1219 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXII. GP
Bericht
des Budgetausschusses
über den Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2004 (III-172 der Beilagen)
Der Bundesrechnungsabschluss enthält gemäß
§ 98 des Bundeshaushaltsgesetzes (BHG), BGBl. Nr. 213/1986 in der
geltenden Fassung, die Voranschlagsvergleichsrechnung in der Gliederung des Bundesvoranschlages,
die Jahresbestandsrechnung und die Jahreserfolgsrechnung des Bundes. Der
Textteil des Bundesrechnungsabschlusses (= Band 1: Bericht zum
Bundesrechnungsabschluss) wurde vom Rechnungshof angefertigt. Der Zahlenteil (=
Band 2: Abschlussrechnungen und Übersichten) wurde vom Bundesministerium
für Finanzen (BMF) im Wege der Bundesrechenzentrum GmbH unter Berücksichtigung
der vom Rechnungshof veranlassten Richtigstellungen erstellt und durch die vom
Rechnungshof geprüften Abschlussrechnungen der vom Bund verwalteten
Rechtsträger vervollständigt.
Der vom Rechnungshof verfasste
Bundesrechnungsabschluss wurde gemäß § 9 Abs. 1 RHG dem Bundesminister
für Finanzen zur Stellungnahme übermittelt. Hiezu gab der Bundesminister für
Finanzen eine Äußerung ab.
Die Bilanzen sowie die Gewinn- und
Verlustrechnungen der betriebsähnlichen Einrichtungen, die Abschlussrechnungen
der vom Bund verwalteten Rechtsträger sowie ein Nachweis der Bundeshaftungen
sind gesondert dargestellt.
Der Bundesvoranschlag wurde gemäß
Art. III Abs. 1 BFG 2004 auf der Grundlage einer nominellen
Wachstumsrate der österreichischen Wirtschaft von 3,5 % erstellt.
Nach den bisherigen und vorläufigen
Ergebnissen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (Stand: Juli 2005) belief
sich das Brutto-Inlandsprodukt 2004 zu laufenden Preisen auf
237,04 Milliarden Euro und erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr (226,97
Milliarden Euro) um nominell 4,4 %. Es lag damit 0,9 Prozentpunkte über
der bei der Erstellung des Bundesvoranschlags angenommenen Wachstumsrate.
Mit einer jahresdurchschnittlichen realen
Zunahme des Brutto-Inlandsproduktes von 2,4 % (2003: +1,4 %) lag
Österreich damit über dem Durchschnitt der EU-Euro-Länder (+ 2,0 %). Im
Vergleich: USA +4,4 %, Deutschland +1,6 %, Japan +2,7 % und OECD
insgesamt +3,4 %.
Bei der vom AMS ermittelten
Arbeitslosenrate trat eine weitere Verschlechterung ein (Jahresdurchschnitt
2004: 7,1 %, Jahresdurchschnitt 2003: 7,0 %); die Ermittlungsmethode
nach EUROSTAT ergab einen Anstieg von 4,3 % auf 4,8 %.
Der Preisauftrieb (= Veränderung der Verbraucherpreise im Jahresabstand) stieg im vergangenen Jahr und belief sich im Jahresdurchschnitt 2004 auf +2,1 % (2003: +1,3 %).
Der Leistungsbilanzsaldo lag nach einem negativen Wert im Jahr 2003 (–1,17 Milliarden Euro rückgerechnet) mit +0,75 Milliarden Euro oder +0,3 % des BIP (2003: –0,5 %) nunmehr wieder im positiven Bereich.
Die im § 2 BHG als Ziele der
Haushaltsführung und zugleich als Erfordernisse eines gesamtwirtschaftlichen
Gleichgewichtes angeführten Indikatoren (hoher Beschäftigungsstand, hinreichend
stabiler Geldwert, Sicherung des Wachstumspotenzials sowie Wahrung des
außenwirtschaftlichen Gleichgewichts) zeigen für 2004 gegenüber dem Vorjahr
folgende Entwicklungen:
Gegenüberstellung |
||
|
2003 |
2004 |
BIP-Wachstum real |
|
|
(„Sicherung des Wachstumspotenzials“) |
+1,4 % |
+2,4 % |
Inflationsrate |
|
|
(„hinreichend stabiler Geldwert“) |
+1,3 % |
+2,1 % |
Arbeitslosenquote *) |
7,0 % |
7,1 % |
Arbeitslosenquote nach EUROSTAT **) ***) |
4,3 % |
4,8 % |
Unselbständig Beschäftigte |
|
|
(„hoher Beschäftigtenstand“) |
+0,2 % |
+0,7 % |
Leistungsbilanzsaldo (absolut) |
–1,17 Mrd. EUR |
+0,75 Mrd. EUR |
Leistungsbilanzsaldo (im Verhältnis zum BIP) |
|
|
(„Wahrung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts“) |
–0,5 % |
+0,3 % |
*) Die österreichische Arbeitslosenquote stellt das Verhältnis vom im Jahresdurchschnitt bei den Geschäftsstellen des AMS vorgemerkten Arbeitslosen zum Arbeitskräftepotential (= unselbständig Beschäftigte laut Hauptverband der Sozialversicherungsträger und vorgemerkte Arbeitslose) dar.
**) Die Arbeitslosenquote des EUROSTAT ist der Anteil an den nach den Kriterien des EUROSTAT definierten Arbeitslosen an den Erwerbspersonen (Summe von Erwerbstätigen und Arbeitslosen). Diese Quote wird auf Grund des Mikrozensus und einer Befragung nach einem standardisierten Fragenprogramm ermittelt (hinsichtlich der Fragestellungen und der Berechnungshinweise darf auf die Statistischen Nachrichten Nr. 5/1996, Seiten 357 ff hingewiesen werden).
***) Die EUROSTAT-Ermittlungsmethode wurde im Jahr 2005 rückwirkend ab 2004 geändert. Mit den diesbezüglichen Zahlen bis zum Jahr 2003 ist damit keine direkte Vergleichbarkeit gegeben.
Quellen der Arbeitslosenquote: AMS; WIFO; Statistik Austria.
Der Budgetausschuss hat den Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2004 in seiner Sitzung am 23. November 2005 in Verhandlung genommen.
An der Debatte beteiligten sich im
Anschluss an die Ausführungen des Berichterstatters Johann Kurzbauer
die Abgeordneten Mag. Johann Moser und Mag.
Melitta Trunk sowie der
Bundesminister für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser
und der Präsident des Rechnungshofes Dr. Josef Moser.
Bei der Abstimmung wurde mit Stimmenmehrheit beschlossen, dem Nationalrat die Genehmigung des vom Rechnungshof vorgelegten Bundesrechnungsabschlusses für das Jahr 2004 im Sinne des Art. 42 Abs. 5 B-VG in Form eines entsprechenden Gesetzesbeschlusses zu empfehlen.
Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Budgetausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle dem angeschlossenen Gesetzentwurf die verfassungsmäßige Zustimmung erteilen.
Wien, 2005 11 23
Johann Kurzbauer Jakob Auer
Berichterstatter Obmann