802/J XXII. GP
Eingelangt am 15.09.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Dr. Rasinger, Christine Marek, Mag. Tancsits, Gabriele Tamandl
Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
betreffend Pflegeheimskandal in Lainz und anderen Einrichtungen der Stadt Wien
In den letzten Tagen wurden in den Medien Zustände in
Einrichtungen der Stadt Wien zur
Betreuung
alter Menschen (Geriatriezentrum Wienerwald, Sozialmedizinisches Zentrum
Baumgartner
Höhe) bekannt, die auf schwerste Missstände hinweisen und möglicherweise
sogar von strafrechtlicher Relevanz sind. Die für diesen Skandal bestehende
politische
Verantwortung
liegt im Bereich der Wiener Landesregierung.
Im Fall des Skandals in Lainz werden mangelnde Kontrolle
und politische Versäumnisse
beklagt, weil Beschwerden von Patienten, Angehöriger, der Sachwalter,
Medienberichte,
Kritik der Gewerkschaft und anderes von den zuständigen Stellen viel zu lange
ignoriert
wurden. So ist auch politisch zu klären, wie es zu den Missständen kommen
konnte und
warum
die Beschwerden von Verantwortlichen einfach ignoriert wurden.
Aber auch ein weiterer Aspekt ist zu klären: während in
der bisherigen Darstellung und in
Statements Wiener Politiker von Pflegeeinrichtungen des Landes gesprochen
wurde, stellt
Univ. Prof. Dr. Mazal in einem Interview mit der Tageszeitung Die Presse am 11.9.2003 fest,
dass die Einrichtungen tatsächlich als Krankenanstalten zu qualifizieren sind
und daher ohne
die erforderlichen Bewilligungen betrieben werden.
Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten an die
Bundesministerin für Gesundheit und
Frauen
nachstehende
Anfrage:
1.) Wie beurteilen Sie generell die skizzierten Vorfälle?
2.) Wie sieht grundsätzlich die Situation in der Pflege
und in den Pflegeheimen in Österreich
aus
Ihrer Sicht aus?
3.) Wie ist die Zuständigkeit für Pflegeheime und Altenpflege geregelt?
4.) Erfolgt derzeit eine bundesweite Kontrolle von
Krankenanstalten und Pflegeheimen durch
Ihr
Ministerium?
5.) Von welchem Rechtsstatus der genannten Einrichtungen
geht Ihr Ministerium
insbesondere
im Lichte der Ausführungen von Dr. Mazal aus?
6.) Sollte sich der Status der genannten Einrichtungen
auch aus den Ihnen vorliegenden
Unterlagen nicht eindeutig ergeben, planen Sie Schritte um diese Frage zu
klären?
7.) Können sich auf Grund des unterschiedlichen
Rechtsstatus von Einrichtungen zur
Betreuung pflegebedürftiger Personen Unterschiede in der Finanzierung der
Betreuungskosten
ergeben?
8.) Sind die Wurzeln des Skandals allenfalls (auch) bei der
Berufsausbildung im
Pflegebereich zu suchen oder handelt es sich Ihrer Meinung nach ausschließlich
um
Versäumnisse auf der Ebene der Stadt Wien als Betreiber dieser Einrichtungen?
9.) Welche Schritte werden Sie setzen, um die Pflegesituation in Österreich zu verbessern?