828/J XXII. GP
Eingelangt am 24.09.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
des
Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft & Kultur
betreffend hundert Fragen zum Sparkurs an den Universitäten
Das
Uni-Budget für 2003 liegt um 100 Mio. Euro unter dem des Vorjahres. Die
Zahlen des Finanzministers sprechen für sich: So standen den Unis 2002 1.737
Mio.
€ zur Verfügung. Der Bundesvoranschlag betrug zwar etwas weniger, jedoch kamen
noch Mittel aus der Universitätsmilliarde dazu. Im Jahr 2003 wird es keine
Universitätsmilliarde mehr geben und im Bundesvoranschlag sind nur mehr 1.630
Mio. € budgetiert.
Die
Entwicklung des Universitätsbudgets ist also rückläufig und liegt in Österreich
weit unter dem OECD-Durchschnitt. Machte das Hochschulbudget 1999 noch 1,22
Prozent vom Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus, so sind es 2003 nur noch knapp
1,1
Prozent. Im Vergleich dazu beträgt das Hochschulbudget im OECD-Durchschnitt 1,6
Prozent, in den USA sogar 2,5 Prozent vom BIP.
Laut
Berechnungen der Rektorenkonferenz vom 13. Juni 2003 fehlen den
Universitäten für heuer mindestens 35 Mio. €, um den laufenden Betrieb zu
gewährleisten:
Ø ca. 12 Mio. durch Implementierungskosten des
Universitätsgesetzes (UG)
2002, davon etwa 4-5 Mio. für die Ausgliederung der Medizinischen
Fakultäten
Ø ca. 6 Mio. wegen steigender Aufwendungen im
Personalbereich
Ø 18,7 Mio. wegen der 3%-Bindung der Ermessensausgaben
Minister
Grasser sprach in seiner Budgetrede von einer Verdoppelung des
Universitätsbudgets zwischen 1999 und 2004. Konkrete Strategien, dieses Ziel zu
erreichen, blieb Grasser- und mit ihm die gesamte Bundesregierung - allerdings
ebenso schuldig, wie der Nachweis entsprechender Budgetzahlen, die ein solches
Ziel zumindest plausibel machten. In den publizierten Übersichten und Grafiken
der
Budgetrede Grassers fehlen zur Verdoppelung des Uni-Budgets 543 Mio. €.
Die
von BM Grasser verkündete Steigerung des gesamten Bildungsbudgets von 8,2
Mrd. auf über 9 Mrd. Euro resultiert aus einer Neugestaltung des
Wissenschaftsbudgets. Durch die ab 2004 geltenden Globalbudgets wird der
Großteil der HochschullehrerInnen über die Ämter der Universitäten budgetiert.
Die
dafür notwendigen 733 Mio. Euro stammen aber aus dem Gesamtbudget. Die
vollmundig angekündigte Erhöhung erweist sich als Nullsummenspiel. Die
tatsächliche Erhöhung beträgt lediglich 37 Mio. Euro.
Die
Situation ist auch deshalb problematisch, weil der Fonds zur Förderung der
wissenschaftlichen Forschung (FWF) mit einem im Vergleich zum Vorjahr um 20 %
geringerem Budget dotiert wurde. Der FWF stellt die wichtigste
Forschungsfinanzierungsquelle der österreichischen Universitäten dar, mehr als
1900 ForscherInnen an österreichischen Universitäten werden durch den FWF
finanziert. Da über 90 % der FWF-Mittel im Rahmen von Forschungsprojekten an
die
Universitäten gehen und die Unis durch das UG 2002 gezwungen sind, verstärkt
Drittmittel einzuwerben, ist dieser Schritt wissenschaftspolitisch völlig
unverständlich.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1.
Was entgegnen Sie den Berechnungen der Rektorenkonferenz, denen
zufolge für heuer mindestens 35 Mio. € nötig sind, um den laufenden Betrieb
nicht zu gefährden?
2.
Sind die Berechnungen der Rektorenkonferenz bzw. der einzelnen
Universitäten aus Ihrer Sicht falsch?
3.
Wenn die Berechnungen der Rektorenkonferenz richtig sind, warum
reagieren
Sie als zuständige Ministerin nicht entsprechend und fordern von
Bundeskanzler Schüssel und Finanzminister Grasser eine entsprechend
höhere Dotierung der Universitäten ein?
