759/J XXII. GP

Eingelangt am 12.08.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

der Abgeordneten Weinzinger, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
betreffend Gesundheit und Frauen

Frauen sind im Gesundheitsbereich in mehrfacher Hinsicht diskriminiert. So gibt es -
mittlerweile zahlreiche - Studien, die belegen, dass Frauen als Patientinnen weniger
intensiv betreut bzw. behandelt werden als Männer. Eine solche Studie wurde auch
für Österreich durchgeführt (Margarethe Hochleitner, Frauen und Herz-Kreislauf-
Erkrankungen, 1997). Des weiteren werden in klinischen Studien etwa Medikamente
häufig überwiegend oder überhaupt nur an Männern getestet, was bedeutet, dass
ihre Wirkungen bzw. Nebenwirkungen für Frauen nicht gesichert sind (siehe z B.
Hochleitner, Seite 3, die schreibt, dass bei einer amerikanischen Studie zur
präventiven Wirkung von Aspirin bei Herzinfarkten Frauen generell aus der
Studienpopulation ausgeschlossen wurden).

Andererseits sind Gesundheitsberufe überwiegend frauendominierte Berufe mit
unterdurchschnittlicher Bezahlung und häufig kaum Aufstiegsmöglichkeiten trotz
überdurchschnittlicher Belastung. Medizinische Führungspositionen sind hingegen
weiterhin vorwiegend Männern vorbehalten.

Gesundheitspolitische Maßnahmen, die in Richtung einer verstärkten finanziellen
Beteiligung von PatientInnen gehen (wie sie in der letzten Regierungsperiode
beispielsweise durch die Ambulanzgebühren gesetzt wurden), treffen Frauen
überproportional. Dies deshalb, weil Frauen einerseits vergleichweise geringere
Einkommen haben und sich daher auch Gesundheitskosten weniger gut „leisten"
können. Andererseits sind Frauen das gesundheitsbewusstere Geschlecht, d.h. sie
gehen tendenziell früher als Männer bzw. schon präventiv zum Arzt/zur Ärztin und
müssen daher Selbstbehalte oder sonstige Gesundheitskosten häufiger entrichten
(obwohl ihr Verhalten dem System etliches an Kosten erspart, die bei späterer
Erkennung von Krankheiten meist viel höher sind). Insoferne wird mit einer
verstärkten finanziellen Heranziehung von PatientInnen dieses
gesundheitsbewusste, mehr Lebensqualität sichernde und letztendlich
kostensparende Verhalten bestraft.

Als Gesundheits- und Frauenministerin trifft Sie in diesem Bereich eine
Doppelzuständigkeit. Der Umsetzung von Maßnahmen zur Bekämpfung von
geschlechtsspezifischen Diskriminierungen im Gesundheitswesen, an der Sie als
Frauenministerin ja größtes Interesse haben müssten, stehen daher keine fehlenden
Ressortzuständigkeiten entgegen, weshalb eine besonders zügige und effiziente
Planung und Umsetzung solcher Maßnahmen erwartbar wäre.


 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

1.         Welche Daten, Studien oder sonstigen Untersuchungen existieren in
Österreich (außer der erwähnten Studie von M. Hochleitner) noch, die
geschlechtsspezifische Aspekte und eine allfällige Benachteiligung von
Frauen im Gesundheitssystem in Österreich behandeln? Legen Sie bitte
etwaige Studien oder sonstige Forschungsergebnisse bei.

2.       Wie reagieren Sie als Gesundheits- und Frauenministerin auf die oben
genannten Untersuchungsergebnisse? Welche konkreten Maßnahmen
werden Sie setzen, damit die Benachteiligung von Frauen als Patientinnen,
die sogar lebensgefährlich sein kann, ein Ende findet? In welchem
Planungsstadium bzw. Umsetzungsmaßnahmen befinden sich solche
Maßnahmen?

3.         Beabsichtigen Sie, weitere Studien zu diesem Themenbereich in Auftrag
zugeben (oder haben Sie dies schon getan), die die diesbezügliche
Situation in Österreich näher untersuchen?

Wenn ja, welche Studien haben Sie in Auftrag gegeben oder werden Sie in
Auftrag geben? Wenn nein: Wie wollen Sie sonst Daten darüber erhalten, in
welchen Bereichen des Gesundheitswesen Frauen in Österreich in welchem
Ausmaß benachteiligt sind und welche Behandlungsdefizite allenfalls
bestehen? Auf Grundlage welcher Daten kommen Sie zu einer
Einschätzung, ob es im österreichischen Gesundheitswesen
geschlechtsspezifische Diskriminierung entweder gibt bzw. aber - falls Sie
diese Meinung vertreten sollten - nicht gibt?

4.         Welche Schulungsmaßnahmen planen Sie, um den im Gesundheitswesen
beschäftigten Menschen geschlechtsspezifische Problemlagen bewusst zu
machen und dazu beizutragen, Benachteiligungen von Frauen in diesem
Bereich abzubauen? In welcher Höhe sind dafür 2003 und 2004 Mittel
vorgesehen?

5.         Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um eine bessere Bezahlung und
eine höhere Anerkennung für Pflegeberufe (in denen hauptsächlich bis fast
ausschließlich Frauen tätig sind) zu erreichen?

6.         Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um für Frauen die
Aufstiegsmöglichkeiten in medizinische Leitungspositionen, insbesondere
auch in den großen Einrichtungen, zu verbessern?

 

 

7.         Inwiefeme beziehen Sie bei Ihren Planungen für eine umfassende
Gesundheitsreform die besondere Betroffenheit von Frauen als
Patientinnen, als Vorsorgetreibende und als im Gesundheitswesen
Beschäftigte ein?


 

8.     Was werden Sie tun, um bei einer Ausweitung des Systems der
Selbstbehalte der oben geschilderten besonderen Betroffenheit von Frauen
entgegenzuwirken?

9.           Minister Haupt antwortet im Februar 2002 auf eine parlamentarische
Anfrage nach den Tätigkeiten des Frauengesundheitsreferates unter
anderem, dass dieses mit „Vorarbeiten zum Thema "Gender Mainstreaming
im Frauengesundheitsbereich" befasst sei.

Welche Tätigkeiten wurden als Vorarbeiten zu diesem Thema bereits getätigt
und zu welchen Ergebnissen kam man dabei? Was ist in diesem Bereich
bisher genau geschehen und welche weiteren Schritte planen Sie in diesem
Bereich für die nächste Zeit?

10.   Des weiteren antwortete Minister Haupt im Februar 2002 auf eine
parlamentarische Anfrage nach den Tätigkeiten des
Frauengesundheitsreferates: „Fachliche Betreuung der Förderprojekte im
Frauengesundheitsbereich".

Welche Förderprojekte im Frauengesundheitsbereich hat es seit Februar
2002 gegeben bzw. welche gibt es heute? Was geschieht im Rahmen
dieser Projekte? Welche Fördermittel wurden dafür vergeben und an wen?
Aus welchem Budgetansatz kommen diese Fördermittel und in welcher
Höhe sind sie für die Jahre 2003 und 2004 budgetiert?