19/BI XXII. GP

Eingebracht am 07.10.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Bürgerinitiative

 

 

Herrn

NR-Präsident

Dr. Andreas Khol

Parlament

1010 Wien

Wien, 2004-10-07

Sehr geehrter Herr Präsident!

Die Bürgerinitiative für Schulqualität wurde auf Initiative des Dachverbands der
Pflichtschul-Elternvereine ins Leben gerufen und mit großer Unterstützung der
SchulpartnerInnen durchgeführt.

Rund 2/3 der Elternvereine an Pflichtschulen sprechen sich mit knapp 90.000
Unterschriften gegen weitere Kürzungen in diesem Bereich aus.

Wir übermitteln Ihnen, sehr geehrter Herr Präsident, die Unterschriften sowie die
detaillierte Darstellung der Anliegen der Bürgerinitiative für Schulqualität und
ersuchen Sie höflich um Befassung des Ausschusses des Nationalrats für
Petitionen und Bürgerinitiativen mit den angesprochenen Themen.


 

Bürgerinitiative betreffend

 

die    bedarfsgerechte    Finanzierung    der    Pflichtschulen    durch    ein    entsprechendes
Finanzausgleichsgesetz sowie die  Entwicklung eines  nationalen Bildungsplans  für die
langfristige   Sicherstellung    der   erforderlichen   Ressourcen   sowie   der   nachhaltigen
Qualitätssicherung.


Formblatt für eine Bürgerinitiative

 

 

BÜRGERINITIATIVE betreffend

 

die    bedarfsgerechte    Finanzierung    der    Pflichtschulen    durch    ein    entsprechendes
Finanzausgleichsgesetz sowie die  Entwicklung eines  nationalen  Bildungsplans für die
langfristige   Sicherstellung   der   erforderlichen   Ressourcen   sowie   der   nachhaltigen
Qualitätssicherung.

Seitens der Einbringer wird das Vorliegen einer Bundeskompetenz in folgender Hinsicht
angenommen:

 

Der Finanzausgleich wird vom BM für Finanzen in Abstimmung mit den betroffenen Ressorts
mit    der    Konferenz    der    Landeshauptleute    verhandelt    und    als    Finanzausgleich-
Gesetzesnovelle von der Bundesregierung dem Nationalrat zur Behandlung vorgelegt.

 

Die von der Bürgerinitiative angesprochenen Fragen der Schulqualität sind bundesgesetzlich
geregelt

 

 

ANLIEGEN:

 

Der Nationalrat wird ersucht,

 

...dafür  zu   sorgen,   dass   im   Rahmen  des   kommenden   Finanzausgleichsgesezes   die
Sicherstellung bedarfsgerechter Ressourcen für


    den Ausbau der individuellen Förderung für Interessen, Begabungen aber auch bei
    
Defiziten
     systematische, nachhaltige Qualitätsentwicklung
     nicht gedeckelte Integration und Deutschkurse
    maximal 25 SchülerInnen pro Klasse
     die Erhaltung entlegener Kleinstschulen (insbesonders Volksschulen)
     (schulinterne)   Lehrerfortbildung   für   aktuelle   Schwerpunkte   (z.B.   Förderpädagogik,
      Qualitätsentwicklung, Bildungsstandards, Kommunikation, usw.)
festgeschrieben wird;

 

...die   Entwicklung   eines   nationalen   Bildungsplans   mit   langfristigen   pädagogischen,
finanziellen und strukturellen Perspektiven zu fördern;

 

...die  Durchführung  einer Parlamentarischen  Enquete zu  Fragen  der Schulqualität zu
unterstützen.

(Falls der Vordruck nicht ausreicht, bitte auf Beiblatt fortsetzen.)


Sicherstellung der Schulqualität
an Österreichs Pflichtschulen

Geld alleine garantiert noch nicht
qualitätsvolle Bildung aber qualitäts-
volle Bildung hat eben auch ihren
Preis!

Positionspapier des Dachverbands der Pflichtschul-Elternvereine

Wien, am 7. Oktober 2004


Einleitung

Wir Eltern fordern eine verlässliche Pflichtschule, die hält, was sie
verspricht, nämlich: Modelle, die bei der Schuleinschreibung im Februar
angepriesen werden, müssen im September bei Schulbeginn auch
tatsächlich angeboten werden können.

