844/J XXII. GP
Eingelangt am 24.09.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Schönpass
und GenossInnen
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend Initiative „Bildung zum Erfolg"
Anfang September 2003 hat der
Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft die Initiative „Bildung zum Erfolg" gestartet. Laut
eigenen Angaben soll
diese Initiative zur Förderung der österreichischen Landwirtinnen und Landwirte
dienen, vor
allem im Hinblick auf die zukünftigen Herausforderungen wie z.B.
EU-Erweiterung, Reform
der GAP etc.
„Kern" dieser
Initiative sei das Bildungsprogramm für Bäuerliche Familienunternehmen
(bfu). Dieses wird auf der Homepage www.bfu.at vorgestellt und ist offensichtlich
nicht nur
„Kern-,, sondern einziges Element der Weiterbildung im Rahmen der Initiative
des Ministers.
Gemäß den Informationen auf der Homepage handelt es sich beim
„Bildungsprogramm" um
eine vierteilige Seminarreihe, deren Schwerpunkt in der individuellen
Persönlichkeitsentwicklung liegt; ganz im Gegensatz zu der angekündigten
„Vermittlung von
Know-how im Agrarsektor" oder zu Informationen über zukünftige
Herausforderungen für
Landwirtinnen. Die bfu-Trainerlnnen, die auf der Homepage vorgestellt werden,
verfügen nur
zum Teil über pädagogische Ausbildungen. Statt konkreter Seminarinhalte wird
das
Lebensmotto der Trainerinnen als Inhalt angeboten.
Der Bundesminister brüstet sich, Partner
aus Wirtschaft, Handel und Medien für seine
Initiative gewonnen zu haben. Welche Rolle diese Partner, zu denen Konzerne aus
der
chemischen Industrie gehören, einnehmen bzw. welche Vorteile sie aus der
Unterstützung
lukrieren, ist nicht nachvollziehbar.
Gemäß
einer Presseaussendung vereint die Initiative "Bildung zum Erfolg" 12
Partner aus
Wirtschaft und öffentlichem Bereich unter einem Dach:
„Bundesministerium f. Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt u. Wasserwirtschaft
Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreichs
Ländliche Fortbildungsinstitute (LFI)
Bayer Austria
CNH Österreich (Steyr)
BASF
Alois Pöttinger Maschinenfabrik
Zentrale Raiffeisenwerbung (Raiffeisen Landesbanken)
Raiffeisen Ware Austria (RWA) - Unser Lagerhaus
Syngenta
Probstdorfer Saatzucht
LBG Wirtschaftstreuhand und Computerdienst
Sie
setzt auf ein zentrales Politikfeld des Landwirtschaftsministeriums:
Information und
Weiterbildung als Erfolgsfaktoren für jeden einzelnen Landwirt."
Die bedenkliche Konstruktion aus Geschäftsinteressen
verbunden mit öffentlichen Mitteln
läßt für die österreichische Landwirtschaft eine massive Beeinflussung durch
die Sponsoren
aus der chemischen Industrie befürchten. Damit wird auch das mühsam aufgebaute
Image
von Teilen unserer Landwirtschaft als „Bioprodukt-Land" in Frage gestellt.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den
Bundesminister für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft folgende
Anfrage:
1.
Welche Bildungs- und
Weiterbildungsangebote außer „bfu" gibt es im Rahmen der
Initiative „Bildung zum Erfolg"?
2. Das Programm „bfu" gibt es offenbar schon
länger als die Initiative „Bildung zum Erfolg"
- seit wann genau und wie wurde es bisher finanziert?
3. Worüber
werden die österreichischen Landwirtinnen und Landwirte im Detail in den 11
geplanten Informationsveranstaltungen informiert?
4.
Wozu dienen die
Medienkooperationen mit 5 Verlagshäusern und wie sehen diese
Kooperationen im Detail aus?
