813/J XXII. GP

Eingelangt am 23.09.2003
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Anfrage

der Abgeordneten Maga Muttonen und GenossInnen

an den Bundeskanzler

betreffend Diagonale - Festival des österreichischen Films

Nachdem Kunststaatssekretär Morak die Leitung der Diagonale neu
ausgeschrieben hat, um „das Festival inhaltlich zu erneuern", haben am
16. September 2003 der neue künstlerische Leiter der Diagonale,
Miroljub Vuckovic, der kaufmännische Leiter Tillmann Fuchs und der
Vorsitzende des neuen Präsidiums, Jan Mojto, in Wien erstmals ihre
Pläne für die Diagonale vorgestellt.

Diese Präsentation hat bei den zahlreich anwesenden Journalistinnen
und Vertreterinnen der österreichischen Filmszene heftige Reaktionen
ausgelöst, die von Kopfschütteln bis zu massiver Kritik an der „Skizze
einer Diagonale" und Boykottankündigungen reichten. Hauptkritikpunkt
war das Fehlen wesentlicher Innovationen im vorgestellten Programm;
immerhin war die bis dahin sehr erfolgreich tätige unabhängige und in
der Filmbranche akzeptierte Diagonale-Führung im Frühsommer ja mit
dem Argument der Notwendigkeit inhaltlicher Erneuerung und neuer
Akzente von Kunststaatssekretär Morak abgelöst worden.

Diese neuen Akzente dürften aber wohl hauptsächlich darin bestanden
haben, die unbequeme, weil kritische Diagonale-Führung zu ersetzen
und die Ausrichtung der Diagonale von einer Plattform und
repräsentativen Leistungsschau des österreichischen Filmschaffens in
Richtung Produzenten-Plattform zu verändern. Auch diese
Richtungsänderung fügt sich nahtlos in die von Kunststaatssekretär
Morak forcierten Umstrukturierungspläne in der Filmbranche ein.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundeskanzler
nachstehende

Anfrage:

1.  Wie lauteten die konkreten Vorgaben des Kunststaatssekretariates
an die neue Diagonaleführung zur künftigen inhaltlichen und
wirtschaftlichen Ausrichtung der Diagonale?


2.  Sehen Sie Ihre Vorgaben und Vorstellungen einer inhaltlichen
Erneuerung der Diagonale erfüllt und wenn ja, warum?

3.  Liegt dem Kunststaatssekretariat auch ein wirtschaftliches Konzept
der neuen Diagonale-Führung vor, und wenn ja, was sind die
wesentlichsten Eckpunkte?

4.  Wie erklären Sie sich die schweren Dissonanzen zwischen der
neuen Diagonale-Führung und einem Teil der österreichischen
Filmbranche anlässlich der Präsentation und Diskussion des
Konzepts?

5.  Das Filmfestival Diagonale hat in den vergangenen Jahren eine
repräsentative Auswahl der aktuellen österreichischen
Filmproduktion mit allen Formen des österreichischen Film- und
Videoschaffens präsentiert, wobei dem künstlerischen Film breiter
Raum gewidmet wurde. Die Neupositionierung der Diagonale und
die Besetzung zentraler Schlüsselpositionen innerhalb der
Diagonale mit Personen, die zum großen Teil der TV-Branche
zuzurechnen sind, wird in der Filmszene als Signalwirkung für eine
Kommerzialisierung der Filmlandschaft gesehen. Es wurden
Bedenken artikuliert, dass künftig zu wenig Raum für den in den
letzten Jahren überaus erfolgreichen künstlerisch hochwertigen
österreichischen Film bleiben wird. Ist Ihnen der künstlerische Film
ohne Berücksichtigung wirtschaftlicher Rentabilität ein Anliegen
und wenn ja, welche zusätzlichen Maßnahmen werden Sie zur
Förderung desselben ergreifen?

6.  Sind Sie der Ansicht, dass eine verlängerte Festivaldauer der
Diagonale und höhere Preise wenig ausgereifte Konzepte und
mangelnde Akzeptanz kompensieren werden können?

7.  Die Frage nach der Herkunft der Mittel zur Dotierung der

angekündigten neuen Preise wurde mit dem Hinweis beantwortet,
dass diese nicht aus dem regulären Diagonale-Budget bedeckt
werden sollen und Kunststaatssekretär Morak zusätzliche Mittel
dafür in Aussicht gestellt hätte. Gibt es derartige Zusagen seitens
des Kunststaatssekretariates? Ist die Diagonale bereits mit einem
Förderungsansuchen für die zusätzlichen diversen „Sunrise
Awards" für 2004 in der Kunstsektion vorstellig geworden? Können
Sie sicherstellen, dass bestehende Förderungsschienen für andere
Projekte durch eine allfällige Förderung für die „Sunrise Awards"
nicht beschnitten werden?