Die Entscheidungsträger müssen erkennen, dass sich 2/3 der
Elternvereine im Rahmen unserer Bürgerinitiative klar gegen weitere
Kürzungen aussprechen und dass wir dabei kräftige Unterstützung aus
Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und der Zivilgesellschaft erhalten. Die
Pflichtschule muss das tragfähige Fundament für alle weiteren
Bildungswege bleiben und darf im Interesse der Zukunft unserer Kinder
aber auch im Interesse des Wirtschaftsstandorts und damit des sozialen
Zusammenhalts nicht kaputtgespart werden.

Natürlich garantiert Geld alleine noch nicht qualitätsvolle Bildung. Ebenso
ist klar, dass man einiges durch Umschichtungen erreichen kann. Aber
qualitätsvolle Bildung hat eben auch ihren Preis und einen guten Teil der
Kürzungen wird man zurücknehmen müssen, wenn man die Schulqualität
nachhaltig sichern will.

Und eines ist völlig klar: Bei weiteren Kürzungen droht Österreichs
Pflichtschulen der Kollaps.

Was wir jetzt brauchen, ist ein nationaler Konsens über alle
parteipolitischen und weltanschaulichen Grenzen hinweg, dass
qualitätsvolle und kostenlose Bildung eine gesellschaftliche Verpflichtung
gegenüber allen Kindern ist.

Ein nationaler Bildungsplan muss die Voraussetzungen für eine wesentlich
stärkere individuelle Förderung aller Kinder schaffen, nachhaltige
Qualitätsentwicklung ermöglichen und die erforderlichen Mittel dafür zur
Verfügung stellen. Wie sollen die Schulen die Interessen und Begabungen
unserer Kinder entwickeln oder Förderkurse anbieten, wenn sie dafür
weder Stundenkontingente noch LehrerInnen bekommen?

Wir Eltern appellieren an die Bundesregierung, nicht die Verantwortung an
die Länder abzugeben und damit die hohe Qualität der Österreichischen
Pflichtschulen der Beliebigkeit zu überlassen. Das Schulwesen braucht
bundeseinheitliche Qualitätsstandards und eine einheitliche Ausstattung
mit bedarfsgerechten Ressourcen.


Kürzungen im Rahmen des Finanzausgleichs

Die Verschlechterung des Verhältnisses der Anzahl der SchülerInnen pro
Lehrerin wirkte sich in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich aus.
Insgesamt erfolgten Kürzungen von rund 8% bundesweit.
Das sind rund 120.000 Wochenstunden weniger für wichtige Maßnahmen
der Schulqualität.

Die Auswirkungen sind dramatisch:

        Die Klassenschülerzahlen sind um bis zu 20% gestiegen, regional
werden   die  Klassen   bedingungslos  mit  30   Kindern  angefüllt,  auch
jahrgangsübergreifend (z.B. 3. und 4.Klasse VS).

        Für individuelle Zuwendung steht pro Kind und Woche eine halbe
Stunde weniger Zeit zur Verfügung, Randstunden entfallen ersatzlos.

        In der VS stehen so gut wie keine Mittel für zusätzliche Angebote
der Interessens- und Begabungsförderung zur Verfügung.

        In   der  Hauptschule  verfügt  das  Frühwarnsystem  derzeit  über fast
keine Mittel für Förderkurse in Kleingruppen, die Nachhilfekosten
steigen weiter (jüngste Umfrage: 50 Mio. Euro pro Jahr)

        Regional   werden  2  statt  3   Leistungsgruppen   gebildet   und   die
Teilungszahlen bei Fremdesprachen und Sport nicht wahrgenommen

        Schulschwerpunkte, Integration und interkulturelles Lernen sind
stark beeinträchtigt.

        In   vielen   Regionen   sind   rund   10%   der  Pflichtschul-Standorte
(Kleinstschulen) gefährdet.

        Die verpflichtende Fortbildung der LehrerInnen wurde und wird weiter
eingeschränkt.

Volksschule

        Möglichst   viele   Klassen   werden   mit   30   Kindern   vollgestopft,   die
Klassenschülerhöchstzahl steigt dramatisch

        Kleine      Klassen      werden      -      auch     jahrgangsübergreifend
zusammengelegt

        Die   tägliche   Lernstunde   wird    von    unterschiedlichen    LehrerInnen
gehalten

        Zusatzangebote und gezielte Fördermaßnahmen fallen fast völlig weg

        Pro Kind und Woche steht 1/2 Stunde weniger Zeit zur Verfügung, das
bedeutet Massenabfertigung statt individueller Zuwendung

        Für die  Integrationskinder sowie  das  Interkulturelle   Lernen  stehen
deutlich weniger Stunden zur Verfügung


