300/J XXII. GP

Eingelangt am 10.04.2003
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Anfrage

des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft & Kultur
betreffend Lehrgänge universitären Charakters

Die europäischen Trends in der Weiterbildung zeigen, dass innovative Formen der
Weiterbildung auf akademischen Niveau und mit eigenem akademischen Grad
notwendig sind. Lehrgänge universitären Charakters sind insbesondere dort ein
unverzichtbares Bildungsangebot, wo eine sinnvolle Ergänzung auf die steigenden
Qualifikationsanforderungen sowie den Nachqualifizierungsbedarf auf
akademischem Niveau gefordert und nachgefragt wird. Sie stellen eine
nachfrageorientierte und arbeitsmarktrelevante Ergänzung des akademischen
Bildungsangebotes dar, das von Universitäten und Fachhochschulen allein nicht
geleistet werden kann. Zudem bieten sie Bildungschancen für Interessierte ohne
Matura, die hochqualifiziert in ihrem Berufsfeld arbeiten und eine entsprechende
Qualifikation auf wissenschaftlichem Niveau benötigen oder anstreben.

Lehrgänge universitären Charakters haben sich als unkomplizierte, unbürokratische
Rechts- und Organisationsform für außeruniversitäre Bildungsanbieter bewährt. Sie
sind für Standorte ohne universitäre Einrichtungen von großer Bedeutung.
Lehrgänge universitären Charakters dienen der Ausbildung von Personen, die in der
Wirtschaft in Akademikern vergleichbaren Positionen eingesetzt werden können und
deren Qualifikationen wegen des Praxisbezugs der Ausbildung in Verbindung mit
einer konkreten berufsfachlichen Erfahrung teilweise sogar höher eingestuft werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1.  Aus welchen Gründen wurden die Lehrgänge universitären Charakters
     ersatzlos gestrichen?

 

2.   Ist die Streichung von Weiterbildungsangeboten aus Ihrer Sicht eine
      bildungspolitisch sinnvolle Maßnahme?

3.   Gibt es alternative Angebote, die praxisorientierte Weiterbildung auf
      wissenschaftlichem Niveau ermöglichen?

4.   Wie werden Sie in Zukunft wissenschaftlich fundierte Weiterbildung ohne
      Umweg über Berufsreifeprüfung und „Maturantenstudium" gewährleisten?

5.   Wie wollen Sie den Strukturwandel akademischer Bildungsangebote
      außerhalb des universitären Bereiches in Richtung einer verstärkten
      berufsfachlichen Orientierung von Studien bewältigen?

6.   Wie wird der stetig wachsenden Nachfrage in Wirtschaft und Gesellschaft
      nach wissenschaftlich fundierten und praxisorientierten Weiterbildungen
      Rechnung getragen?

7.   Welchen Ersatz für einen bildungspolitischen Wettbewerb mit den

      Universitäten und Fachhochschulen auf dem Gebiet der wissenschaftlich
      fundierten, berufsorientierten Weiterbildung wird es in Zukunft noch geben?

 

8.   Wie kann ein differenziertes Weiterbildungsangebot an Standorten ohne
      universitäre Einrichtungen aufrechterhalten werden?

 

9.   Welchen Stellenwert hat eine wissenschaftlich fundierte Weiterbildung, die für
      Berufstätige ohne Matura und Hochschulabschluss offen ist, im Rahmen Ihrer
      Bildungspolitik?