316/J XXII. GP
Eingelangt am 15.04.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Gaal, Bettina Stadlbauer, Marianne Hagenhofer; Katharina Pfeffer;
Beate Schasching
und GenossInnen
an den Bundesminister für Landesverteidigung
betreffend Frauen beim Bundesheer
Medienberichten zufolge dienen zur Zeit 210 Soldatinnen
beim österreichischen Bundesheer
(ÖBH), das sind etwa 3 %. Viele der Bewerberinnen, die den Beruf des
Unteroffiziers und des
Offiziers anstreben, scheitern an den harten Aufnahmebedingungen. Bei dem 3
Tage
andauernden Test wird den Frauen nichts geschenkt, bis zu 2 Drittel der Frauen
schaffen
diesen Test nicht.
Die Aufnahmekriterien sind sehr hart. Wenn die Laufzeit
um 4 Sekunden verfehlt oder ein
Liegestütz weniger als vorgesehen erbracht wird, dann heißt es: Limit
ist Limit! und die
Frauen sind entweder ausgeschieden oder müssen den Test wiederholen.
In der Sendung „Am Schauplatz" zum Thema „Frauen
beim Bundesheer", die am 18.3.2003
im ORF ausgestrahlt wurde, war von Soldaten zu erfahren, dass Frauen in
manchen
Dienststellen das Leben ziemlich schwer gemacht wird.
Die Soldatinnen haben mit großen Vorurteilen zu kämpfen.
Diese Vorurteile werden aber
durch die überragende Leistung der Soldatinnen völlig ad absurdum geführt.
Wie dem „Schauplatz"-Bericht zu entnehmen war, sind die Vorgesetzten von
der
Arbeitsmoral der Frauen angenehm überrascht: „ Vom Beginn an waren sie sehr
bemüht und
haben sehr genau gearbeitet. An das haben wir uns erst gewöhnen müssen. Das war
vielleicht
frauenspezifischer Weise. Sie führen die Aufträge ganz genau aus, ein
Mann sagt gleich: es ist
nicht gegangen. Frauen sind sehr ehrgeizig und arbeiten sehr genau, das merkt
man. Sie sind
auch sehr gute Ausbilder. Sie sind jedem männlichen Ausbilder zumindest
ebenbürtig. "
Trotzdem haben es die Mädchen bei der Grundausbildung
sehr schwer, der Umgangston ist
zwar kameradschaftlich, aber rauh. Abschreckendes Beispiel ist das Frauen sogar
Männernamen bekommen.
Es ist ein wichtiger Faktor, dass durch Frauen beim
Bundesheer der an sich rauhe
Umgangston, verbessert wird. Dazu hat im „Schauplatz"-Bericht ein
Vorgesetzter folgendes
ausgeführt: „Es ist schwierig, mit einer Frau zu schreien. Bei einem Mann
ist es einfach
drinnen, das steckt drinnen. Auch das ist ein Vorteil, den die Frauen bei uns
gebracht haben,
es wird weniger geschrieen in den Kasernen. Man möchte sich die Blöße nicht
geben. Für das
Klima ist es gut, das sagen fast Alle. Auch die, die gegen das Projekt „Frauen
beim
Bundesheer" gewesen sind, sagen, dass wir da schon profitiert haben.
"
In der Studie „Implikationen eines Freiwilligenheeres für
den österreichischen Arbeitsmarkt",
der angesehenen Arbeitsmarktexpertin Dr. Gudrun Biffl, die im
WIFO-Monatsbericht 1/2003
veröffentlicht wurde, ist festgehalten: „Dank des technologischen
Fortschritts ist in relativ
wenigen Bereichen oder Tätigkeiten auch körperliche Kraft eine
Vorbedingung fiir die
Aufgabenerfüllung."
Am ehesten wird das in der Infanterie der
Fall sein, nicht jedoch bei den See- und
Luftstreitkräften bzw. den „Support"-Diensten.
In den Ländern mit Freiwilligenheer haben
Frauen durchwegs Zugang zum Militär erhalten.
In den USA sind derzeit etwa 9 % des Militärpersonals Frauen, in Großbritannien
6 % und in
den Niederlanden 5 %.