Hauptschule

         Klassen und Lerngruppen werden zusammengelegt

         Statt wie  bisher 3  werden  regional  nur mehr  2   Leistungsgruppen
eröffnet. Das bedeutet bis zu 10 Kinder mehr pro Gruppe und ca. 1/2
Stunde weniger Zeit pro Kind und Woche

         Gesetzliche Teilungszahlen  (Sport / Sprachen /  usw.)  werden  nicht
durchgeführt, das bedeutet größere Schülergruppen

         Schulschwerpunkte werden reduziert

         Für die  Integrationskinder sowie  das  Interkulturelle   Lernen  stehen
deutlich weniger Stunden zur Verfügung

         Außerhalb der Kernzeit von 8.00 bis 12.00 Uhr wird nicht suppliert

         Im   Laufe  der letzten  vier Jahre  wurden  die  Förderkurse  drastisch
reduziert. Die Nachhilfekosten steigen weiter.

...und am Beispiel Oberösterreich

Gerne wird das Pflichtschulproblem auf das „Wiener Problem" reduziert.
Hier ein Beispiel aus den Bundesländern, das analog bundesweit gilt:

         Es müssen alle Zusatzangebot verringert,  bzw.  gestrichen  werden;
Unterricht wird nur mehr im Mindestmaß erteilt.

         Gefährdung   von   Schulschwerpunkten   (Englisch,   Informatik,   Musik,
Sport Kreativfächer).

         Zusammenlegung von Schülergruppen bis zu 30 Kindern.

         Mangelndes Angebot an Förderstunden:

Wir befürworten sehr die Aufwertung der Tätigkeit des Klassenvorstandes und finden
die Klassenvorstandsstunde gerechtfertigt. Jedoch darf diese nicht, wie in den VS
praktiziert, auf Kosten des Kontingentes des Förderunterrichtes für die Kinder gehen!
Es besteht heuer die Gefahr dass die im Vorjahr in OÖ für HS eingeführte
Klassenvorstandsstunde ebenfalls auf das Kontingent für die Kinder geht und damit
die Zusatzangebote verringert werden. LH Pühringer wurde ersucht, die Kosten
dafür zu übernehmen, wir hoffen noch auf eine positive Antwort.

         die Klassenschülerzahlen steigen in den Ballungsräumen, besonders in
Gegenden mit vielen Ausländerkindern.

         Die 2,7% sonderpäd. Förderbedarf (Stadt 3,5%, Land 2,5%, LinzLand
2,8%) sind zu wenig und so manches Kind landet ganz einfach in der 3.
LG. Besonders in den Ballungsräumen liegt der Bedarf bundesweit bei
4% und darüber.

         Deutschkurse können nicht mehr bedarfsgerecht angeboten werden,
7% der SchülerInnen verlassen die Schule ohne Abschluss.

Zusammenfassend muss man feststellen, dass die Kürzungen ein Ausmaß
erreichen, das die Rahmenbedingungen für einen qualitätsvollen
Unterricht verschlechtert und eine profunde Grundausbildung der Kinder
für ihren weiteren Bildungsweg gefährdet.


Bei weiteren Kürzungen droht den Pflicht-
schulen ein dramatischer Qualitätsverlust

Weitere Kürzungen im Pflichtschulbereich sind unweigerlich mit weniger
Unterrichtsangebot verbunden und damit ist der gesetzliche Auftrag der
Schule gefährdet.

Die Folge:

         Weniger Unterrichtsangebot

         30 und mehr Kinder pro Klasse ab der 1. Klasse Volksschule

         noch weniger Zeit pro Kind

         keine individuelle Förderung

         kein interkulturelles Lernen (Deutschkurse)

         keine Integration

         mangelhafte Lehrerfortbildung

         möglicherweise    Gefährdung    der    Schulgeldfreiheit    für    öffentliche
Schulen   und    damit   finanzielle   Beteiligung    der   Eltern    -   soziale
Ungerechtigkeit

         Qualitätsvolle Bildung wird zu einem teuren Luxusartikel

2/3 der Elternvereine sagen mit knapp
90.000 Unterschriften ein klares „Nein" zu
weiteren Kürzungen und fordern den
Ausbau der Schulqualität!

           Keine weitere Reduktion der Stundenressourcen, um die bestehende
Qualität   des   österreichischen   Schulwesens   zu   sichern   und   diese
kontinuierlich an die zukunftsorientierten Bedürfnisse anzupassen.

           Individuelle Förderung von Interessen und Begabungen aber auch bei
Leistungsschwächen.

           Kleinschulen   -besonders   Volksschulen   in   entlegenen   Gebieten   -
müssen in ihrem Fortbestand gesichert werden.

           Maximal 25 SchülerInnen pro Klasse.

