19/BI XXII. GP
Eingebracht am 07.10.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Bürgerinitiative
Herrn
NR-Präsident
Dr. Andreas Khol
Parlament
1010 Wien
Wien, 2004-10-07
Sehr geehrter Herr Präsident!
Die Bürgerinitiative
für Schulqualität wurde auf Initiative des Dachverbands der
Pflichtschul-Elternvereine
ins Leben gerufen und mit großer Unterstützung der
SchulpartnerInnen durchgeführt.
Rund 2/3 der Elternvereine an Pflichtschulen
sprechen sich mit knapp 90.000
Unterschriften
gegen weitere Kürzungen in diesem Bereich aus.
Wir übermitteln
Ihnen, sehr geehrter Herr Präsident, die Unterschriften sowie die
detaillierte
Darstellung der Anliegen der Bürgerinitiative für Schulqualität und
ersuchen
Sie höflich um Befassung des Ausschusses des Nationalrats für
Petitionen und Bürgerinitiativen mit den
angesprochenen Themen.
Bürgerinitiative betreffend die bedarfsgerechte Finanzierung der Pflichtschulen durch ein entsprechendes |
Formblatt für eine Bürgerinitiative
BÜRGERINITIATIVE betreffend die bedarfsgerechte Finanzierung der Pflichtschulen durch ein entsprechendes |
Seitens
der Einbringer wird das Vorliegen einer Bundeskompetenz in folgender Hinsicht Der
Finanzausgleich wird vom BM für Finanzen in Abstimmung mit den betroffenen
Ressorts Die
von der Bürgerinitiative angesprochenen Fragen der Schulqualität sind
bundesgesetzlich |
ANLIEGEN: Der Nationalrat wird ersucht, ...dafür zu sorgen,
dass im Rahmen des kommenden Finanzausgleichsgesezes die
...die
Entwicklung
eines
nationalen
Bildungsplans
mit
langfristigen
pädagogischen, ...die Durchführung einer Parlamentarischen Enquete zu Fragen der
Schulqualität zu |
(Falls der Vordruck nicht ausreicht, bitte auf Beiblatt fortsetzen.)
Sicherstellung der
Schulqualität
an Österreichs Pflichtschulen
Geld alleine garantiert
noch nicht
qualitätsvolle Bildung aber qualitäts-
volle Bildung hat eben auch ihren
Preis!
Positionspapier des Dachverbands der Pflichtschul-Elternvereine
Wien, am 7. Oktober 2004
Einleitung
Wir Eltern fordern eine verlässliche
Pflichtschule, die hält, was sie
verspricht,
nämlich: Modelle, die bei der Schuleinschreibung im Februar
angepriesen
werden, müssen im September bei Schulbeginn auch
tatsächlich
angeboten werden können.
Die Entscheidungsträger müssen
erkennen, dass sich 2/3 der
Elternvereine
im Rahmen unserer Bürgerinitiative klar gegen weitere
Kürzungen
aussprechen und dass wir dabei kräftige Unterstützung aus
Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und der Zivilgesellschaft erhalten. Die
Pflichtschule
muss das tragfähige Fundament für alle weiteren
Bildungswege
bleiben und darf im Interesse der Zukunft unserer Kinder
aber
auch im Interesse des Wirtschaftsstandorts und damit des sozialen
Zusammenhalts
nicht kaputtgespart werden.
Natürlich garantiert
Geld alleine noch nicht qualitätsvolle Bildung. Ebenso
ist
klar, dass man einiges durch Umschichtungen erreichen kann. Aber
qualitätsvolle
Bildung hat eben auch ihren Preis und einen guten Teil der
Kürzungen
wird man zurücknehmen müssen, wenn man die Schulqualität
nachhaltig sichern will.
Und eines ist völlig klar: Bei weiteren
Kürzungen droht Österreichs
Pflichtschulen
der Kollaps.
Was wir jetzt
brauchen, ist ein nationaler Konsens über alle
parteipolitischen
und weltanschaulichen Grenzen hinweg, dass
qualitätsvolle
und kostenlose Bildung eine gesellschaftliche Verpflichtung
gegenüber
allen Kindern ist.
Ein nationaler
Bildungsplan muss die Voraussetzungen für eine wesentlich
stärkere
individuelle Förderung aller Kinder schaffen, nachhaltige
Qualitätsentwicklung
ermöglichen und die erforderlichen Mittel dafür zur
Verfügung
stellen. Wie sollen die Schulen die Interessen und Begabungen
unserer
Kinder entwickeln oder Förderkurse anbieten, wenn sie dafür
weder
Stundenkontingente noch LehrerInnen bekommen?
