384/J XXII. GP
Eingelangt am 07.05.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Parnigoni
und GenossInnen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Fortschritte beim Projekt „ADONIS"
Nach Ansicht vieler Experten ist das Funknetz der österreichischen
Exekutive überaltet,
sodass dieses
den modernen Anforderungen in Kürze nicht mehr gerecht sein wird. Dadurch
ist entsprechende Eile bei der
Entwicklung und Realisierung eines bundesweiten neuen
Funknetzes, mit Hilfe dessen die
einzelnen Wachkörper und Einsatzkräfte der
Blaulichtorganisationen miteinander
kommunizieren können, geboten.
Zahlreiche Medien berichteten im Laufe des Monats April 2003 über
umfassende Probleme
rund um das Projekt ADONIS (Austrian Digital Operating Network for Integrated
Services).
Durch ADONIS sollte der Exekutive und den Blaulichtorganisationen, wie auch dem
Bundesheer, im Einsatzfall die Kommunikation erleichtert werden. Seitens des
Innenministeriums
wurde in Aussicht gestellt, dass spätestens bis März 2005 ein einheitliches
und abhörsicheres Funknetz errichtet
werde. Anfang April 2003 hätte das Funknetz in
Probebetrieb gehen und noch heuer in
ganz Niederösterreich funktionieren sollen.
Tatsächlich aber wurde dem Vernehmen
nach der Probebetrieb noch nicht
aufgenommen.
Stattdessen hört man von chaotischen Zuständen. Es sollen immer
mehr potenzielle Nutzer,
vor allem Blaulichtorganisationen, „abspringen" bzw.
nur mehr die Anschaffung eines
Bruchteils der ursprünglich erwogenen
Anzahl von Funkgeräten ins Auge fassen, weil sie eine
zu hohe jährliche Benutzergebühr
befürchten.
So will etwa die Niederösterreichische
Feuerwehr angeblich anstatt der ursprünglich
geplanten 4000 Geräte nur mehr 200 Geräte bestellen. Je weniger Nutzer
es aber geben wird,
desto teurer wird die jährliche
Benutzergebühr pro Gerät werden. Vielerorts wird mittlerweile
schon bezweifelt, dass man mit einer jährlichen Benutzergebühr von 1000 € pro
Gerät das
Auslangen finden wird.
Von
Seiten des Innenministeriums wurde der Errichter und künftige Betreiber des
Behördenfunknetzes,
die Firma
„master-talk", laut APA-Aussendung 507 vom 3.4.2003
heftig wegen des Fehlens von
Nutzungsverträgen mit Blaulichtorganisationen
kritisiert.
In besagter APA-Aussendung wird sogar
damit gedroht, der Firma ,.master-talk" diesen
ADONIS-Auftrag wieder zu entziehen.
Diese Vorwürfe geben Anlass zur Sorge, dass das
Projekt nicht zeitgerecht bzw. nicht in
zufriedenstellender Weise finalisiert
werden kann.
In diesem Zusammenhang verwundert es
auch, dass der Innenminister offensichtlich nicht
selbst im Vorfeld der
Auftragserteilung an „master-talk" mit den einzelnen Bundesländern
Verträge abgeschlossen hat.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für
Inneres
nachstehende
Anfrage:
1.
Können Sie garantieren, dass das bundesweite Behördenfunknetz ADONIS bis
2005 österreichweit in Betrieb gehen
kann? Wenn nein, warum nicht,
gibt es
in
diesem Fall Alternativkonzepte und wie
sehen diese aus?
2. Wurde bereits der Probebetrieb aufgenommen? Wenn ja, wann und in welchem
Gebiet? Wenn nein, warum nicht?
3. Mit welchen Organisationen wurden seitens des
Betreibers „master-talk" bisher
Nutzungsverträge abgeschlossen?
4. Mit welchen Organisationen wurden seitens des BMI bisher Nutzungsverträge
abgeschlossen?
5. Wie viele Nutzer sind
Ihrer Meinung nach notwendig, um den reibungslosen
bundesweiten Betrieb von ADONIS zu
gewähren? Was werden Sie tun, wenn
diese Zahl von Nutzern nicht erreicht werden kann?
6. Wie viele Funkgeräte wird das BMI für die österreichische Exekutive
anschaffen? Wie viel wird die Anschaffung der Funkgeräte kosten und wie
hoch
wird die jährliche Benutzungsgebühr pro Gerät sein?
7. Können Sie ausschließen, dass in Ermangelung einer entsprechend großen
Anzahl von Nutzern die Benutzungsgebühr die ursprünglich geplante Summe
von
1000 Euro pro Jahr und
Gerät übersteigen wird?
8. Was
werden Sie tun, wenn in Ermangelung einer entsprechend großen Anzahl
von Nutzern die Benutzungsgebühr die ursprünglich
geplante Summe von 1000
Euro pro Jahr und
Gerät übersteigen wird?
9. Haben
Sie mit den Ländern Verträge abgeschlossen, die
diese zu einer Teilnahme
am Projekt ADONIS verpflichtet? Wenn ja,
mit welchen Bundesländern? Wenn
nein, warum nicht?
10. Welche technischen Applikationen, die über
jene eines konventionellen
Funksystems hinausgehen, bietet
ADONIS?
a.) Ist mit den
Funkgeräten eine Übertragung von Bilddateien oder Graphiken
möglich? Wenn ja, in welchem
Umfang und mit welcher Geschwindigkeit?
11. Wie haben Sie sich
rechtlich gegen den Fall abgesichert,
dass die Firma ,,master-
talk" Ihren Verpflichtungen nicht
vertragskonform nachkommen kann?
12. Welche Kosten sind dem BMI bislang durch das Projekt ADONIS erwachsen?