           Zweckgewidmete Stundenkontingente für alle spezifischen Aufgaben.

           Fortbestand      niederschwelliger      Präventions-,      Beratungs-      und
Therapieangebote an der Schule.

           Zielgerichtete    schulinterne    und    externe    Lehrerfortbildung    (zB.
Förderpädagogik,             Qualitätsmanagement,              Schulpartnerschaft,
Konfliktmanagement,..).

Natürlich kann die Qualität des Unterrichts, einer transparenten
Leistungsbeurteilung, der Kommunikation zwischen Lehrern, Schülern und
Eltern sowie der Schulpartnerschaft ohne Geldeinsatz verbessert werden.
Ebenso ist klar, dass man Einiges durch Umschichtungen erreichen kann.
Aber einen Teil der Kürzungen wird man zurücknehmen müssen, wenn
man die Schulqualität nachhaltig sichern will.


Eine verlässliche Pflichtschule muss das
tragfähige Fundament für alle weiteren
Bildungswege sein

Wir Eltern erwarten daher:

         Verpflichtende Umsetzung des Qualitätsmemorandums des BMBWK

         Qualitätsvollen, lebensnahen, zukunftsorientierten Unterricht, in dem
auch        zeitgemäße        Unterrichtsformen        Anwendung        finden
(fächerübergreifender Unterricht, offene Unterrichtsformen,...)

         Optimale Förderung aller Kinder

         Bildungsstandards,       die      nicht       nur       Faktenwissen       sondern
Kommunikation,     Selbständigkeit,     Kreativität,      Soziales     Lernen,
Projektarbeit, usw. berücksichtigen

         Systematische und verbindliche Qualitätsentwicklung

         Internes und externes Controlling zur nachhaltigen Qualitätssicherung-
und Verbesserung.

         Transparente   Leistungsbeurteilung   und   rechtzeitige   Information   bei
Lernschwierigkeiten bzw. anderen Problemen- das heißt verpflichtende
und vollständige Umsetzung des verbesserten Frühwarnsystems.

         Effektive Kommunikation zwischen Lehrern, Schülern und Eltern

         Gelebte Schulpartnerschaft in der Schule

         Kompetente, motivierte LehrerInnen

         Zeitgemäße Aus- und Fortbildung der LehrerInnen

         Neben  der  notwendigen Vermittlung   von   Wissen,   Fähigkeiten   und
Fertigkeiten müssen Schlüsselqualifikationen vermittelt werden:

persönliche Entwicklung         Lernfreude

Problemlösungskompetenz

Flexibilität

Selbstbewusstsein
soziale Entwicklung
                   Teamfähigkeit

Toleranz

Konfliktlösungskompetenz

Kommunikation
fit für den Arbeitsmarkt         Vermittlung von Grundkenntnissen im

EDV Bereich

Nutzung der elektronischen Medien

(Fremd-) Sprachkompetenz

Lernen lernen

Laut    OECD    ist   ein    hohes    Bildungsniveau    eine    der   wesentlichen
Voraussetzungen für die Attraktivität von Wirtschaftsstandorten!

Deshalb muss der Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern die
erforderlichen Mittel für eine zukunftsorientierte Qualität der
österreichischen Pflichtschulen sicherstellen.


Die Bürgerinitiative für Schulqualität
fordert:

Bedarfsgerechte Finanzierung der Pflichtschulen

Die Bundesregierung muss das Schulsystem bundeseinheitlich und
bedarfsgerecht finanzieren und dies beim aktuellen Entwurf für ein
Finanzausgleichsgesetz berücksichtigen.

Die Eckdaten für die Verteilung der Ressourcen auf die Bundesländer
müssen mehr als bisher den tatsächlichen Bedarf und regionale
Bedingungen (z.B. sonderpädagogischer Förderbedarf, ausländische
SchülerInnen, Grenzregionen hinsichtlich EU-Osterweiterung, usw.)
berücksichtigen.

Nationaler Bildungsplan

Wir fordern die Entwicklung eines langfristigen nationalen Bildungsplans in
Zusammenarbeit aller parlamentarischer Parteien mit ExpertInnen,
Interessensvertretungen und den Schulpartnern. Die Außerstreitstellung
von Bildungsfragen ist der wesentliche Beitrag für eine konstruktive
Weiterentwicklung der Schulqualität in Österreich.

Befassung des Petitionsausschusses

Die BetreiberInnen der Bürgerinitiative fordern die Befassung des
Petitionsauschusses des Nationalrats mit den Anliegen der Finanzierung
und Qualitätsentwicklung des österreichischen Pflichtschulwesens.