Wir Eltern
appellieren an die Bundesregierung, nicht die Verantwortung an
die
Länder abzugeben und damit die hohe Qualität der Österreichischen
Pflichtschulen der Beliebigkeit zu überlassen. Das Schulwesen braucht
bundeseinheitliche
Qualitätsstandards und eine einheitliche Ausstattung
mit
bedarfsgerechten Ressourcen.
Kürzungen im Rahmen des Finanzausgleichs
Die
Verschlechterung des Verhältnisses der Anzahl der SchülerInnen pro
Lehrerin wirkte sich in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich aus.
Insgesamt erfolgten Kürzungen von rund 8%
bundesweit.
Das sind rund 120.000 Wochenstunden weniger für wichtige Maßnahmen
der Schulqualität.
Die Auswirkungen sind dramatisch:
•
Die Klassenschülerzahlen sind um bis zu 20%
gestiegen, regional
werden die Klassen
bedingungslos mit 30 Kindern
angefüllt, auch
jahrgangsübergreifend
(z.B. 3. und 4.Klasse VS).
•
Für individuelle Zuwendung steht pro Kind
und Woche eine halbe
Stunde
weniger Zeit zur Verfügung, Randstunden entfallen ersatzlos.
•
In der VS stehen so gut wie keine Mittel für
zusätzliche Angebote
der Interessens- und Begabungsförderung zur Verfügung.
•
In der Hauptschule
verfügt das Frühwarnsystem derzeit über fast
keine Mittel für Förderkurse in Kleingruppen, die Nachhilfekosten
steigen weiter (jüngste Umfrage: 50 Mio. Euro pro
Jahr)
•
Regional
werden 2 statt 3
Leistungsgruppen gebildet und die
Teilungszahlen bei Fremdesprachen und Sport nicht
wahrgenommen
•
Schulschwerpunkte, Integration und interkulturelles
Lernen sind
stark beeinträchtigt.
•
In
vielen Regionen sind rund
10% der Pflichtschul-Standorte
(Kleinstschulen) gefährdet.
•
Die verpflichtende Fortbildung der LehrerInnen
wurde und wird weiter
eingeschränkt.
Volksschule
•
Möglichst
viele Klassen werden mit
30 Kindern vollgestopft, die
Klassenschülerhöchstzahl
steigt dramatisch
•
Kleine Klassen werden - auch jahrgangsübergreifend
zusammengelegt
•
Die tägliche Lernstunde wird von unterschiedlichen LehrerInnen
gehalten
•
Zusatzangebote und gezielte Fördermaßnahmen fallen fast
völlig weg
•
Pro Kind und Woche steht 1/2 Stunde weniger Zeit zur
Verfügung, das
bedeutet Massenabfertigung statt individueller Zuwendung
•
Für
die Integrationskinder sowie das Interkulturelle
Lernen stehen
deutlich weniger Stunden zur Verfügung
Hauptschule
•
Klassen und Lerngruppen werden zusammengelegt
•
Statt wie
bisher 3 werden regional nur mehr 2 Leistungsgruppen
eröffnet.
Das bedeutet bis zu 10 Kinder mehr pro Gruppe und ca. 1/2
Stunde
weniger Zeit pro Kind und Woche
•
Gesetzliche Teilungszahlen (Sport / Sprachen /
usw.) werden nicht
durchgeführt,
das bedeutet größere Schülergruppen
•
Schulschwerpunkte werden reduziert
•
Für die
Integrationskinder sowie
das Interkulturelle Lernen stehen
deutlich
weniger Stunden zur Verfügung
•
Außerhalb der Kernzeit von 8.00 bis 12.00 Uhr wird nicht
suppliert
•
Im
Laufe der letzten vier Jahre wurden die Förderkurse drastisch
reduziert.
Die Nachhilfekosten steigen weiter.
...und am Beispiel Oberösterreich
Gerne wird das
Pflichtschulproblem auf das „Wiener Problem" reduziert.
Hier
ein Beispiel aus den Bundesländern, das analog bundesweit gilt:
•
Es müssen alle Zusatzangebot verringert, bzw. gestrichen
werden;
Unterricht
wird nur mehr im Mindestmaß erteilt.
•
Gefährdung
von Schulschwerpunkten (Englisch, Informatik, Musik,
Sport
Kreativfächer).
