18/ABPR XXII. GP

Eingelangt am 10.03.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

DER PRÄSIDENT DES NATIONALRATES

 

ANFRAGEBEANTWORTUNG

Die Abgeordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen haben am 8. März
2004 an den Präsidenten des Nationalrates eine schriftliche Anfrage betreffend
„Zitierprobleme" (18/JPR) gerichtet.

Die gegenständliche Anfrage der Abgeordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und
Kollegen (18/JPR) bezieht sich nicht auf die Ausübung der Aufgaben des
Präsidenten des Nationalrates. Dennoch beantworte ich diese Anfrage mit
großem Vergnügen, da Humor eine Essenz des Lebens ist und ich dem Sinn
dafür bei den Anfragestellern durchaus etwas abgewinnen kann.

Vorab möchte ich festhalten, dass es mich mit großer Freude und auch etwas
Stolz erfüllt, dass der Grüne Klub mittlerweile in Texten des großen Friedrich
Schiller sattelfest ist. Noch in der
XX. Gesetzgebungsperiode bedurfte es einer
tatsächlichen Berichtigung, mit der der Obmann des Grünen Parlamentsklubs
ein Zitat („Spät kömmt er, aber er kömmt!"), das er irrtümlich William
Shakespeare zugeschrieben hatte, dann doch dem rechtmäßigen Urheber
Friedrich Schiller zuordnete, nachdem ich ihn scherzhaft darauf aufmerksam
machen konnte. Jetzt sind wir quitt! Danke! Bemerkenswert ist weiters, dass
sich sowohl dieses Zitat, das den Grünen Klub bereits im Jahr 1996
beschäftigte, wie auch das Zitat in der gegenständlichen Anfrage der
Abgeordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen aus dem Werk
„Wallensteins Tod" stammen. Eine diesbezügliche politische Analyse wäre
sicherlich interessant, kann aber im Rahmen dieser Anfragebeantwortung nicht


erfolgen. „Ich hab' hier bloß ein Amt und keine Meinung!" (Ebenfalls aus
Wallensteins Tod).

Zu Frage 1:

Die Antwort ist hier persönlich zu sehen: Ich maturierte im akademischen
Gymnasium in Innsbruck und absolvierte dann den Abiturentenkurs der
Handelsakademie. Dieser Bildungsweg deckte die wirtschaftliche Ausbildung
ebenso wie die elementare literarische Ausbildung gleichermaßen gut ab.
Dennoch kann nicht verhindert werden, dass es zu einem unterschiedlichen
Wissensstand über die Preise von Nahrungsmitteln und über die Zuordnung
literarischer Zitate kommen kann. Ich persönlich schätze mich glücklich, dass
meine Gedächtniskapazitäten keine Konkurrenz zwischen Schiller und
Nahrungsmittelpreisen erfordern, sondern dass es mir weiterhin gelingt, in
beiden Bereichen einen guten Wissensstand zu halten, mit Ausnahmen
natürlich.

Zu Frage 2:

Diese Möglichkeit kann nicht zu 100 % ausgeschlossen werden, da ich
gelegentlich auch Sekundärliteratur lese, die manchmal Quellen der
Primärliteratur beinhalten. Grundsätzlich schätze ich aber die
Wahrscheinlichkeit, dass ich Zitate verwende, deren Originalquelle ich nicht
gelesen habe, als sehr gering ein, da ich durchaus genug Bücher gelesen habe
(und weiter lese), die zitierbare Passagen enthalten. Hier lässt das Gedächtnis
manchmal nach, und so zitiert man sinngemäß.

Zu Frage 3:

Meine ersten einschlägigen Erfahrungen mit Nahrungsmittelpreisen und so
auch mit Wurstsemmelpreisen machte ich vor ca. 55 Jahren in meiner
Schulzeit, insbesondere in den Unterrichtspausen. So erinnere ich mich an
einen Semmelpreis von 17 Groschen beim Bäckermeister Eller in der
Innsbrucker Prinz-Eugen-Straße. Seither verfolge ich die Preisentwicklung stets


mit der aus persönlicher Betroffenheit resultierenden Aufmerksamkeit. Dies gilt
sinngemäß auch für die Preisentwicklung anderer Konsumgüter.

Zu Frage 4:

Nein. Einem derartigen Angebot könnte ich derzeit auch nicht nachkommen, da
ich durch meine Tätigkeit als Präsident des Nationalrates u.a. auch durch die
Beantwortung sinnstiftender Anfragen zeitlich durchaus beansprucht werde,
womit nicht ausreichend Zeit für eine ehrenamtliche Tätigkeit in der
Arbeiterkammer bliebe.

Zu Frage 5:

Hier möchte ich auf die Weiterbildungsangebote der Parlamentsklubs
verweisen. Ich hielte es in diesem Zusammenhang für überlegenswert, dass
einzelne Klubs ihre Seminare auch für Mitglieder anderer Fraktionen öffnen. Die
gegenständliche Anfrage des Abgeordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und
Kollegen bestärkt mich in der Vermutung, dass Wallensteins Tod zu einem
Bildungsschwerpunkt des Grünen Klubs zählt und ich würde mich freuen, wenn
der Grüne Klub eine Einladung zur Teilnahme an diesen Fachseminaren auch
an die Abgeordneten der anderen Fraktionen ausspricht.

Zu Fragen 6 und 7:

Wir werden die Werke dieser großen Schriftsteller weiterhin mit der
gebührenden Aufmerksamkeit lesen und sie bei passender Gelegenheit
weiterhin zitieren, z.B. die geflügelten Worte „Die Axt im Haus erspart den
Zimmermann" bzw. „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens
goldner Baum".

Zu Frage 8:

Gemäßigt ja, aber mit hellen Stirnfalten, zumal ich mich zum Zeitpunkt des
Interviews und auch jetzt in einer durchaus besseren Situation als der vom
Anfragesteller zitierte Wallenstein befand bzw. befinde.