4.
Wie wollen Sie Ihr Ziel, die österreichischen Universitäten zu
„Weltklasse-
Unis" zu machen, mit diesen Budgetkürzungen umsetzen?
5.
Sind Sie der Meinung, dass der Umsetzung des von den Unis stark
kritisierten
Universitätsgesetzes 2002 mit einem Sparprogramm gedient ist?
6.
Welche Aktivitäten sind Ihrerseits geplant, um das seit Jahren
rückläufige
Universitätsbudget wieder anzuheben und zumindest auf den Stand von 1999
zu bringen?
7. Haben Sie Strategien, um das Hochschulbudget zumindest
auf den OECD-
Durchschnitt von 1,6 % am BIP zu heben?
8. Mit welchen Mitteln wollen Sie die von Finanzminister
Grasser in seiner
Budgetrede angekündigte Verdoppelung der Ausgaben für die Universitäten
von 1999 bis 2004 erreichen?
9. Halten Sie dieses Ziel überhaupt für erreichbar?
10. Woher kommt Ihres Wissens die von
Minister Grasser verkündete
Budgetsteigerung für die
Universitäten um 733 Mio. €?
11. Was halten Sie davon, bloße budgetäre Umschichtungen und
Fortschreibungen in der Öffentlichkeit
als Steigerung des Bildungsbudgets
auszugeben?
12.
Sind die in den publizierten Übersichten und Grafiken zur Budgetrede des
Finanzministers ausgewiesenen
Zahlen unrichtig?
13. Wenn nicht, wieso können Sie
dann die dort ausgewiesenen 107 Mio. €, die
den Unis im Vergleich zum Vorjahr
fehlen, nicht nachvollziehen?
14. Warum glauben Sie weder den
Universitäten noch der Rektorenkonferenz,
wenn diese einen Fehlbetrag von
mindestens 100 Mio. € konstatieren?
15. Liegen Ihnen andere Zahlen zur
Entscheidungsfindung und Argumentation
vor als dem Finanzminister?
16. Welche Zahlen sind die richtigen?
17. Wie viel Geld fehlt den Unis aus Ihrer Sicht für das Jahr 2003 wirklich?
18. Wie soll man Ihres Erachtens an
einzelnen Universitäten, Fakultäten und
Instituten damit umgehen, dass
dringende Sanierungstätigkeiten aus
Geldmangel nicht durchgeführt
werden können?
19. Wie beurteilen Sie den Umstand, dass
die dringend erforderliche
Generalsanierung der chemischen
Institute sowie die Sanierung und
Erweiterung der
Geisteswissenschaftlichen Fakultätsbibliothek der Universität
Innsbruck mangels Finanzierung
ausgesetzt werden muss?
20. Wie rechtfertigen Sie die durch das
Sparbudget verursachte Streichung des
Laborerneuerungsprogramms an der
Naturwissenschaftlichen Fakultät der
Uni Innsbruck?
21. Aus welchen Mitteln soll man an der
Universität Linz die Renovierung des
Kepplergebäudes finanzieren?
22. Wie rechtfertigen Sie die
plötzliche Streichung von 8 Mio. € Bundesmittel für
das LKH-2000 Projekt zur
Modernisierung der Neu- und Umbauten im Grazer
Uniklinikum?
23. Können Sie gewährleisten, dass Bauten
des Grazer Uniklinikums nicht bis
2005 im Rohbau stehen gelassen
werden müssen und sich nicht manche
Planungen überhaupt auf
unbestimmte Zeit verschieben?
24. Wie soll die Gebäudeinstandhaltung der
Universität für Angewandte Kunst
Wien bei einer Reduktion des
Budgets um über eine Mio. € gewährleistet
werden?
25. Können Sie es verantworten, dass der in Kürze fertig ausgebauten
Dachboden der Universität für Angewandte Kunst Wien wegen Geldmangels
nicht bezogen werden kann und die
Adaptierung der Räume für die
Studienrichtung Fotografie nicht
möglich sein wird?
26. Was werden Sie dazu beitragen, die von
einzelnen Universitäten, Fakultäten
und Instituten aus Budgetknappheit angekündigte Streichung von
Lehrveranstaltungen nicht zum Schaden der Studiengebühren zahlenden
Studierenden werden zu lassen?