•
Zusammenlegung von Schülergruppen bis zu 30 Kindern.
•
Mangelndes Angebot an Förderstunden:
Wir befürworten sehr
die Aufwertung der Tätigkeit des Klassenvorstandes und finden
die
Klassenvorstandsstunde gerechtfertigt. Jedoch darf diese nicht, wie in den VS
praktiziert,
auf Kosten des Kontingentes des Förderunterrichtes für die Kinder gehen!
Es
besteht heuer die Gefahr dass die im Vorjahr in OÖ für HS eingeführte
Klassenvorstandsstunde
ebenfalls auf das Kontingent für die Kinder geht und damit
die
Zusatzangebote verringert werden. LH Pühringer wurde ersucht, die Kosten
dafür
zu übernehmen, wir hoffen noch auf eine positive Antwort.
•
die Klassenschülerzahlen steigen in den Ballungsräumen,
besonders in
Gegenden mit vielen Ausländerkindern.
•
Die 2,7% sonderpäd. Förderbedarf (Stadt 3,5%, Land 2,5%,
LinzLand
2,8%)
sind zu wenig und so manches Kind landet ganz einfach in der 3.
LG.
Besonders in den Ballungsräumen liegt der Bedarf bundesweit bei
4% und darüber.
•
Deutschkurse können nicht mehr bedarfsgerecht angeboten
werden,
7%
der SchülerInnen verlassen die Schule ohne Abschluss.
Zusammenfassend muss
man feststellen, dass die Kürzungen ein Ausmaß
erreichen,
das die Rahmenbedingungen für einen qualitätsvollen
Unterricht
verschlechtert und eine profunde Grundausbildung der Kinder
für
ihren weiteren Bildungsweg gefährdet.
Bei weiteren Kürzungen
droht den Pflicht-
schulen ein dramatischer Qualitätsverlust
Weitere Kürzungen im
Pflichtschulbereich sind unweigerlich mit weniger
Unterrichtsangebot
verbunden und damit ist der gesetzliche Auftrag der
Schule
gefährdet.
Die Folge:
•
Weniger Unterrichtsangebot
•
30 und mehr Kinder pro Klasse ab der 1. Klasse Volksschule
•
noch weniger Zeit pro Kind
•
keine individuelle Förderung
•
kein interkulturelles Lernen (Deutschkurse)
•
keine Integration
•
mangelhafte Lehrerfortbildung
•
möglicherweise Gefährdung der Schulgeldfreiheit für öffentliche
Schulen und damit finanzielle Beteiligung der
Eltern - soziale
Ungerechtigkeit
•
Qualitätsvolle Bildung wird zu einem teuren Luxusartikel
2/3 der Elternvereine
sagen mit knapp
90.000 Unterschriften ein klares „Nein" zu
weiteren Kürzungen und fordern den
Ausbau der Schulqualität!
•
Keine weitere Reduktion der Stundenressourcen, um die
bestehende
Qualität des österreichischen Schulwesens zu
sichern und diese
kontinuierlich
an die zukunftsorientierten Bedürfnisse anzupassen.
•
Individuelle Förderung von Interessen und Begabungen aber
auch bei
Leistungsschwächen.
•
Kleinschulen
-besonders
Volksschulen in entlegenen Gebieten -
müssen
in ihrem Fortbestand gesichert werden.
•
Maximal 25 SchülerInnen pro Klasse.
•
Zweckgewidmete Stundenkontingente für alle spezifischen
Aufgaben.
•
Fortbestand niederschwelliger
Präventions-, Beratungs- und
Therapieangebote
an der Schule.
•
Zielgerichtete schulinterne und externe Lehrerfortbildung (zB.
Förderpädagogik, Qualitätsmanagement, Schulpartnerschaft,
Konfliktmanagement,..).
Natürlich kann die Qualität des
Unterrichts, einer transparenten
Leistungsbeurteilung,
der Kommunikation zwischen Lehrern, Schülern und
Eltern
sowie der Schulpartnerschaft ohne Geldeinsatz verbessert werden.
Ebenso
ist klar, dass man Einiges durch Umschichtungen erreichen kann.
Aber
einen Teil der Kürzungen wird man zurücknehmen müssen, wenn
man
die Schulqualität nachhaltig sichern will.
