575/J XXII. GP
Eingelangt am 18.06.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Doris Bures, Mag. Ruth Becher
und GenossInnen
an den Bundesminister für Justiz
betreffend Immobiliengeschäfte des Bundesministeriums für Justiz
Für die Vermittlung der Anmietung des City Tower Vienna wurde durch das
Bundesministerium
für Justiz an die Plech & Plech Immobilientreuhänder
GmbH eine
Provision in der Höhe von 607.476 Euro (zuzüglich 20 % USt)
bezahlt.
Obwohl durch das Errichterunternehmen Porr dem Bundesminister
für Justiz das Mietobjekt bereits im Rahmen einer Präsentation am
31.7.2001 vorgestellt wurde, trat das Bundesministerium für Justiz im
September
2001 - also zwei Monate später - mit dem Immobilienmakler des
nunmehrigen
Eigentümers, der City Tower Errichtungs- und
VermietungsGmbH
(einer Tochter der Immofinanz-Immobilienanlagen AG),
nämlich der
Plech & Plech Immobilientreuhänder GesmbH, in
Verhandlungen.
Unklar ist, warum - obwohl bereits im Juli 2001 durch das BMJ Interesse
an diesem Gebäude gegenüber dem Errichterunternehmen bekundet wurde
- mit
September 2001 der Immobilienvermittler Plech, ein Freund des
Justizministers
(Format Nr. 44/02 vom 24.10.2002), mit der Anbahnung
dieses
Mietvertrages beauftragt wurde und letztlich für diese Vermittlung ein
Honorar von
607.476 Euro (zuzüglich 20 % USt) vom BMJ erhielt.
Durch das Justizressort sind mehrere Immobilienverkäufe geplant bzw.
wurden bereits durchgeführt,
darunter des Gebäude des ehemaligen
Jugendgerichtshofes in der Rüdengasse und das Gerichtsgebäude in der
Riemergasse sowie mehrere Außenstellen von
Justizanstalten. Viele dieser
Realitäten wurden erst vor kurzem mit
enormen Aufwand renoviert. Folge
der Verkäufe könnte daher sein, dass
das Justizressort mehrere Millionen
Euro an Investitionen verliert und daher für den Steuerzahler in Summe
eine
veritables Verlustgeschäft entsteht.
Aus den genannten Gründen richten die unterzeichneten Abgeordneten an
den Bundesminister für Justiz
nachstehende
Anfrage:
1.
In welcher Höhe wurden durch das Bundesministerium für Justiz
Sanierungskosten für die Gerichtgebäude Riemergasse und
Rüdengasse getragen und wie hoch sind die Kosten der Umsiedelung
der bisher in diesen Gebäuden untergebrachten Gerichte in den City
Tower Vienna bzw. in das Landesgericht für
Strafsachen?
2. Auf welche Höhe belief sich die
monatliche Miete für das Amtsge-
bäude
Riemergasse, wie hoch war die benutzte Bürofläche und in
welcher Höhe entstanden monatlich
Betriebskosten pro Quadrat-
meter Bürofläche?
3. Welche Mietkosten entstehen für die
Anmietung der Räumlichkeiten
im City Tower
Vienna, wie viele Quadratmeter Bürofläche werden
angemietet und wie hoch sind die
monatlichen Betriebskosten pro
Quadratmeter Bürofläche?
4. Ist es richtig, dass
mit der Veräußerung des Gerichtsgebäudes in der
Riemergasse die Bundesimmobiliengesellschaft
(BIG) betraut ist und
in welchen Stadium befinden sich die Verkaufsverhandlungen?
5. Befinden
sich unter den möglichen Anbietern für das Amtsgebäude in
der Rüdengasse auch Unternehmen bzw. Vertreter der Unter-
nehmensgruppe Prinzhorn?
6.
Sehen Sie in dem Umstand, dass der Verkauf des Amtsgebäudes
Riemergasse durch die Bundesimmobiliengesellschaft durchgeführt
wird, in deren Aufsichtsrat ein bekannter
Wiener Immobilienmakler,
nämlich Ernst-Karl Plech, sitzt, eine Unvereinbarkeit und in welcher
Form wirken Sie in diesem Zusammenhang der „schiefen Optik"
entgegen?
7. Warum wurde durch das Justizressort -
nachdem bereits am 31.7.2001
im Zuge einer
Präsentation der Firma Porr die Anmietung von
Räumlichkeiten im City Tower Vienna konkret verhandelt wurde - mit
September
2001, also zwei Monate später, die Plech 85 Plech
Immobilientreuhänder
GesmbH mit der Vermittlung des Mietvertrages
beauftragt?
8. Wie berechnet sich exakt das an die Plech
& Plech Immobilien-
treuhänder
GesmbH durch das BMJ bezahlte Vermittlungshonorar von
607.476 Euro
(zuzüglich 20 % USt) und welche Mietdauer wurde zur
Berechnung
dieses Honorars herangezogen?
9. Wie beurteilen Sie den Umstand, dass Ernst-Karl Plech, der von den
Medien als Böhmdorfer-Intimus und FPÖ-Gefolgsmann bezeichnet wird,
durch die
Übersiedelung der Gerichte in der Riemergasse doppelt
profitiert, nämlich einerseits durch die Vermittlungsprovision,
andererseits
durch den Verkauf des Gebäudes Riemergasse, den er als
Aufsichtsrat der BIG entsprechend lenken kann?
10. Wurden durch das Bundesministerium für Justiz seit
4.2.2000
Immobilien
verkauft und wenn ja, um welche Realitäten handelt es
sich, welche Kaufpreise konnten dafür lukriert werden und welche
natürlichen
oder juristischen Personen wurden Kaufvertragspartner des
BMJ?
11. Welche Immobilien des
BMJ befinden sich momentan in einem offenen
Verkaufsverfahren
und welche Kaufpreise werden diesbezüglich durch
das BMJ, geordnet nach Liegenschaften, erwartet?
12. Wurden zur Bewertung der vom BMJ verkauften bzw. zu
verkaufenden
Immobilien
Gutachten durch externe Berater eingeholt und wenn ja,
um welche
Unternehmen handelt es sich, wie lautet der Inhalt der
abgeschlossenen
Verträge und wie hoch waren die Kosten dieser
Beratungsleistungen?