540 der Beilagen zu den Stenographischen
Protokollen des Nationalrates XXII. GP
Bericht
des Ausschusses für Wissenschaft und Forschung
über den Antrag 300/A(E) der Abgeordneten Dr. Kurt
Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Entwicklung und Umsetzung einer österreichischen Forschungsstrategie
Die Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald,
Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Antrag am 3. Dezember 2003
im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:
„Kürzlich schlug Finanzminister Grasser die
Einführung von Steuererleichterungen für ausländische ForscherInnen zur
Steigerung der Attraktivität des Forschungsstandorts Österreich vor. Einerseits
ist es positiv, dass nun offenbar auch der Finanzminister den Ernst der Lage
der österreichischen Forschungslandschaft erkennt. Andererseits kann sich die
Attraktivierung der Rahmenbedingungen für ausländische SpitzenforscherInnen
aber nicht auf die steuerliche Absetzbarkeit der Kosten des Umzugs oder der Kinderausbildung
beschränken. Die geplanten Steuerzuckerln ersetzen jedenfalls kein
Forschungskonzept und ignorieren zudem die vielfach triste Situation
inländischer ForscherInnen.
Wesentlich für die Verbesserung der
Situation der österreichischen Forschungslandschaft sind keine wie von
Finanzminister Grasser vorgeschlagenen ‘Peanuts’, sondern die Gewährleistung
einer international üblichen mittelfristigen Planungssicherheit bei der
Budgetierung der Forschungsförderung. Die von der Regierung kürzlich
präsentierten neuen Forschungsgelder setzen sich zum überwiegenden Teil aus
bereits jetzt schon vorhandenen Budgetmitteln und nur zu einem geringen Teil
aus tatsächlich additiven Förderungsgeldern zusammen. Selbst der
Technologiebericht der Bundesregierung zeigt eine Budgetlücke von 3,2 Mrd. €,
um das Regierungsziel zu erreichen, die Forschungsquote auf 2,5% am BIP zu
heben. Durch die vom Finanzminister angekündigten Maßnahmen wird diese Lücke
jedenfalls nicht geschlossen und die Attraktivität des Forschungsstandorts
Österreich nicht vergrößert werden.
Wer wie Bundeskanzler Schüssel im Rahmen
des Reformdialogs am 5.11.2003 das Ziel formuliert, Österreich in Sachen
Forschung auf Platz drei in der EU zu führen, der muss also ganz andere
Maßnahmen setzen, als die vom Finanzminister vorgeschlagenen. Dazu fehlt
allerdings eine umfassende Forschungsstrategie. Der ‘Nationale Forschungs- und
Innovationsplan’ des Rates für Forschung und Technologieentwicklung könnte dazu
als Ausgangspunkt dienen. Bis heute wurde dieser Plan allerdings weder von der
Bundesregierung akzeptiert noch im Parlament diskutiert. Es ist aber nicht
zuletzt auch angesichts der angespannten Konjunkturlage erforderlich, sich
endlich mit einer umfassenden Forschungsstrategie zu beschäftigen.
Dies ist auch deshalb prioritär, weil nun
bereits angefangen wird, das im Reformdialog angekündigte Haus der Forschung zu
errichten. Ohne erkennbare Strategie und ohne die Ergebnisse der Evaluierung
von FFF und FWF, die den Steuerzahlerlnnen immerhin 400.000 € kostet,
abzuwarten, soll bereits Mitte Jänner der Gesetzesentwurf in Begutachtung
gehen. Wenn sich die Regierung Schüssel in ihrer Politik sonst immer an der
Wirtschaft orientiert, so sollte dies auch dann passieren, wenn es wirklich
sinnvoll ist. Die Struktur sollte also der Strategie folgen und nicht
umgekehrt.“
Der Ausschuss für Wissenschaft und
Forschung hat den erwähnten Antrag in seiner Sitzung am 9. Juni 2004 in
Verhandlung genommen.
An der sich an die Berichterstattung durch
den Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald anschließenden Debatte beteiligten
die Abgeordneten Josef Broukal, Dr. Gertrude Brinek, Dr. Kurt Grünewald,
Mag. Dr. Magda Bleckmann, Mag. Johann Moser, Carina Felzmann, Mag. Werner Kogler, DDr. Erwin Niederwieser,
Dr. Andrea Wolfmayr, Heidrun Walther, Martin Preineder,
Peter Bayr, Johann Kurzbauer, Mag. Andrea Kuntzl, Mag.
Karin Hakl, Kai Jan Krainer, Mag. Dr. Alfred Brader, Dipl.-Ing.
Elke Achleitner sowie der Bundesminister für
Verkehr, Innovation und Technologie Vizekanzler Hubert Gorbach und die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer.
Bei der Abstimmung fand der gegenständliche
Entschließungsantrag nicht die Zustimmung der Ausschussmehrheit.
Als Ergebnis seiner Beratungen stellt
der Ausschuss für Wissenschaft und Forschung somit den Antrag, der
Nationalrat wolle diesen Bericht zur Kenntnis nehmen.
Wien, 2004 06 09
Dipl.-Ing.
Elke Achleitner Mag. Dr. Magda
Bleckmann
Berichterstatterin Obfrau