27. Was entgegnen Sie den Befürchtungen
des Rektorats der Universität
Innsbruck, dass es wegen des
Aufnahmestopps und der Reduktion der
Überstunden als Gegenmaßnahme
zwangsläufig zu einer Reduktion von
Lehrveranstaltungen ab dem
kommenden Wintersemester kommen wird?
28. Wie soll man aus Ihrer Sicht an der
Naturwissenschaftlichen Fakultät der
Universität Innsbruck handeln, um
den Studienbetrieb in der Mikrobiologie
und der Chemie durch nicht
gesicherte Finanzierung vieler praktischer
Lehrveranstaltungen, für die kein
Labormaterial angeschafft werden kann,
nicht zu gefährden?
29. Wie reagieren Sie auf die Aussagen des
Rektors der Universität Wien, dem
zufolge dringend notwendige
Investitionen, unter anderem zur Verbesserung
der Studienbedingungen an der
Universität Wien, aufgrund nicht vorhandener
Budgetmittel unterbleiben müssen?
30. Wie argumentieren Sie, dass laut
Rektorat der Universität Wien für die per
Gesetz verfügte Neuerrichtung der Medizinischen Universität keine Mittel zur
Verfügung stehen?
31. Wie rechtfertigen Sie, dass das in
Fertigstellung begriffene „Zentrum für
Medizinische Forschung" an der Universität Graz durch das Ministerium nur
ein Drittel des „Personals zur Aufrechterhaltung des Betriebes" - also 20
statt
60 Personen - bewilligt bekommen hat?
32. Ist es in Ihrem Sinne, dass durch
fehlendes Personal zwei Stockwerke des
„Zentrums für Medizinische Forschung" an der Universität Graz nicht
besetzt
werden können und dass von den geplanten Forschungsprojekten laut
Rektorat maximal die Hälfte durchgeführt werden wird können?
33. Was sagen Sie zu den
Befürchtungen des Rektors der Uni-Klagenfurt, dass
das Sparpaket - um den Lehrbetrieb
nicht zu gefährden - primär auf Kosten
der Forschung gehen wird?
34. Was soll man an der Universität Linz
Ihrer Meinung nach unternehmen, um
den durch das Sparbudget
erzwungenen Verzicht auf die notwendige PC-
Labor-Erneuerung an der TN- und
der SOWI-Fakultät den Studierenden
gegenüber zu rechtfertigen?
35. Wie sollen an der Universität Graz die Mehraufwendungen im
Personalbereich, die das Budget im Jahr 2003 mit zusätzlichen 4,7 Mio. Euro
belasten,
bei einem um 7 Mio. € gesunkenen Budget finanziert werden, so
dass es zu keinen Problemen im Forschung- und Lehrbetrieb kommt?
36. Was halten Sie von der Aussage
des Dekans der Geisteswissenschaftlichen
Fakultät der Universität Graz,
dass ein Drittel des Personals 'liquidiert' werden
müsste, um keine Schulden ins
nächste Jahr zu nehmen?
37. Wie interpretieren Sie die Auffassung
des Rektors der TU Graz, dass mit
dem vorhandenen Budget das
Lehrangebot nicht ausreichend gesichert
werden kann und mit massiven
Einschränkungen in verschiedenen Bereichen
zu rechnen ist?
38. Wie soll die TU Graz Ihres Erachtens
damit umgehen, dass laut Angaben
des Rektorats 2003 nur etwa die
Hälfte der mehrjährigen durchschnittlichen
Investitionen für die Beschaffung
von Anlagen und Geräten vorgenommen
werden kann?
39. Was raten Sie der Universität für Bodenkultur in Wien, wie sie die
Budgetkürzung um 3 Mio. € verkraften
soll, ohne - wie es seitens der Uni-
Leitung prognostiziert wurde -
Forschungsprojekte streichen und auf die
Einrichtung neuer Studiengänge
verzichten zu müssen?
40. Wie interpretieren Sie die Befürchtung
des Rektors der Universität für
Angewandte Kunst Wien,
Investitionen und Ankäufe für die Bibliothek wegen
nicht vorhandener Mittel streichen
sowie geplante Ausstellungen und
Publikationsvorhaben reduzieren zu
müssen?
