1014/J XXII. GP
Eingelangt am 03.11.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
des
Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
betreffend
Missstände im Bereich kinderheilkundlicher Versorgung und im Bereich
des Umgangs mit gesundheitspolitisch relevanten Daten
Anlässlich des Erscheines des Buches „Weggelegt - Kinder ohne Medizin?" kam es
zu einem sofortigen reflexartigen Dementi der in diesem Buch formulierten
Versorgungsdefizite im Bereich der Kinderheilkunde.
So wurden noch vor der Pressekonferenz im Rahmen der Buchpräsentation von der
AKH-Leitung sowie vom ÖBIG die im Buch gezogenen Schlüsse mangelnder
Versorgungsstandards im Bereich von Lebertransplantationen und herzchirurgischen
Eingriffen bei Kindern als unwissenschaftliche Kritik zurückgewiesen.
Das ist politisch höchst bedenklich und gesundheitspolitisch kontraproduktiv.
Bis heute gibt es von den politisch Verantwortlichen keine Stellungnahme.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1)
Sind Ihnen diese öffentlichen Auseinandersetzungen um Daten und Fakten
der medizinischen Versorgung von Kindern in
Zusammenhang mit dem
Erscheinen des Buches
„Weggelegt" bekannt?
2) Wenn ja, warum haben Sie sich dazu bis jetzt nicht geäußert?
3)
Gedenken Sie, zu den aufgeworfenen Problemkreisen in der Kinderheilkunde
Stellung zu nehmen?
4)
Woher beschaffen Sie sich die dazu notwendigen unabhängigen
Informationen?
5) Welche Maßnahmen setzen Sie, um zur
eigenen Meinungsbildung und
Entscheidungsfindung
ein Höchstmaß an Objektivität, Transparenz und
Kompetenz unter
Ausschluss jedweder Befangenheit zu garantieren?
6)
Die auf Anfrage der Autorinnen gelieferten Daten des ÖBIG stehen, was die
Bettenzuteilung
an die einzelnen Abteilungen der Univ.-Klinik für
Kinderheilkunde
betrifft, in Widerspruch zu den tatsächlich vorhandenen
Bettenkapazitäten.
Wie erklären sich diese
Widersprüche und welche Schlüsse ziehen Sie
daraus?
7)
Die Zahl der vom ÖBIG angegebenen Herzoperationen ist zu niedrig,
während die Zahl der
nach Herzoperationen verstorbenen Kinder sehr hoch
ist. Beides
widerspricht Aussagen leitender Herzchirurgen des AKH Wiens
sowie jenen der
Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Kardiologie.
Wie erklären Sie sich
diese Diskrepanz?
8)
Wie können generell gesundheitspolitische Maßnahmen gesetzt werden,
wenn im Detail
bereits derartig massive Datenwidersprüche im
österreichischen Gesundheitssystem existieren?
9)
Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um die im internationalen Vergleich
deutlich zu
niedrige Lebertransplantationsrate bei Kindern zu erhöhen?
10) Lt. den Autorinnen existieren klare
Versorgungsmängel bei Kindern mit
seltenen Erkrankungen, die eine Betreuung durch Subspezialistlnnen der
Kinderheilkunde erfordern würde.
Was sind die Ursachen dieses Mangels und wie soll dieser behoben werden?
11) Profilbildungen und
Schwerpunktsetzungen im Bereich der Kinderheilkunde
haben primär an den entsprechenden Universitätskliniken zu erfolgen.
Bestehen diesbezügliche Kooperationen zwischen ihrem Ministerium und dem
Wissenschaftsressort?
12) Wenn nein, warum nicht?
13) Im Bereich der Primärversorgung durch
praktische Ärtztlnnen bestehen im
internationalen Vergleich Mängel in der allgemeinmedizinischen Ausbildung.
Welche Maßnahmen planen Sie, um diese Ausbildung zu verbessern?
14) Im Gegensatz zum Fach Innere Medizin
existieren im internationalen
Vergleich in Österreich nur wenige SubSpezifizierungen im Bereich der
Kinderheilkunde. Welche Maßnahmen planen Sie, um diese Defizite an
Spezialistinnen zu beseitigen und die daraus resultierenden
Versorgungsmängel zu schließen?
15) Sind im Ärztegesetz Erweiterungen im
Sinne einer SubSpezialisierung im
Bereich der Kinderärztinnen geplant?
16)
Im Rahmen der Debatte um das erschienene Buch wurden Mängel in der
bundeseinheitlichen Datenerfassung sichtbar.
Welche Maßnahmen zur Behebung dieses Mangels werden von Ihnen
gesetzt?
17) Von Seiten einiger verantwortlicher
Institutionen (AKH, ÖBIG) wurden sowohl
Daten und Zahlen dieser Publikation bestritten als auch die
Wissenschaftlichkeit der gezogenen Schlüssen angezweifelt.
Diese Angriffe auf die Autorinnen halten einer exakten Analyse allerdings
nicht stand.
Welche
Maßnahmen werden Sie setzen, um Transparenz und Klarheit über
die Qualitätsstandards kinderärztlicher Versorgung zu gewährleisten?
18) Werden Sie weiterhin hinnehmen, dass
ausschließlich Betroffene und damit
möglicherweise Befangene auf Kritik von außen reagieren oder gedenken Sie,
eine unabhängige, international zusammengesetzte Kommission mit der
Klärung strittiger Fragen zu beauftragen?