761/J XXII. GP

Eingelangt am 12.08.2003
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Anfrage

 

der Abgeordneten Weinzinger, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
betreffend Frauen und Bildung

Bildung ist ein zentraler Faktor bei den Bemühungen um Gleichstellung von Frauen
und Männern. Etliche Untersuchungen haben gezeigt, dass das Bildungssystem die
Benachteiligung von Mädchen/Frauen weitertransportiert und damit aufrecht erhält.
Aber auch die generellen Rollenbilder von Frauen und Männern sind so stark
internalisiert, dass nach wie vor die geschlechtsspezifische Berufswahl sehr stark
nach traditionellen Mustern getroffen wird (Mädchen in Richtung Sozial- und
Dienstleistungsberufe, Burschen in Richtung technisch-handwerkliche und
naturwissenschaftliche Berufe).

Verstärkt wird die Benachteiligungen von Mädchen und Frauen noch dadurch, dass
- wie aktuell in einer Studie erhoben - in Österreich die soziale Schicht der
Herkunftsfamilie besonders starken Einfluss auf Zugang und Chancen im
Bildungssystem hat. Frauen haben daher, falls sie aus bildungsfernen Schichten
kommen, einen doppelten Nachteil: den der Herkunft und den als Frau.

Die Folgen dieser Benachteiligungen bei Bildungszugang und -Chancen zeigen sich
überall im Bildungssystem: Der Frauenanteil unter den Universitätsprofessorinnen ist
immer noch beschämend niedrig, obwohl mittlerweile mehr als 50% der
Studierenden Frauen sind. Aber bereits beim Abschluss eines Doktoratsstudiums
sinkt der Frauenanteil. Frauen konzentrieren sich bei der Lehrstellenwahl nach wie
vor vor allem auf drei Lehrberufe - diese gehören zu den am schlechtesten
bezahlten. Hier ließen sich viele weitere Beispiele anführen. Diese
Benachteiligungen sind im weiteren Basis für geschlechtsspezifisch unterschiedliche
Berufs- und Erwerbsverläufe, unterschiedliche Einkommen, etc.
Daher ist es aus frauenpolitischer Sicht besonders wichtig, im Bildungssystem
anzusetzen, um der Diskriminierung von Frauen entgegenzuwirken.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

1.      PISA   2000   hat   ergeben,   dass   die   Geschlechtsunterschiede   im   Fach
Mathematik in Österreich auffallend  hoch sind, d.h.  Burschen schnitten


auffallend besser ab als Mädchen. Andererseits hat die Studie ergeben, dass
Mädchen in allen Ländern signifikant besser als Burschen bei den
Lesefähigkeiten abschneiden. Welche Konsequenzen werden Sie als
Frauenministerin aus diesen geschlechtsspezifisch relevanten Ergebnissen
der PISA-Studie in Österreich für Ihre Ressorttätigkeit, für Ihren Gender-
Mainstreaming Auftrag ziehen und welche Anregungen und Vorschläge zu
diesem Thema werden Sie als Frauenministerin Ihren RegierungskollegInnen
in Wahrnehmung der Querschnittsmaterie Frauenpolitik geben?

2.            Welche konkreten Maßnahmen werden Sie ergreifen, um die Chancen von
Mädchen im Bildungssystem - gegebenenfalls in Kooperation mit
RegierungskollegInnen - zu fördern und den Zugang von Mädchen zu allen
Bildungsbereichen zu verbessern?

3.            Welche Schritte werden Sie in Ihrem Ressort setzen, um über direkte
Initiativen, über Kooperationen mit RegierungskollegInnen, über
bewusstseinsbildende Maßnahmen und sonstige Vorhaben die
Geschlechtersegregation bei der Berufswahl abzubauen?

4.            Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um den Anteil von Frauen in der
Forschung und im Lehrkörper an Universitäten und Akademien zu steigern
und akademische Karrieren von Frauen stärker zu fördern?

5.            Welche konkreten Kooperationsformen und -projekte werden Sie mit der
Bildungsministerin wählen bzw. sind bereits in Planung, damit die oben
genannten Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden?

6.    Wie wollen Sie als Frauenministerin Mädchen verstärkt motivieren, sich für
nicht-traditionelle Lehrberufe zu entscheiden?

7.    Wie werden Sie sich als Frauenministerin dafür einsetzen, dass diese nicht-
traditionellen Lehrberufe Mädchen/Frauen auch tatsächlich offen stehen und
Frauen in diesem Berufen gute Chancen haben?

8.    Was werden Sie als Frauenministerin unternehmen, damit in Österreich nicht
weiterhin in erster Linie die soziale Schicht der Herkunftsfamilie und das
Geschlecht statt individueller Fähigkeiten und Interessen, für Zugang und
Chancen im Bildungssystem maßgeblich sind?

9.    Wie beurteilen Sie als Frauenministerin die Auswirkungen der
Studiengebühren aus geschlechtsspezifischer Sicht hinsichtlich des Zugangs
zu universitärer Bildung und hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Lebens-
und Einkommenssituation von weiblichen Studierenden sowie ihrer
Studiendauer und Abschlussrate?

10. Unter dem Titel „Mehr Frauen in Forschung und Technik" wird auf der
Homepage des Frauenministeriums berichtet, dass Sie gemeinsam mit dem
Infrastrukturminister Modellprojekte durchführen wollen, um den Frauenanteil
in Forschung und Technik zu heben.

Wie viele derartige Modellprojekte gibt es bereits bzw. sind in Planung? Wer
führt sie jeweils durch und woher werden sie finanziert? Wie lange werden die


Projekte jeweils laufen und wie hoch ist jeweils der Finanzbedarf? Wer führt die Projekte jeweils durch und was sind die Ziele? Legen Sie bitte ausführliche
Informationen über diese Projekte der Anfragebeantwortung bei.