41. Was gedenken Sie zu tun, um es
angesichts der dramatischen Situation an
der Universität für Angewandte
Kunst Wien im Herbst nicht soweit kommen zu
lassen, dass zumindest teilweise
zugesperrt werden muss, dal ein
qualitätsorientierter Betrieb
unter diesen Umständen kaum mehr möglich ist?
42. Was halten Sie dem Rektor der
Universität Wien entgegen, wenn er
behauptet, dass für dringend
notwendige Investitionen, unter anderem zur
Verbesserung der Studienbedingungen,
an der Universität Wien, keine
Budgetmittel vorhanden sind?
43. Ist es in Ihrem Sinne, dass für die
per Gesetz verfügte Neuerrichtung der
Medizinischen Universität Wien
keine Mittel zur Verfügung stehen?
44. Was können Sie tun, damit es nicht zu
den vom Rektorat der TU Wien
angekündigten Schwierigkeiten bei
der Durchführung von Praktika in Physik,
Chemie oder Elektrotechnik kommt,
die aus den bis zu 40-prozentigen
Kürzungen beim Sachaufwand
resultieren?
45. Ist es in Ihrem Sinne, dass sich die
Veterinärmedizinische Universität Wien
aufgrund der Budgetkürzungen gezwungen sieht, die Tierrettung sowie die
Aufnahme und Gratis-Behandlung von aufgefundenen Wild- und Haustieren
einzustellen?
46. Wie stehen Sie zu den Ankündigungen
der Leitung der Montanuniversität in
Leoben, der gekürzten Budgets wegen Lehrveranstaltungen streichen zu
müssen?
47. Halten Sie es für reine Panikmache und
Ankündigungspolitik, dass die
Musik-Universität Wien den Lehrbetrieb im kommenden Studienjahr „nicht
mehr im vollen Ausmaß garantieren" kann?
48. Wie können Sie uns nachweisen, dass
die Klagen der Universitäten,
Fakultäten und Institute über
gekürzte und fehlende Budgets nicht auf
Tatsachen beruhen und durch lokale
Umschichtungen ohne Qualitätsverlust
in Forschung und Lehre und ohne
das Eröffnen neuer Defizite wettgemacht
werden können?
49. Was entgegnen Sie den Berechnungen des
Rektorats der Universität
Innsbruck, dass für das Jahr 2003
4 Mio. € fehlen - die durch die Unireform
entstehenden und vom Bund nicht
abgedeckten Mehrkosten sowie
zusätzliche 1,5 Mio. € für den
Aufbau der Medizin-Uni nicht mitberechnet?
50. Wie stehen Sie zu den Berechnungen der
Universität Linz, denen zufolge im
laufenden Jahr 6 Mio. € fehlen?
51. Stimmen Ihrer Ansicht nach die
Berechnungen des Rektors der Universität
Klagenfurt nicht, wenn er einen
Fehlbetrag von 2 Mio. € für 2003 konstatiert?
52. Aus welchem Grund wurden der
Universität Graz um 7 Millionen Euro
weniger als im Vorjahr zugewiesen?
53. Woher soll man an der Uni Graz die
geschätzten, nicht budgetierten 1,2 Mio.
€ Implementierungskosten für das
Universitätsgesetz 2002 decken, wenn das
Budget der Stammuniversität im
Vergleich zum Vorjahr laut Rektorat um 6,1
% beschnitten wurde?
54. Warum fehlen Berechnungen des
Vizerektors für Budget der Universität für
Bodenkultur zufolge im Jahr 2003
über 3 Mio. €?
55. Was halten Sie von der
Aussendung des Rektors der Universität für
Angewandte Kunst Wien, der zufolge
das operative Budget heuer um
mindestens 33 % sinken wird?
56. Woher sollen die gestrichenen, aber
bereits verplanten 20 Mio. € für die
Universität Wien kommen?
57. Sind die nachgewiesenen
Zusatzaufwendungen durch die Implementierung
des UG 2002 an der Universität
Wien aus Ihrer Sicht nicht zutreffend?
58. Was bedeuten aus Ihrer Sich die vom
Rektor der TU Wien errechneten
Budgetkürzungen beim Sachaufwand
um 20 bis 40 %?