5. Wie werden die österreichischen Landwirtinnen
und Landwirte im Rahmen der Initiative
„Bildung zum Erfolg" konkret über die bevorstehende EU-Erweiterung
informiert?
6. Wie werden die österreichischen Landwirtinnen und
Landwirte im Rahmen der Initiative
„Bildung zum Erfolg" konkret über die bevorstehende GAP-Reform informiert?
7. Welches pädagogische Konzept liegt dem Programm „bfu" zugrunde?
8. Von wem wurde das „bfu"-Konzept erstellt?
9. Nach welchen Kriterien wurden die „bfu"-Trainerlnnen ausgewählt?
10. Halten Sie die „bfu"-Seminare für
ausreichend, um die österreichischen Landwirtinnen
und Landwirte auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten?
11. Nach welchen Kriterien wurden die strategischen Partner aus der Wirtschaft ausgewählt?
12. Welche Geschäftsbereiche bzw. Produkte
hat Bayer Austria und worin besteht konkret
die Kooperation mit dieser Firma?
13. Welche Geschäftsbereiche bzw. Produkte
hat CNH Österreich (Steyr) und worin besteht
konkret die Kooperation mit dieser Firma?
14. Welche Geschäftsbereiche bzw. Produkte
hat BASF und worin besteht konkret die
Kooperation mit dieser Firma?
15. Welche Geschäftsbereiche bzw. Produkte
hat Alois Pöttinger Maschinenfabrik und worin
besteht konkret die Kooperation mit dieser Firma?
16. Welche Geschäftsbereiche bzw. Produkte
hat Zentrale Raiffeisenwerbung (Raiffeisen
Landesbanken) und worin besteht konkret die Kooperation mit dieser Firma?
17. Welche Geschäftsbereiche bzw. Produkte
hat Raiffeisen Ware Austria (RWA) - Unser
Lagerhaus) und worin besteht konkret die Kooperation mit dieser Firma?
18. Welche Geschäftsbereiche bzw.
Produkte hat Syngenta und worin besteht konkret die
Kooperation mit dieser Firma?
19. Welche Geschäftsbereiche bzw.
Produkte hat Probstdorfer Saatzucht und worin besteht
konkret die Kooperation mit dieser
Firma?
20. Welche
Geschäftsbereiche bzw. Produkte hat LBG Wirtschaftstreuhand und
Computerdienst und worin besteht konkret die Kooperation mit dieser Firma?
21. Welcher Betrag fließt von diesen Firmen in die Initiative „Bildung zum Erfolg"?
22. Wie werden die Sponsor-Gelder dieser Firmen im einzelnen eingesetzt?
23. Wieviel kostet die Initiative
„Bildung zum Erfolg" das Bundesministerium für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft insgesamt und welcher Anteil wird
von
welchem Partner in welchem Ausmaß übernommen?
24. Was bringen die Landwirtschaftskammern in das Projekt ein und in welchem Ausmaß?
25. Was bringen die Ländlichen Fortbildungsinsitute in das Projekt ein
und in welchem
Ausmaß?
26. Bringen die Partner aus der Wirtschaft auch Sachspenden ein?
27. Wenn ja: welche und in welchem Ausmaß?
28. Wie sieht die Kooperation mit der deutschen „Andres Hermes Akademie" konkret aus?
29. Wird von der deutschen „Andres
Hermes Akademie", die sehr ähnliche Kurse wie jene
der „bfu" anbietet, Know-how zugekauft?
30. Wenn ja, in welchem Umfang und zu welchem Preis?
31. Haben Sie keine Bedenken, Unternehmen
aus der chemischen Industrie mit ihren
spezifischen Interessen als Sponsoren für ein derartiges Projekt einzubinden?
32. Welche anderen Maßnahmen
setzen Sie, um die österreichischen Landwirtinnen und
Landwirte angesichts der im Wandel begriffenen Rahmenbedingungen im Agrarsektor
zu
unterstützen?