374 der Beilagen zu den Stenographischen
Protokollen des Nationalrates XXII. GP
Bericht
des Umweltausschusses
über den Entschließungsantrag 43/A(E) der
Abgeordneten Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nichtzustimmung Österreichs zur
Aufstockung des EURATOM-Kreditrahmens
Die Abgeordneten Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen
Entschließungsantrag am 26. Februar 2003 im Nationalrat eingebracht und
wie folgt begründet:
„Am 6. November 2002 hat die EU-Kommission
beschlossen, den EURATOM-Kreditrahmen von bisher 4 auf 6 Mrd Euro zu erhöhen. Als nächstes sind nun die
Finanzminister der Europäischen Union am Zug, die im Ecofin über die geplante
Aufstockung abstimmen. Für die Aufstockung der finanziellen Mittel ist ein
einstimmiger Beschluss notwendig. Österreich darf diesem Kommissions-Beschluss
keinesfalls zustimmen, da EURATOM-Kredite vor allem für die Sanierung und den
Fertigbau maroder Ost-AKWs verwendet werden. Ein Blick auf die Geldervergabe
der letzten Jahre zeigt dies sehr deutlich:
Im Jahr 2000 wurden Euratom-Kredite in der
Höhe von 893 Mio Euro für Nachrüstungen von atomaren Anlagen in Osteuropa
bewilligt. Es handelt sich um zwei konkrete Projekte:
a) Der bisher größte EURATOM-Kredit - 680,5
Mio Euro - wurde für die Fertigstellung der beiden ukrainischen
Tschernobyl-Ersatzreaktoren K2/R4 (Khmelnitzky 2 und Rovno 4) gewährt.
b) Weiters hat die EU-Kommission im Jahr
2000 einen Kredit in der Höhe von 213,5 Mio Euro für die Nachrüstung der Blöcke
im bulgarischen Kozloduj 5 und 6 bewilligt.
In der „Warteschleife“ für EURATOM-Kredite
befindet sich das russische AKW Kalinin-3, für dessen Fertigstellung 335 Mio
der 670 Mio Euro aus EURATOM-Töpfen fließen sollen. Daneben soll in Rumänien
der kanadische Schwerwasserreaktor Cernavoda-2 ebenfalls mit EURATOM-Geldern in
der Höhe von 250 Mio Euro fertiggestellt werden.
Aus einem bislang nicht veröffentlichten
Papier der EU-Kommission geht hervor, dass die EU mittels EURATOM-Krediten in
Zukunft 6 weitere AKWs an 4 Standorten – Kalinin 3 und 4, Balokovo 5 und 6,
Kursk 5 und Rostov 2 - in Russland finanzieren will. Aufgrund von
Finanzierungsengpässen konnte dort bisher nicht weitergebaut werden, nun sollen
EU-Gelder - konkret Steuergelder - als Finanzspritze zum Fertigbau fliessen.
Offenbar soll mit Hilfe der EURATOM-Gelder eine große Ausbau-Offensive in
Osteuropa gestartet werden. Obwohl die EU-Kommission auch von
Schließungsprojekten spricht, gibt es kein einziges Beispiel aus den
vergangenen Jahren, bei dem mit Hilfe von EURATOM-Geldern AKWs geschlossen
wurden.
Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat
(gemeinsam mit Umweltminister Wilhelm Molterer) am 19. November 2002
festgestellt: „Eine Zustimmung zur Aufstockung des EURATOM-Kreditrahmens kommt
für Österreich nicht in Frage, wenn nicht zweifelsfrei sichergestellt ist, dass
die Mittel nur für die Schließung von AKW oder die Behebung von
Sicherheitsmängeln bei fixen Schließungsdaten verwendet werden. Mit der Stimme
Österreichs wird es jedenfalls kein Geld für neue AKW geben“. (OTS 198)“
Der Umweltausschuss hat den vorliegenden
Entschließungsantrag in seinen Sitzungen am 24. April und am
14. Oktober 2003 sowie am 20. Jänner 2004 in Verhandlung
genommen. An der Debatte beteiligten sich außer der Berichterstatterin
Abgeordnete Mag. Ulrike Sima die Abgeordneten
Heidemarie Rest-Hinterseer, Georg Oberhaidinger, Karlheinz Kopf,
Matthias Ellmauer, Dipl.-Ing. Uwe Scheuch, Klaus Wittauer,
Dkfm.Dr. Hannes Bauer, Erwin Hornek sowie der Bundesminister für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Josef Pröll und die Ausschussobfrau Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig.
Bei der Abstimmung fand der gegenständliche
Entschließungsantrag nicht die Zustimmung der Ausschussmehrheit.
Ein von der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig eingebrachter Entschließungsantrag fand
ebenfalls nicht die Zustimmung der Ausschussmehrheit.
Als Ergebnis seiner Beratungen stellt
der Umweltausschuss somit den Antrag, der
Nationalrat wolle diesen Bericht zur Kenntnis nehmen.
Wien, 2004 01 20
Matthias
Ellmauer Dr. Eva Glawischnig
Berichterstatter Obfrau