Eine verlässliche
Pflichtschule muss das
tragfähige Fundament für alle weiteren
Bildungswege sein
Wir Eltern erwarten daher:
•
Verpflichtende Umsetzung des Qualitätsmemorandums des
BMBWK
•
Qualitätsvollen, lebensnahen, zukunftsorientierten
Unterricht, in dem
auch
zeitgemäße Unterrichtsformen
Anwendung finden
(fächerübergreifender
Unterricht, offene Unterrichtsformen,...)
•
Optimale Förderung aller Kinder
•
Bildungsstandards, die nicht nur Faktenwissen sondern
Kommunikation, Selbständigkeit, Kreativität, Soziales Lernen,
Projektarbeit,
usw. berücksichtigen
•
Systematische und verbindliche Qualitätsentwicklung
•
Internes und externes Controlling zur nachhaltigen
Qualitätssicherung-
und
Verbesserung.
•
Transparente
Leistungsbeurteilung
und rechtzeitige Information bei
Lernschwierigkeiten
bzw. anderen Problemen- das heißt verpflichtende
und
vollständige Umsetzung des verbesserten Frühwarnsystems.
•
Effektive Kommunikation zwischen Lehrern, Schülern und
Eltern
•
Gelebte Schulpartnerschaft in der Schule
•
Kompetente, motivierte LehrerInnen
•
Zeitgemäße Aus- und Fortbildung der LehrerInnen
•
Neben
der notwendigen
Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten und
Fertigkeiten
müssen Schlüsselqualifikationen vermittelt werden:
persönliche Entwicklung Lernfreude
Problemlösungskompetenz
Flexibilität
Selbstbewusstsein
soziale Entwicklung Teamfähigkeit
Toleranz
Konfliktlösungskompetenz
Kommunikation
fit
für den Arbeitsmarkt Vermittlung von
Grundkenntnissen im
EDV Bereich
Nutzung der elektronischen Medien
(Fremd-) Sprachkompetenz
Lernen lernen
Laut
OECD ist ein hohes Bildungsniveau eine der
wesentlichen
Voraussetzungen für die Attraktivität von Wirtschaftsstandorten!
Deshalb muss der Finanzausgleich
zwischen Bund und Ländern die
erforderlichen
Mittel für eine zukunftsorientierte Qualität der
österreichischen
Pflichtschulen sicherstellen.
Die Bürgerinitiative
für Schulqualität
fordert:
Bedarfsgerechte Finanzierung der Pflichtschulen
Die Bundesregierung
muss das Schulsystem bundeseinheitlich und
bedarfsgerecht
finanzieren und dies beim aktuellen Entwurf für ein
Finanzausgleichsgesetz
berücksichtigen.
Die Eckdaten für die Verteilung der
Ressourcen auf die Bundesländer
müssen
mehr als bisher den tatsächlichen Bedarf und regionale
Bedingungen
(z.B. sonderpädagogischer Förderbedarf, ausländische
SchülerInnen, Grenzregionen hinsichtlich EU-Osterweiterung, usw.)
berücksichtigen.
Nationaler Bildungsplan
Wir fordern die
Entwicklung eines langfristigen nationalen Bildungsplans in
Zusammenarbeit
aller parlamentarischer Parteien mit ExpertInnen,
Interessensvertretungen
und den Schulpartnern. Die Außerstreitstellung
von
Bildungsfragen ist der wesentliche Beitrag für eine konstruktive
Weiterentwicklung der Schulqualität in Österreich.
Befassung des Petitionsausschusses
Die BetreiberInnen der
Bürgerinitiative fordern die Befassung des
Petitionsauschusses
des Nationalrats mit den Anliegen der Finanzierung
und
Qualitätsentwicklung des österreichischen Pflichtschulwesens.
Statements der UnterstützerInnen
Thomas Jozseffi
Vorsitzender des Vorstands der Salinen Austria
Alle einschlägigen Untersuchungen zeigen deutlich, dass
attraktive Wirtschaftsstandorte dort
entstehen, wo ein hohes Bildungsniveau
gegeben ist. Das bedeutet, dass Investitionen in die Bildung
ein wichtiger und richtiger Weg in eine stabile Zukunft mit einer gesunden
Wirtschaft und einem breit
gefächerten Angebot an Arbeitsplätzen darstellt. Das derzeitige Diktat des
Sparstifts untergräbt die
Schulqualität, vermindert die Zukunfts-Chancen unserer Kinder und rüttelt am
Wirtschaftsstandort
Österreich. Ich unterstütze die Initiative
für Schulqualität, weil sie im Interesse der Menschen und im
Sinne der Wirtschaft ist.