Statements der UnterstützerInnen

Thomas Jozseffi

Vorsitzender des Vorstands der Salinen Austria

Alle einschlägigen Untersuchungen zeigen deutlich, dass attraktive Wirtschaftsstandorte dort
entstehen, wo ein hohes Bildungsniveau gegeben ist. Das bedeutet, dass Investitionen in die Bildung
ein wichtiger und richtiger Weg in eine stabile Zukunft mit einer gesunden Wirtschaft und einem breit
gefächerten Angebot an Arbeitsplätzen darstellt. Das derzeitige Diktat des Sparstifts untergräbt die
Schulqualität, vermindert die Zukunfts-Chancen unserer Kinder und rüttelt am Wirtschaftsstandort
Österreich. Ich unterstütze die Initiative für Schulqualität, weil sie im Interesse der Menschen und im
Sinne der Wirtschaft ist.

Dr. Sabine Oberhauser, MAS

Vorsitzende des österreichischen Frauenrings

Alles das, was im Bereich des Schulsystems in  den 70er Jahren in Österreich erreicht wurde, wird

knapp 30 Jahre später wieder völlig zunichte gemacht. Die Ideologie, dass Kinder unabhängig von

Herkunft und sozialer Stellung am Bildungssystem teilnehmen können wieder dorthin zurückreguliert,

dass „gute Bildung" nur mehr denen zugute kommt, die es sich auch leisten können. Und wenn das

Geld in einer Familie knapp wird, dann werden es die Mädchen sein, denen der Zutritt zu Ausbildung

verwehrt werden wird.

Aber was soll's, nach dem Frauenbild so mancher konservativer Kräfte in Österreich können Mädchen

ja immer noch reich heiraten.

Ich bin selbst Mutter von zwei Töchtern, und eines weiß ich: „Wir in Österreich lebende Mütter, Väter,

Großmütter und Großväter müssen für das Recht auf Bildung kämpfen, damit unsere Kinder in

Zukunft im EU Arbeitsmarkt bestehen können."

Thomas Brezina

UNICEF-Sonderbotschafter für die rechte des Kindes, Autor

"Lernen ist manchmal anstrengend kann aber auch viel Freude machen. Kinder für das Leben, die
Welt und all die Möglichkeiten zu begeistern, die sich uns bieten, halte ich für eine der wichtigsten
Aufgaben der Schule. An Kindern und der Schule zu sparen bedeutet, an der Zukunft zu sparen.
Heute brauchen Kinder mehr Beachtung als je zuvor. Lehrer sollen Zeit und Möglichkeit haben, Kinder
zu begleiten und zu stärken."

Christian Brandauer

Musiker, Komponist

Bildung ist nicht Luxus und Privileg sondern zentrales Anliegen einer mündigen, aufgeschlossenen
Gesellschaft. Nicht zu wissen, wer Shakespeare war, ist nicht „cool" sondern schade. Auch den Blues-
Gitarrist freut's, wenn er weiß, welche Flöte er in Platus Republik gespielt hätte und wie verwandt
seine Sehnsüchte mit denen eines Vergil oder Aristophanes sind.

Mehr Bildung bedeutet mehr Chancen im Berufsleben und mehr Erfüllung im Privaten. Die Flügel
unserer Schulen und die des leider allzu oft belächelten Standes der Lehrerschaft dürfen nicht
gestutzt sondern müssen aufgebaut werden. Mehr Bildung bedeutet mehr für uns selbst, unsere
Gesellschaft und unsere Globale Familie.

Mag. Michael Chalupka

Evangelischer Pfarrer

"Die Sparwut in den Schulen geht uns alle an, außer wir wollen unsportliche, dickliche und
unmusikalische Kinder in überfüllten Klassen erziehen, die religiöse Analphabeten sind, in einer Welt
in der der tolerante Umgang mit den Religionen zu einer der wichtigsten Zukunftsfragen wird."


Univ.Prof. Dr.Dr. Christiane Spiel

Bildungspsychologie und Evaluation, Universität Wien

Jede Initiative zur Förderung der Schulqualität ist grundsätzlich zu begrüßen. Wie jedoch die
Geschichte der Bildungspolitik zeigt, ist die einfache mechanistische Annahme - eine Maßnahme wird
gesetzt und die Schulqualität steigt - unberechtigt. Vielmehr bedarf es (1) einer Analyse der
gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen an das Bildungswesen sowie einer
Bestandsaufnahme des Status quo. Ausgehend von einer derartigen Analyse sind (2) die Ziele der
Qualitätsinitiative zu definieren; erst danach können (3) Maßnahmen zur Erreichung der Ziele
festgelegt werden. Diese drei notwendigen Schritte zu einer nachhaltigen und wirksamen
Qualitätssteigerung im Bildungssystem hat die Zukunftskommission gesetzt und ein Reformkonzept
„Strategien und Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung im Bildungssystem" vorgelegt (siede
www.klassezukunft.at).