59. Wie beurteilen Sie die Berechnungen
des Budget-Vizerektors der TU Wien,
der meint, dass die TU mit den zur
Verfügung stehenden Mitteln niemals
auskommen
werde und ab November wahrscheinlich keine Strom- und
Heizungsrechnungen mehr bezahlt werden können?
60. Wohin sind die den Universitäten entzogenen Mittel verschwunden?
61. In welchen Ressorts gab es Zuwächse,
die die Reduktion des Universitäts-
und Forschungsbudget erklären?
62. Müssen Sie sich nicht den Vorwurf
gefallen lassen, dass Sie in den
Budgetverhandlungen für die Universitäten und die österreichische
Forschungslandschaft zu wenig Geld herausgeholt haben?
63. Halten Sie die Kritiken am Universitätsbudget für ungerechtfertigt?
64. Sind die Rektoren der österreichischen
Universitäten keine seriösen
Rechner?
65. Liegen den Rektoren der österreichischen
Universitäten falsche Zahlen
zugrunde?
66. Wie sonst interpretieren Sie die
unterschiedlichen Berechnungen, die seitens
der Universitäten und seitens des
Ministeriums vorgelegt wurden?
67. Was sagen Sie zu den Aussagen des
Rektors der TU-Wien, der meinte,
dass der Regierung die
Universitäten vollkommen „wurscht" sind?
68. Was entgegnen Sie dem Vorwurf des
TU-Wien-Rektors, dass die
Bundesregierung und Sie als
zuständige Ministerin sich aus der
Verantwortung gestohlen, nie ein
Forschungskonzept entwickelt und auch
kein Standortkonzept für die Unis
vorgelegt hätten?
69. Trifft aus Ihrer Sicht der Vorwurf zu,
dass in Ermangelung jedes Konzepts
einfach das Budget ohne jede
Begründung gekürzt wurde?
70. Was halten Sie in diesem Zusammenhang vom
Vorwurf der
Bankrotterklärung der Politik?
71. Warum argumentieren Sie, dass sich die
Universitäten an US-
amerikanischen Benchmarks
orientieren sollen, wenn sich die Regierung
selbst bei der Dotierung der
Uni-Budgets keineswegs an diesen orientiert?
72. Wieso hat auch der FWF, obwohl er ein
wichtiger Geldgeber für die
Universitäten ist - über 90 % der
FWF-Mittel gehen im Rahmen von
Forschungsprojekten an die
Universitäten -, ein um 30 Mio. € drastisch
reduziertes Budget bekommen?
73. Was sagen Sie zu der Tatsache, dass
der FWF ein mindestens doppelt so
hohes Budget haben müsste, um das
Niveau seiner vergleichbaren
europäischen
Schwesternorganisationen (z.B. DFG) zu erreichen?
74. Die öffentlichen Mittel für
biomedizinische Grundlagenforschung in den USA
würden auf die Größe Österreichs
reduziert 800 Mio. € betragen. Dem FWF
stehen dazu jedoch nur 35 Mio. €
zur Verfügung. Wie begründen Sie dieses
Diskrepanz?
75. Was halten Sie davon, dass selbst
international ausgewiesene Expertinnen
bereits auf die prekäre
finanzielle Situation in der österreichischen
Forschungslandschaft aufmerksam
machen?
76. Ist es für Sie kein Warnsignal, wenn sogar Prof. Zeilinger, der sich ja
öffentlich immer wieder für Anliegen der
ÖVP in Zusammenhang mit der Uni-
Reform eingesetzt hat, die fatale
Budgetsituation bemängelt?
77. Was bedeutet es aus Ihrer Sicht für
die Entwicklung der österreichischen
Forschungslandschaft, dass der
FWF aus Budgetknappheit 500 bis 600
Forschungsstellen nicht besetzten
konnte?
78. Wie soll angesichts dessen der laut
EU-Kommissionsbericht in Österreich
dringend nötige Aufbau
wissenschaftlicher „Humanressourcen" gewährleistet
werden?