Dr. Sabine Oberhauser, MAS
Vorsitzende des österreichischen Frauenrings
Alles das, was im Bereich des Schulsystems in den 70er Jahren in Österreich erreicht wurde, wird
knapp 30 Jahre später wieder völlig zunichte gemacht. Die Ideologie, dass Kinder unabhängig von
Herkunft und sozialer Stellung am Bildungssystem teilnehmen können wieder dorthin zurückreguliert,
dass „gute Bildung" nur mehr denen zugute kommt, die es sich auch leisten können. Und wenn das
Geld in einer Familie knapp wird, dann werden es die Mädchen sein, denen der Zutritt zu Ausbildung
verwehrt werden wird.
Aber was soll's, nach dem Frauenbild so mancher konservativer Kräfte in Österreich können Mädchen
ja immer noch reich heiraten.
Ich bin selbst Mutter von zwei Töchtern, und eines weiß ich: „Wir in Österreich lebende Mütter, Väter,
Großmütter und Großväter müssen für das Recht auf Bildung kämpfen, damit unsere Kinder in
Zukunft im EU Arbeitsmarkt bestehen können."
Thomas Brezina
UNICEF-Sonderbotschafter für die rechte des Kindes, Autor
"Lernen ist
manchmal anstrengend kann aber auch viel Freude machen. Kinder für das Leben,
die
Welt und all die Möglichkeiten zu begeistern, die sich uns bieten, halte ich
für eine der wichtigsten
Aufgaben der Schule. An Kindern und der Schule zu sparen bedeutet, an der
Zukunft zu sparen.
Heute brauchen Kinder mehr Beachtung als je
zuvor. Lehrer sollen Zeit und Möglichkeit haben, Kinder
zu begleiten und zu stärken."
Christian Brandauer
Musiker, Komponist
Bildung ist nicht Luxus und Privileg
sondern zentrales Anliegen einer mündigen, aufgeschlossenen
Gesellschaft.
Nicht zu wissen, wer Shakespeare war, ist nicht „cool" sondern schade.
Auch den Blues-
Gitarrist
freut's, wenn er weiß, welche Flöte er in Platus Republik gespielt hätte und
wie verwandt
seine Sehnsüchte mit denen eines
Vergil oder Aristophanes sind.
Mehr Bildung bedeutet mehr Chancen im
Berufsleben und mehr Erfüllung im Privaten. Die Flügel
unserer Schulen
und die des leider allzu oft belächelten Standes der Lehrerschaft dürfen nicht
gestutzt sondern müssen aufgebaut
werden. Mehr Bildung bedeutet mehr für uns selbst, unsere
Gesellschaft und unsere Globale Familie.
Mag. Michael Chalupka
Evangelischer Pfarrer
"Die Sparwut
in den Schulen geht uns alle an, außer wir wollen unsportliche, dickliche und
unmusikalische Kinder in überfüllten
Klassen erziehen, die religiöse Analphabeten sind, in einer Welt
in der der tolerante Umgang mit den Religionen zu einer der wichtigsten
Zukunftsfragen wird."
Univ.Prof. Dr.Dr. Christiane Spiel
Bildungspsychologie und Evaluation, Universität Wien
Jede Initiative zur Förderung der
Schulqualität ist grundsätzlich zu begrüßen. Wie jedoch die
Geschichte der Bildungspolitik zeigt,
ist die einfache mechanistische Annahme - eine Maßnahme wird
gesetzt und die Schulqualität steigt -
unberechtigt. Vielmehr bedarf es (1) einer Analyse der
gegenwärtigen und zukünftigen
Herausforderungen an das Bildungswesen sowie einer
Bestandsaufnahme des Status quo. Ausgehend von einer derartigen Analyse
sind (2) die Ziele der
Qualitätsinitiative zu definieren; erst
danach können (3) Maßnahmen zur Erreichung der Ziele
festgelegt werden. Diese drei notwendigen Schritte zu einer nachhaltigen und
wirksamen
Qualitätssteigerung im Bildungssystem
hat die Zukunftskommission gesetzt und ein Reformkonzept
„Strategien und Maßnahmen zur
Qualitätsentwicklung im Bildungssystem" vorgelegt (siede
www.klassezukunft.at).