Die Herausforderungen für das Bildungssystem werden vor allem in drei Faktoren gesehen:

         dem Bemühen um mehr Qualität der Bildung auf europäischer und internationaler Ebene und
dem schärfer werdenden internationalen Wettbewerb um Bildung in der Wissensgesellschaft, für
den Österreich gerüstet sein muss;

         erkennbaren Defiziten in Bezug auf Leistungsfähigkeit und Gerechtigkeit des Schulsystems, die
aus den international vergleichenden Studien (Bildung auf einen Blick, TIMSS, PISA), aber auch in
nationalen Analysen sichtbar werden;

         Steuerungsproblemen, die aus der kleinschrittigen Reformpolitik der letzten Jahrzehnte und den
Entwicklungen im Rahmen der Dezentralisierung sichtbar werden.

Ausgehend von dieser Analyse wurden Ziele für eine Reforminitiative definiert, auf die sich die
vorgeschlagenen Maßnahmen beziehen. Unterschieden wird dabei zwischen Systemzielen, die das
Schulsystem als Ganzes und seine Subsysteme betreffen (Leistungsförderung, Integration,
Chancenausgleich, Gerechtigkeit)

         Bildungszielen   für  die   Lernenden   (Entwicklung   der   Persönlichkeit,   Qualifikation   für  den
Arbeitsmarkt,   Integration   in   die   Gesellschaft,   aktive   Partizipation   und   Wahrnehmung  von
Bürgerrechten)

         Qualitätszielen für den Unterricht (Individualisierung und Ergebnisverantwortlichkeit).

Ausgehend von der Ist-Stands-Analyse und den allgemeinen Zielsetzungen schlägt die
Zukunftskommission ein breites Spektrum von Einzelmaßnahmen vor, deren Hauptmerkmal jedoch
ist, dass sie einer Gesamtstrategie folgen, die an den folgenden Prinzipien orientiert ist:

         Stärkung der „Selbstheilungskräfte" im System durch klar definierte und verbindliche Prozesse
des   Qualitätsmanagements   auf   allen   Ebenen,   die   insbesondere   den   Gesichtspunkt  der
Ergebnisverantwortlichkeit - von der einzelnen Lehrperson bis hin zur nationalen Bildungspolitik -
betonen.

         Erhöhung der „Systemtransparenz" durch Schaffung bzw. Ausbau von Datenbeständen und
Indikatoren zur Systemqualität. Auch diese Strategie soll auf allen Ebenen wirksam werden. Sie ist
Ausdruck    der    Überzeugung,     dass    systematisch    geplante     Entwicklungsarbeit    solider
Diagnosesysteme im Hinblick auf Ausgangsbedingungen und Wirkungen von Innovationen bedarf.

    Professionalisierung   des   gesamten   Personals,   durch   zielgenauere   Selektion,   Aus-   und
Fortbildung einerseits, aber auch durch Leistungsanreize, veränderte Laufbahnmuster und die
Verbesserung von (allerdings an klare Kriterien gebundene) Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten
im Lehrberuf.

Vergrößerung des Anteils und verbesserte Nutzung der Ressourcen für Unterstützungssysteme,
Forschung und Entwicklung. Wie im Bereich von Wirtschaft und Technologie ist auch im
Bildungswesen ist die Qualität von Innovationen eng mit den Quoten für Forschung und Entwicklung
gekoppelt.

In diesen Bereichen ist ein Anschluss an internationale Entwicklungen und Standards dringend
erforderlich. Die vorgeschlagenen Maßnahmen beanspruchen nicht, eine Lösung für sämtliche
Herausforderungen und Systemprobleme zu sein, sollen jedoch an zentralen Punkten ernsthafte und
deutlich erkennbare Veränderungsimpulse setzen. Diese zielen ausschließlich auf „pädagogisch"
relevante Wirkungen. Die durchgängige Perspektive ist, die Bedingungen des Lehrens und Lernens in
der Schule positiv zu beeinflussen.


