836/J XXII. GP
Eingelangt am 24.09.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Jarolim
und GenossInnen
an den Bundesminister für Justiz
betreffend die „Operation letzte Chance"
Efraim Zuroff, Direktor des Wiesenthal Center in Israel
hat vor kurzem Justizminister
Böhmdorfer eine Liste mit 47 „österreichischen Verdächtigen" übergeben (die
47 Männer
werden verdächtigt, in der NS-Diktatur Kriegsverbrechen begangen zu haben)
(siehe profil,
Nr.
39, 22. Sept. 2003, Seiten 32ff)
In diesem profil-Artikel ist zu lesen: „Tatsächlich war
es nicht nur Beweisnotstand, der in
vielen Fällen verhinderte, dass NS-Verbrecher ihre gerechte Strafe bekamen. Der
Vorwurf der
Untätigkeit, den das Wiesenthal Center gegen Österreich erhebt, lässt sich
nicht von der Hand
weisen......"
Efraim Zuroff sagt in der obgenannten Ausgabe des profil in einem Interview (Seite 38) auf
die Frage wie der Justizminister auf die Übergabe der Liste mit 47 „österreichischen
Verdächtigen" reagierte:
"Sehr formell. Ich kann nicht sagen, dass er sehr interessiert war. Er war sich im klaren, dass
es erledigt werden musste "
Profil: Was, das Treffen oder die Verfolgung von NS-Verbrechen?
Zuroff: Der Termin. Wissen Sie was ein „Nudnik" ist? Das ist jemand der Sie ständig stört.
Ich hatte den Eindruck, dass unser Besuch so empfunden wurde."
Im genannten Artikel steht aber auch, dass Justizminister
Böhmdorfer in dieser Sache
Unterstützung zugesagt hatte. Nach dem Treffen mit Zuroff teilte er in einer
Aussendung mit,
dass „auch weiterhin von den österreichischen Strafverfolgungsbehörden jedem
verwertbaren
Hinweis
in diesem Zusammenhang nachgegangen" werde.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den
Bundesminister für Justiz
nachstehende
Anfrage:
1. Welche Schritte wurden von Ihnen bzw.
Ihrem Ressort seit der Übergabe der Liste
mit 47 „österreichischen Verdächtigen" (siehe Einleitung) bereits gesetzt
bzw.
welche
Schritte gedenken Sie bzw. Ihr Ressort im Zusammenhang mit der „Operation
letzte
Chance" noch zu setzen?
2. Wie sieht die zeitliche Dimension der von Ihnen geplanten Schritte aus?
3. Wie beurteilen Sie die Aussage Zuroffs im genannten profil-Artikel, wonach Ihre
Reaktion bei der Übergabe der Liste „sehr formell"
gewesen sei und dass Herr Zuroff
sagt „Ich kann nicht sagen, dass er (der Bundesminister für Justiz, Anmerkung)
sehr
interessiert war"?
4. Wie
beurteilen Sie die Aussage Zuroffs im gegenständlichen Interview, wonach er
sicher sei, „dass es noch ein Mitwissen gibt, dass wir bisher nicht
kennen" und welche
Schritte
gedenken Sie zu setzen, um dieses Mitwissen an den Tag zu bringen?