Die Herausforderungen für das Bildungssystem werden vor allem in drei Faktoren gesehen:
•
dem
Bemühen um mehr Qualität der Bildung auf europäischer und internationaler Ebene
und
dem schärfer
werdenden internationalen Wettbewerb um Bildung in der Wissensgesellschaft, für
den Österreich gerüstet sein muss;
•
erkennbaren
Defiziten in Bezug auf Leistungsfähigkeit und Gerechtigkeit des Schulsystems,
die
aus den international vergleichenden
Studien (Bildung auf einen Blick, TIMSS, PISA), aber auch in
nationalen Analysen sichtbar werden;
•
Steuerungsproblemen,
die aus der kleinschrittigen Reformpolitik der letzten Jahrzehnte und den
Entwicklungen im Rahmen der
Dezentralisierung sichtbar werden.
Ausgehend von dieser Analyse wurden
Ziele für eine Reforminitiative definiert, auf die sich die
vorgeschlagenen Maßnahmen beziehen. Unterschieden wird dabei zwischen Systemzielen,
die das
Schulsystem als
Ganzes und seine Subsysteme betreffen (Leistungsförderung, Integration,
Chancenausgleich, Gerechtigkeit)
•
Bildungszielen
für die Lernenden (Entwicklung der Persönlichkeit, Qualifikation für den
Arbeitsmarkt, Integration in die
Gesellschaft,
aktive
Partizipation
und Wahrnehmung von
Bürgerrechten)
•
Qualitätszielen für den Unterricht (Individualisierung und
Ergebnisverantwortlichkeit).
Ausgehend von der Ist-Stands-Analyse
und den allgemeinen Zielsetzungen schlägt die
Zukunftskommission
ein breites Spektrum von Einzelmaßnahmen vor, deren Hauptmerkmal jedoch
ist, dass sie
einer Gesamtstrategie folgen, die an den folgenden Prinzipien orientiert
ist:
•
Stärkung
der „Selbstheilungskräfte" im System durch klar definierte und
verbindliche Prozesse
des Qualitätsmanagements auf allen
Ebenen, die insbesondere den Gesichtspunkt
der
Ergebnisverantwortlichkeit - von der einzelnen Lehrperson bis hin zur
nationalen Bildungspolitik -
betonen.
•
Erhöhung
der „Systemtransparenz" durch Schaffung bzw. Ausbau von Datenbeständen
und
Indikatoren zur Systemqualität.
Auch diese Strategie soll auf
allen Ebenen wirksam werden. Sie ist
Ausdruck der Überzeugung, dass systematisch geplante
Entwicklungsarbeit
solider
Diagnosesysteme im Hinblick auf Ausgangsbedingungen und Wirkungen von
Innovationen bedarf.
• Professionalisierung des gesamten
Personals, durch zielgenauere Selektion, Aus- und
Fortbildung einerseits, aber auch durch
Leistungsanreize, veränderte Laufbahnmuster und die
Verbesserung von (allerdings an klare
Kriterien gebundene) Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten
im Lehrberuf.
Vergrößerung des Anteils und
verbesserte Nutzung der Ressourcen für Unterstützungssysteme,
Forschung
und Entwicklung. Wie im Bereich von Wirtschaft und Technologie ist auch im
Bildungswesen ist
die Qualität von Innovationen eng mit den Quoten für Forschung und Entwicklung
gekoppelt.
In diesen Bereichen ist ein Anschluss an internationale
Entwicklungen und Standards dringend
erforderlich. Die
vorgeschlagenen Maßnahmen beanspruchen nicht, eine Lösung für sämtliche
Herausforderungen und Systemprobleme
zu sein, sollen jedoch an zentralen Punkten ernsthafte und
deutlich erkennbare Veränderungsimpulse
setzen. Diese zielen ausschließlich auf „pädagogisch"
relevante Wirkungen. Die durchgängige Perspektive ist, die
Bedingungen des Lehrens und Lernens in
der Schule positiv zu beeinflussen.
Andrea Konrad
ORF-Stiftungsrat, ORF-Publikumsrat
bei der bildung einzusparen ist ein verbrechen an unseren
kindern und ein großer rückschritt in der
entwicklung der menschheit...
die ständig höher werdenden
anforderungen und bedürfnisse im heutigen berufsieben würden eher
eine erweiterungen des
unterrichtsplanes erfordern als einer kürzung.
schneller-höher-weiter...
dies ist das motto der heutigen zeit, aber niemand bedenkt, dass es - um
diesem druck standzuhalten - auch
einer zeit des wachsens, lernens, reifens, verstehens bedarf...
nur bei guter ausbildung und
chancengleichheit aller im staat lebender menschen, ist eine zufriedene,
kaufkräftige bevölkerung vorhanden, die ein wirtschaftswachstum und/oder
stabilität erreichen.