Andrea Konrad

ORF-Stiftungsrat, ORF-Publikumsrat

bei der bildung einzusparen ist ein verbrechen an unseren kindern und ein großer rückschritt in der
entwicklung der menschheit...

die ständig höher werdenden anforderungen und bedürfnisse im heutigen berufsieben würden eher
eine erweiterungen des unterrichtsplanes erfordern als einer kürzung.

schneller-höher-weiter... dies ist das motto der heutigen zeit, aber niemand bedenkt, dass es - um
diesem druck standzuhalten - auch einer zeit des wachsens, lernens, reifens, verstehens bedarf...
nur bei guter ausbildung und chancengleichheit aller im staat lebender menschen, ist eine zufriedene,
kaufkräftige bevölkerung vorhanden, die ein wirtschaftswachstum und/oder stabilität erreichen.

die welt mischt sich durch...

um multikulturelle gesellschaften wachsen zu lassen, muß auch gewährleistet sein, dass zeit, geld und

verständniss für integration garantiert wird, dies ist die zukunft, davor die augen zu verschließen ist

kontra-produktiv für östereich als eu-staat. wir dürfen als sozialstaat auch nicht die schwächsten unter

uns vergessen- diejenigen, die ein bißchen länger brauchen, aber dann letztendlich mit liebe und

geduld doch zum selben ergebnis kommen...

jenen   nicht  die  gleichen  chancen  zu  geben   ist  asozial   und  unfair,   es   widerspricht jeglicher

menschlichkeit. kleinstschulen zu gefährden bedeutet, familien zu zerreissen oder die landflucht zu

forcieren, auch das kann österreich- das land der berge - nicht wollen!

in wenigen tagen wird unser sohn milomir konrad marx geboren und ich will mein möglichstest dafür
tun damit er in einer welt aufwächst, in der bildung zur selbstverständlichkeit für ein erfülltes leben
geworden ist, und nicht zum luxusgut.

liebe, licht und sternenstaub auf unseren wegen...

KR Erik Hanke

Präsident der Gesellschaft Österreichische Kinderdörfer

Das Ausmaß der Kürzungen im Schulbereich sieht man deutlich an einem konkreten Beispiel: Einem
achtjährigen Buben in einem unserer Kinderdörfer wurde sonderpädagogischer Förderbedarf
attestiert. Die betroffene Volksschule kann dies nur umsetzen, wenn sie die zusätzlichen
Fremdsprachangebote für alle anderen Kinder einschränkt.

Die gezielte Betreuung von körperlich, geistig bzw. sozial behinderten Kindern darf nicht einer völlig
überzogenen Sparpolitik geopfert werden, bei der das Geld alles zählt und der Mensch nichts wert ist.
Die erfolgreiche Integration dieser Kinder in unsere Gesellschaft eröffnet ihnen gute Lebens-Chancen
und erspart der Öffentlichen Hand teure Folgekosten.

Dr. Heidi Schrodt

Direktorin der AHS-Rahlgasse

Bildung zählt zu den zentralen Aufgaben des Staates. Zentrales Ziel eines demokratischen Staates
muss sein, dafür zu garantieren, dass alle BürgerInnen die gleichen Bildungsmöglichkeiten erhalten,
unabhängig von Alter, Wohnort, Herkunft, Geschlecht oder Muttersprache. Dafür sind vom Staat die
erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen. Das ist derzeit in Österreich nicht in ausreichendem
Maß der Fall. Durch die derzeitigen Sparmaßnahmen im Bildungsbereich sehe ich eine ernsthafte
Gefährdung des staatlichen Bildungsauftrages.

Mag. Ewald Mike Scheucher

Rechtsanwalt

Bildung ist eine der Grundlagen einer menschlichen Gesellschaft. Bildung wird heute häufig nur im
Zusammenhang mit Effizienzsteigerungen oder Wettbewerbsvorteilen diskutiert, tatsächlich ist sie ein
Wert für sich. Wer an der Qualität des Bildungswesens spart, spart am Menschsein unserer Kinder.
Weil Bildung immer das Verständnis für die Welt, in der wir leben verbessert, unterstütze ich jede
Initiative für Schulqualität.


Hubert Huber

Journalist KURIER

Als Steuerzahler würdige ich es durchaus, wenn Politiker sparsam mit öffentlichem Geld umgehen.
Über viele Jahre wurde in einem aufwändigem Schulversuch das Unterrichtsmodell der kooperativen
Mittelschule entwickelt. Und jetzt, da dieser Schulversuch endlich in das Regelschulwesen
übernommen wird, kürzt man die dazu zur Verfügung stehenden Mittel derart drastisch, dass das
Unterrichtsmodell kaum noch durchgeführt werden kann. Das hat allerdings mit Sparen überhaupt
nichts mehr zu tun. Im Gegenteil ? das ist Geldvernichtung. Noch ein Punkt: Ständig wird
"Lebenslanges Lernen" propagiert, zu Forschung und Bildung wird unentwegt hinausposaunt, dies
seien die Hoffnungs- und Wachstumsmärkte der Zukunft. Warum wird jedoch ausgerechnet das
Schulwesen kaputt gespart. Ist die Wirtschaft vom Wissen und der Leistung der in den Beruf
einsteigenen Jugend derart beeindruckt, dass wir es uns leisten können in diesem Bereich bei den
Investitionen zurückzustecken?

