315/J XXII. GP
Eingelangt am 14.04.2003
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möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Maga Muttonen und GenossInnen
an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur
betreffend Kürzungen des kreativen Bildungsangebotes
Die
in Begutachtung befindliche "Wochenstundenentlastungs- und
Rechtsbereinigungsverordnung 2003" sieht auch eine Kürzung des kreativen
Bildungsangebotes vor.
Ganz
abgesehen davon, dass die geplanten linearen Stundenkürzungen insgesamt
sehr negativ zu beurteilen sind, stellen vor allem die Kürzungen des
künstlerisch-
kreativen Unterrichtsangebotes ein komplett falsches Signal dar. Dazu hat
bereits
2001 das ÖKS in der Studie .Kunst und Bildung' angemerkt: „Im Rahmen des
Allgemeinbildenden Schulwesens in
Österreich wird die Auseinandersetzung mit den
Künsten traditionell von den Fächern
Bildnerische Erziehung und Musikerziehung
wahrgenommen. Dazu kommt die
Beschäftigung mit Literatur in Deutsch bzw. in den
anderen sprachvermittelnden
Gegenständen. Diese Gegenstände haben - nach
verschiedentlichen Einschätzungen
trotz dem hinhaltenden ,Abwehrkampf" durch die
Standesvertretungen der Lehrerinnen -
in den letzten Jahren tendenziell an
Bedeutung verloren..... Durch defensive Strategien begünstigt hat sich
mittlerweile
der größere Teil des
kunstvermittelnden Angebotes in den Bereich der Frei- bzw.
Wahlfächer verlagert und vermag damit
auf die spezifischen Interessen der
Schülerinnen durch maßgeschneiderte
Bildungsangebote besser einzugehen. Diese
prinzipiell sehr zu begrüßende
Entwicklung wird konterkariert durch Einschränkungen
gerade im Bereich der Freifächer
mittels zum Teil beträchtlicher Stundenkürzungen".
Kulturelle
Bildungsangebote wie Musik, Bildnerische Erziehung und Kunst fördern
den Erwerb von sozialen Kompetenzen und haben positive Auswirkungen auf
Lernprozesse in der Schule. Aktuelle Studien in Deutschland und der Schweiz
belegen, dass sich wichtige Schlüsselkompetenzen mit Hilfe kultureller
Bildungsangebote besonders gut erwerben lassen.
Daher
sollte in den Bildungsinstitutionen das künstlerisch-kreative Angebot deutlich
ausgebaut statt abgebaut werden.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten an die Bundesministerin für Bildung,
Wissenschaft und Kultur nachstehende
Anfrage:
1.
Welche positiven Effekte sehen Sie in der geplanten Kürzung des musisch-
kreativen Unterrichtsangebotes?
2.
Wie soll sichergestellt werden, dass durch die geplanten
Stundenreduktionen
in den musisch-kreativen Fächern die Bildungsziele der entsprechenden
Lehrpläne trotzdem erreicht werden?
3. In welchen Bereichen wird es zu Abstrichen kommen?
4. Weniger Stunden beim musisch-kreativen Bildungsangebot
beinhalten die
Gefahr, dass
zuwenig Ressourcen für den Aufbau von fächerübergreifenden
Querverbindungen in andere Gegenstände vorhanden sein werden. Durch
welche
Maßnahmen sollen entsprechende Freiräume geschaffen werden?
5. Welche Rolle kommt Ihrer Meinung
nach dem musisch-kreativen Bereich im
Rahmen der
fächerübergreifenden Ausbildung zu?
6. Gibt es seitens Ihres Ressorts regelmäßige Evaluierungen, ob
und wie die
Bildungsziele
der Lehrpläne im musisch-kreativen Bereich in der Praxis
erreicht
werden?
7. Das ÖKS hat in der in der Einführung zitierten Studie Kunst
und Bildung u.a.
bemängelt,
dass „konkrete Zahlen über die quantitativen Veränderungen in
den
Fächerverteilungen seit der Implementierung der autonomen
Lehrplangestaltung"
fehlen. Entspricht dies den Tatsachen?
8. Falls nein, welche quantitativen Veränderungen in den
Fächerverteilungen
sind bezogen
auf die musisch-kreativen Fächer seit der Implementierung der
autonomen
Lehrplangestaltung erfolgt?
9. Beabsichtigen Sie eine Schwerpunktsetzung Ihrer Aktivitäten
zur Verstärkung
der schulischen
kulturellen, musischen und kreativen Bildung?
10. Wenn ja, welche?
11. Sie haben eine Steigerung der Unterrichtsqualität durch neue,
zukunftsorientierte Vermittlungsmethoden und die Konzentration auf
Kerninhalte angekündigt. Welche Änderungen werden sich dadurch für das
musisch-kreative Unterrichtsangebot ergeben?
12. Sie haben eine Vernetzung von Wissensgebieten angekündigt. In
welcher
Form soll diese
Vernetzung zwischen dem musisch-kreativen
Unterrichtsangebot und den übrigen Fächern erfolgen?