die welt mischt sich durch...
um multikulturelle gesellschaften wachsen zu lassen, muß auch gewährleistet sein, dass zeit, geld und
verständniss für integration garantiert wird, dies ist die zukunft, davor die augen zu verschließen ist
kontra-produktiv für östereich als eu-staat. wir dürfen als sozialstaat auch nicht die schwächsten unter
uns vergessen- diejenigen, die ein bißchen länger brauchen, aber dann letztendlich mit liebe und
geduld doch zum selben ergebnis kommen...
jenen nicht die gleichen chancen zu geben ist asozial und unfair, es widerspricht jeglicher
menschlichkeit. kleinstschulen zu gefährden bedeutet, familien zu zerreissen oder die landflucht zu
forcieren, auch das kann österreich- das land der berge - nicht wollen!
in wenigen tagen wird unser sohn
milomir konrad marx geboren und ich will mein möglichstest dafür
tun damit er in einer welt aufwächst,
in der bildung zur selbstverständlichkeit für ein erfülltes leben
geworden ist, und nicht zum luxusgut.
liebe, licht und sternenstaub auf unseren wegen...
KR Erik Hanke
Präsident der Gesellschaft Österreichische Kinderdörfer
Das Ausmaß der Kürzungen im
Schulbereich sieht man deutlich an einem konkreten Beispiel: Einem
achtjährigen Buben
in einem unserer Kinderdörfer wurde sonderpädagogischer Förderbedarf
attestiert. Die
betroffene Volksschule kann dies nur umsetzen, wenn sie die zusätzlichen
Fremdsprachangebote für alle anderen
Kinder einschränkt.
Die gezielte Betreuung von körperlich, geistig bzw.
sozial behinderten Kindern darf nicht einer völlig
überzogenen Sparpolitik geopfert
werden, bei der das Geld alles zählt und der Mensch nichts wert ist.
Die erfolgreiche Integration dieser Kinder in unsere Gesellschaft eröffnet
ihnen gute Lebens-Chancen
und erspart der Öffentlichen Hand teure Folgekosten.
Dr. Heidi Schrodt
Direktorin der AHS-Rahlgasse
Bildung zählt zu den zentralen
Aufgaben des Staates. Zentrales Ziel eines demokratischen Staates
muss sein, dafür zu garantieren, dass alle BürgerInnen die gleichen
Bildungsmöglichkeiten erhalten,
unabhängig von Alter, Wohnort,
Herkunft, Geschlecht oder Muttersprache. Dafür sind vom Staat die
erforderlichen Mittel zur Verfügung zu
stellen. Das ist derzeit in Österreich nicht in ausreichendem
Maß der Fall. Durch die derzeitigen
Sparmaßnahmen im Bildungsbereich sehe ich eine ernsthafte
Gefährdung des staatlichen Bildungsauftrages.
Mag. Ewald Mike Scheucher
Rechtsanwalt
Bildung ist eine der Grundlagen einer
menschlichen Gesellschaft. Bildung wird heute häufig nur im
Zusammenhang mit Effizienzsteigerungen
oder Wettbewerbsvorteilen diskutiert, tatsächlich ist sie ein
Wert für sich. Wer an der Qualität des
Bildungswesens spart, spart am Menschsein unserer Kinder.
Weil Bildung immer das Verständnis für die Welt, in der wir leben verbessert,
unterstütze ich jede
Initiative für Schulqualität.
Hubert Huber
Journalist KURIER
Als Steuerzahler würdige ich es durchaus, wenn Politiker
sparsam mit öffentlichem Geld umgehen.
Über viele Jahre wurde in einem
aufwändigem Schulversuch das Unterrichtsmodell der kooperativen
Mittelschule entwickelt. Und jetzt, da dieser
Schulversuch endlich in das Regelschulwesen
übernommen wird, kürzt man die dazu
zur Verfügung stehenden Mittel derart drastisch, dass das
Unterrichtsmodell kaum noch
durchgeführt werden kann. Das hat allerdings mit Sparen überhaupt
nichts mehr zu tun. Im Gegenteil ?
das ist Geldvernichtung. Noch ein Punkt: Ständig wird
"Lebenslanges Lernen"
propagiert, zu Forschung und Bildung wird unentwegt hinausposaunt, dies
seien die Hoffnungs- und
Wachstumsmärkte der Zukunft. Warum wird jedoch ausgerechnet das
Schulwesen kaputt gespart. Ist die
Wirtschaft vom Wissen und der Leistung der in den Beruf
einsteigenen Jugend derart
beeindruckt, dass wir es uns leisten können in diesem Bereich bei den
Investitionen zurückzustecken?