Günther Ogris, M.A.

Meinungsforscher SORA

Langfristige Untersuchungen der OECD zeigen eindeutig, dass eine der wesentlichen
Voraussetzungen für einen attraktiven Wirtschaftsstandort ein hohes Bildungsniveau ist. Es geht also
nicht nur um die Förderung von einzelnen Spitzenleistungen sondern um ein qualitativ hochwertiges
Angebot aller Schulen. Und diese notwendige Qualität braucht die erforderlichen Ressourcen, dass
alle Kinder gefördert und gefordert werden können. Dies dient dem einzelnen Kind und seinen
Zukunftschancen, aber es dient auch dem Wirtschaftsstandort und im Endeffekt dem Funktionieren
des Sozialstaates.

Univ.Prof .Dr. Gerald Bast

Rektor der Universität für angewandte Kunst in Wien

„Weltklasse-Universitäten brauchen Weltklasse-Schulen!

Gerade im Alter von 6 bis 14 Jahren muss die Schule das Kind in seiner Gesamtpersönlichkeit
erfassen. Neben der notwendigen Vermittlung von Fachwissen müssen auch soziale und kreative
Kompetenzen bei den Schülern entwickelt sowie Bewusstsein und Verständnis für künstlerische und
kulturelle Werte und Prozesse vermittelt werden. Der Kunstunterricht leistet in vieler Hinsicht wertvolle
Beiträge zu Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen und ist die unverzichtbare
Basis für eine lebendige Kulturnation Österreich. Die bloße Vermarktung historischer Kunstschätze
reicht für die langfristige Lebensfähigkeit dieser Kulturnation nicht aus. Ihre zukunftsorientierte Energie
kann sie nur aus dem Bewusstsein der gesellschaftlichen Bedeutung auch von zeitgenössischer
Kunstentwicklung schöpfen. In den Schulen kann und muss die Basis für dieses Bewusstsein gelegt
werden. Sparpolitik in diesem Bereich ist daher gesellschaftspolitisch schädlich und angesichts der
wirtschaftlichen Bedeutung von Kunst und Kultur in unserem Land auch wirtschaftspolitisch
kontraproduktiv."

Dr. Elisabeth Menasse
Kindermuseum ZOOM

Im ZOOM Kindermuseum sehen wir die Auswirkungen der Sparmaßnahmen sehr deutlich: Es ist für
Lehrer viel schwieriger geworden, Lehrausgänge zu organisieren und außerschulische Angebote
wahrzunehmen. Außerdem ist in vielen Fällen gerade bei den kreativen Fächern gekürzt worden. Ich
finde, dass die kreative Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der Umwelt in der wir leben, ganz
entscheidend ist für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen. Diesen Bereich
derart nachrangig zu bewerten bedeutet einen empfindlichen Qualitätsverlust für das schulische
Angebot.

Mag. Hildegard Gärtner

Leiterin des Jungbrunnen Verlags

Lesefähigkeit ist die Voraussetzung für alle anderen Formen des Lernens. Es ist eine der wichtigsten
Aufgaben von Schule, Lesefähigkeit und auch Leselust zu vermitteln. Derzeit verfügt ein erheblicher
Teil der SchulabgängerInnen nicht über die notwendige Lesekompetenz. Das sollte einer Gesellschaft
nicht gleichgültig sein.


Dr. Luitgard Derschmidt

Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich

Nicht alles darf und kann unter dem Primat der Wirtschaft gesehen werden, wenn wir alles
verwirtschaften, verwirtschaften wir auch Wesentliches. Die Förderung derer, die nicht den heutigen
Leistungsprinzipien entsprechen können, rechnet sich kurzfristig nie. Dies gilt besonders für Kinder.
Da die Bildung einer der Grundpfeiler unseres Wohlstandes ist, müssen wir sorgsam und maßvoll
damit umgehen. Internationale Benchmarks bescheinigen dem österreichischen Bildungssystem einen
hohen Standard - wollen wir diesen aufs Spiel setzen?
Die Schließung von Volkschulen im ländlichen Bereich trägt weiter zur kulturellen Ausdünnung bei.