlichen Studien haben – jedenfalls aus aus heutiger
Sicht - weder jene österreichische, noch europäische, noch weltweite Relevanz,
die Maßnahmen meines Ressorts, der Europäischen Kommission, oder gar der WHO
rechtfertigen könnten.
Die
zunehmende Antibiotikaresistenz, welche völlig isoliert von der von Ihnen
zitierten Clostridium difficile - Problematik besteht, hat zu konzertierten
Aktionen sowohl in Österreich, als auch der EU und der WHO geführt.
·
In Österreich
sind unter der Federführung meines Ressorts sowohl umfangreiche Programme zur
Antibiotika-Resistenzüberwachung,
·
als auch
Schulungsprogramme zum gezielten und sparsamen Einsatz von Antibiotika
umgesetzt worden.
·
Diese
Programme sind einerseits allgemein, andererseits zielen sie auf besondere
Problemkeime der Therapie und auf Hospitalismusinfektionen.
Fragen 7
bis 10:
Es handelt
sich nicht um eine meldepflichtige Erkrankung. Daher liegen in
Österreich keine spezifischen Daten vor.
Es wird
jedoch grundsätzlich davon ausgegangen, dass Clostridium difficile wie in
Resteuropa, ein ubiquitär
vorkommender Erreger ist und seine Verbreitung, insbesondere beim
Spitalspersonal, vorkommt.
Es handelt
sich somit um einen häufigen Hospitallismuskeim, der in der Regel
asymptomatisch bleibt.
Frage 11:
Hierzu liegt
kein Zahlenmaterial vor.
Frage 12:
Das Risiko
der Antibiotikabehandlung in Österreich steigt keineswegs. Bei differenzierter
Betrachtung muss jedenfalls festgehalten werden, dass die in Österreich zur
Verfügung stehende Palette an Antibiotika bei sachgemäßem Einsatz nach wie vor
ausreicht, alle bekannten mit Antibiotika behandelbaren Infektionskrankheiten
in den Griff zu bekommen.
Die
Antibiotikabehandlung multimorbider, teilweise immunsupprimierter schwer
kranker Patientenschaft, so wie auch in den von Ihnen beschriebenen
Originalstudien zitiert, stellt natürlich eine medizinische Herausforderung
dar. Es muss jedoch betont werden, dass auch in diesem Fall trotz der möglichen
Nebenwirkungen bei adäquater Therapie der Einsatz dieser Produkte für diese
Patientenschaft nach wie vor als lebensrettend gilt.
Mit freundlichen Grüßen
Maria Rauch-Kallat
Bundesministerin