346/J XXII. GP

Eingelangt am 29.04.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

des Abgeordneten Pirklhuber, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend Anstellung und Beschäftigung von Forstorganen (Forstadjunkten,
Förstern) im Bereich der Österreichischen Bundesforste AG

Bei der Österreichischen Bundesforste AG wurde im Jahr 1998 ein Sozialplan
vereinbart und im Zuge dessen Umsetzung wurde die Anzahl der Forstreviere um 93
Einheiten oder 38% verringert, wobei schon in früheren Jahren laufend Reduktionen
stattgefunden haben. Seither verfügt die ÖBf-AG über die größten Forstreviere
(Verantwortung durch einen Förster) in Österreich, beansprucht aber gleichzeitig
medial Nachhaltigkeit und Substanzerhaltung als oberste Leitlinien des Betriebes.

Im Zuge dieses Sozialplanes wurde weiters vereinbart, dass durch daraus
resultierende Einsparungen noch im Jahr 1998 7 Förster neu aufgenommen
werden, in den Jahren 1999 - 2002 sollten jährlich jeweils weitere 7 Förster folgen.
(Bericht „Holz-Kurier" Nr. 47/1997). Dieser Sozialplan wurde vom Aufsichtsrat
genehmigt. Tatsächlich wurden fast keine Forstadjunkten und Förster während
dieses Zeitraumes bei der ÖBf AG aufgenommen und die Vereinbarungen des
Sozialplanes nicht erfüllt. In der Praxis haben Forstorgane zunehmend
Spezialaufgaben innerhalb des Unternehmens wie im Immobilienbereich oder
übrigen Geschäftsbereichen übernommen. Im Kernbereich Forst werden bei der
Waldbewirtschaftung Forstorgane laufend durch Forstarbeiter ersetzt und die
Qualifikation der im Forstbereich vor Ort arbeitenden Mitarbeiter sinkt dadurch
ständig. Diese Vorgangsweise steht im Widerspruch zum Sozialplan 1998 sowie zu
der Erfüllung eines umfassenden Nachhaltigkeitsbegriffes. Forstadjunkten benötigen
überdies nach § 106 Forstgesetz eine zweijährige berufliche Praxis für die Zulassung
zur Staatsprüfung für den Försterdienst und Anerkennung als leitendes Forstorgan.
Auch die Ablegung zumindest dieser Nachpraxis wird Interessenten derzeit bei der
ÖBF-AG praktisch nicht gewährt.

Im Zuge der Planung des neuen Unternehmenskonzeptes „Horizont 2010" kann
eine weitere Reduzierung der Forstreviere vor Ort und damit eine Einsparung bei
der unmittelbaren Waldbetreuung nicht ausgeschlossen werden. Die ökologisch
notwendige Gesamtverantwortung des Forstorganes vor Ort (Revierleiter) droht zur
Profitoptimierung im Holzernteprozess durch weitere Spezialisierung /
Technologisierung ausgeschaltet zu werden. Die auch im Bereich der
Waldbewirtschaftung eintretende Globalisierung und ihrer Folgen
(Großkundengeschäft unter Weltmarktbedingungen) darf nicht zur Aufgabe der viel-
fältigen Verpflichtungen als Grundeigentümer (z.B. Servitute) und Vernachlässigung
ökologischer Standards bei der ÖBf-AG führen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende


ANFRAGE:

1.  Wie viele Forstadjunkten und Förster wurden in den Jahren 1998 - 2002 bei der
ÖBf-AG angestellt und wie viele Förster sind einschliesslich Sozialplan in diesem
Unternehmen jährlich ausgeschieden (Angaben in Summe bitte getrennt für die
einzelnen Jahre)?

2.   Aus welchem Grund wurden die Vereinbarungen über die Neuaufnahmen im
Sozialplan hinsichtlich der Forstadjunkten /Förster nicht erfüllt?

3. Wie viele Forstarbeiter aller Funktionsgruppen erfüllen aktuell forstliche
Tätigkeiten (z.B. Nutzungsauszeigen), die vor 1998 durch Forstorgane
vorgenommen wurden und in welchen Betrieben sind diese eingesetzt?

4.   Haben diese Mitarbeiter innerbetrieblich oder extern eine Schulung im Hinblick
auf ihr neues Tätigkeitsfeld erhalten (bitte um Beschreibung dieser Schulungen
und um Angabe der Anzahl der Absolventen)? Werden durch diese Mitarbeiter
Aufgaben nur im Außen- oder auch im Bürodienst übernommen?

5.   Wie hoch sind die monatlichen Kosten für einen Forstarbeiter als Unterstützung
für den Revierleiter und wie hoch wären vergleichsweise die Kosten für einen
Forstadjunkten, welcher über fachspezifische fünfjährige Ausbildung mit
Reifeprüfung verfügt?

6.   Warum verweigert sich der größte Forstbetrieb Österreichs konsequent bei der
Ausbildung von forstlichem Nachwuchs (Forstadjunkten), während es im
Privatbereich diesbezügliche Initiativen gibt?

7.    Ab welchem Zeitpunkt ist bei der ÖBf-AG die Aufnahme von Forstadjunkten- und
in welchem jährlichen Umfang ist diese - geplant?

8.   Wird es bei der Umsetzung des neuen ÖBf-Unternehmenskonzeptes „Horizont
2010" zu weiteren Zusammenlegungen bei den Forstrevieren und damit Einspa-
rungen bei der Waldbetreuung vor Ort kommen ? Wie viele Reviere werden
davon betroffen sein? Mit welcher Begründung erfolgen diese Maßnahmen?

9. Bleibt die im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit erforderliche territoriale
Gesamtverantwortung des Revierleiters erhalten oder wird diese aus
wirtschaftlichen Gründen abgeschafft?

10. Wie hoch waren im Zeitraum 1998 - 2002 jährlich die Kosten für innerbetrieb-
liche Ausbildung im Unternehmen ÖBf-AG, für welche Maßnahmen sind diese
angefallen, gab es Kosten für die Ausbildung von Forstadjunkten und wie hoch
waren diese?

11. Als Bundesminister sind sie Eigentümervertreter bei der ÖBf-AG. Werden Sie
die hier aufgeworfenen Fragen daher bei der nächsten Hauptversammlung der
ÖBf AG thematisieren?