Günther Ogris, M.A.
Meinungsforscher SORA
Langfristige Untersuchungen der OECD
zeigen eindeutig, dass eine der wesentlichen
Voraussetzungen für einen attraktiven
Wirtschaftsstandort ein hohes Bildungsniveau ist. Es geht also
nicht nur um die Förderung von einzelnen
Spitzenleistungen sondern um ein qualitativ hochwertiges
Angebot aller Schulen. Und diese
notwendige Qualität braucht die erforderlichen Ressourcen, dass
alle Kinder gefördert und gefordert
werden können. Dies dient dem einzelnen Kind und seinen
Zukunftschancen, aber es dient auch
dem Wirtschaftsstandort und im Endeffekt dem Funktionieren
des Sozialstaates.
Univ.Prof .Dr. Gerald Bast
Rektor der Universität für angewandte Kunst in Wien
„Weltklasse-Universitäten brauchen Weltklasse-Schulen!
Gerade im Alter von 6 bis 14 Jahren muss die Schule das
Kind in seiner Gesamtpersönlichkeit
erfassen. Neben
der notwendigen Vermittlung von Fachwissen müssen auch soziale und kreative
Kompetenzen bei den Schülern entwickelt sowie Bewusstsein und Verständnis für
künstlerische und
kulturelle Werte und Prozesse
vermittelt werden. Der Kunstunterricht leistet in vieler Hinsicht wertvolle
Beiträge zu Persönlichkeitsentwicklung von
Kindern und Jugendlichen und ist die unverzichtbare
Basis für eine lebendige Kulturnation
Österreich. Die bloße Vermarktung historischer Kunstschätze
reicht für die langfristige
Lebensfähigkeit dieser Kulturnation nicht aus. Ihre zukunftsorientierte Energie
kann sie nur aus dem Bewusstsein der
gesellschaftlichen Bedeutung auch von zeitgenössischer
Kunstentwicklung schöpfen. In den Schulen kann und muss die Basis für dieses
Bewusstsein gelegt
werden. Sparpolitik in diesem Bereich ist daher gesellschaftspolitisch
schädlich und angesichts der
wirtschaftlichen Bedeutung von Kunst
und Kultur in unserem Land auch wirtschaftspolitisch
kontraproduktiv."
Dr. Elisabeth Menasse
Kindermuseum
ZOOM
Im ZOOM Kindermuseum sehen wir die
Auswirkungen der Sparmaßnahmen sehr deutlich: Es ist für
Lehrer viel schwieriger geworden,
Lehrausgänge zu organisieren und außerschulische Angebote
wahrzunehmen. Außerdem ist in vielen Fällen
gerade bei den kreativen Fächern gekürzt worden. Ich
finde, dass die kreative Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der
Umwelt in der wir leben, ganz
entscheidend ist für die
Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen. Diesen Bereich
derart nachrangig zu bewerten bedeutet
einen empfindlichen Qualitätsverlust für das schulische
Angebot.
Mag. Hildegard Gärtner
Leiterin des Jungbrunnen Verlags
Lesefähigkeit ist die Voraussetzung für alle anderen Formen
des Lernens. Es ist eine der wichtigsten
Aufgaben von Schule, Lesefähigkeit und auch
Leselust zu vermitteln. Derzeit verfügt ein erheblicher
Teil der SchulabgängerInnen nicht
über die notwendige Lesekompetenz. Das sollte einer Gesellschaft
nicht gleichgültig sein.
Dr. Luitgard
Derschmidt
Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich
Nicht
alles darf und kann unter dem Primat der Wirtschaft gesehen werden, wenn wir
alles
verwirtschaften, verwirtschaften wir
auch Wesentliches. Die Förderung derer, die nicht den heutigen
Leistungsprinzipien entsprechen können,
rechnet sich kurzfristig nie. Dies gilt besonders für Kinder.
Da die Bildung einer der Grundpfeiler
unseres Wohlstandes ist, müssen wir sorgsam und maßvoll
damit umgehen. Internationale
Benchmarks bescheinigen dem österreichischen Bildungssystem einen
hohen Standard - wollen wir diesen aufs Spiel setzen?
Die Schließung von Volkschulen im ländlichen Bereich trägt weiter zur
kulturellen Ausdünnung bei.