4201/AB XXII. GP

Eingelangt am 13.07.2006
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BM für soziale Sicheheit, Generationen und Konsumentenschutz

Anfragebeantwortung

BUNDESMINISTERIN FÜR SOZIALE SICHERHEIT

GENERATIONEN UND KONSUMENTENSCHUTZ

Ursula Haubner

 

Herrn                                                                                              

Präsidenten des Nationalrates                                                    (5-fach)

Parlament                                                                                     

1010 Wien                                                                                    

                                                                                                       

                                                                                                       

                                                                                                       

GZ: BMSG-550041/0059-V/11/2006                                        Wien,

 

 

 

Sehr geehrter Herr Präsident!

 

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 4247/J der Abgeordneten Renate Csörgits u. a. betreffend Freiwilligenpass wie folgt:

 

Grundsätzlich möchte ich feststellen, dass auf Grundlage des Ministerratsbe-schlusses 14/18 vom 17. Juni 2003 am 28. Oktober 2003 im Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz der Österreichische Rat für Freiwilligenarbeit eingerichtet wurde.

 

Der Österreichische Rat für Freiwilligenarbeit verfolgt das Ziel, das hohe Niveau der Freiwilligenarbeit in Österreich zu gewährleisten, zu unterstützen und zu fördern. Er dient als Gesprächsforum und institutionalisierter Dialog zwischen den politischen Entscheidungsträger/innen einerseits und Vertreter/innen der Freiwilligenorganisationen aus allen gesellschaftlichen Bereichen in allgemeinen Angelegenheiten der Freiwilligenarbeit sowie des ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagements, andererseits.

 

Die Entwicklung eines Nachweises über die durch Freiwilligenarbeit erworbenen bzw. trainierten Kompetenzen und Fähigkeiten wurde bereits von den im Internationalen Jahr der Freiwilligen eingerichteten Arbeitsgruppen empfohlen. Der Ausschuss 1 des Österreichischen Freiwilligenrates „Aufwertung, Anerkennung, Nachwuchsförderung für das freiwillige Engagement“ hat dazu einen Umsetzungsvorschlag vorgelegt.

Ich habe diesen Vorschlag zur Aufwertung und Anerkennung von freiwilligen Tätigkeiten durch einen Nachweis über geleistete freiwillige und ehrenamtliche Arbeit, der die dadurch erworbenen Kompetenzen deutlich macht und so Stellenbewerber/innen eine zusätzliche Qualifikation in die Hand geben soll, aufgegriffen und umgesetzt.

 

Frage 1:

Die Gesamtkosten für den Druck des Freiwilligenpasses und Nachweises über Freiwilligenarbeit in der Sammelmappe betragen bisher € 41.475,40 excl. Mwst.

 

Frage 2:

Insgesamt wurden bisher 60.000 Exemplare des Freiwilligenpasses und Nachweises über Freiwilligenarbeit in der Sammelmappe, sowie auf Anforderung von Seniorenorganisationen weitere 30.000 Exemplare des Freiwilligenpasses, gedruckt.

 

Frage 3:

Rund 10.000 Exemplare wurden an dem Ressort bekannte Vereine, Institutionen, Organisationen und Initiativen versendet, eine weitere Versendung an Bürgermeister/innen und Schulen in einer Anzahl von rund 9.000 Exemplaren wird derzeit vorbereitet.

 

Von Vereinen, Organisationen und Privatpersonen wurden bisher rund 25.000 Exemplare des Freiwilligenpasses und des Nachweises über Freiwilligenarbeit in der Sammelmappe sowie weitere 25.000 Exemplare des Freiwilligenpasses angefordert.

 

Frage 4:

Das Arbeitsmarktservice war in die Entwicklung des Nachweises über Freiwilligenarbeit eingebunden und begrüßt diese Initiative, da jedes Instrument, das Arbeitssuchenden hilft, ihre Kompetenzen und Fähigkeiten dar zu stellen, bei ihrer Vermittlung hilfreich ist. Ich habe daher das Arbeitsmarktservice eingeladen, diese Initiative im Rahmen von Arbeitsvermittlung und Jobcoaching bekannt zu machen und damit auch Arbeitssuchende für die Gewinnung zusätzlicher Kompetenzen durch Freiwilligenarbeit zu interessieren.

 

Frage 5:

Sowohl die Wirtschaftskammer Österreich als auch die österreichische Industriellenvereinigung sind im Österreichischen Rat für Freiwilligenarbeit vertreten und haben an der Entwicklung des Nachweises über Freiwilligenarbeit mitgewirkt, da sich die Wirtschaft nicht nur des immensen volkswirtschaftlichen Wertes, sondern auch des Qualifikationsgewinns durch Freiwilligenarbeit bewusst ist.

 

Eine von meinem Ressort im Oktober 2005 beauftragte telefonische Umfrage des IMAS-Instituts bei 400 heimischen Unternehmen aller Größenklassen über „Qualifikationsgewinn durch Freiwilligenarbeit“ zeigt, dass Österreichs Unternehmen sowohl das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter/innen als auch den objektiven Nachweis von Fähigkeiten, die in der Freiwilligenarbeit trainiert werden, begrüßen:

 

-          Rund 86 Prozent der befragten Unternehmen erachten es für sehr bzw.

     ziemlich wichtig, dass sich Menschen außerhalb ihres Berufs engagieren.

     Dazu bekennen sich vor allem Kleinbetriebe bis 20 Mitarbeiter/innen.

-         Diese positive Einstellung gilt nicht nur für Freiwilligentätigkeiten im Allgemeinen, sondern auch für das Engagement der eigenen Mitarbeiter/innen: Rund 87 Prozent der Wirtschaftstreibenden befürworten es, wenn sich ihre Mitarbeiter/innen in der Freizeit freiwillig engagieren.

-         Rund 93 Prozent der Befragten stimmen der Ansicht zu, dass man sich durch Freiwilligenarbeit für den Beruf nützliche Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten aneignen kann. Mit steigender Mitarbeiterzahl im Unternehmen nimmt dieser Prozentsatz zu.

-         42 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass ein schriftlicher Nachweis über Freiwilligenarbeit und die dabei erworbenen Fähigkeiten die Einstellungschancen in ihrem Betrieb verbessern würde.

 

Die Wirtschaftkammer Österreich stellt diese Initiative derzeit auf ihrer Website unter „Arbeit und Soziales“ vor.

 

 

 

Frage 6:

Derzeit gibt es bereits vereinzelte Berichte, dass unter gleichwertigen Stellenbewerber/innen solche mit einem Nachweis über zusätzliche Qualifikationen durch Freiwilligenarbeit von Arbeitgeber/innen bevorzugt aufgenommen werden.

 

Eine Evaluierung dieser Initiative zur Aufwertung des informellen Lernens durch Freiwilligenarbeit im Berufsleben, die insbesondere den Nutzen für freiwillige und ehrenamtlich Tätige feststellen soll, wird im Rahmen des „1. Berichts zur Situation der Freiwilligenarbeit in Österreich“ erfolgen. Der „1. Bericht zur Situation der Freiwilligenarbeit in Österreich“ wird im Herbst dieses Jahres, nach Vorliegen eines entsprechenden Konzepts der vom Österreichischen Rat für Freiwilligenarbeit hiefür eingerichteten Arbeitsgruppe „Forschungsbedarf Freiwilligenarbeit“, vergeben werden.

 

 

Mit freundlichen Grüßen