79. Ist es aus Ihrer Sicht für die
zukünftige Entwicklung Österreichs kein
Problem, dass der Anteil von
Forscherinnen an der Erwerbsbevölkerung in
Österreich lediglich 4,86
Forscherinnen pro 1000 Erwerbspersonen im
Vergleich zu 5,6 in der EU
ausmacht?
80. Sollte es nicht vorrangiges Ziel sein, die mit 31.000 Personen
unterdurchschnittliche Anzahl an
Forscherinnen in Österreich auf das Niveau
vergleichbarer Länder wie etwa der
Schweiz oder Schweden mit bis zu 60.000
zu heben?
81. Welche Strategien haben Sie, um die
Anzahl von Forscherinnen in
Österreich insgesamt zu erhöhen?
82. Welche Maßnahmen haben Sie geplant, um
insbesondere die Anzahl von
Frauen in der Forschung zu
erhöhen?
83. Gibt es seitens Ihres Ressorts oder
auch seitens der Bundesregierung
konkrete und auch budgetierte
Maßnahmen, um den Anteil an Forscherinnen
an der Erwerbsbevölkerung zu
heben?
84. Was gedenken Sie, gegen den Rückgang von Studierenden und
Absolventinnen naturwissenschaftlicher
und technischer Studienrichtungen zu
unternehmen?
85. Wie reagieren Sie darauf, wenn Sie hören,
dass man Ihnen aufgrund des
Sparpakets vorwirft, dass Sie
verantwortlich sind für die „Zerstörung
intellektuellen Kapitals"?
86. Sind rückläufige Universitäts- und
Forschungsbudgets und ein restriktives
Dienstrecht aus Ihrer Sicht dazu
geeignet, die von Ihnen angekündigte
„Heimhol-Aktion" von
österreichischen Wissenschaftlerinnen im Ausland zum
Erfolg zu führen?
87. Welche Rahmenbedingungen können Sie
diesen Forscherinnen an den
österreichischen Unis anbieten?
88. Was sagen Sie zu den Meldungen
unterschiedlichster Uni-Institute, dass die
Resonanz auf
Stellenausschreibungen bedenklich abgenommen hat?
89. Ist Ihnen bekannt, dass sich auf zahlreiche universitäre
Stellenausschreibungen keine oder
deutlich weniger Interessentinnen
melden?
90. Ist Ihnen bekannt, dass der FWF in
seiner letzten Vergabesitzung vor dem
Sommerwegen Geldmangels gezwungen
war, fast alle Bewilligungen
auszusetzen?
91. Wie interpretieren Sie diesen in der
Geschichte des FWF bislang einmaligen
Schritt?
92. Was werden Sie dafür tun, dass es in
Zukunft derartige Vorfälle nicht mehr
geben wird?
93. Sind Sie der Meinung, dass die
geplante, von den Betroffenen und den
Universitäten aber strikt
abgelehnte Zusammenlegung der großen
Forschungsförderungsfonds dazu
beitragen wird, derartige Probleme zu
lösen?
94. Kommen Sie angesichts einer
Akademikerinnenquote von 14 % als
Wissenschaftsministerin nicht in
Verlegenheit, wenn in anderen OECD-
Staaten diese Quote zuwischen 30
und 50 % liegt?
95. Wie wollen Sie die von Ihnen
angekündigte Verdoppelung der
Akademikerinnenquote erreichen?
96. Sind die Studiengebühren dafür ein geeignetes Mittel?
97. Wie können Sie es als zuständige
Ministerin rechtfertigen, dass sich die
Studiensituation an den Universitäten
trotz Einführung der Studiengebühren
kaum verbessert hat, ja im
Gegenteil durch die Sparbudgets zwangsläufig
noch verschlechtern wird?
98. Wie sollen die Universitäten, die
wegen der im internationalen Vergleich zu
geringen Budgetierung sowie einer im
internationalen Vergleich schlechten
Professorinnen-Studierenden-Relation Probleme bei der
Bewältigung des
Andrangs an Studierenden haben, in
der Autonomie mit diesen
Schwierigkeiten umgehen?
99. Was halten Sie von Studienplatzbewirtschaftung?
100. Wie reagieren Sie auf die neuesten
OECD-Daten, die zeigen, dass die
Studienanfägerlnnenquote in
Österreich mit 34 % eines Maturajahrganges
weit unter dem OECD-Schnitt
von 47 % liegt?