Die Befürchtung, dass Frauen infolge von
biologischen und anderen Faktoren häufiger als
Männer nicht ihren Dienst versehen können, hat sich gemäß Untersuchungen in den
USA
nicht bestätigt.
Die Absenz der Frauen ist sogar nur halb so
hoch wie die der Männer (Binkin - Bach, 1977).
Durch die Rekrutierung von Frauen sparten die Streitkräfte der USA daher
Rekrutierungs-
und Trainingskosten ein.
In Österreich gibt es noch kaum Soldatinnen,
unter den unterstützenden Tätigkeiten, etwa als
Ärztinnen, finden sich aber Frauen im österreichischen Bundesheer. In der
zivilen
Beschäftigung eröffnet der Einsatz neuer Technologien Frauen die Chance,
Berufe zu
ergreifen, die in der Vergangenheit wegen der körperlichen Belastungen Männern
vorbehalten waren.
Ein Beispiel dafür ist der
Sicherheitsdienst: „Die Knappheit an Sicherheitskräften in
Österreich war ein wesentlicher Faktor für die Aufnahme von Frauen, ein
zusätzlicher Impuls
ging von der Gleichbehandlungspolitik aus."
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den
Bundesminister für
Landesverteidigung nachstehende
Anfrage:
1. Wie viele Anwärterinnen
melden sich pro Jahr für den Dienst als Berufssoldatin beim
österreichischen Bundesheer?
2. Wie viele Soldatinnen durchlaufen das Aufnahmeverfahren?
3. Wie hoch ist die Drop out-Rate?
4. Aus welchen Gründen fallen
die Soldatinnen bei den Aufnahmeprüfungen durch
(detaillierte Darstellung)?
5. Wie viele Soldatinnen
scheiden während der Ausbildung aus?
a) Aus welchen Gründen?
(detaillierte Aufstellung)
6. Wie viele Soldatinnen
scheiden nach abgeschlossener Ausbildung aus?
a) Aus welchen Gründen?
(detaillierte Aufstellung)
7. Wie hoch ist der Frauenanteil an den Berufssoldatinnen mit Stand Ende März 2003?
8. Wie viel ist das, in Prozent der gesamten Berufssoldatinnen?
9. Hat man sich ein messbares
Ziel für die Beschäftigung von Frauen als
Berufssoldatinnen gesteckt?
a) Wie weit sind die aktuellen Zahlen (März 2003) von diesem Ziel entfernt?
b) Warum wurde dieses Ziel nicht erreicht?
c) Was werden Sie tun, damit dieses Ziel so rasch als möglich erreicht wird?
10. Wie viel verdient ein Mann als Berufssoldat im ersten halben Jahr seiner Beschäftigung?
11. Wie viel verdient eine Frau als Berufssoldatin im ersten halben Jahr ihrer Beschäftigung?
12. Wenn es einen Unterschied in der Entlohnung gibt, wie rechtfertigen Sie diesen?
13. Wo sind die Frauen im Bundesheer beschäftigt (wo/wie viel) ?
14. In welchen Bereich ist die Ausfallsquote wie hoch?
15. Wann/Wo steigen Frauen wieder aus?
16. Gibt es
Untersuchungen, warum Frauen aus dem Österreichischen Bundesheer
ausscheiden?
a) Wenn ja, welche?
b) Wenn nein, werden Sie eine solche Untersuchung veranlassen?
17. Vorwiegend scheitern sehr viele Frauen bei den sportlichen und gesundheitlichen
Kriterien. Da gibt es eine Ausfallsquote von 50 %. Woran
scheitert die andere Hälfte der
Frauen?
18. Gibt es entsprechende Frauenförderpläne für Berufssoldatinnen?
a) Wenn ja, wie sehen diese aus?
b) Wenn nein, warum nicht?
19. Ist daran
gedacht Frauenförderpläne auszuarbeiten?
a)
Wenn ja, wer wird damit beauftragt?
20. „Die ersten
weiblichen Offiziere werden im Herbst die Militärakademie als Frau Leutnant
abschließen." Wo und wie werden diese Frauen im Bundesheer
eingesetzt?