820/J XXII. GP
Eingelangt am 24.09.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
A N F R A G E
der Abgeordneten Anita Fleckl,
Genossinnen und Genossen
an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend „Korridoruntersuchung Ennstal"
Vor wenigen Wochen wurde den anfragenden Abgeordneten vom
steirischen Verkehrslandesrat
Dipl.-Ing. Leopold Schöggl ein 36-seitiger Kurzbericht über die vom Büro Basler
und Partner AG
durchgeführte „Korridoruntersuchung Ennstal“ übermittelt. In dieser Studie
wurden folgende vier
Varianten für einen möglichen Ausbau der Verkehrsnetze im Ennstal untersucht:
Variante 1: Durchgehende 2-streifige Autostraße
mit zulässiger Geschwindigkeit für Pkw von 100
km/h mit entsprechenden Begleitwegen und Umfahrungen bspw. im Bereich Liezen -
Trautenfels,
Gröbming, Schladming und Radstadt; geschätzte Infrastrukturinvestitionsausgaben:
380 Mio. Euro
Variante 2: Maßnahmen an der Bestandsstrecke B320:
Im wesentlichen Bestandsmaßnahmen zur
Verbesserung der Anwohnerqualität wie Lärmschutz, Verbesserung
Querungsmöglichkeiten,
punktuelle Maßnahmen; siedlungsnahe Umfahrung im Bereich Liezen, Ausbau
Kreuzung
Trautenfels, Bau einer Kriechspur bei der Rampe Gröbming; geschätzte
Infrastrukturinvestitions-
ausgaben: 70 Mio. Euro
Variante 3: Maßnahmen an der Bestandsstrecke B320
mit ÖV-Verdichtungen: Auf der Straße
entsprechend
Planfall 2 und ÖV-Angebotsverdichtungen im Regionalverkehr (20 statt 10
Zugspaare,
inkl. BahnBusse) mit entsprechenden Busangebotsverdichtungen; geschätzte
Infrastrukturinvestitionsausgaben: 90 Mio. Euro
Variante 4: 4-streifige richtungsgetrennte
Schnellstraße mit Parallelstraße; geschätzte
Infrastruktur-
investitionsausgaben: 990 Mio. Euro
In der Studie wird ausdrücklich Variante l empfohlen,
nämlich eine zweispurige durchgehende
Autostraße,
da sie die höchste Nutzen-Kosten-Differenz erzielt und die Bedürfnisse von
Anwohnern
und Verkehrsteilnehmern gleichermaßen am besten befriedigt.
Um so überraschender war Anfang Juni d.J. - also zu
einem Zeitpunkt, da die Studie den
anfragenden Abgeordneten noch nicht in schriftlicher Form vorlag - der Vorstoß
des steirischen
Verkehrslandesrates
Dipl.-Ing. Leopold Schöggl, der erklärte, dass aufgrund der Ergebnisse der
Korridoruntersuchung lediglich die Variante 2 („selektiver
Bestandsausbau") das einzige in
absehbarer Zeit umsetzbare Projekt ist.
Da diese Erklärung im krassen Widerspruch zu den
Ergebnissen der Korridoruntersuchung steht,
richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Verkehr,
Innovation und
Technologie nachstehende
Anfrage:
1. Sind auch Sie,
sehr geehrter Herr Bundesminister, der Meinung, dass aufgrund der Ergebnisse
der Korridoruntersuchung lediglich die Variante 2 („selektiver
Bestandsausbau") das einzige
in
absehbarer Zeit umsetzbare Projekt ist?
2. Welchen Sinn
macht es, aus öffentlichen Mitteln - immerhin 151.000 € - eine
Korridoruntersuchung
in Auftrag zu geben, die eine Vielzahl relevanter Aspekte
(Erreichbarkeit,
Verkehrssicherheit, regionale Aspekte hinsichtlich des Wirtschaftsstandortes,
Luftschadstoffemissionen, Lärm, Eingriffe in Natur und Landschaft,
Investitions- und
Erhaltungskosten u.a..) mitberücksichtigt und auswertet, wenn dann nach
Vorliegen der
Ergebnisse die Entscheidung für eine der vier Varianten offensichtlich nur
aufgrund eines
einzigen
Kriteriums - nämlich der Investitionskosten - getroffen wird?
3. Wie sehen für
Sie die weiteren Schritte hinsichtlich der Entscheidungsfindung für eine der
vier
vorgeschlagenen Varianten, und somit für eine Modifikation des
Generalverkehrsplanes,
aus; insbesondere wann wird sich welches Gremium mit der Verkehrslösung im
Ennstal
befassen?
4. Inwieweit ist
sichergestellt, dass die Interessen des Bundeslandes Steiermark berücksichtigt
werden,
bzw. durch wen werden die Interessen des Bundeslandes Steiermark in diesem
Gremium
vertreten?